Krieg in Nahost: Israels Armee legt Tunnel frei

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben das Hauptquartier der islamistischen Hamas in Chan Junis gestürmt. Dort soll der Sitz der Hamas sein.

31. Dezember 2023 in Gaza: Israelische Soldaten kämpfen weiter gegen die Terrororganisation Hamas Foto: Israel Defense Forces

TEL AVIV/GAZA dpa | Fast drei Monate nach Beginn des Gaza-Krieges setzt Israels Armee ihre intensivierten Angriffe in dem schwer zerbombten Küstenstreifen fort und meldet militärische Erfolge. Wie die Armee am Sonntagmorgen mitteilte, seien im Norden und Süden Gazas weitere Terroristen von Kampfflugzeugen ausgeschaltet und Tunnelschächte freigelegt worden. Im umkämpften Chan Junis im Süden des von Israel abgeriegelten Küstengebiets wurde nach Armeeangaben das Hauptquartier der islamistischen Hamas in der Stadt gestürmt.

Darin habe sich auch die Geheimdienstzentrale der Terrororganisation befunden, sagte der Armeesprecher Daniel Hagari am Vorabend. Es seien in Gaza bereits „mehr als 8.000 Terroristen eliminiert“ worden, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am selben Abend nach Mitteilung seines Büros. Unabhängig konnten diese Angaben nicht geprüft werden.

Die Streitkräfte konzentrieren sich nach eigenen Angaben derzeit vornehmlich auf den Süden des Küstengebiets mit der Stadt Chan Junis sowie auf den mittleren Gazastreifen. Israel vermutet, dass sich in den unterirdischen Tunneln unter Chan Junis der Anführer der Hamas im Gazastreifen, Jihia Sinwar, versteckt hält. „Wir sind dabei, den Kampf gegen die Hamas zu intensivieren“, sagte Netanjahu. Im Norden ist Israels Armee nach eigenen Angaben derweil dabei, die vollständige Kontrolle über das Gebiet auszuüben. Dort konzentriere man sich nun auf die letzte noch verbliebene Hochburg der Hamas in der Stadt Gaza, das Viertel Tufah, erklärte Armeesprecher Hagari.

Zerstörungen haben gewaltige Ausmaße

Israels wochenlange Bombardierungen haben in dem abgeriegelten Küstenstreifen, der kaum größer ist als die Stadt München, gewaltige Zerstörungen angerichtet. Wie das Wall Street Journal am Samstag unter Berufung auf die US-Geheimdienstbehörde US Office of the Director of National Intelligence (ODNI) berichtete, hatte Israels Armee allein bis Mitte Dezember 29.000 Bomben abgeworfen. Nahezu 70 Prozent der 439.000 Häuser und Wohnungen seien beschädigt oder zerstört. Auch die Industriezone im Norden sei inzwischen fast völlig zerstört, hieß es unter Berufung auf eine Analyse der Weltbank.

„Das Wort „Gaza“ wird in die Geschichte eingehen wie Dresden und andere berühmte Städte, die bombardiert wurden“, zitierte die Zeitung Robert Pape, Politikwissenschaftler der Universität von Chicago. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage und der hohen Zahl ziviler Opfer geriet Israel zuletzt international immer mehr in die Kritik. Doch die Regierung bleibt hart. „Die Hamas wird besiegt werden“, sagte Netanjahu und zitierte die Worte des Generalstabschefs der Armee, Herzi Halevi: „Der Krieg wird noch viele Monate andauern“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.