Konzerttipps der Woche: Neue Musik ohne Risiko
Vorzüge des Radios, Neues von der Orgel, Musiktheater mit Robotern und Jazzforschung von Training sind diese Woche in Berlin zu erleben.
E in effektiver Schutz in der Pandemie hört auf drei Buchstaben und ermöglicht, bei gegebenen Voraussetzungen, am Kulturprogramm teilzunehmen, ohne sich aus den eigenen vier Wänden herausbewegen zu müssen: UKW. Pardon, heute muss es längst heißen: DAB. Doch es soll ja noch unbeugsame Radiohörer geben, die ihre Apparate mit Antenne betreiben und Signale aus dem Äther empfangen. Das Festival Ultraschall Berlin, das am Mittwoch (19. Januar, 20 Uhr) beginnt, ist seit jeher als Radiofestival im Vorteil.
Im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter, die Sender Deutschlandfunk Kultur und RBB Kultur, sich notgedrungen auf eine reine Rundfunkübertragung der Konzerte ohne Publikum beschränkt. Jetzt sind Aufführungen vor Publikum wieder möglich, sodass das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Jonathan Stockhammer mit dem Klavierduo GrauSchumacher im großen Sendesaal des RBB im Haus des Rundfunks zum Auftakt am Mittwoch nicht vor leeren Sitzreihen spielen muss.
Gleichwohl kann, wer sich bei der Sache nicht ganz wohl fühlt, aus der sicheren Distanz, dafür mit den Verfremdungen, die Aufzeichnungen mit sich bringen, die dargebotenen Werke des Schweizer Komponisten Dieter Ammann, seines italienischen Kollegen Luca Francesconi und der serbischen Komponistin Milica Djordjević, die ihre Klangfarbenforschung diesmal im Namen des flüchtigen Quecksilbers betreibt, von zu Hause aus live verfolgen.
Einige Beiträge experimentieren sogar mit dem Format, etwa die neuseeländische Komponistin Celeste Oram, die am Sonnabend (21. Januar, 20.30 Uhr) mit dem Ensemble Adapter „Yunge Eylands Varpcast Netwerkið“, eine „experimentelle Radio-Oper“, im Radialsystem vorstellen wird (19.-22. Januar, verschiedene Orte, Tickets im VVK u.a. bei www.eventim.de, www.ultraschallberlin.de).
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Orgelpfeifen und Roboterchöre
Den Vorzug des Distanzhörens bietet die Reihe „Modular Music“ zwar nicht so ganz, dafür ist die in Kooperation mit dem Festival CTM von singuhr veranstaltete erste Station im Januar aber die nächstbeste Variante zwischen Konzert und Installation, bei der das Publikum Tickets für bestimmte Zeiten buchen kann. Die Berliner Künstler Phillip Sollmann und Konrad Sprenger haben in der Betonhalle des Silent Green ein „Modular Organ System“ entwickelt, mit im Raum verteilten Orgelpfeifen, die elektronisch angesteuert werden.
Am Mittwoch (19. Januar) stellen sie ihre Arbeit vor, danach kommen von Tag zu Tag wechselnde „performative Interventionen“ hinzu, unter anderem von der schwedischen Komponistin Ellen Arkbro oder vom in Berlin lebenden US-amerikanischen Klangkünstler Arnold Dreyblatt (Gerichtstr. 35, tägl. 16-22 Uhr, Tickets für Zeitslots: ctm.stager.de, 16/11 €).
Eine „elektro-akustische Uraufführung“ präsentiert am Donnerstag (20. 1.), das Berliner Duo gamut inc. mit seinem Musiktheater „robot opera R.U.R. – Rossums Universal Robots“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von Karel Čapek aus dem Jahr 1920, in dem zum ersten Mal der Begriff „Roboter“ verwendet wurde. Marion Wörle und Maciej Śledziecki von gamut inc. haben die Musik dazu komponiert und inszenieren ihre Arbeit selbst, das Libretto stammt vom Schriftsteller Frank Witzel, der RIAS Kammerchor tritt per Videozuschaltung als „Chor der Menschen“ und „Chor der Roboter“ in Erscheinung. Weitere Aufführungen folgen am 21. und 22. Januar (Gustav-Adolf-Str. 2, je 20 Uhr, ab 13 €, Tickets: delphi.reservix.de).
Jazz gibt es diese Woche, etwa das Duo Training am Mittwoch (19. Januar) im Zigzag Club. Training sind der Saxofonist Johannes Schleiermacher und der Schlagzeuger Max Andrzejewski, die ihre Instrumente um elektronisches Gerät erweitern, genauso wie ihren Jazzansatz, der sich neben Free Jazz in allerhand andere Richtungen wuchern darf. Den Abend teilen sie sich mit dem ebenfalls neuerungsfreudigen Quintett Queen Jazz Live (Hauptstr. 89, 21 Uhr, 15/10 €, Tickets: zigzag-jazzclub.berlin).
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