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Kommentar zum Umsturz in SimbabweDas Ende einer Ära

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Jeder in Simbabwe weiß, zu welchen Massakern die Armee fähig ist. Der Umsturz konnte nur durch sie selbst stattfinden. Jetzt ist alles möglich.

Auch nach seinem Abgang wird man Mugabe als afrikanischen Nationalisten weiter verehren Foto: ap

E s ist ein historischer Moment. Über 37 Jahre lang hat Robert Mugabe nicht nur die Geschicke Simbabwes bestimmt, sondern auch Afrikas Politik insgesamt in einem außergewöhnlichen Ausmaß geprägt: erst als triumphaler Held des bewaffneten Befreiungskampfes, später als Wortführer einer radikalen Abkehr vom Westen im Namen eines neuen afrikanischen Selbstbewusstseins. Unabhängig davon, wie dramatisch er sein Land heruntergewirtschaftet hat, geht er als großer afrikanischer Nationalist in die Geschichte ein, und dafür wird man ihn zu Recht weiter verehren.

Spricht es für ihn, dass sein Abgang von der politischen Bühne jetzt so geräuschlos vonstatten zu gehen scheint? Schneller als erwartet und zumindest zunächst ohne Opfer hat Simbabwes Armee den Präsidenten entmachtet. Ob er formell noch im Amt ist oder tatsächlich abgesetzt wurde, blieb zunächst unklar, aber wenn Soldaten in Uniform im Staatsfernsehen erklären, sie hätten nicht geputscht, sondern würden nur gegen Kriminelle vorgehen und dem Präsidenten gehe es gut – dann hat ganz offensichtlich eine militärische Machtübernahme stattgefunden. Mugabe ist nicht mehr Herr seines Schicksals.

Für Simbabwe kann das nur gut sein. Immer war klar, dass Mugabe nicht freiwillig von der Macht lassen würde. Er hat jede Gelegenheit zur Wahlfälschung genutzt, er hat alles getan, um an der Macht zu kleben. Was die Simbabwer daran hinderte, sich dagegen zu wehren, war die Angst vor einem großen Blutvergießen, denn jeder im Land weiß, zu welchen Massakern die Armee fähig ist. Der einzige Weg zum friedlichen Umsturz ging über die Armee selbst. Und die hat sich erst jetzt zum Eingreifen durchgerungen, als klar wurde, dass die nach ganz oben strebende, aber bei den historischen Befreiern verhasste First Lady kurz vor ihrem Ziel stand.

Es ist allem Anschein nach zunächst einmal ein Coup der alten Garde, die ihre Haut retten will, wenn der Zerfall des Systems einsetzt.

Dies ist aber kein Putsch junger Reformer, die sich an die Spitze einer gesellschaftlichen Veränderung stellen. Es ist allem Anschein nach zunächst einmal ein Coup der alten Garde, die ihre Haut retten will, wenn der Zerfall des Systems einsetzt. Und die historische Staatspartei bleibt an der Macht, nur neu sortiert. Von daher ist nicht ausgemacht, dass jetzt die Wende zum Guten eintritt. Es kann auch eine neue Diktatur folgen. Oder es gibt um sich greifende Wirren, was eine Intervention Südafrikas nach sich ziehen würde.

Es kann aber auch ein friedlicher politischer Übergang in eine neue politische Ära beginnen. Mit Mugabe war jeder politische Fortschritt unmöglich. Ohne ihn wird plötzlich alles möglich. Das ist die historische Dimension dieses Moments.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Dieser Satz befremdet mich etwas:

     

    "Unabhängig davon, wie dramatisch er sein Land heruntergewirtschaftet hat, geht er als großer afrikanischer Nationalist in die Geschichte ein, und dafür wird man ihn zu Recht weiter verehren."

     

    Er ruiniert sein Land (daneben füllt er sich dabei selbst und seinen Verwandten die Konten) und ist großer Nationalist - und dafür wird er "zu Recht" verehrt?

    • 8G
      82741 (Profil gelöscht)
      @Dr. McSchreck:

      Diktatoren einer bestimmten Coleur (wie noch im Juli Tito, Castro und nun Mugabe) haben in der taz eben einen gewissen Bonus ...

  • Ich wette meine Portokasse, dass das nicht gut endet.... nur so, aus bisherigen Nachrichten der letzten Jahrzehnt geschlußfolgert.

    • @nutzer:

      Ich fürchte, da würd ich nicht dagegenwetten... dennoch ist es gut, dass dieser alte Mann endlich in Rente geschickt wurde. Es war schon sehr lange Zeit dafür.

  • "...geht er als großer afrikanischer Nationalist in die Geschichte ein, und dafür wird man ihn zu Recht weiter verehren."

    Dass Nationalismus etwas verehrungswürdiges ist, finde ich für die taz eine etwas kuriose Position. Antikolonialismus lobenswert zu finden ist etwas anderes, das würde ich auch unterschreiben, aber Nationalismus ist leider häufig mörderisch in den Folgen, auch auf dem afrikanischen Kontinent.

    • @arunto:

      großer afrikanischer Nationalist? Er hat sich und seine Frau bereichert, hat dem Land einen sehr hohen HIV Positiv ANteil der Bevölkerung verschafft, hat alle produktiven ExportFarmen zerstört, hat ein Viertel seiner Bevölkerung als Fremdarbeiter nach Botswana und Südafrika vertrieben, nur mit diesen Geldüberweisungen überlebt das Land und die Menschen überhaupt. ALso in SUmme ein vollkommen unfähiger afrikanischer Regent.