Korruptes IOC und Olympia: Made in China
Die olympischen Sportfunktionäre schlüpfen in Peking zwangsläufig in die Schurkenrolle. Sie sind keine bloßen Marionetten.
Es sind kraftvolle Bilder. In den nächsten zwei Wochen werden noch viele dieser Bilder zu sehen sein. Sie transportieren eine heile olympische Welt. Sie sind mächtig. Sie setzen ein Land ins beste Licht, das nach Macht strebt, Macht in der Welt, Macht über seine eigene Bevölkerung. Es sind gefährliche Bilder.
Schneesportlerinnen und Eisläufer reisen aus der ganzen Wintersportwelt an und können sich kaum wehren, wenn sie zu Statisten in der großen Propagandashow ganz im Sinne des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping werden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das die Spiele nach 2008 nun schon zum zweiten Mal nach Peking vergeben hat, trägt die Verantwortung dafür, dass Athletinnen voller Angst nach China reisen.
Sportler, die sich darüber informiert haben, mit welch brutalen Methoden die muslimische Bevölkerung in der Provinz Xinjiang unterdrückt wird, die kein Verständnis dafür haben, dass und mit welchen Methoden die Demokratiebewegung in Hongkong niedergeschlagen wurde, und die sich Sorgen machen, in einem Land Sport zu treiben, das eine Tennisspielerin isoliert, die eine Vergewaltigung durch einen Politbonzen öffentlich gemacht hatte, sie reisen eingeschüchtert ins Olympialand.
Alles andere als demokratisch gesinnt
Das IOC hat sich einem Land angedient, um das es aus westlicher Sicht besser einen großen Bogen gemacht hätte. Wundern muss man sich dennoch nicht darüber. Denn der Bund der Olympier, der alle zwei Jahre seine riesigen Sportfeste veranstaltet, ist alles andere als ein Verein demokratisch gesinnter Menschen. Unter den 103 stimmberechtigten Mitgliedern sind Vertreter von Katar, Saudi-Arabien, Russland oder eben der Volksrepublik China. Wenn eines dieser Länder den Finger hebt und sich als Ausrichter der Spiele bewirbt, können die anderen Mitglieder ihnen ja schlecht das Recht dazu absprechen.
Das IOC vertritt Schurken genauso wie Funktionäre aus Ländern, die sich zum Westen zählen. Finden die Spiele in einem Land wie China statt, bleibt dem IOC nichts anderes übrig, als selbst in die Schurkenrolle zu schlüpfen. Es ist nun wirklich nicht zu erwarten, dass IOC-Präsident Thomas Bach auch nur ein kritisches Wort zur Menschenrechtslage in China verlieren oder etwa nur die totale Überwachung aller offiziellen Olympiareisenden durch eine verpflichtende App kritisieren wird.
Mehr als eine Marionette
Thomas Bach ist mehr als eine Marionette der chinesischen Propaganda. Bis zum Ende der Spiele ist er selbst aktiver Teil des chinesischen Regimes. Das IOC gehört zu China, es gehört China.
2014, als die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi stattgefunden haben, machte das IOC eine ähnliche Figur wie rund um die Spiele in diesem Jahr. Es lobte das Ausrichterland für die irrwitzigen olympischen Neubauten, feierte den Bau von Rodelbahn und Sprungschanze, freute sich über den schnellen Zugang zu den Schneesportorten im Kaukasus und äußerte sich partout nicht zu den Umweltzerstörungen dieser Auto- und Zugtrasse, für die das Flussbett eines schützenswerten Gebirgsbachs weitgehend zubetoniert wurde. Der olympische Gigantismus erlebt immer dann besonders groteske Höhen, wenn autokratische Staatslenker ihre Bevölkerung durch ein nationales Sportweihefest hinter sich scharen wollen.
Beste Propagandasätze
Das IOC, vertreten durch den deutschen Präsidenten Thomas Bach, nimmt diesen Gigantismus dankend an und liefert wie auf Bestellung durch Chinas KP die besten Propagandasätze höchstselbst. Zu dem wahnwitzigen Plan, während einer Pandemie, die vor allem in der winterlichen Nordhalbkugel täglich für neue Rekordzahlen an Infizierten sorgt, in einem Land mit Zero-Covid-Strategie Olympische Spiele durchzuziehen, fällt Bach nur Positives ein. Peking 2022 sei das erste Sportgroßereignis seit Beginn der Coronapandemie, das zum von Beginn an geplanten Zeitpunkt stattfinden könne. Der Loop, wie die dauergetestete Blase, in der sich die wildesten Überwachungsphantasien manifestiert haben, von den Olympiern genannt werden soll, wird gefeiert wie die Holzschindelarchitektur der nagelneuen Rodelbahn in Yanqing.
Das vom IOC beförderte Streben nach immer neuen olympischen Superlativen hat dazu geführt, dass immer weniger Wintersportorte an traditionellen Standorten in den Alpen, den Gebirgen Nordamerikas oder in Skandinavien ihre Bevölkerung für die Ausrichtung Olympischer Winterspiele gewinnen können. Auch München hätte sich mit Garmisch-Partenkirchen um ein Haar für die Spiele 2022 beworben. In Bürgerentscheiden wurde die Idee niedergestimmt.
Für Garmisch längst zu groß
Wer damals guten Gewissens mit Nein gestimmt hat, mag sich fragen, ob angesichts des Pekinger Wahnsinns ein positives Votum nicht angebracht gewesen wäre. Doch für einen Ort wie Garmisch-Partenkirchen sind die Spiele längst zu groß geworden. Weitere Eingriffe in die vom Wintersport ohnehin schon stark beeinträchtigte alpenländische Natur waren nicht mehr vermittelbar. Ob der Wintersport, vor allem der auf Schnee, in Zeiten der Klimakatastrophe überhaupt eine Zukunft hat, auch das wird eine Frage sein, die sich aufdrängt, wenn die Bilder von den Kunstschneepisten in China um die Welt geschickt werden.
Das IOC wird diesen Fragen wie üblich gekonnt ausweichen und sich erst einmal an den magischen Bildern von den Sportstätten in China ergötzen. Die Olympischen Winterspiele von Peking sind gewiss die finstersten, die seit Langem stattgefunden haben. Den meisten Bildern von dort wird man es nicht ansehen.
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