Kommentar Umgang mit Flüchtlingen: Wie konnte das passieren?!
Verschwundene Kinder, Unterkünfte als Bordelle: Wir müssen uns um die geflüchteten Frauen, Kinder und Männer kümmern, bevor es zu spät ist.
S chon sehr bald werden wir uns in alarmiertem Tonfall gegenseitig fragen: „Wie konnte das passieren?!” Nun, noch haben wir die Chance, das Schlimmste abzuwenden. Um zu verhindern, dass hier lebende Flüchtlinge in großer Zahl kriminell werden, muss der deutsche Staat ihnen erlauben, zu arbeiten. Angemessen bezahlt, und, wo immer es geht, in ihren erlernten Berufen.
Die Neuregelungen müssen schnell kommen. Wenn die Menschen ihre Zeit weiter mit Nichtstun verbringen, ohne Perspektive auf dem legalen Arbeitsmarkt, dann werden sie ziemlich sicher kriminell. Und man kann es ihnen kaum verdenken. Schon sehr bald kann die Gelegenheit zum Umsteuern verstrichen sein. Dann wird es so aussehen, als habe Deutschland seine Flüchtlinge absichtlich in die Kriminalität getrieben. Als hätte man sie vor dem Tod gerettet, nur um sie einer Laufbahn als Killer zu überlassen.
Waffen, Drogen, Prostitution – der Mensch, der sich dem Verbrechen zuwendet, um sich wertvoll zu fühlen, wird höchstwahrscheinlich das übliche Verhalten von Kriminellen annehmen. Ausübung sexueller Gewalt wäre in diesem Kontext geradezu normal, gewissermaßen ein natürlicher Teil der neuen Identität. In der „Familie“ der organisierten Kriminalität, kann man bekanntermaßen wirklichen Schutz erfahren, Geborgenheit, Wertschätzung, Respekt. Eine Alternative zur verlorenen Heimat und einem abweisenden Aufnahmeland. Eine neue Heimat außerhalb der Würdelosigkeit.
Die Politik muss auch handeln, bevor weibliche Flüchtlinge reihenweise in die Prostitution gezwungen oder von männlichen Mitinsassen in den Unterkünften vergewaltigt werden. Getrennte und abschließbare Schlafräume und Badezimmer müssen geschaffen werden. Ursprünglich war dies einmal politische Absicht, wurde in Zwischenzeit aber wieder gekippt. Warum nur? Reicht es nicht, dass die Flüchtlingsunterkunft in der Münchner Bayernkaserne als Bordell bekannt ist? Muss man noch mehr wissen, um zu handeln?
Einladung zur Unsittlichkeit
In einem Wald im Rheinland kämpfen RWE-Mitarbeiter und Baumbesetzer um die Energiewende – mit Schlagstöcken und Reizgas. Die Reportage aus dem Hambacher Forst lesen Sie in der taz.am wochenende vom 6./7. Februar. Außerdem: Was, wenn Putzen ein Kampf ist? Unser Autor hat fremde Menschen in seine Wohnung gebeten. Und: Dominic Musa Schmitz kiffte, feierte, hatte Sex. Mit 17 konvertierte er zum Islam – und ging in die salafistische Szene. Nach sechs Jahren stieg er aus. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Gemischte Schlafsäle sind nach arabischen Moralvorstellungen nicht zu verstehen. Sie werden als Einladung zur Unsittlichkeit missverstanden. Wie kann eine Frau, die mit diesem Kodex aufgewachsen ist, das Badezimmer aufsuchen, wo sie vielleicht einen Mann vor sich urinieren sieht? Sind sich die Menschen, die über die Unterbringung entscheiden, bewusst, dass sie es mit einer Kultur zu tun haben, in der die einzige Art von erlaubtem Sex zwischen Mann und Frau in der Ehe stattfindet? Ist uns klar, dass wir Frauen mit dieser Art der Unterbringung ernsthaft quälen? Schließlich kommen die meisten hier schon traumatisiert an.
Eine gefährliche Lage, in der es bislang eine Hoffnung gab: die Kinder. Sie, so dachte man, könnten sich am schnellsten an die neue Umgebung anpassen, Traumata am schnellsten verarbeiten. Aber: Wo sind diese Kinder hin? 10.000 verschwundene Flüchtlingskinder meldete Europol, das Bundeskriminalamt sprach von 5.000 allein in Deutschland.
Sind die alleinreisenden Minderjährigen in die Illegalität abgewandert? Hässliche Gerüchte über Organhandel und Kinderprostitution machen die Runde. Wenn tatsächlich Tausende Kinder mitten in Europa verschwunden sind, ist es nicht undenkbar, dass internationale Netzwerke dahinterstecken, wie Gerüchte in arabischen Medien nahelegen. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie das Schicksal der Kinder aussähe, wenn diese Gerüchte auch nur im Ansatz stimmten. Dann wäre dies die Schande Europas. In arabischen Ländern wird bereits darüber sinniert, ob das Schicksal der verschwundenen Kinder am Ende schlimmer ist als das, was mit ihnen geschehen wäre, wenn sie zu Hause geblieben wären.
Wir dürfen nicht an einen Punkt gelangen, von dem aus Tod, Vergewaltigung und Trauma überall sind, egal zu welcher Seite der Welt man das Fenster öffnet. Wir müssen jetzt und hier handeln, bevor es zu spät ist.
Aus dem Englischen: Nina Apin
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