Kommentar zu Cum-Ex-Geschäften: Ein riesiger Wirtschaftsskandal
Die Rendite der Banken ging auf Kosten aller Steuerzahler. Diese Erkenntnis aus dem Cum-Ex-Skandal darf nicht mit der Legislaturperiode enden.

M it windigen Tricks haben die Banken Milliardengewinne gemacht: Sie haben Aktien hin und her geschoben, damit ihnen die Kapitalertragssteuer mehrfach erstattet wurde – die sie aber nur einmal gezahlt hatten. Zu Lasten der Finanzämter wurde also eine „Rendite“ erzielt.
Noch immer ist unklar, wie hoch der Gesamtschaden dieser „Cum-Ex-Geschäfte“ ist, doch wird er auf 12 Milliarden Euro geschätzt. „Schaden“ klingt so abstrakt, doch letztlich ist jeder Steuerzahler betroffen. Denn sein Geld ist nicht etwa in staatliche Aufgaben geflossen – sondern bereicherte die Banken, die es für ein legitimes „Geschäftmodell“ hielten, sich bei den Steuerzahlern zu bedienen.
Die Chuzpe der Banken ist erschreckend, doch genauso schockierend ist, wie sehr die Aufsicht versagt hat – sei es das Finanzministerium oder die Bankenaufsicht Bafin. Es ist dem Untersuchungsausschuss im Bundestag zu verdanken, dass diese staatlichen Versäumnisse schonungslos aufgedeckt wurden.
Die Cum-Ex-Geschäfte waren jahrelang bekannt – dennoch schritt die Politik nicht ein. Erst 2007 wurde versucht, den Steuertrick zu verhindern. Doch leider produzierte man einen Text, der das Schlupfloch nicht etwa kleiner machte – sondern noch größer. Denn das Finanzministerium hatte sich nichts dabei gedacht, einen Formulierungsvorschlag des Bankenverbandes einfach ins Gesetz zu kopieren.
Zum Skandal gehört auch, dass selbst öffentliche Banken an den Cum-Ex-Geschäften teilgenommen haben. Auch die Commerzbank hielt sich nicht zurück, obwohl sie in der Finanzkrise mit Staatsgeldern gerettet werden musste.
Mit der Legislaturperiode endet auch der Untersuchungsausschuss. Aber seine Erkenntnisse bleiben. Besonders wichtig: Man muss die „Whistleblower“ besser schützen und rechtlich absichern. Denn letztlich war es nur den Tipps von Bankmitarbeitern zu verdanken, dass der Staat die Cum-Ex-Geschäfte überhaupt entdeckt hat.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“