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Kommentar Windparks in der OstseeGefahr für Vögel und Wale

Kommentar von Johanna Weise

Offshore-Windparks haben erhebliche ökologische Nebenwirkungen – vor allem für Raubvögel und Schweinswale.

Ging Mitte April in Betrieb, der Windpark Arkona in der Ostsee Foto: dpa

E iner der größten Irrtümer in Bezug auf die Energiewende ist die Ansicht, dass Windkraftenergie komplett „grün“ sei. Dies zeigt auch ein jüngstes Beispiel: der Offshore-Windpark „Arkona“ in der Ostsee vor der Insel Rügen, der seit gestern in Betrieb ist. Bis zu 400.000 Haushalte soll die Anlage mit dem Strom versorgen können.

Jedoch ist der gewonnene Strom nicht so umweltfreundlich, wie er scheint. Der Windpark bietet ein großes Risiko für verschiedene Tierarten. Insbesondere Raubvögel, wie der vom Aussterben bedrohte Rotmilan, sind gefährdet. Sie nutzen die Aufwinde, welche die Windräder erzeugen, und geraten so in einen Sog, der sie schwer verletzen oder töten kann. Schätzungen zufolge gibt es jährlich etwa 10.000 bis 100.000 Vögel, die Schlagopfer von Windkraftwerken werden.

Bei Windparks auf dem Wasser sind allerdings nicht nur Vögel gefährdet, sondern auch die einzige in Deutschland lebende Walart, der Schweinswal. Dieser ist in der Ostsee schon vom Aussterben bedroht. Umso schlimmer ist es, dass er an den drastischen Folgen des Baus von Windkrafträdern leiden muss. Das Verankern der Windräder im Meeresboden produziert einen so höllischen Lärm, dass das empfindliche Gehör der Wale für immer geschädigt wird. Dadurch wird auch ihr Echolot unbrauchbar und sie können weder Nahrung finden noch sich im Meer orientieren.

Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass es immer noch keine standardisierten ökologischen Verfahren zum Rückbau der Windräder nach dem Ende der Betriebslaufzeit gibt. Zurzeit ist eine Zerlegung der Windräder erst in Küstennähe möglich, wodurch wiederum Risiken für die Umwelt entstehen.

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Bei dem Thema Windkraftanlagen muss immer wieder abgewogen werden, was für Prioritäten wir haben. Zum einen wollen wir umweltschonenden Strom haben und zum anderen wollen wir aber auch keine Tiere schädigen. Diese beiden Aspekte stehen zwar sehr nahe beieinander, sind aber, wie gezeigt, zwei ganz verschiedene Themen. Dabei sollte klar sein, dass kein einziges Tier sterben sollte, nur weil wir elektrischen Strom benötigen. Natürlich ist dieser aus unserem Alltag nicht wegzudenken, allerdings sollte mehr Geld in Forschung für Energien investiert werden, die für Umwelt und Tiere keine Bedrohung darstellen. Auch der Staat sollte mit Subventionen die Entwicklung von neuen Energiegewinnungsmöglichkeiten unterstützen.

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20 Kommentare

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  • Und auch Fledermäuse sind hier gefährdet. Zugverhalten über Nord- und Ostsee ist nachgewiesen. Nur findet man hier die Schlagopfer nicht.

  • Ich bin zutiefst erschüttert.



    Der Rote Milan West- und Südeuropas ist ein Standvogel und verbleibt überwiegend im Brutgebiet. 50 % des Gesamtbestandes brütet in Deutschland. Er ernährt sich von kleineren Säugetieren und Vögeln. Das weiß zumindest Wikipedia.



    Wie kommt nun der Rote Milan in das Gefahrengebiet nach "Offshore" 35 km nordöstlich von Rügen?



    Geht der neuerdings auf Schweinswale?



    Sorry, aber nicht jeder Artikel passt zu jedem Problem.

  • Vertikale Windmonster auf See in einer horizontalen Landschaft sind für Zugvögel und Schweinswale ein Desaster, da helfen auch keine relatvierenden Hinweise auf Glasscheiben oder U-Boote der Energieromatiker. Windkraftanlagen kommen zur Gefährdung dazu. Vor einigen Jahren noch befürworteten NABU zusammen mit BUND, WWF, Greenpeace und Deutsche Umwelthilfe (der Abmahnverein) den Windkraftausbau auf See. Zusammen mit der Windenergiewirtschaft einigten sich die Verbände 2012 in Berlin als „Kompromiss“ auf gewaltige 160 Dezibel als Lärmgrenze in 700 Meter Abstand von den Rammarbeiten für die Fundamente, die aber kaum einzuhalten sind. Das ist lauter als ein startender Düsenjet. Dadurch können die Kleinwale erhebliche Schäden am empfindlichen Ortungssystem erleiden. 2012 trieben an der Westküste Schleswig-Holsteins mehr als 100 Schweinswale tot an. Die Todesursache wurde nie untersucht. Zur selben Zeit fanden in der Nordsee vor Borkum Rammarbeiten für einen Offshore-Windpark statt. Der Umweltverband BUND zog 2011 die bereits eingereichte Klage gegen den Nearshore-Windpark



    Nordergründe vor der Vogelinsel Mellum zurück, der nur 560 Meter von der Grenze des Nationalparks Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ von Senvion gebaut wurde. Der BUND erhielt für den Klageverzicht vom Land Niedersachsen ca. 830.000 Euro aus den Kompensationsgeldern für eine BUND-nahe Stiftung, ein fragwürdiges „Geschäftsmodell“. Namhafte Umweltschützer aus Bayern nannten 2108 in einem Offenen Brief an den



    BUND-Vorsitzenden Prof. Hubert Weiger die großen Naturschutzverbände



    gerade wegen ihrer Nähe zur Windenergiewirtschaft „inhaltlich und



    moralisch entkernt“.

  • Fuer den Rueckbau werden hohe Ruecklagen gebildet, und dies ausserhalb der Bilnaz der Betreiber. Anders als im Braunkohlebergbau, wo u.a. die alten Schrottkraftwerke die Sicherheit darstellen, mit der die Renaturierung angeblich - wenn alle Business-Plaene der Betreiber fortgefuehrt werden koennen - finanziert werden sollen.



    Autor sollte mal ein Gespraech mit einem Offshorewindpark-Betreiber fuehren und Genehmigungsauflagen lesen.

    • 9G
      97088 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Eigentlich schreibe ich ja nicht an/mit Anonym, aber die beiden Tips



      - Rückbaurück“stellungen“ (und ggf. Auch Rücklagen) bilden und



      - mit den Windparkbetreibern sprechen



      erscheint besonders wichtig, da fachliche Vollflops in der TAZ vermehrt vorkommen.

  • Die Schweinswale werden mit Millionenaufwand durch Schallschutzmassnahmen beim Bau der offshore Windparks geschuetzt. Die etwa Schweine-grosse Art ist in der Ostsee auch recht selten.

  • @Johanna Weise: „Offshore“ ist nicht gerade der Lebensraum von Rotmilanen. de.wikipedia.org/w...otmilan#Lebensraum



    Haben Sie da Onshore mit Offshore gleichgesetzt? Welche Quelle haben Sie genuzt?

  • "Schätzungen zufolge gibt es jährlich etwa 10.000 bis 100.000 Vögel, die Schlagopfer von Windkraftwerken werden."

    Und jedes Jahr sterben ~100 Millionen(!) Vögel allein an den Scheiben deutscher Haushalte. Aber da der Glastod allgemein als unausweichlich gilt, interessiert das niemanden.

    Auch die Lärmentwicklung ist zwar bedenklich, kann aber es gibt bereits Technologien, die die Schallentwicklung reduzieren können.



    Und das größere Problem der Lärmenwicklung durch den Schiffsverkehr wird auch regelmäßig unter den Teppich gekehrt.

    Die Offshore-Windkraft gehört immer noch zu den Umweltfreundlichsten Arten der Stromerzeugung und belegt in der Liste der Bedrohungen für die Weltmeere eher einen der letzten Plätze.

    (www.nabu.de/tiere-...dungen/11932.html)

  • There is no free lunch, auch nicht bei "umweltfreundlicher" Technik.

    Nicht missverstehen, ich spreche nicht gegen so genannte "erneuerbare" Energie. Energie ist allerdings nicht erneuerbar, sondern lässt sich nur umwandeln. Nur die Technologie zur Umwandlung von natürlich vorhandener Energie/-träger lässt sich "erneuern" und (zusätzlich) aufbauen. Und das geht niemals ohne "Nebenwirkungen".

    Diese Nebenwirkungen kumulieren mit den Nebenwirkungen alter/vorhandener Technologie. Zusätzliche Wind- und Sonnennutzung erzeugen zusätzliche Schäden und erfordern zusätzliche Eingriffe in das, was geschützt werden soll: Umwelt, Klima, Ressourcen.

    Am Ende ist ein Plädoyer für "umweltfreundlichen Strom" zu lesen. Aber KEIN Wort davon, dass nur durch "Energie sparen" die Umwelt, das Klima, die Schweinswale und der Rotmilan geschont werden können. OHNE zusätzliche schädliche Nebenwirkungen!

    Solange nicht in Zusammenhängen gedacht wird und die framing Begriffe gedankenlos übernommen werden, ist es nur logisch, dass mehr Geld für die "erneuerbare Energie" gefordert wird, OHNE ans Sparen zu denken. Der einzigen umweltfreundlichen, klimaneutralen und nachhaltigen Lösung.

    Leider lässt sich mit sparen kein Wachstum erzeugen, anders als mit der Bereitstellung zusätzlicher Energie aus zusätzlichen Quellen.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Ich halte diesen Kommentar ebenfalls für wenig hilfreich. Schon die Grundannahme der umweltfreundlichen Technologie ist falsch, weil jeder technologische Eingriff in die Natur eine Intervention mit Folgen ist.



    Schweinswale sind allein durch die Schifffahrt und durch die Hafen- und Fischereiaktivitäten bedroht, Rotmilane wird man bei der Off-Shoreanlage Arcona wohl eher nicht sehen und Schätzungen, wie viel Vögel den „Schlagtot“ sterben bringen keinen weiter. Das Argument des Rückbaus nach Betriebsende oder Totalausfall (ein 35%-Risiko im Off-Shore Betrieb) zieht - wird aber nicht gut aufbereitet.



    Was bleibt ist leider schal denn weder eine klare Kritik noch ein guter Ansatz es besser zu machen sind vorhanden. Schade!

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Sorry dafür, dass ich lediglich den letzten genannten Punkt, die noch fehlende, nach teurer Errichtung dann ebenfalls sehr teuer werdende Entsorgung ausgedienter Anlagen hier thematisiere.

    Wie man, leider primär alternativ, lesen kann, trifft die Frage des Rückbaus und der Entsorgung aktuell noch viel eher auf die bestehenden Winkraftanlagen an Land zu.

    Die für einen ökonomisch sinnvollen Betrieb gewährte Förderung läuft aus und die wohl technisch geplante und nun absolvierte Laufzeit bei vielen, vor rund zwanzig Jahren errichteten Windrädern neigt sich dem Ende zu.

    Im Grunde also ein doppeltes Problem, wobei das erste nun durch noch viel mehr Geld und auch darüber begründet weiter steigende Strompreise hinausgezögert werden kann,

    das zweite, die technische Seite, die Materialermüdung etc. jedoch nicht; nicht ohne ein steigendes Risiko der Havarie.

  • Ich denke dass der Schweinswal sehr glücklich wäre wenn er in einem sauberen chemiefreien von Plastikteilchen ohne U-Boote befahrenen lauten Meer frei schwimmen. Die anderen Meeresbewohner auch. Vögel passen sich mit der Zeit auch an Windräder an. Wie stehts denn mit ÖlBohrinseln die den Meeresboden aufbohren und mit Chemie arbeiten. Oder Sellafield das seinen Atommüll am Strand vor der A-Fabrik entsorgt. Windräder haben keinen Abfall produzieren sauberen Strom. Es gibt viel größere Gefahren für die Tierwelt. Die beschreibe ich lieber nicht.

  • Ich finde derlei Statements nicht hilfreich, da sie eher für eine Grundsatzempörung beim Leser sorgen, Resignation gar(?) anstatt nach Akzetanz und Lösungen zu streben.



    Wir brauchen Forschung: Mit dem Ergebnis, dass alles gut wird, inkl. Weltfrieden. Wolkenkuckucksheim oder wie?

    Wir brauchen keine Forschung, sondern eine breite Diskussion wie wir leben wollen und welchen Schaden wir bereit zu verursachen aber den wir noch für akteptabel halten. Das wird dann vermutlich in einigen Bereichen des globalen Nordens individuellen Verzicht bedeuten. Auch darüber muss dann geredet werden, da Menschen in anderen Teile der Welt ebenfalls ein Recht haben bessere Lebensumstände anzustreben.



    Wenn das mal geklärt ist, dann könnten absolute Schutzzonen identifiziert werden und andere, wo definierte Schäden akzeptiert werden, natürlich mit der OPtion hier imer besser zu werden..



    Irdendwie an allem das Schlechte suchen ist kontraproduktiv. Und nach einer namenlosen man-sollte-Forschung rufen schlichte Realitätsverweigerung.

    • @Tom Farmer:

      Ich finde derlei Statements durchaus hilfreich, die uns klarmachen, dass erneuerbare Energie zwar besser als fossile Energie ist, aber damit nicht automatisch "umweltfreundlich". Auf solche Defizite mit dem Ziel der Verbesserung hinzuweisen, ist durchaus konstruktiv und Aufgabe des Journalismus. Dass wir "keine Forschung" sondern Verzicht brauchen würden, finde ich gelinde gesagt seltsam. Wir müssen nur verzichten, dann brauchen wir keine Forschung? Ich bin mir sicher, dass wir beides brauchen.

      • @Haggi:

        Richtig! Wir brauchen Entscheidungen wie wir hier rasch auf 2 t/a CO2 Emissionen pro EW runterkommen.



        Dann gerne forschen was wir uns dafür max. gönnen können.



        Wie wir Rotorblätter rückbauen hat derzeit null Relevanz gegenüber dem CO2 "Rückbau".

        • @Tom Farmer:

          Ich bin da Ihrer Ansicht. Der Verbrauch muss drastisch gesenkt werden. Dann ist die zu ersetzende Menge fossiler Energie Stromerzeugenden Kraftwerke durch regenerative Energien viel geringer, weil einiges ersatzlos abgeschaltet werden würde. Statt Großprojekte wäre es zudem sinnvoller genossenschaftlich auf kommunaler Ebene zu planen und aktiv zu werden. So würden Bürger*innen einbezogen werden und der Eingriff in die Natur wohl auch kleiner. Inspirierend finde ich das Vorgehen der Einwohner*innen der dänische Insel Samsø. Da gibt es eine interessante Arte-Doku drüber:



          www.youtube.com/watch?v=h6X64mE7P8s

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Haggi:

        Sehe ich ebenso,

        und was man richtigerweise der Atomindustrie nebst politischer Begleitung vorwerfen kann,

        das trifft auf die vielen, vielen Windkraftanlagen ebenso zu: Der Rückbau und die Entsorgung verschwindet technisch wie ökonomisch im Nebel der erneuerbaren Klimaeuphorie.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Wenn man anfängt bei Wind und Photovoltaik das Für und Wider abzuwägen, dann ist man schnell dabei, selbiges auch für Atom, Kohle oder Gas zu tun.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Taube:

            Richtig, nur eben anders herum.

            Die kritischen Fragen zur Entsorgung (und wer dann für die Kosten aufkommt) hat man richtigerweise, dennoch leider wohl viel zu spät, den Befürwortern der Atomkraft gestellt.

            Insofern sollte das für Photovoltaik und Windkraft nun wesentlich früher passieren; das Hinterfragen ...

    • @Tom Farmer:

      Gebe ich ihnen völlig recht. Zuemal die Verschmutzung der Meere U-Boot, Lärm durch Schiffsmotore,



      Ölbohrinseln, Atommüll gar nicht zur Sprache kommen. Meerestiere haben ein Recht auf sauberes Wasser eine natürliches Biotop. Windräder prodzieren sauberen Strom.



      Atomkraftwerke nicht.