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Kriminalisierung der Seenotrettung„Dass Menschen ertrinken, ist Kalkül“

Warum Demos für Seenotrettung mehr sind als nur Symbolpolitik, erklären Verena Papke von SOS Méditerranée und die Rapperin Sookee.

Eine Gruppe aus dem Mittelmeer geretteter Flüchtlinge nahe der Küste vor Malaga Foto: dpa
Volkan Ağar
Interview von Volkan Ağar

taz: Sookee, Frau Papke, eine liberale Zeitung diskutierte zuletzt dar­über, ob man das mit der privaten Seenotrettung nicht lieber lassen sollte. Was hilft es da, sich mit Rettungswesten fotografieren zu lassen?

Sookee: Nichts zu tun ist keine Alternative. Selbst wenn es um Symbolpolitik geht, um Menschenketten und Lichterketten, auch wenn das ein bisschen hippiesker Scheiß aus den 80er Jahren ist, oder ob man anders Öffentlichkeitsarbeit unterstützt: Alle sollten tun, was nach ihren Ressourcen möglich ist. Zu sagen: „Das bringt ja eh nichts“, ist großer Unfug. Damit macht man es sich sehr leicht. Ich finde, dass Menschen, die öffentlich sind, hier in der Pflicht stehen zu unterstützen, weil eine Öffentlichkeit ja auch sie unterstützt. Das ist ein Geben und Nehmen.

Verena Papke: Wir sehen ja, dass es sehr viele Menschen gibt, die für Seenotrettung stehen. Es gibt viele, die nicht dagegen sind, sondern dafür. Wenn sie eine Rettungsweste anziehen und sich solidarisch erklären, ist das eine Art und Weise, sich zu solidarisieren, die alle anderen verstehen.

Erreicht man so auch Menschen, die sich gegen die Seenotrettung positionieren? Kommt man mit ihnen ins Gespräch?

Papke: Ich glaube nicht, dass ein Seehofer eine Einladung annehmen würde, um mit uns über unsere Arbeit zu diskutieren. Wir würden das machen. Wir stellen uns dem und auch den Vorwürfen, die man uns macht, weil sie schlichtweg haltlos sind. Man wirft uns vor, wir würden Recht brechen. Das Gegenteil ist der Fall.

Sookee: Bestimmte Leute wird man nicht ohne weiteres überzeugen können. Mein Foto mit einer Rettungsweste wird Seehofer nicht umstimmen. Aber es geht ja auch darum, diesen Leuten klarzumachen, dass sie nicht die Hegemonie bilden. Dass sie nicht diejenigen sind, die einfach schalten und walten können. Wir lassen uns nicht verarschen.

Bild: Eylül Aslan
Im Interview: Sookee

heißt mit bürgerlichem Namen Nora Hantzsch. Sie ist Rapperin, Queerfemi­nistin und Aktivistin.

Die „Festung Europa“ ist heute viel manifester als noch vor fünf Jahren. Wie erklären Sie sich das?

Sookee: Europa ist keine Festung. So wie sich die Mitgliedstaaten zueinander verhalten, sind es mehrere Festungen. Wenn man schaut, wie viele Flüchtlinge im Nahen Osten und auch in diversen afrikanischen Ländern aufgenommen werden, dann ist das ein Witz. Wieso sagt Europa nicht: „Wir und die sind jetzt alle da. Können wir jetzt bitte alle überlegen, wie wir uns denen gegenüber solidarisch verhalten, indem wir untereinander solidarisch sind?“

Papke: Heute verstehen alle besser, was mit „Festung Europa“ gemeint ist. Italien, das zivilen Seenotrettungsschiffen gerade nicht erlaubt, in seinen Häfen anzulegen, ist lange Zeit seinen humanitären Verpflichtungen nachgekommen. Die Italiener haben in den letzten Jahren Hunderttausende Geflüchtete aufgenommen. Viele Menschen in Italien sind immer noch positiv eingestellt gegenüber Flüchtlingen. Es gibt immer auch die anderen. Es ist wichtig, das zu sehen. Es gibt viele, die sich solidarisieren mit Seenotrettern. Und ja, die Mehrheit wählt zumindest nicht links. Das sind politische Realitäten, gegen die man angehen muss. Und gegen die man angehen kann.

Und wer geht dagegen an?

Im Interview: Verena Papke

ist Geschäftsführerin von SOS Medi­terranée Deutschland. Die NGO hat mit dem Schiff „Aquarius“ seit 2016 Tausen­de Schiffbrüchige gerettet.

Papke: Auch in Deutschland gibt es Leute, die jetzt denken: Ich kann mit so einem Innenminister nichts anfangen. Das ist eine Chance. Auch vielen Menschen, die eigentlich nicht sehr politisch sind, geht das zu weit. Das sieht man daran, dass sie auf die Straße gehen wegen dem, was Seehofer da losgelassen hat, und weil Seenotretter kriminalisiert werden. Das ist das Gute an dieser Debatte. Die spaltet zwar, gleichzeitig bewegt sich aber etwas.

Sookee: Menschen wählen auch aus anderen Gründen CDU und CSU als dem dringenden Wunsch, eine Obergrenze einzuführen. Wahlprogramme sind vielfältig, keine Wählerschaft ist einheitlich und somit auch die Gesellschaft nicht. Ich finde es wichtig, immer an die Menschen zu erinnern, die diese Scheiße nicht mitmachen. Es ist wichtiger, die Leute zu supporten, die einen wieder aus der Situation herausmanövrieren, als Ursachen zu betrauern. Spannender ist die Frage: Wie geht es wieder raus?

Auf dem Mittelmeer sehen Seenotretter derzeit aber nicht wirklich einen Ausweg, oder?

Papke: Im Juni sind so viele Menschen auf dem Mittelmeer gestorben wie schon lange nicht mehr. Sie sind ertrunken, weil keine zivilen Seenot­organisationen da waren. „Jugend rettet“, „Seawatch“, „Lifeline“ können aus fadenscheinigen Gründen nicht auslaufen. Die „Moonbird“ kann als Aufklärungsflugzeug nicht fliegen. Und die „Aquarius“ von SOS Méditerranée liegt seit vier Wochen in Marseille im Hafen. Dass Menschen ertrunken sind, ist politisches Kalkül. Es geht darum, dass man nicht nur Menschen nicht retten will, sondern auch nicht will, dass da Leute sind, die sehen, dass Menschen ertrinken. Wollen europäische Regierungen ernsthaft, dass der Tod vor den Toren Europas noch nicht mal mehr bezeugt wird?

Was können Menschen konkret tun, damit Seenotretter ihre Arbeit wieder aufnehmen können?

Der Protest-Sommer

Den Auftakt machten am 7. Juli Tausende Menschen, die in mehr als zehn deutschen Städten unter dem Motto „Seebrücke statt Seehofer“ gegen das Sterben im Mittelmeer und die Kriminalisierung von Seenotrettung protestierten.

Die Bewegung, die daraus entstanden ist, organisiert seither zahlreiche Aktionen überall in Deutschland, von Berlin bis Lörrach. Allein am Samstag gab es Demos in 19 Städten, am Sonntag in weiteren 7.

Das Symbol der Bewegung ist die Farbe Orange: „Bekenne Farbe“ lautet der Aufruf zum Tragen von Rettungswesten, Fahnen oder Halstüchern.

Den Überblick über die kommenden Aktionen und die über 60 engagierten Organisationen gibt es auf seebruecke.org. Am 4. August soll mit dem „Day Orange“ in vielen deutschen und europäischen Städten der nächste große Aktionstag stattfinden.

Papke: Sie können sich solidarisieren. Damit politischer Druck auf die EU-Staaten, insbesondere die Mittelmeerstaaten ausgeübt wird, nicht nur NGO-Schiffe, sondern jedes Schiff mit Geretteten an Land gehen zu lassen oder zumindest die Menschen von Bord gehen und sie an einen sicheren Ort bringen zu lassen. Und Druck ausüben, damit Europa eine solidarische Lösung findet. Die Dublin-Regelung ist nicht solidarisch.

Sookee: Es geht darum, zu sagen: Wir tragen das nicht mit! Und dass die Strategie nicht aufgeht, Dinge unsichtbar zu machen. Zu sagen: Wir sehen das, und wir nehmen das nicht hin. Und öffentliche Leute, die davon leben, dass sie öffentlich sind, müssten alle die entsprechenden Hashtags mit sich rumtragen und ein „Seebrücken statt Seehofer“-Shirt, einfach DIY mit einem Edding draufgeschrieben. Sie müssten damit das Internet vollspülen und sagen: Hier stehen wir als Gesellschaft, losgelöst von dem, was irgendeine Regierung gerade durchsetzt.

Papke: Bevor sich die Debatte dar­über so polarisiert hat, wurde Seenotrettung gar nicht thematisiert. Ab dem Moment, an dem sie wahrgenommen wurde, wurde sie kriminalisiert. Wenn man zurückgeht und schaut, wie die zivilen Seenotrettungsorganisationen entstanden sind, sieht man, dass sie nur deswegen existieren, weil bis dato kein europäisches Seenotrettungsprogramm eingeführt wurde. Deswegen haben zivile Organisationen gesagt: Wir sorgen dafür, dass Menschen nicht sterben. Eine Forderung von SOS Méditerranée ist von Anfang an ein europäisches Seenotrettungsprogramm gewesen. Wir würden uns ja gerne überflüssig machen.

Glauben Sie an eine baldige europäische Lösung?

Papke: Wir tun zumindest alles dafür. Wir zeigen auf, dass Europa nicht solidarisch handelt. Und wir sind auch ein Symptom europäischer Uneinigkeit und jahrzehntelanger Nichtsolidarität. Diese hat sich nun so zugespitzt, dass selbst wir kriminalisiert werden. Ob es am Ende eine Lösung geben und wie auch immer sie aussehen wird, weiß ich nicht. Aber unsere Aufgabe ist es, aufzuzeigen, dass genug Menschen eine solche einfordern.

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42 Kommentare

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  • "STELL DIR VOR IN DEN BOOTEN SÄßE DEINE FAMILIE"; ein Transparent von Seite eins. Erstens, auf den Bildern, die ich sehe, ist meistens nichts von einer "Familie" zu sehen. Es sind durchgehende junge Männer! Zweitens: Ich bin Vater von drei Söhnen, und da kann ich sagen, unter keinen Umständen säße "meine Familie" in den Booten! Ich weiß nicht, ob dieses Transparent nur von der "Dummheit" des Protestanten zeugen soll, aber mit der Realität hat es nichts zu tun. Ich würde als Familienvater dafür kämpfen, dass sich in meinem Land etwas ändert und nicht meine Kinder auffordern sich auf gefährliche Schlauchboote zu begeben. Drittens: Diese Demonstrationen sagen nicht sehr viel aus. Nur dass es wohl genau so viele Menschen gibt, die für die Seerettung sind als auch dagegen. Die Politik von Frau Merkel hat etwas geschafft, was es noch nie gab: Das Volk ist fifty fifty total zerstritten. Das gab es noch nie, so lange ich denken kann! Divide et Impera! Hieß dieses Prinzip bei den Alten Römern!

    • @Wilfried Bergmann:

      "Zweitens: Ich bin Vater von drei Söhnen, und da kann ich sagen, unter keinen Umständen säße "meine Familie" in den Booten!"

      Sie würden ihre Kinder also eher sterben oder vergewaltigen lassen als in solch ein Boot zu setzen... Interessant...Ich hoffe ihre Kinder müssen das nicht irgendwann auf tragische Weise erfahren.

      Was müssen das für Schreckliche Menschen gewesen sein die ihre Kinder auf die Wilhelm Gustloff gaben...

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Wilfried Bergmann:

      ...ausserdem, unser aller Vorfahren kamen aus AFRIKA.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Wilfried Bergmann:

      ..."junge Männer" gehören also nicht zu Ihrer Familie?



      Sehr seltsame Einstellung, die Sie uns hier offenbaren.

    • @Wilfried Bergmann:

      Können Sie sich vorstellen, in einem Land aufgewachsen zu sein, in dem Ihre Biographie keinesfalls diese Ihre Sicht hervorgbracht hätte? Wären Sie, geboren Anfang 20 Jahrhundert, der Widerstandskämpfer im dritten Reich geworden?



      Der Verlauf der Biographie ist entscheidend dafür, wie wir Vernunft, Risiko und Chance definieren. Ihr Verlauf lässt offensichtlich nicht mehr zu, als bis zu diesem Tellerrand zu blicken. Soll heißen, Sie übertragen so naiv das mentale Produkt aus Ihrem Leben auf Menschen anderer Kultur und Lebensumstände.

    • @Wilfried Bergmann:

      Menschen die Rettung zu verweigern ist absolut indiskutabel.



      Menschen auszubeuten ebenso.



      Dass die "Kinder" (männl.) dieser Länder zu "uns" kommen ist nur logisch, denn "wir" haben sie ausgeraubt und betrogen – und zwar nicht erst seit gestern…

      "Divide et Impera", damit hat spätestens und massiv ein gewisser Herr Schöder mit Unterstützung der Grünen begonnen (AlG2, prekäre Beschäftigung, Heuschrecken), nicht erst Frau Merkel, auch wenn ich mit Merkels Politik "trotzdem" nicht einverstanden bin.

      Und bitte verwechseln Sie nicht, dass ein "dafür kämpfen, dass sich in meinem Land etwas ändert" in Deutschland etwas völlig anderes bedeutet, als in einem Land, das weit, weit entfernt von Mitbestimmung und Freiheit ist.

      Und bitte beachten Sie, dass unsere Regierung(en) stets die Potentaten dieser Länder unterstützt haben – nicht die arme Bevölkerung, denn bei dieser ist nixxx von der "Entwicklungs"Hilfe angekommen.

      Mich wundert es nicht die Bohne, dass diese Menschen jetzt bei uns vor der Tür stehen und teilhaben wollen an einem gesicherten, freien Leben - mal ganz abgesehen davon, wie frei wir hier wirklich noch leben….

    • @Wilfried Bergmann:

      "Erstens, auf den Bildern, die ich sehe, ist meistens nichts von einer "Familie" zu sehen. Es sind durchgehende junge Männer!"?



      Es mag zwar schwer vorstellbar sein, aber auch diese jungen Männer sind Teil einer Familie. Und was sagt die Tatsache das es sich um junge Männer handelt jetzt genau aus? Sind diese jetzt minderwertiger als wenn es sich um Frauen handelt und sie können ja gerne im Meer ertrinken?

      • @Sapperlot:

        Der Einstieg über solche Formargumente ist leider ziemlich typisch für AfDler - weil er etwas Wahres hat: "Familie" weckt nicht zufällig die Assoziation mit "Frauen und Kinder". Mit diesem Bild zu argumentieren, ist ein durchschaubarer Psychotrick, der (auch in modernen Gesellschaften immer noch tief verwurzelte) Schutzinstinkte wecken soll.

        Das macht die Leben der verzweifelten jungen Männer sicher nicht weniger wertvoll, aber die Rettungsbefürworter sollten solche Propaganda nicht nötig haben - und sie daher lassen. Es gibt den Rechten nur Munition und eine Vorlage, ihre Lieblingsklischees ("Die sind alle kriminell, haben es auf unsere Sozialleistungen abgesehen und stellen nur die Vorhut dar") ins Spiel zu bringen.

      • @Sapperlot:

        Hier handelt es sich wohl um eine sexuell motivierte Meinung.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Libyen ist out, die Flüchtlinge kommen jetzt in Cadiz an.



    Die beiden Regierungswechsel in Madrid und Rom haben zur Folge, dass die afrikanische Flüchtlingsroute mal wieder umgeleitet wird.



    Das faschistische Rom hat dicht gemacht und lässt die Menschen ertrinken und Spaniens neue sozialdemokratische Regierung weckt bei den Flúchtlingen, die die politischen Ereignisse in Europa sehr genau verfolgen, Hoffnung. Sanchez hat quasi als einziger energisch gegen die Abschottungspolitik auf EU-Ebene gegengesteuert und jetzt muss er die Suppe auslöffeln. Die Aufnahmestellen in Andalusien platzen aus allen Nähten. Warum? Weil u.a. die marokkanische Küstenwache in die andere Richtung schaut. Die EU wird dem Königreich am Atlas und Antiatlas sehr viel Geld zahlen müssen, damit von dort keine Flüchtlingsboote mehr abfahren. Und der marokkanische Staat wird die Gehälter seiner Küstenwächter erheblich anheben müssen, damit die sich von den Schleppern nicht schmieren lassen.



    Es gibt also potentiell drei Einfallstore nach Europa: Die Türkei, Libyen und Marokko. Das heisst Europa ist dreifach erpressbar, wenn es auf Abschottungspolitik setzt und begibt sich in die Hände unberechenbarer Politiker und Warlords. Die Flüchtlinge lassen sich ihrerseits nicht abschrecken und werden neue Routen finden, wie z.B. die Wiederaufnahme der Kanarenroute.



    Mit dem Klimawandel, den wir ja hauptsächlich herbeiführen, und dem Anstieg der Bevölkerung in Afrika wird der Drang nach Norden zunehmen. Selbst wenn Hunderttausende im Meer ertrinken, werden Hunderttausende in Europa irgendwie an Land gehen. Das wird passieren, wenn Europa weiterhin eine auf Profit basierende Entwicklungspolitik betreibt und nicht wirklich solidarisch handelt. Wenige Menschen verlassen ihre Familien, ihre Dörfer, ihre Heimat aus freien Stücken. Wie viele Millionen Deutsche sind aus Not ausgewandert, waren Wirtschaftsflüchtlinge, wie viele Italiener, Iren, Polen...? Und keiner konnte sie aufhalten.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Die Trümmer der Geschichte gehen ihren unaufhaltsamen Weg und holen alle wieder ein. Solidarität unter den Menschen ist alles was bleibt, je mehr wir uns vergeschwistern desto mehr sind wir.

  • Ein seltsames politisches Kalkül, dass man Menschen "ertrinken lassen will" aber keine Zeugen dabei haben will. Wie ist das gemeint?

    • @Lutz Maximilian:

      Wahrscheinlich keine europäischen Zeugen. Wenn Menschen ertrinken, kommen keine anderen (das wäre das Kalkül). Zeugen möchte man keine, da es dann einen Aufschrei gäbe. Nachvollziehen kann ich die Aussage - auch wenn sie etwas knapp ist.

  • "Europa ist keine Festung. So wie sich die Mitgliedstaaten zueinander verhalten, sind es mehrere Festungen."

    Das hier kritisierte Verhalten beruht auf einer wesentlichen Grundlage der europäischen Verträge. Insoweit kann ich die Kritik nicht teilen.

  • Menschen in Seenot muss geholfen werden - auch dann, wenn sie sich freiwillig oder wissentlich in Seenot begeben. Allerdings sollte die Rettungsaktion keine falschen Signale aussenden, die da lauten: "wenn ihr den Schleppern Geld zahlt und dabei das Risiko eingeht, zu ersaufen, retten wir euch und ihr kommt auch nach Europa." Die aus Seenot Geretteten sind dorthin zu bringen, von wo sie losgefahren sind. Worüber niemand redet: haben die Flüchtlinge überhaupt Papiere oder wandern sie wieder - wie in 2015 - unkontrolliert und identitätslos ein?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Nicky Arnstein:

      "Die aus Seenot Geretteten sind dorthin zu bringen, von wo sie losgefahren sind."

      Das würde aber unter Umständen gegen das Seerecht verstoßen. Die Menschen müssen in einen sicheren Hafen gebracht werden, den gibts aber in Libyen z.B. gar nicht.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Immerhin sind die aus Seenot Geretteten selber freiwillig nach Lybien eingereist und von dort in See gestochen. Wieso sollte es unzumutbar sein, sie dort wieder an Land zu bringen?

        Das Seerecht zielt auf derartige Faelle nicht ab.

        Seenot wird hier bewusst herbeigefuehrt, um sich Zugang zu einem Land zu erzwingen. Das moegen sie OK finden, aber bitte argumentieren sie dann auch ehrlich.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Peer:

          "Immerhin sind die aus Seenot Geretteten selber freiwillig nach Lybien eingereist und von dort in See gestochen. Wieso sollte es unzumutbar sein, sie dort wieder an Land zu bringen?"

          Das spielt dabei aber keine Rolle. Nicht alles was Menschen für sich selbst riskieren, darf ein Staat Menschen zumuten.

          "Das Seerecht zielt auf derartige Faelle nicht ab."

          Da gibt es andere Meinungen zu:

          "Die EU-Innenminister wollen dennoch, dass gerettete Flüchtlinge in afrikanische Transitstaaten zurückgebracht werden sollen. Nach geltendem Seerecht dürfen Flüchtlinge nur in sichere Häfen verbracht werden. Doch was ist ein sicherer Hafen? Die Interpretation der seerechtlichen Normen ist im Falle von in Seenot geraten Flüchtlingen im Zusammenhang mit der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) auszulegen. Ein sicherer Ort ist nur dann gegeben, wenn Flüchtlinge nicht fürchten müssen in Staaten verbracht zu werden, in denen sie Verfolgung und erniedrigender Behandlung ausgesetzt sind. Daher gilt: Das sogenannte Non-Refoulement-Verbot aus Art. 33 Abs. 1 der GFK verbietet die von der EU avisierte Rückschiebungspraxis."

          www.proasyl.de/new...ten-und-aufnehmen/

        • 9G
          98589 (Profil gelöscht)
          @Peer:

          Kann Ihnen nur zustimmen!



          Sie begeben sich auf maroden Booten in Lebensgefahr , voller Hoffnung gerettet zu werden.



          Das ist ein Dilemma, das schwer zu lösen ist. Antworten darauf gibt es keine, leider.



          Eine Städte in D haben zugesagt Bootsflüchtlinge aufnehmen zu wollen. Das wird begeistert in der Presse aufgenommen.



          Was genau habne die Städte aber angeboten? Nehmen sie alle Flüchtlinge auf, immer?



          Wie soll das gehen mit Wohnung, Arbeit, Versorgung usw?



          Dazu hab ich nichts gelesen.



          Warum gibt es keine Sondersteuer für Reiche? Warum wird dann dieses Geld nicht benutzt um direkt in den Ländern zu helfen? Warum tut man nicht mehr für. d i e. Menschen, die in Flüchtlingslagern festsitzen und sich die Schlepper nicht leisten können?

          Ich warte immer noch voller Hoffnung auf eine politische Handlung.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Dann muss Europa mit Staaten in Afrika und Mittleren/Nahen Osten Gespräche führen, die einen sicheren Hafen haben und die Flüchtlinge in ihre Heimatländer zurückführen.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Aber warum sollten diese Staaten eher für die Flüchtenden verantwortlich sein, als die europäischen Staaten?

          Wie wollen wir überhaupt über Verträge garantieren, dass in den "sicheren" Staaten nicht zu unmenschlichen Behandlungen kommt? Das schafft Europa ja kaum in Griechenland oder Bulgarien sicherzustellen.

  • Dass viele Fluechtlinge "im Nahen Osten und auch in diversen afrikanischen Ländern aufgenommen werden" ist verstaendlich: Diese Laender koennen davon ausgehen, dass die Fluechtling bei Zeiten wieder in ihre Heimat zurueckkehren, da es in den aufnehmenden Laendern keinen grossen Anreiz zu bleiben gibt. Zudem sind die Ausgaben pro Fluechtling ueberschaubar.

    In Europa gibt es hingegen einen extrem hohen Anreiz auch nach Wegfall der Fluchtursache zu bleiben, die Kosten fuer den Sozialstaat sind enorm. Verbunden mit einem praktisch handlungsunfaehigen Rechtssystem bleibt einem EU-Staat dann kaum eine Moeglichkeit als mit allen Mitteln zu verhindern, das ein Schutzbeduerftiger EU-Boden ueberhaupt betritt. Gescheitert am Idealismus.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Peer:

      "Diese Laender koennen davon ausgehen, dass die Fluechtling bei Zeiten wieder in ihre Heimat zurueckkehren, da es in den aufnehmenden Laendern keinen grossen Anreiz zu bleiben gibt."

      Wieso denn das nicht? Auch in Afrika gibt es zwischen den Ländern große Wohlstands- und Freiheitsunterschiede. Das ist nicht nur im weißen Europa so.

      Oder was ist für Sie ein Anreiz zu bleiben? Gelten da auch soziale Kontakte oder nur soziale Transfers?

    • @Peer:

      Sorry, aber sie Spekulieren über Flüchtlinge innerhalb des Nahen Osten und Afrikas und haben überhaupt keine Ahnung.



      Die Realität sieht dort komplett anders aus.



      Alles schön zurechtbiegen bis es ins eigene Weltbild passt.

    • @Peer:

      Interessant, was Sie sich in Ihrem unwissenden Kopf so an Argumenten zurecht basteln! Oder haben Sie sich etwa mal intensiver mit dem Thema befasst? Würde mich schon interessieren, wenn Sie da mit Fakten aufwarten könnten!

    • 8G
      82430 (Profil gelöscht)
      @Peer:

      MannMannMann, Peer, wie Sie das so schreiben: "Wegfall der Fluchtursache", "Kosten für den Sozialstaat", "Gescheitert am Idealismus".



      Sie wollen Allen Ernstes überblicken, WANN jemand sich zum Verlassen seiner Heimat genötigt oder wenigstens veranlasst sieht? Und dann wollen Sie demjenigen auch noch erklären, er/sie möge bitte dorthin flüchten, wo es WENIGER kostet? Und dann … schnauf … zerren Sie auch noch den armen Idealismus hervor, um wen auch immer daran scheitern zu lassen?



      Sookee: "Spannender ist die Frage: WIE geht es wieder raus?"



      Vielleicht denken Sie einfach mal darüber nach, anstatt sich neben all den anderen selbsternannten Realisten im Selbstmitleid der angeblich übervorteilten Europäer zu wälzen. Danke.

      • @82430 (Profil gelöscht):

        Wenn Sie schon bei Begriffen wie "Wegfall der Fluchtursache" oder "Kosten für den Sozialstaat" die Fassung verlieren, wird es absehbar schwer, mit Ihnen sachlich zu diskutieren.

        Natuerlich kann niemand einem Fluechtling vorschreiben, "WANN jemand sich zum Verlassen seiner Heimat genoetigt oder wenigstens veranlasst sieht". Aber ein Fluechtlinge aufnehmender Statt kann, und muss, festlegen, welche Ursachen hinreichend fuer eine Aufnahme und Bleibe im eigenen Land sind. Und er muss diese Festlegung auch durchsetzen koennen. Sehen Sie das anders?

        Wollen Sie absprechen, dass "WANN jemand sich zum Verlassen seiner Heimat genötigt oder wenigstens veranlasst sieht" nicht nur abhaengt vom Zustand in seiner Heimat sondern wesentlich auch vom erwarteten Lebensstandard in seinem Fluchtzielland?

      • 8G
        83492 (Profil gelöscht)
        @82430 (Profil gelöscht):

        Könnten Sie mir bitte Ihre Idee der Verhältnisse in Deutschland beschreiben, wenn die deutsche Flüchtlingspolitik nach Ihren Vorstellungen gestaltet wäre?

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @83492 (Profil gelöscht):

          Was wollen Sie jetzt?

          Das wir Ihnen hier ein ganzes Zuwanderungsgesetz samt Integrationskonzept präsentieren?

          Als allererstes könnten wir beginnen endlich vernünftig Geld in die Hand zu nehmen, um jeder* und jedem* einen Platz in einem Integrationskurs garantieren (das ist zurzeit nicht so, siehe Link unten). Dann könnten wir die Lehrkräfte dort anständig bezahlen und die Kurse mit gutem Material ausstatten, so dass die Qualität der Kurse steigt.

          Dann muss mehr Wohnraum für alle Menschen in Deutschland geschaffen werden. Die dezentrale Unterbringung ist eine der Hauptvoraussetzungen für gute Integration.

          Usw.

          www.sueddeutsche.d...1-180225-99-232217

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Ich weiß nicht, ob die Menschen, die hier leben und über steigende Mieten und mangelnden Wohnraum klagen, Verständnis dafür aufbringen, dass die deutsche Politik nur noch die Probleme von Flüchtlingen, die hierher kommen wollen oder die schon hier sind, vor Augen hat. Seit 2015 ist es (neben dem Israel-Gaza-Konflikt) Thema Nummer 1 in den Medien. Die Wähler möchten, dass sich ihre Politiker in erster Linie um die Probleme im Land kümmern und sie lösen: Wohnungsknappheit, steigende Miete, Arm-Reich-Schere, Kinderarmut, Altersarmut, etc. etc. lösen. Ja, das mag sehr egoistisch klingen und verglichen mit den Flüchtlingen geht es uns sehr gut, aber dennoch sorgt es für Unmut, wenn man die Probleme im Lande aus den Augen verliert und nur noch darüber streitet, ob man Flüchtlinge aufnehmen/abschieben soll oder darf.

            • 9G
              98589 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              Kann Ihnen nur zustimmen!



              Selbst Teile der CSU sind es leid, dass es immer nur um Flüchtlinge geht und die Probleme, die Sie in Ihrem Kommentar genannt haben, aussen vor bleiben.

              Dieses "alle anderen Themen unter den Teppich kehren" wird uns als braune Grütze auf den Kopf fallen.



              Dann hat es mal wieder keiner kommen sehen.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              "dass die deutsche Politik nur noch die Probleme von Flüchtlingen, die hierher kommen wollen oder die schon hier sind, vor Augen hat."

              Hat sie doch gar nicht. Wo sehen Sie Anzeichen dafür?

              Es ist wohl so, dass die politische Debatte zu wichtigen Themen in Deutschland vom Thema Flucht und Migration überlagert wird. Dabei geht es aber weniger um die Probleme oder Bedürfnisse von Geflüchteten, als um die angeblichen Probleme, die durch die Flüchtenden ausgelöst würden.

              "Wohnungsknappheit, steigende Miete, Arm-Reich-Schere, Kinderarmut, Altersarmut, etc. etc. lösen."

              Das sind alles Fragen, die unabhängig vom Fluchtthema besprochen werden sollten. Diesen Problemen wurde aber auch vorher schon zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.







              Auch ich finde es absurd, dass wir uns wegen der Bayern-Wahl nur mit dem Hass der CSU beschäftigen müssen, anstatt über die wiklichen Sorgen in Deutschland zu streiten.

              • 9G
                98589 (Profil gelöscht)
                @74450 (Profil gelöscht):

                Ja, ich stimme Ihnen zu. Die von Ihnen genannten Fragen kamen immer schon zu kurz. Jetzt allerdings kann die Politik diese durch ein anderes Thema völlig aussen vor lassen.



                Die Anzahl der hier ankommenden Menschen wird die o.g. Fragen noch vertiefen und für diejenigen, die davon betroffen sind, noch sichtbarer machen.



                Sehen Sie irgendwo politische Lösungsvorschläge?



                Glauben Sie wirklich daran, dass es politisch gewollt ist, Abhilfe zu schaffen?



                Es wird auf diese Art und Weise eine Reservemannschaft geschaffen für den Niedriglohnsektor. Genau dort werden sich die Verteilungskämpfe abspielen.



                Nur dieses politische Nichthandeln hat es ermöglicht, dass jetzt Nazis im Bundestag sitzen. Die braunen Dumpfbacken gab es schon vorher sicher, waren nie ganz verschwunden, aber mit diesem absurden"Wir schaffen das" wird auch geduldet, dass braun wieder salonfähig wird.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @98589 (Profil gelöscht):

                  "Sehen Sie irgendwo politische Lösungsvorschläge?

                  Glauben Sie wirklich daran, dass es politisch gewollt ist, Abhilfe zu schaffen?"

                  Ich sehe schon Lösungsvorschläge. Die sind medial aber nicht so präsent wie das Migrationsthema. Beim Thema Altersarmut wird zum Beispiel endlich das Problem der Unterversorgung von Erwerbsgeminderten angegangen. Über das Rentenniveau wird nach wie vor diskutiert.

                  Auch beim Thema Wohnungen geht es voran. Nicht schnell genug, aber immerhin steigen die Neubauzahlen stetig an. Mit der Mietpreisbremse wurde versucht die Mietsteigerung zu reduzieren, aber das hat schlecht funktioniert. Es sind durchaus Vorschläge und Initiativen vorhanden. Zum Beispiel das bei Neubauprojekten immer ein Teil Sozialwohnungen eingeplant werden müssen. Es muss aber natürlich auf jeden Fall mehr werden.

                  www.neues-deutschl...ungen-im-jahr.html

                  www.n-tv.de/politi...ticle20448423.html

                  www.spiegel.de/wir...gen-a-1147315.html

                  "Die Anzahl der hier ankommenden Menschen wird die o.g. Fragen noch vertiefen und für diejenigen, die davon betroffen sind, noch sichtbarer machen."

                  Das es in bestimmten Bereichen der Knappheit noch knapper wird, liegt auf der Hand. Es gibt aber gleichzeitig auch einen positiven Arbeitsmarkteffekt. Gerade für Geringerqualifizierte, die in der Betreuung und bei der Integration beispielsweise als Integrationslotsen Beschäftigung finden.

                  "Es wird auf diese Art und Weise eine Reservemannschaft geschaffen für den Niedriglohnsektor. "

                  Bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage wird diese Mannschaft sofort eingewechselt, sobald die Sprachkenntnisse ausreichen.

                  • @74450 (Profil gelöscht):

                    Haben Sie das einer Regierungsbroschüre entnommen oder vom Bundespresseamt?

                    • 7G
                      74450 (Profil gelöscht)
                      @Rolf B.:

                      Wenn Sie Zitationsregeln kennen, können Sie sich diese Frage selbst beantworten. ;)

  • Warum retten wir die Leute nicht und bringen sie zurück. So wie es jetzt läuft machen sich ja auch die Retter schuldig weil durch die Rettung mehr Leute Flüchten und somit mehr ertrinken. Ausserdem geht es so ja nicht weiter - entweder ändern die NGOs das oder sie bleiben im Hafen und die Menschen ertrinken..

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Timelot:

      "So wie es jetzt läuft machen sich ja auch die Retter schuldig weil durch die Rettung mehr Leute Flüchten und somit mehr ertrinken."

      Dann macht sich auch jede*r Ersthelfer*in an ein Unfallstelle schuldig, die*der eine*n Raser*in das Leben rettet. Damit fördert er*sie riskante Fahrmanoeuver und gefährdet sich und andere.

      Wenn Sie so einen abstrakten Schulbegriff haben, sollten Sie übrigens auch auf die Nutzung von Mobiltelefonen u.ä. verzichten, die mit nur Rohstoffen aus Afrika funktionieren. Sonst machen Sie sich schuldig, dass Menschen flüchten müssen und ggf. im Mittelmeer ertrinken.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

        Das Dilemma (welches in dem Interview leider nicht angesprochen wurde) ist doch, dass durch das Bewusstsein, dass es eine Rettung gibt, in See gestochen wird. Dadurch werden mehr Menschen animiert, das Risiko auf sich zu nehmen und zu sterben. Die Option könnte sein, die Rettung einzustellen. Es werden (m.E.) gleichwohl weitere Flüchtlinge versuchen, Europa zu erreichen und einige werden sterben. Wissend, dass dies der Fall ist, nichts zu tun, ist es daher auch keine Möglichkeit, nichts zu tun. Welche Lösungen gibt es? M.E. zwei:

        Legale Fähren nach Europa - dann besteht kein Interesse Schleppern Geld zu zahlen UND ein Risiko zu haben.

        Die Menschen retten und "zurück" bringen, welches Land dies auch immer bedeutet.

        Menschen zu retten, um sie nach Europa zu bringen, schafft den Anreiz sich dem Risiko auszusetzen.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Strolch:

          "Das Dilemma (welches in dem Interview leider nicht angesprochen wurde) ist doch, dass durch das Bewusstsein, dass es eine Rettung gibt, in See gestochen wird. Dadurch werden mehr Menschen animiert, das Risiko auf sich zu nehmen und zu sterben."

          Jaja. Nicht alles, was erstmal einleuchtend klingt, stimmt dann auch in Wirklichkeit.

          Eine Studie von Forschenden der Uni Freiburg und Florenz haben sich die Zahlen zum Mittelmeertranist mal angesehen.

          Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass es in Phasen verminderter Rettungsbemühungen keineswegs weniger Flüchtende gab. Es gab aber mehr Tote.

          "Question 3: Do Search and Rescue (SAR) operations encourage more and riskier crossings? [...]

          The findings (Fig 3) show that the number of arrivals in the low-SAR period was not higher than in the equivalent high-SAR periods, as predicted by the pull factor hypothesis. In fact, arrivals were highest in the low-SAR period. Moreover, we can observe that mortality rates were substantially higher in the low-SAR period (Triton I) than in the periods before and after."

          www.law.ox.ac.uk/r...7/03/border-deaths

    • @Timelot:

      Wer ist 'wir'?

  • Der Zuwanderungsbeauftragte von Schleswig-Holstein Stefan Schmidt äußert sich in per Pressemitteilung zu den Maßnahmen gegen das Seenotrettungsschiff „Lifeline“ und zu den Vorwürfen gegen ihren Kapitän im EU-Mitgliedsstaat Malta.

    Stefan Schmidt ist Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille. Die Internationale Liga für Menschenrechte zeichnete ihn 2009 in Berlin für außerordentliche Zivilcourage und seinen besonderen Beitrag zur Verwirklichung der Menschenrechte aus. Mit dieser Auszeichnung wurde Schmidt satzungsgemäß Ehrenmitglied der Liga.

    Als Kapitän des Schiffes „Cap Anamur“ rettete Schmidt im Juni 2004 im Mittelmeer 37 Personen aus Seenot. Der Motor ihres Schlauchbootes war ausgefallen, die Kammern verloren Luft und das Boot drohte zu kentern. Die entkräfteten Männer verfügten weder über Trinkwasser noch Nahrung. Schmidt nahm sie zwischen Malta und Lampedusa an Bord. Dafür wurde er von einem italienischen Gericht wegen Schleusung angeklagt. Die Anklage bei der Eröffnung des Prozesses am 27. November 2006 in Agrigento/Sizilien lautete: Bandenmäßige Beihilfe zur illegalen Einreise in besonders schwerem Fall. Die Staatsanwaltschaft forderte vier Jahre Haft und 400.000 € Geldstrafe. Die soziale Existenz des Kapitäns, der lediglich dem Imperativ des internationalen Seerechts gefolgt war, in Seenot geratene Personen zu retten und an einen sicheren Ort zu bringen, war bedroht.

    Erst im Oktober 2009 wurde der Kapitän Stefan Schmidt freigesprochen. Die Feier zur Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille am 13. Dezember 2009 nahm Schmidt zum Anlass, seine Auszeichnung mit zwei tunesischen Fischern zu teilen, die ihrerseits Flüchtlinge aus Seenot gerettet und nach Lampedusa gebracht hatten. Allein durch die willkürliche Zerstörung ihrer Fischerboote wurde ihr Lebensunterhalt in Frage gestellt.

    ilmr.de/2018/eu-mi...ans-stefan-schmidt