Konflikt in Garzweiler: Kein zweiter Hambi

Eine polizeiliche Großräumung wie im Hambacher Forst wäre politischer Suizid. Aus dem Dorf Lützerath darf kein Tagebau werden.

Die Fassdae eines Hauses ist mit einem Baum vor gelbem Hintergrund bemalt

Ein Haus im Dorf Lützerath Foto: Matthias Oesterle/imago

Für Klimagerechtigkeit und den sozialen Frieden im Rheinland brauchen wir ein Moratorium für das Dorf Lützerath. Das Dorf an der Kante der Kohlemine Garzweiler lebt, das wird vor Ort schon nach wenigen Minuten deutlich. Regnerischer Wind treibt die Geräusche von Hämmern und Sägen über die große Wiese des Ortes zu uns, fast übertönen sie den Lärm der riesigen Kohlebagger unten im Loch.

Tausende Menschen haben hier protestiert, Hunderte Menschen sind hier in den letzten zwei Jahren hingezogen und machen Lützerath zum neuen Symbolort der Klimagerechtigkeitsbewegung. Eckhardt Heukamp betreibt hier seinen landwirtschaftlichen Betrieb in vierter Generation und klagt dagegen, dass er für RWEs Tagebau zwangsenteignet werden soll. „Hier wegzugehen ist unmöglich. Du kannst das hier nicht verpflanzen“, erklärt er uns seinen Wunsch, sein Zuhause und die umliegenden Äcker zu behalten.

Ginge es nach dem Kohlekonzern und der schwarz-gelben Landesregierung, droht am Tagebau Garzweiler ein „zweiter Hambacher Forst“. Wer einmal in Lützerath war, weiß, dass ein Polizeiaufgebot in der Größenordnung der „Hambi-Räumung“ nötig wäre, um RWE den Weg freizuräumen. Die Anordnung einer solchen Maßnahme wäre politischer Suizid. Wieder einmal würden Fakten der Zerstörung geschaffen, obwohl die Kohle unter dem Dorf weder energiewirtschaftlich notwendig ist noch mit Blick auf die Realität der Klimakrise verfeuert werden darf.

Es ist an der Zeit, dass die Landesregierung einem Moratorium zustimmt: Bis die Bundesregierung den Kohleausstieg auf 2030 beschleunigt und in NRW eine neue Leitentscheidung verabschiedet wurde, darf in Lützerath nicht gerodet, geräumt oder gebaggert werden. So gewinnen die demokratischen Prozesse nach dem Regierungswechsel in Berlin und vor der Landtagswahl in NRW Zeit und Raum und unsere Region eine Verschnaufpause. NRW-Ministerpräsident Wüst steht nun vor der Wahl: Sucht er die Eskalation im Rheinland, oder gönnt er dem Revier Dialog und Versöhnung?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Eine Person sitzt auf einem Ausguck. Sie trägt eine blaue Hose und hat eine goldene Wärmedecke um die Schultern geschlagen. Außerdem trägt sie eine weiße Maske und eine Mütze. Szenerie aus Lützerath

Wie lebt es sich im besetzten Weiler? Die taz-Autor*innen Aron Boks und Annika Reiß waren für die Kolumne Countdown Lützerath vor Ort. Zwischen Plenum, Lagerfeuer und Polizei

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.