piwik no script img

Konflikt um katalanische UnabhängigkeitAutonomie außer Kraft

Mariano Rajoy kündigt Neuwahlen in Katalonien innerhalb von sechs Monaten an. Die Zentralregierung will außerdem die Medien unter Kontrolle stellen.

Proteste am Samstag in Barcelona Foto: dpa

Madrid taz | Spaniens konservativer Ministerpräsident Mariano Rajoy setzt die Autonomie Kataloniens außer Kraft. Nach einer Sondersitzung seines Kabinetts legte er der zweiten Kammer des spanischen Parlaments, dem Senat, einen detaillierte Plan vor, wie er gedenkt, mit Hilfe des Artikels 155 der spanischen Verfassung in Katalonien „Gesetz und verfassungsmässige Ordnung“ wieder herzustellen.

Dies sei notwendig, da sich die katalanische Regierung „ausserhalb des Gesetzes gestellt“ habe, erklärte Rajoy und verwies auf das Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober, dass trotz Verbot durch das Verfassungsgericht abgehalten wurde. Es ist das erste Mal in der 39-jährigen Geschichte der aktuellen spanischen Verfassung, dass Zwangsmaßnahmen gegen eine Autonome Region eingeleitet werden.

Die Anwendung des Artikels 155 habe vier Ziele, so Rajoy: „Zur Legalität zurückkehren, die Normalität wieder zu erlangen, die weitere wirtschaftliche Erholung zu sichern und so bald wie möglich Wahlen anzusetzen.“ Rajoy malte ein erschreckendes wirtschaftliches Szenario aus. Ein unabhängiges Katalonien würde 25 bis 30 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verlieren. 1.000 Unternehmen hätten ihren Hauptsitz in den letzten Wochen aus Katalonien wegverlegt. Schon deshalb müsse er eingreifen.

Das Recht Neuwahlen zum Autonomieparlament auszurufen, fällt mit den Zwangsmaßnahmen Rajoy selbst zu. Er werde dies tun, sobald es gelinge, die Lage zu normalisieren. Er sprach von einer Frist von bis zu sechs Monaten. Die sozialistische PSOE und die rechtsliberalen Ciudadanos, die mit Rajoy die Maßnahmen in Katalonien abgesprochen haben, würden am liebsten bereits im Januar an die Urnen gehen. „Wir werden sehen. wich Rajoy einer entsprechenden Frage aus.

Kontrolle über Polizei und Medien

Bis zu Neuwahlen wird Katalonien direkt der Regierung Rajoys unterstellt. Der Chef der katalanischen Autonomieregierung Generalitat, Carles Puigdemont, sein Stellvertreter Oriol Junqueras sowie alle Minister werden ihres Amtes enthoben. Ob die Zentralregierung Politiker oder Technokraten nach Barcelona schickt, oder die Ministerien in Madrid die Verwaltung Kataloniens übernehmen, ließ Rajoy offen.

Fortan wird Madrid so sensible Bereiche wie die Führung der Autonomiepolizei Mossos d'Esquadra, die Finanzen der Region, aber auch Bildung und das öffentliche Fernsehen und den Rundfunk übernehmen. Das lässt nichts Gutes erwarten. Denn Rajoys konservative Partido Popular (PP) sowie die rechtsliberalen Ciudadanos beschuldigen seit Jahren die Lehrer des katalanischsprachige Schulsystems, den Nationalismus zu fördern, und die Medien, nicht objektiv zu sein.

Der spanische Ministerpräsident greift in die katalonische Autonomie ein Foto: reuters

Auch das katalanische Parlament büßt Kompetenzen ein. Es hat fortan nicht mehr das Recht, eine neue Regierung zu bilden und Rajoy kann gegen alle Entscheidungen der gewählten Volksvertreter binnen 30 Tagen ein Veto einlegen, wenn er sie nicht für verfassungsgemäß erachtet. „Dies setzt die Autonomie und die Selbstregierung Kataloniens nicht außer Kraft, aber es enthebt diejenigen Personen ihres Amtes, die Autonomie und Selbstregierung ausserhalb des Gesetzes gestellt haben“, erklärte Rajoy.

Bis zur Umsetzung dieses Planes wird wohl noch eine Woche ins Land gehen. Noch am Samstag befasst sich das Präsidium des Senats mit dem Dokument. Anschließend wird es einer Kommission aus Vertretern aus allen Autonomen Regionen Spaniens vorgelegt. Diese studiert den Plan, hört Puigdemont und stimmt dann ab. Sollten sie, was zu erwarten ist, mehrheitlich der Anwendung des Artikels 155 zustimmen, wird – vermutlich am kommenden Freitag – eine Plenarsitzung des Senats einberufen. Rajoys Partido Popular (PP) hat im Senat die absolute Mehrheit und wird von PSOE und Cuidadanos unterstützt.

Großdemonstration angekündigt

Gegenstimmen sind nur von Podemos und den Nationalisten aus unterschiedlichen spanischen Regionen zu erwarten. Diese verlangten in den vergangenen Wochen immer wieder einen Dialog beider Seiten. Rajoy lehnte dies im Rahmen einer Pressekonferenz erneut ausdrücklich ab, obwohl der katalanische Regierungschef Puigdemont immer wieder Gespräche angeboten hatte und gar ein persönliches Treffen der beiden Kontrahenten vorschlug.

Puigdemont hatte am Morgen zu einer Sondersitzung seines Kabinetts gerufen. Mit am Tisch saßen die Vertreter der Katalanischen Nationalversammlung (ANC) und Òmnium. Diese beiden Organisationen bilden das Rückgrat der Bürgerbewegung für die Unabhängigkeit. Ihre Chefs wurden vergangenen Montag in Haft genommen. Der Aufruf zu friedlichen Demonstrationen wird ihnen als „Aufstand“ ausgelegt.

Heute um 17 Uhr rufen ANC und Òmnium zu einer Großdemonstration in Barcelona für die Freilassung ihrer inhaftierten Vorsitzenden auf. Puigdemont und seine Kabinett werden mit von der Partie sein. Um 21 Uhr dann, will der katalanische Regierungschef eine Fernsehansprache halten. Es wird erwartet, dass er weitere Schritte bekannt gibt.

Bei der Kabinettssitzung vom Morgen wurde über die Bildung einer katalanischen „Regierung der nationalen Einheit“ mit Vertretern von Parteien und bekannten Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft beraten. Diese könnte dann kommende Woche als Antwort auf den 155 die Unabhängigkeit ausrufen. Für diesen Fall bereitet die spanische Generalstaatsanwaltschaft die Verhaftung Puigdemonts wegen „Rebellion“ vor. Darauf stehen bis zu 30 Jahre Haft.

450.000 Menschen demonstrierten schließlich am Samstagnachmittag in Barcelona für die Freilassung von Sànchez und Cuixart. Zur Kundgebung hatte das Bündnis „Tisch für die Freiheit“ gerufen, dem neben ANC und Òmnium 40 weitere Organisation und Gewerkschaften auch aus dem nichtnationalistischen Lager angehören. Die Mitglieder der Regierung Puigdemonts nahmen ebenso teil, wie auch die Bürgermeisterin von Barcelona Ada Colau.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

93 Kommentare

 / 
  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    "Ihre Vorurteile sind bemerkenswert".

    Klar, für die herrschende liberale Ideologie, der Sie anscheinend auch angehören, haben alle Antikapitalisten Vorurteile und sind Opfer von gefährlichen Verschwörungstheorien.

    Dass aber Kapitalisten in der Regel aus individuellen Profitinteresse handel und selten fürs Gemeinwohl, fällt bei Ihnen sicher in die Mottenkiste alter marxistischer Klassenkampfparolen. Nur schauen Sie sich mal um, wer in Europa den Ton angibt und wie es um die Lohnabhängigen gerade in Spanien bestellt ist, wo trotz Wirschaftswachstum die Arbeitslosigkeit immer noch bei fast 20% liegt, die Jugendarbeitslosigkeit gar über 50% und wo die Reallöhne dieses Jahr laut Banco de España um 4% gesunken sind und es keine langfristigen festen Arbeitsverträge ausser im öffentlichen Dienst mehr gibt. Sie werden mich fragen, was hat das mit der Verlegung der Sitze der Banken und Unternehmen von Katalonien ins restliche Spanien zu tun? Denken Sie selber nach!

    Ich kann sehr gut Zölle und Steuern auseinander halten. Und genau BMW und Goldmann Sachs werden es so einrichten, dass der Brexit ihnen nicht schaden kann, zweifeln Sie etwa daran?

    " Die Separatisten haben die eigene Wirtschaft bereits so geschädigt..." Oder hat die Wirtschaft die Separatisten geschädigt im Einvernehmen mit Brüssel und Madrid?

    Ich unterstütze auf keinen Fall Leute wie Puigdemont, die gegen ihr eigenes Interesse handeln, da sie selber Wirtschaftsliberale sind und alle Anschläge der Zentralregierung auf die Lohnabhängigen, Studenten und Sozialhilfeempfänger mitgetragen haben, aber ich kann mich nicht darüber freuen, dass die Kapitalisten einmal mehr Krieg gegen die Lohnabhängigen führen, um eine ihnen nicht genehme demokratisch gewählte Regierung absetzen zu lassen.

    Die Anwendung des Artikels 155 machen die Sitzverlegungen der Kapitalisten eh überflüssig und das leuchtet Ihnen nicht ein, der Sie so ein toller Wirtschafts-und Rechtsexperte sind?

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Die Antwort gilt Tom Farmer

  • "Rajoy ist nicht Franco.

    Puigdemont ist nicht Mandela"

     

    The Guardian hátte es nicht besser beschreiben können!

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Tino Trivino:

      Und Angela ist kein Rolling Stone...

  • Um eine Gleichbehandlung mit dem Kosovo zu erwirken, wird den Katalanen nichts anderes übrig bleiben, als eine terroristische Armee aufzubauen, die Blutbäder unter der nichtkatalanischen Bevölkerung anrichtet und auf entsprechende Reaktionen aus Madrid zu warten.

     

    Okay, nebenher sollten sie noch Waffen für ihre Morde aus dunklen Kanälen aus Deutschland beziehen und möglichst kriminell im Ausland tätig sein, z.B. im Drogenhandel und in der Zwangsprostitution.

    Jetzt unter CDUCSUFDPGRÜN wird aus Deutschland ähnlich wie damals beim Kosovo-Konflikt schnell die Kampagnen wie "Mach' meinen Dealer und die Zuhälter meiner Lustfrauen nicht an!" und ein Eingreifen der Bundeswehr gegen die spanische Regierung wäre wahrscheinlich.

     

    In den Koalitionsverhandlungen ist doch schon über Europa gesprochen worden. Hat irgendjemand da was von mehr Demokratie und weniger Unterdrückung in der EU mal gesagt?

    • @Age Krüger:

      Was ist eigentlich Ihre Motivation, sich hier an dieser Debatte mit wilden Stellungnahmen zugunsten der Post-Franco-Faschisten zu beteiligen? Doch nicht ethnischer Hass auf Albaner? Sind Sie so primitiv?

      • @Kunz:

        Ja, ich bin so primitiv erzogen, dass ich noch Werte wie "Gerechtigkeit" kenne. Und dann bin ich auch noch so primitiv, dass ich keine Gewalt mag. Und es ist eben nicht gerecht, wenn zwei Gruppen das gleiche machen, es unterschiedlich zu beurteilen. In keinem der beiden vergleichbaren Fälle liegt eine Notwehrsituation von Seiten der sich unabhängig erklärenden vor. Im Kosovo maximal eine der Serben.

         

        Ich kann daran nix ändern, wenn sich nun wieder neue "Faschisten" auf das berufen, was andere Faschisten vorher sich herausgenommen haben. Ich habe auch nie irgendeinen der Faschisten, wie Sie sie nennen würden wie Schröder, Fischer, Scharping und Co. gewählt. die die UCK unterstützten.

    • @Age Krüger:

      Die Situation im Kosovo war schon etwas anders. Diese dauernden Vergleiche sind ermüdend.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Jedes Land ist anders aber Spanien hatte schon seine Gründe die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anzuerkennen.

        • @jhwh:

          Natürlich. Allerdings hilft das ständige Gerede über das Kosovo nicht bei der Lösung des aktuellen Konflikts.

  • Also, wenn ich Puigdemont waere, ich wuerde mir ins Faeustchen lachen. Was soll denn nach den ganzen Aktionen der spanischen Zentralregierung jetzt noch bei der naechsten katalanischen Parlamentswahl herauskommen, die Rajoy erzwingen will -- als eine breite Mehrheit fuer die Unabhaengigkeitsparteien, auf Basis derer der Prozess erneut mit staerkerer demokratischer Legitimation gestartet werden kann? Der Mann ist echt ungeschickt.

  • So ist das eben mit den "Gesetzen". Der Eroberer (und sei es schon vor langer Zeit gewesen) macht die Gesetze, und wenn der Eroberte (zwangsweise Einverleibte) irgendwann nicht mehr mitspielen will, dann wird er vollautomatisch zum Gesetzesbrecher.

     

    Doch wie es das gegenwärtige Geschehen und die Reaktionen darauf suggeriert, scheint auch das alles voll im Sinne der EU zu sein.

  • 9G
    95823 (Profil gelöscht)

    Eine Autonomie die mal eben so ganz nach Belieben und Bedarf ein- und ausgeschaltet wird ist einfach nur ein Witz, weil es eben keine wirkliche Autonomie ist.

    Ich denke das die spanische Regierung in Madrid auf dem besten Wege ist sich eine Riesenmenge an Ärger einzuhandeln wenn sie ihren bisherigen Kurs der Konfrontation fortsetzt, offensichtlich hat man in Madrid nichts aus dem Konflikt mit dem Baskenland gelernt.

    Es ist auch in höchstem Maße enttäuschend das die EU diese Politik auch noch unterstützt.

    • @95823 (Profil gelöscht):

      "...offensichtlich hat man in Madrid nichts aus dem Konflikt mit dem Baskenland gelernt."

       

      Oh doch, sie haben etwas gelernt. Gibt es heute einen unabhängigen Baskenstaat? Ich glaube vielmehr, der Ausgang der Geschichte ist heute Vorlage für den Umgang mit Katalonien.

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Im Klartext, wenn die Katalanen das gleiche wie die Basken haben wollen, müssen sie überall in Spanien Bomben legen. Vergessen Sie nicht, dass es einen Autonomiestatus für Katalonien unter Zapatero gegeben hat, der in Katalonien auf eine breite Zustimmung gestossen ist und den Rajoy vom Obersten Gericht für ungültig erklären lassen hat.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @82236 (Profil gelöscht):

          Stimmt hinten und vorne nicht, was Sie hier schreiben.

           

          Die Partido Popular griff 113 von 227 Artikeln des Autonomiestatuts von 2006 im Rahmen einer Normenkontrollklage vor dem Verfassungsgericht Spaniens an.

          Das Gericht verkündete am 28. Juni 2010 sein Urteil. Danach sind 14 Artikel insgesamt oder teilweise verfassungswidrig. Für 27 weitere Bestimmungen bestimmte es, dass und wie sie nach den näheren Ausführungen in den Urteilsgründen verfassungskonform auszulegen sind. Hinsichtlich der heftig umstrittenen Bezeichnung Kataloniens als „Nation“ in der Präambel des Autonomiestatuts urteilte es, dass diese keinerlei juristische Wirkung bei der Auslegung anderer Normen entfaltet (insbesondere daraus nichts hergeleitet werden kann, woraus sich eine Sonderstellung Kataloniens im Vergleich zu anderen Autonomen Gemeinschaften ergeben könnte, die sich nicht als "Nation" definieren). Im Übrigen wurde die Klage abgewiesen.

           

          Rajoy hat das Statut für ungültig erklären lassen ?

           

          Für das Autonomiestatut sprachen sich in einem dem Gesetzgebungsverfahren anschliessenden Referendum am 18. Juni 2006 insgesamt 73,9 % der Katalanen aus. Eine große Enttäuschung bildete jedoch die geringe Wahlbeteiligung von etwa 49 % der Wahlberechtigten.

           

          Große Zustimmung ?

           

          Aber informieren Sie sich doch selbst:

          https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomiestatut_von_Katalonien

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @60440 (Profil gelöscht):

            Die Wahlbeteiligung ist in Katalonien immer relativ schwach, aber wie Sie bereits wiederholt bei den französischen Parlamentswahlen angedeutet haben, um das Argument der schwachen Wahlbeteiligung zu entkräften," wenn die Leute zu faul sind wählen zu gehen, dann haben sie selbst Schuld" sollte das nicht hier auch für Katalonien gelten?. Ergo eine überwältigende Mehrheit der abgegebenen Stimmen und das alleine zählt, verdad?

            Ihre juristischen Spitzfindigkeiten können Sie sich sparen, was zählt ist die politische Absicht, Zapateros Glanzleistung zu zerpflücken. Aber Sie als rechtskonservativer Rajoy-Bewunderer wollen das natürlich nicht eingestehen.

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @82236 (Profil gelöscht):

              Fakten sind also Spitzfindigkeiten. Na denn ...

              • 8G
                82236 (Profil gelöscht)
                @60440 (Profil gelöscht):

                Ja, weil die Ihrigen inhaltlich leer sind.

        • @82236 (Profil gelöscht):

          Was haben die Basken denn jetzt? Nichts anderes als was die Katalanen auch haben... oder hatten.

          Ich will damit sagen, dass die spanischen Regierungen aus dem Baskenkonflikt lernten, nur hart genug gegen Separatismus auch via Terrorismus mit Ziel der Verhinderung von Sezession vorgehen müssen. Sie haben also gelernt, darin stur bleiben zu dürfen, auch mit der Gefahr, dass evtl katalanische Terrorismusaktivitäten in Zukunft ausstehen könnten. Das treibt Rajoy mit Sicherheit auch an.

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Falsch, die spanische Zentralregierung hat den Frieden im Baskenland sehr teuer erkauft mit erheblichen finanziellen Zuwendungen. Und das Baskenland ist quasi unabhängig, die spanische Zentralregierung kontrolliert nur noch die Aussengrenzen.

            Wenn Rajoy nicht aus reiner Dickfälligkeit und weil er Zapatero eins auswischen wollte - die Vereinbarung mit Katalonien war neben der Einführung der Homoehe der grösste Erfolg von Zapatero, die Rajoy auch rückgängig machen wollte, aber im Gegensatz zum Autonomiestatus Kataloniens hat er das nicht geschafft- und aus einem tiefen Hass gegen die Katalanen den von allen Katalanen akzeptierten Autonomiestatus nicht hätte annulieren lassen, wäre wir jetzt nicht an diesem Punkt angelangt.

            • @82236 (Profil gelöscht):

              Faktisch bzgl Verfassung insbesondere Artikel 155 sind beide autonome Regionen am Spanien gebunden. Würde das Baskenland wieder eine Unabhängigkeit anstreben, werden ihnen die Instrumente gezeigt. Teuer erkauft hat sich Spanien lediglich die Auflösung der ETA.

              • 8G
                82236 (Profil gelöscht)
                @lions:

                Die Auflösung der ETA war ja auch mit einem grosszügigen Autonomiestatus verbunden. Die Basken denken nicht einmal mehr daran, unabhängig zu werden. Und Rajoys Minderheitskabinett ist auf die Stimmen der baskischen Nationalisten der PNVP angewiesen, die ihn ermahnt haben in der Katalonienfrage nicht mit der Brechstange vorzugehen.

  • Was passiert da eigentlich? Ein als demokratischer EU- Staat angesehenes Land setzt die Integrität seiner Bevölkerung auf´s Spiel, in dem er in Vergangenheit offensichtlich in diskriminierender Weise eine erfolgreiche Region mit separatistischen Neigungen benachteiligt. Ich kenne das Verhältnis zwischen Katalanen und Kernspaniern nicht wirklich, aber es hat den Anschein, Erstere werden als Sonderlinge und in ihrem "Nationalstolz" als eitel angesehen; Ob berechtigt oder unberechtigt.

    Die EU müsste eigentlich so etwas verhindern, dh. das Schalten und Walten einer offensichtlich pseudo-demokratischen Regierung sowie separatistische Bewegungen zu sanktionieren. Zurzeit ist tut sie aber nur letzteres, in dem sie einer EU- Mitgliedschaft Kataloniens Absage erteilt. Das geht so einseitig nicht.

    Die EU muss hier ermächtigt werden, die demokratische Ordnung anzumahnen und ggf. durch Sanktionen einzuschreiten. Wenn ich an Ungarn oder Polen denke, wird mir übel. Solche Entwicklungen darf es in der EU nicht geben, genauso wie eine Diskriminierung gegen Katalanen durch die span. Regierung. Die demokratischen Regierungen Europas müssen auf den Prüfstand, um jeder Minderheit die Rechte eines EU- Bürgers zu garantieren. Die EU- Position im Katalonien-Konflikt muss die territoriale Einheit Spaniens sein, doch aber in einer neutralen, aus der Heraus die Entwicklung separatistischer Motive mit Ursache Madrid auch unter die Lupe genommen werden. Zurzeit wird da in Brüssel keiner tätig, ist doch wirtschaftliche wie politische Austerität in EU maßgebend. Es kann nicht sein, dass nur Kennzahlen, wie Neuverschuldung, Haushaltssalden und Subventionsquoten das Maß aller Dinge sind. Die EU muss die Wirtschaft als Primat aufgeben und die demokratischen Spielregeln hervorheben, sonst wird sie ein vollkommenes Tollhaus, in dem nur wirtschaftliche Aspekte noch im Mittelpunkt stehen. Katalonien muss sich in Spanien wieder aufgehoben fühlen dürfen, und wer sonst als die EU könnte dafür sorgen.

    • @lions:

      Nachtrag: Die Schaffung einer EU-Schlichtungsstelle zur Beilegung des Konfliktes zwischen europäischen Regierungen und ihren separatistischen Widersachern könnte im Vorfeld eine Zuspitzung der Lage verhindern. Der Schlichterspruch müsste rechtlich bindend sein.

    • @lions:

      Schon vergessen, daß die EU immer schon so gedacht war? Ein wirklich politisch zusammengewachsenes Europa sähe doch ganz anders aus als dieser Bund sich um ihr Geld sorgender Ökonomisten. Mir erschien bisher jede EU-Entscheidung zu Spanien logisch. Daß das grausam ist, wissen wir doch spätestens seit Griechenland. Und brutales Vorgehen gegen Demonstranten hat schon in der Türkei keinen gross gestört, mit der die EU fröhlich Deals aushandelt. Das Konzept ist stimmig, nur glauben wollen's viele nicht.

      • @TV:

        Ja, leider. Jeder Gedanke an ein ordnungsrufendes Brüssel bzgl Demokratie ist noch Vision. Die EU ist mit einer Verfassung ausgestattet, die rechtsstaatlich-demokratische Vorgaben macht, doch die Institutionen und der Wille zur Durchsetzung fehlen bisher. Das ist ein Grundübel, dass noch dadurch verstärkt wird, dass ein Rauswurf wegen Verletzung demokratischer Grundrechte unmöglich zu sein scheint. Wenn ein Mitglied allerdings Haushaltsprobleme bekommt, wird schon mal Richtung Ausgangstür verwiesen.

  • Hinzufügung:

    Die Spanische Regierung handelt nicht alleine, es gibt eine Konsenz zwischen den Sozialisten, und Ciudadanos (Spanische FDP). sprich: 88% der Spanische Bevölkerung sind repräsentiert.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Tino Trivino:

      Ach Ihre falschen Zahlen, können Sie wirklich nicht rechnen? PP 33.01%, PSOE 22.63%, Ciudadanos 13.06% = 68,7% der abgegebenen Stimmen. Das macht übern Daumen etwas über die Hälfte der wahlberechtigten Bevölkerung. Das ist viel, das ist dje Mehrheit, aber noch längst nicht ganz Spanien!

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Wer im Glashaus sitzt ...

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Spanien=47 Millonen

        Ausländer=7.2 MIllonen

        Kinder unter 18=11.2 Millonen

        Sie vergessen dazu die Enthaltung von IU =1.2 millonen)

         

        88% ist nicht eine Ziffer die ich erfunden habe, sondern des CIS barometers. Und PP+PSOE+CIU= 81,2% das ist die selbe Prozentzahl die des parlamentes!

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @Tino Trivino:

          Sie wissen genau, dass die Sitzverteilung im Parlament nicht der der erhaltenen Stimmen entspricht, weil ein Wahlkreis in Madrid mehr Einwohner hat als ein Wahlkreis in Teruel, was z.B die regierende PP bevorteilt gegenüber IU z.B. die ihre Stimmen hauptsächlich in den Ballungszentren bekommen, das gleiche gilt für Podemos. Meine Zahlen sind das amtliche Endergebnis der Wahlkreise und nicht die prozentuale Sitzverteilung.

  • ein schlechter Witz, was sich da im Südwesten die letzten Monate aufgetan hat.

    ja, aus der Region fließt relativ viel Geld nach Madrid. So what?

    Glauben die Katalanen, sie könnten das bei einer Unabhängigkeit behalten? Anstatt das jetzt ein Teil nach Madrid fließt, wirds halt bei einer "Unabhängigkeit" (man ist nie unabhängig) über Brüssel seinen Weg nach Madrid finden.

    Der Streit ist so überflüssig: und auch Rajoy / die spanische Regierung zeigt die Intelligenz einer Brechstange.

    Es gibt für alle Wichtigeres zu tun, wie sozialen Ausgleich suchen und neue Techniken entwickeln!

  • Die spanische Regierung riskiert, sich durch Dialogverweigerung und Repression nicht nur moralisch ins Unrecht zu setzen. Damit liefert sie den Separatisten den Vorwand, als letzten Ausweg Kataloniens Unabhängigkeit zu erklären (was bisher noch nicht geschehen ist).

    Ich vermute, der IGH wird in den nächsten Wochen seine Kosovo-Entscheidung bereuen.

    • @jhwh:

      Und was würde das nützen? Katalonien hat keine Armee oder Miliz, keine strategischen Verbündeten, die Wirtschaft steht nicht dahinter, es gibt einen großen Teil der eigenen Bevölkerung der dagegen ist. Wollen Sie ezwar die Mossos gegen die Guardia Civil oder die Legion auf die Straße schicken? Hier geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern was man durchsetzen kann.

      • @Sven Günther:

        ... und Sie glauben, daß sich Madrid mit einer regionalen Militärdiktatur durchsetzen wird ?

        • @jhwh:

          Spanien hat das Baskenland auch "befriedet." Und die Eta war im Gegensatz zu den Katalanen wirklich bewaffnet.

    • @jhwh:

      Was ist mit der Verfassung?

      Darf man die einfach so brechen, wie es einem gerade passt?

      ...

      • @Hartz:

        Nach Ansicht von CDUCSUSPDGRÜNFDP offenbar schon.

         

        Wenn es um die jugoslawische Verfassung geht zumindest.

  • Mit ihrer Mißachtung des Selbstbestimmungsrechts der Katalanen treiben die Spanier in den bewaffneten Widerstand. Wir wissen dann genau, wer die Schuld dafür hat!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Eine Farce (als literarische oder filmische Gattung) könnte nicht lebensechter geschrieben werden.

    Das sezessionistische Übergangsgesetz würde Puigdemont (zumindest zeitweise) autoritäre Privilegien geben und Rajoy "rettet" die Demokratie, ach nein, die Wirtschaft, indem er für sich genau solche autoritären Privilegien in Anspruch nimmt.

  • Bauernfang

     

    Das war doch klar.

    Gezz hamse gar nix... Der populitsische Separatismus bringt nix, das ist Augenwischerei! Das ist Bauernfängerei.. Und zwar mit Eskalationsgarantie.

    Schlimm!

    Und brandgefährlich...

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...bin ich hier im falschen Film oder was? Ist Spanien ein Wolf im Schafspelz? Eine Diktatur unter dem Deckmäntelchen der Demokratie?

    Es scheint so. Selbst die Pressefreiheit soll ein Katalonien eingeschränkt werden und die EU klatscht Beifall.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Es dürfte um die lokale Staatspresse gehen. Hier wird nur die lokale Regierung gegen die nationale Regierung ausgetauscht.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Es gibt garantiert pressefreiheit, aber das Katalanisches Fernshen TV3 hat viel dazu beigeführt das Hetze betrieben wurde.

      • @Tino Trivino:

        Vll. hat es das gegeben. Doch dann hat die span. Regierung zwei Möglichkeiten, um die Pressefreiheit nicht zu gefährden. Die eine ist, einzelne Sendungen bspw wegen Volksverhetzung zensieren zu lassen, wenn justiziabel. Die andere ist, dass Gegendarstellungen rechtlich vom Staat geschützt Raum finden. Staatl. Übernahme, volle Kontrolle, Schließung von Sendeanstalten und anderen Medien, die nicht vollprogrammatisch den Angriff der Rechtsordnung betreiben, kann niemals im Sinne der Pressefreiheit sein.

        • @lions:

          TV3 untersteht direkt der Generalität de Catalunya und wird zum überwiegenden Teil von ihr finanziert. Es ist das Zentralorgan der abzusetzenden lokalen Regierung. Nix mit Pressefreiheit.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Das ist EU-Logik. Mit dem Erfolg, dass man nun nirgendwo auf der Welt mehr gegen Einschränkungen der Pressefreiheit und willkürliche Verhaftungen eintreten kann. Ist ja auch viel bequemer so.

      • @Kunz:

        Dieser Grundsatz ist schon in Ungarn gefallen.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Es dürfte sich wohl eher um die lokalen staatlichen Sender gehen. Da wird nur eine Regierung gegen die andere ausgetauscht.

    • @Egon Olsen:

      ...fürs Gemüt immer wieder schön. Die wirkliche Geschichte verlief bekanntlich anders. Mal sehen, wie's 2017 wirklich ausgeht...

  • Ja, das wird nochmal spannend, zumal man das nur so interpretieren kann, dass das Spiel für die Separatisten mehr als over ist.

    Wenn die dennoch weitermachen kann das allein noch im Krawall enden. Schlimm wenn das so käme.

     

    Interessant, wie dilettantisch die letzten Wochen abliefen und organisiert waren. Zu Ich-orientiert...

     

    Den effektiven Todesstoß hat übrigens die Wirtschaft gegeben, mit dem Verlegen von Hauptsitzen. Wenn man davon ausgehen darf, dass die Separatisten klar bei Verstand sind ist allein dadurch deren Idee für Jahre gestorben.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      In wessen Interesse handelt denn die Wirtschaft ? Auf keinen Fall im Interese des Volkes, ganz gleich um welches Volk es sich dabei handelt. Dass die Firmen ihren Sitz in andere Regionen Spaniens verlegen, heisst noch lange nicht, dass sie ihre Produktionsstätten aufgeben. Der Transfer der Caixa Bank von Barcelona nach Valencia hat z.B. nicht dazu geführt, dass Scharenweise Mitarbeiter umgezogen sind. Die sind alle in Barcelona geblieben. Es handelt sich also nicht um eine wirtschaftliche, sondern um eine politische Massnahme, die wiederum zeigt, wer die Macht im Staat hat, nicht die vom Volk gewählten Vertreter, sondern die von den Aktionären gewählten Aufsichtsratsmitglieder der Grossbanken und Grosskonzerne.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Die Sitzverlegung hat massive Auswirkungen darauf, wer die Steuern bekommt. Ertragssteuern werden am Hauptsitz fällig. Das die Leute da weiter arbeiten bedeutet nix anderes, als dass da weiter Geschäft gemacht werden, die Gewinne daraus aber woanders hinwandern und dort versteuert werden. Kataloniens Separatisten haben also den angeblichen wirtschaftlichen Vorsprung gegenüber Spanien durch ihren Dilettantismus zu einem gewissen Teil schon verzockt! Blöd, wenn jetzt der Rest Spaniens etwas reicher wird und dann beide gleich dastehen. Mit radikalen Ideen kommt man nicht weiter... ein weiteres Beispiel.

         

        1.) Die Sitzverlegung war ein logischer Schritt. Welcher Firmeninhaber der auch nur am Rande mit der EU Geschäft macht kann es sich leisten außerhalb der EU zu stehen? Deren Geschäft wird leiden, oder unmöglich gemacht wenn Katalonen unabhängig wäre.

        2.) Die beiden Großbanken haben übrigens deswegen ihren Sitz verlegt habe um von Europa gerettet zu werden, falls eine erneute Bankenkrise kommt.

         

        Sie sehen, die Motivationen fußen auf vollkommen rationalen Gründen.

         

        Daher ist Ihre Analyse genau wie Ihre Schlussfolgerung (politische MAßNAHME!) nicht zutreffend. Meine Bitte: Nicht leichtgläubig Verschwörngstheorien aufsitzen.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @Tom Farmer:

          Ich glaube kaum, dass Volkswagen es zulässt, das die Seats und Polos massiv mit Zöllen belegt werden. Bei der Sitzverlegung handelt es sich eindeutig um eine poltische Aktion, um eine demokratisch gewählte Regierung in die Knie zu zwingen. Denn die Sitze zu diesem Zeitpunkt zu verlegen, wo die Unabhängigkeit noch nicht proklamiert ist, die EU Katalonien nicht offiziell anerkannt hat, die absolute Vorbedingung, sine qua non,Katalonien aus der EU ausschliessen zu können, sieht doch sehr stark nach ploitischen Druck aus. Ausserdem sind die Banken und Unternehmen durch die Anwendung des Artikel 155 der spanischen Verfassung geschützt. Was wäre sonst der Sinn, Katalonien direkt der spanischen Zentralregierung zu unterstellen?

          • @82236 (Profil gelöscht):

            Ihre Vorurteile sind bemerkenswert und auch springen Sie beliebig zwischen den Themen was eine Diskussion sehr erschwert; Steuer vs. Zölle, Artikel 155 und Schutz der Banken, Zeitpunkt, EU Anerkennung oder demokratisch gewählte Regierung (meinen die die spanische oder katalanische?)....

             

            Ansonsten konkret:

            "....Volkswagen zulässt, dass Seat ...Zölle..".

            Dann wird ja auch BMW den Brexit so gestalten, dass die Minis weiterhin .. oder Goldmann Sachs die Banken in der City of London weiterhin...

             

            Sowie meine Meinung: Die Separatisten haben die eigene Wirtschaft bereits so geschädigt und haben sich so verrannt, dass man Angst haben muss, dass die weiter machen müssen, damit die den schwarzen Peter irgendwie doch nach nach Madrid schieben können, was mich sehr besorgt.

            Dass die Rajoys dieser Welt noch Luft nach oben haben zum Thema Deeskalation und Kommunikationsbereitschaft ist nat. auch Teil der Wahrheit.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Träumen Sie weiter, derweil die katalanische Wirtschaft zugrunde geht. Spätestens dann, wenn Katalonien nicht mehr Mitglied der EU ist.

        Manche können halt doch rechnen. Denn wer gibt schon die Zugehörigkeit zum größten Binnenmarkt der Welt auf ?

        Außer den Chauvinisten natürlich, obwohl selbst bei diesen Spinnern langsam die Alarmglocken schrillen ...

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @60440 (Profil gelöscht):

          Um Katalonien aus der EU auszuschliessen, muss die EU die katalanische Unabhängigkeit einstimmig anerkennen, was Spanien eh nicht zulassen wird. Solange das nicht der Fall ist bleibt Katalonien eine Euroregion.

  • "Um 21 Uhr dann, will der katalanische Regierungschef eine Fernsehansprache halten. Es wird erwartet, dass er weitere Schritte bekannt gibt."

     

    Mal sehen, wie die Reaktion aussieht.

     

    " Für diesen Fall bereitet die spanische Generalstaatsanwaltschaft die Verhaftung Puigdemonts wegen „Rebellion“ vor."

     

    Ob das so einfach wird?

     

    Rajoy gibt sich jedenfalls alle Mühe, die Befürworter der Unabhängigkeit zu stärken.

  • Es bleibt spannend: Entweder fällt der katalanische Nationalismus politisch in sich zusammen. Oder die Bewegung hin zur Unabhängigkeit Kataloniens steht erst am Anfang. Falls das Zweite stimmt, liegt in der jetzt angewendeten "nuklaren Option" des Artikel 155 der Spanischen Verfassung das Potential, langfristig die Europäische Union zu zerstören. Schon von 1936 bis 1939 vollzog sich in Spanien beispielhaft, was später den gesamten Europäischen Kontinent veränderte.

  • Nachdem sich Puigdemont auch auf Nachfrage nicht ordentlich geäußert hatte, war es an der Zeit zu handeln.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Genau.

      Und auf Eskalation zu setzen.

       

      Rajoy ist demnach mindestens genau so machtbesessen wie sein katalanischer Widerpart Puigdemon.

    • @DiMa:

      Was bitte? Wieso hat es denn im Ausland jeder verstanden? Die Unabhängigkeitserklärung wurde von den Abgeordneten unterschrieben, aber die Abstimmung darüber im Parlament wurde ausgesetzt, um Zeit für Verhandlungen zu lassen. Oh, ich vergaß, die Franquisten können natürlich kein Katalanisch lesen und bezahlen aus Prinzip keine Übersetzer.

      • @Kunz:

        Eine Verhandlung über eine Unabhängigkeit hat Rajoy umgehend bereits in seiner ersten Stellungnahme abgelehnt, daher bestand kein Anlass mit Herrn Puigdemont persönlich zu sprechen.

         

        Eine Unabhängigkeit kann erklärt werden oder eben nicht. Eine Erklärung ist nicht erfolgt. Wenn eine Unabhängigkeit nicht erklärt wird, kann sie auch nicht ausgesetzt werden. Insoweit hat Herr Puigdemont sich vollkommen bewusst unklar geäußert (und im Übrigen auch gegen das Gesetz verstoßen, nach welchem er nach 48 Std die Unabhängigkeit hätte erklären müssen).

  • Aus deutscher Sicht: Was würde Angela Merkel machen, wenn zum Beispiel Baden-Württemberg den staatsrechtlichen Austritt aus der Bundesrepublik Deutschland ernstlich erwägen würde?

    • @Der Alleswisser:

      Das ist nicht geregelt.

       

      Aber da die BW nicht im Innern eingesetzt werden darf, müsste sie es mit der schwachen Bundespolizei versuchen. Aussichten eher mau.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dass die BW nicht im Innern eingesetzt werden darf, ist übrigens auch längst Vergangenheit. Bei den Inlandseinsätzen ist sogar ausdrücklich die militärische Option mit einbezogen worden (Beschluss vom 03.07.2012) dazu gibt es die vielbeachtete Gaier-Rede, in der Verfassungsrichter Gaier sich zwar mit sehr kritischen Worten äußerte, am Ende aber doch dafür stimmte.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das stimmt so nicht mehr, es gab 2017 eine Entscheidung des Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Ein Herr aus Bayern wollte eine Zulassung für einen Volksentscheid über die Unabhängigkeit des Freistaats von der Bundesrepublik erstreiten. Ich zitiere aus dem Urteil, "Die Verfassungsbeschwerde wird nicht zur Entscheidung angenommen.

        In der Bundesrepublik Deutschland als auf der verfassungsgebenden Gewalt des deutschen Volkes beruhendem Nationalstaat sind die Länder nicht Herren des Grundgesetzes. Für Sezessionsbestrebungen einzelner Länder ist unter dem Grundgesetz daher kein Raum. Sie verstoßen gegen die verfassungsmäßige Ordnung." - 2 BvR 349/16 -

        Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Das Bundesverfassungsgericht hat der Bayernpartei untersagt, ein Referendum zur Frage der Abspaltung Bayerns aus dem Staatsverband Deutschland durchzuführen.

          Der Fall ist identisch mit der Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts zur Frage der Abspaltung Kataloniens von Spanien: Schlicht verfassungswidrig.

          Um ähnlich unsinnig zu argumentieren, müssen Abspaltungsbefürworter bloss noch von der postnazistischen Verfassung genannt "GG" schwadronnieren, vom armen kulturell geknechteten Volk Bayern (auch erst seit 1871 Teil des Deutschen Reiches, davor jahrhundertelang ein unabhängiges Königreich/Herzogtum). Und dann zahlen die Bayern ja auch mehr als sie zurückkriegen.

          Und bestimmt gibt es wieder genug Kasperln, die der Ansicht sind, Verfassungen und Geetz kann man mal eben brechen wenns dem gesunden Volksempfinden dient ...

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Ich habe das Aktenzeichen genannt, es war eine Klage einer Privatpersonen, auf weitere Unzulänglichkeiten Ihrerseits ersparen ich mir einzugehen. Pilgern Sie einfach weiter nach Valle de los Caidos und gut ist es.

            • @Sven Günther:

              "Valle de los Caidos"

               

              ist schon gruselig, dass es so etwas in einem demokratischen Staat gibt.

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Sie haben aber auch keinerlei Humor :-)

        • @Sven Günther:

          Danke für die Info. Bleibt trotzdem noch zu klären, welche Machtmittel die Bundesregierung einsetzen dürfte.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Da ist nicht viel zu klären, in einem solchen Fall wäre die Unverletzlichkeit des staatlichen Terrirtoriums - illegal - gefährdet, damit hätte die Bundesregierung das Recht zum Einsatz aller Mittel (Bundeswehr inklusive), denn das wäre ein Fall der Landesverteidigung.

            • @Mephisto:

              Ist das ganz sicher? Hat das schon mal jemand in Karlsruhe nachgefragt?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich habe das ehrlich gesagt, heute von einem französischen Kollegen beim Shisha rauchen gehört.

            Aber ich hoffe, wir wollen weder Bürger aus unserem Land ausschließen, noch Bürger "Heim ins Reich holen."

            • @Sven Günther:

              Auch wenn ich manchmal spontan bestimmte Landesteile abstoßen würde, schließe ich mich Ihrer Hoffnung an :-)

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Geht mir genauso; -)

  • Bisher gab es noch keinen militanten Flügel der katalanischen Befreiungsbewegung.

    Rajoy wird vielleicht ihr Geburtshelfer.

    Sollte es künftig schreckliche Bilder in Madrid geben, wäre sein Regime dafür verantwortlich.

  • Ich muss immer wieder an den Kosovo denken, wo, allen voran die damalige deutsche Regierung ohne Referendum und ohne weitere Überprüfung der Legitimation der Unabhängigkeit des Kosovo die Zerschlagung Jugoslawiens eilig vorangetrieben hat. Die spanische Zentralregierung hat den Kosovo aus naheliegenden Gründen nie anerkannt.

     

    Jetzt steht wiederum eine deutsche Regierung in vorderster Reihe. Nun aber an der Seite derjenigen, die mit Einsatz paramilitärischer Gewalt, Schlagstöcken und Gummigeschossen auf Menschen schießen und Menschen verhaften, die nach Autonomie streben. Das alles abgesegnet durch eine EU, die mit Unabhängigkeitsbestrebungen dann nichts am Hut hat, wenn es den Konzernen nichts bringt.

    Völlig unabhängig von der Frage, wie legal oder berechtigt die Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen sind, zeigt der Kapitalismus hier seine francistische Fratze.

    • @Rolf B.:

      Schon vergessen ?

      Seit 1989 wurde von der Jugoslawinschen Regierung paramilitärische Gewalt, Schlagstöcke und Gummigeschosse eingesetzt und Menschen verhaftet.

      Seit 1991 tobten auf dem Balkan Kriege mit Massaker und Vertreibungen bei denen auch die Jugoslawische Armee und serbische Milizen beteiligt gewesen sind...

      Und dann hat 1999 die damalige deutsche Regierung (und die Regierung anderer europäischer Länder die seit 1989 die Flüchtlinge aus diesem Kriegen aufgenommen haben) das Kosovo als unabhängig anerkannt.

       

      Und das einzige was dazu einfällt ist billige Kapitalismuskritik ?

      Zur Info: ein unabhängiges Katalonien wäre nicht weniger kapitalistisch als jede andere Nation mit aussnahme von Kuba, Venezuela und Nord-Korea.

      • @Alreech:

        Das Kosovo wurde am 17. Februar 2008 unabhängig (durch Proklamation), nicht 1999, daß war der Beginn des Kosovokrieges. 111 von 197 Staaten erkennen die Unabhängigkeit an.

      • @Alreech:

        Wir haben wir tatsächlich Milosevics altes Drehbuch. Der setzte im November 1988 die Regierungschefin des Kosovo, Kaqusha Jashari, ab, weil sie sich auf die Seite von demonstrierenden Bergarbeitern gestellt hatte, und schaffte wenig später die Autonomie Kosovos ab. Wie das schließlich endete, wissen wir.

      • @Alreech:

        "...wurde von der Jugoslawinschen Regierung paramilitärische Gewalt, Schlagstöcke und Gummigeschosse eingesetzt und Menschen verhaftet."

         

        Warum kommt mir das jetzt bekannt vor?

    • @Rolf B.:

      "Jetzt steht wiederum eine deutsche Regierung in vorderster Reihe."

       

      Wirklich? M. übt sich doch in eifrigem Wegschauen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, wirklich. Auf EU-Ebene hat sie sich eindeutig geäußert.

        • @Rolf B.:

          Das war doch eher allgemeines bla-bla.

           

          Normalerweise schicken wir Minister zum demonstrieren oder Flugzeuge. Diesmal sprach sie von einer inneren Angelegenheit Spaniens. So hat man erst erfahren, dass sie weiß, was das ist. Und das ausgerechnet in einem Fall, der uns wirklich nicht ganz egal sein kann.

          • 2G
            23138 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Interessant dran erscheint bei M. ebenso wie bei den EU-Spitzen: "..innere Angelegenheit", dennoch bezieht man eindeutig Partei für Rajoy, also stimmt da was nicht (gespaltene Zunge?).

            • @23138 (Profil gelöscht):

              "gespaltene Zunge?"

               

              Natürlich. Haben Sie schon mal was Anderes erlebt?

  • Also ich habe das in der Pressekonferenz vorhin ganz deutlich so verstanden, dass eben nicht die Autonomie Kataloniens außer Kraft gesetzt wurde, sondern dass der Teil der lokalen Führungsriege, die im Sinne des Artikel 155 verfassungwidrig gehandelt haben, ihrer Ämter enthoben und durch zentral-spanische Politiker ersetzt werden. Die Autonomie Kataloniens wird dadurch sicherlich zunächst ein Stück weit unterwandert, aber soll - so Rajoy - explizit nicht ausgesetzt werden.

  • 9G
    95823 (Profil gelöscht)

    Rajoys Besorgnis um Katalonien ist wirklich rührend, aber geht es ihm wirklich um die dortigen Menschen oder macht er sich Sorgen das die Region wirtschaftlich und finanziell nicht mehr ausgepresst werden kann wenn Katalonien selbständig wird?

    Ich vermute eher letzteres.

    • @95823 (Profil gelöscht):

      Man kann aus meiner Sicht aus kulturellen oder anderen Gründen für oder gegen die Unabhängigkeit Kataloniens sein, aber das Argument des "Auspressens" halte ich nicht für gerechtfertigt. Natürlich geht bei einem progressiven Steuertarif aus reicheren Regionen mehr Geld in die zentrale Kasse, aber auch die Gemeinden am Starnberger See werden nach dieser Logik "ausgepresst".