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Kommentar US-chinesischer HandelskriegTrump straft seinen größten Finanzier

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Der Präsident schießt mit den Strafzöllen ein Eigentor: Chinesische Gläubiger halten derzeit US-Staatsanleihen im Wert von 1,15 Billionen Dollar.

Bei dem Handelskrieg geht es nicht nur um Stahl, sondern vor allem um Staatsanleihen Foto: dpa

T rumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium waren nur ein erster Vorgeschmack. Doch auch die weiteren Maßnahmen, die der US-Präsident derzeit gegen Europa plant, sind lediglich Peanuts im Vergleich zu dem, was er gegen China vorhat, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Strafzölle auf Waren im Wert von mindestens 60 Milliarden Dollar will er auf chinesische Importe verhängen. Andere Quellen sprechen gar von über 100 Milliarden Dollar. Das wäre die höchste Handelsstrafe, die ein Land je gegen ein anderes verhängt hat. Noch reagiert die chinesische Führung zwar gelassen auf diese Ankündigung. Aber es ist klar: Peking wird diese Maßnahmen nicht ungesühnt lassen. Strafzölle gegen Mais und Soja aus den Vereinigten Staaten sind bereits in Planung – und dürften vor allem viele Trump-Wähler im Corn Belt – also in Iowa, In­dia­na, Illinois und Ohio – treffen.

Auch der US-Flugzeugbauer Boeing dürfte Chinas Gegenschlag zu spüren bekommen. Für den inzwischen größten Flugzeugmarkt der Welt ist es kein Problem, sämtliche Bestellungen auf den europäischen Konkurrenten Airbus umzuleiten. Gerade Flugzeugbestellungen werden in China von der Politik mitentschieden, weil sich eine Mehrheit der chinesischen Flug­gesellschaften in Staatsbesitz befindet.

Während Trump also glaubt, dass mit den Strafzöllen auf chinesische Waren Fabriken und Arbeitsplätze in die USA zurückkehren, ist es sehr wahrscheinlich, dass genau das Gegenteil geschehen wird: China hat wirkungsvollere Hebel in der Hand.

Das größte Problem an einem US-chinesischen Handelskrieg scheint Trump aber noch gar nicht kapiert zu haben: Jedem Exportüberschuss, den China gegenüber den USA erzielt, steht ein Rückfluss an Kapital gegenüber. Das ist simple Handelslogik.

Wenn das Handelsdefizit nun wegen der Strafzölle sinkt, schwindet für Trump seine wichtigste Quelle bei der Staatsfinanzierung

Konkret bedeutet das: Amerika kauft Waren von China und bezahlt sie mit US-Dollar. Mit ebendiesen Dollar kauft die Volksrepublik wiederum größtenteils amerikanische Staatsanleihen – und gewährt damit den USA Kredit. China hat seine Überschüsse zu einem großen Teil in US-Schuldpapieren angelegt. Chinesische Gläubiger halten derzeit US-Staatsanleihen und andere Schuldtitel im Wert von 1,15 Billionen Dollar. China ist damit der größte Finanzier der USA.

Wenn das Handelsdefizit nun wegen der Strafzölle sinkt, schwindet für Trump seine wichtigste Quelle bei der Staatsfinanzierung. Nicht ganz unwichtig angesichts einer Staatsverschuldung von inzwischen mehr als 20 Billionen Dollar.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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30 Kommentare

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  • Gewährt China den USA keine Kredite mehr, dann steigen zwangsläufig die Zinsen. Es werden immer größere Rückzahlungen fällig, für die wiederum Kredite mit immer mehr steigenden Zinsen nötig sind. Sollten die USA aber keine Rückzahlungen mehr bedienen wollen (Trump ist jede Dämlichkeit zuzutrauen) dann wäre wohl der ganz große Konflikt da! China würde wohl jede erdenkliche Maßnahme ergreifen!

    • @fvaderno:

      "für die wiederum Kredite mit immer mehr steigenden Zinsen nötig sind."

       

      Es sind Schulden in US-Dollar. Die können von den usa mit buntbedrucktem Papier zurückgezahlt werden, was allerdings nicht absehbare neue Probleme verursachen würde.

  • Nein, ihr Argument im letzten Teil war vor 30 Jahren richtig, als China Gläubiger der USA wurde. Heute stimmt das so nicht mehr.

    Es gilt mittlerweile im US/China Verhältnis das alte Beispiel: Wenn Ihr Nachbar Ihnen 1000 Euro schuldet und nich zahlen kann hat er ein Prblem. Wenn ihr Nachbar 100.000 Euro Schulden bei Ihnen hat und nicht zahlen kann, dann haben Sie ein Problem.

     

    Wenn der Dollar kollabiert wegen Rückzahlungsschwierigkeiten kann China seine Staatsfinanzen aber mal ganz neu sortieren! Das weiß Trump! Die sitzen in der Sch....

    • @Tom Farmer:

      China kauf aber schon längst nicht mehr nur amerikanische Staatsanleihen. Es investiert das Geld in allen Teilen der Welt. Richtig stark trifft es diejenigen, die mit den (wertlosen) Wechseln bezahlt wurden.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Über weches Thema schreiben Sie?

        Ich schreibe über das Thema Anleihekäufe der Chinesen und Handelsüberschuss China zu USA. Und wie wohl China dasteht, wenn die USA seine Anleihen also Kredite bei den Chinesen nicht mehr bedienen kann.

        Habe dann geschlussfolgert, dass China dann wohl mindestens das gleiche Problem hat wie die USA.

         

        Fazit: Die hängen aneinander wie KLetten, ungewollt aber beidseitig über Jahre akzeptiert.

        China hat Billigimporte nach USA gebracht und USA hat wohwollend deren Kredite angenommen um noch mehr Schrottelektronik, Plastikspielzeug .... aus chinesischer Produktion auf Pump einkaufen zu können usw.usf.

        • @Tom Farmer:

          Ich schreibe davon, dass China bemüht ist, das Risiko immer geringer zu machen. Natürlich besteht der Zusammenhang. Aber der Effekt wird geringer. Außerdem könnte man es in Peking darauf ankommen lassen, den geringeren Schaden zu erleiden.

           

          PS: Schrottelektronik? Meinen Sie iPhones?

  • Wenn Chinesen aufhören, US Staatsanleihen zu kaufen, macht's halt die FED. Der "Hebel" ist komplett wirkungslos.

  • Verfolgt man die bisherige Denkweise von Trump, dann dürfte auch das kein Problem sein. Irgend ein Vorwand läßt sich schon kontruieren, um chinesesisches Vermögen zu beschlagnahmen und über sonstige Sanktionen die US-Finanzen zu sanieren.

     

    Und wenn die Chinesen darauf verärgert reagieren, dann gibt's ja notfalls noch die bewährte Methode des Stellvertreterkriegs.

  • "Das größte Problem an einem US-chinesischen Handelskrieg scheint Trump aber noch gar nicht kapiert zu haben: Jedem Exportüberschuss, den China gegenüber den USA erzielt, steht ein Rückfluss an Kapital gegenüber. Das ist simple Handelslogik."

     

    Herr Lee versucht uns hier aus der kommunistischen Diktatur eine völlig verquere ökonomische Logik zu verkaufen.

     

    //http://www.usfunds.com/media/images/frank-talk-images/2017_ft/Jan-Jun/us-faces-a-widening-trade-deficit-with-china-04102017-LG.png

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Vielleicht sollte der Autor erstmal etwas über Staatsverschuldung und Schulden allgemein lernen. Selbst wenn die USA eine Verschuldung von 100 Trillionen hätten wäre das egal.

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Haben Sie auch ein Argument?

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Eh klar, die USA können ihre Verbindlichkeiten die sie in aller Welt haben, eh nicht mehr zurück zahlen und haben das sicher auch nicht vor!

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Aber nur, so lange der Dollar Welthandelswährung bleibt. China und Andere arbeiten daran, dies zu ändern...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nope, so lange die US Federal Reserve emittierende Instanz für US-Dollar ist, kann der US-Regierung das Geld nicht ausgehen. Staatsanleihen ändern daran gar nix.

        • @BigRed:

          Das ausgegebene Geld ist aber nur deshalb so viel wert, weil der Dollar fast überall als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Er stützt sich damit auf den größten Teil der Weltwirtschaft. Entsteht eine ernsthafte Alternative, können die Amerikaner nicht mehr tun und lassen, was sie wollen.

      • 9G
        96173 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Solange die USA die weltweiten Energietransportwege beschützen (kontrollieren) wird auch der Dollar Weltwährung bleiben... .

        • @96173 (Profil gelöscht):

          Das ändert sich aber.

           

          1. Rüsten andere Staaten auf, um die Kontrolle der Transportwege durch die USA einzudämmen.

          2. Wird auf den Energietransportwegen hauptsächlich Öl transportiert. Dessen Bedeutung nimmt durch die Nutzung neuer Energiequellen ab.

  • "2Wenn das Handelsdefizit nun wegen der Strafzölle sinkt, schwindet für Trump seine wichtigste Quelle bei der Staatsfinanzierung."

    Die wichtigste Quelle für die Staatsfinanzierung ist die Notenbank.

    Gerade die USA sind nicht auf private Gläubiger angewiesen.

  • Was ist dagegen einzuwenden, wenn den USA das Geld ausgeht, um ein völlig überzogenes Militär zu finanzieren?

      • @agerwiese:

        Und? Nicht mal 1/3 des Amerikanischen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ja, war deren BIP vor 18 Jahren auch. Liegt mittlerweile drüber. Übrigens, das sind offizielle (angegebene) Ausgaben - man kann wohl schlecht von einer Unterschreitung ausgehen

          • @agerwiese:

            Die Nachbarn der USA sind Kanada und Mexiko. Wenn sich die Amerikaner also auf ihre Verteidigung beschränken würden, könnten sie viel Geld sparen.

             

            Sich für die ganze Welt zuständig zu erklären und dann zu jammern, dass es teuer wird, ist ziemlich unverfroren.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Auch wenn es lange her ist - die Amis haben Europas Arsch gerettet, sonst wären wir (Europäer) heute eine große NS-Familie.

              Ich hab so meine bedenken, dass Chinesen je als Befreier auftreten werden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Hier mal zwei Statistiken die sie interessieren dürften: https://de.statist...-militaerausgaben/



      https://de.statist...-militaerausgaben/

      Sie sehen: Im Vergleich geben die USA nicht soviel für ihr Militär aus.

      Das eigentliche Problem ist etwas anderes.

      Nämlich der unglaublich große Einfluß, den die Rüstungsindustrie auf die Politik hat. Dieser Einfluß entstand während des 2. WK; danach gelang es nicht ihn wieder zurückzudrängen. Eisenhower nannte



      es den "militärisch-industriellen Komplex".

      Heute ist alles noch viel verzahnter. Die Rüstungsindustrie hält große Anteile an Medienunternehmen, Hollywoodstudios, Autoherstellern...

      In Washington,D.C. gibt es einen riesigen Beamtenapperat, der zumindest zum Teil eher der Rüstungsindustrie untersteht als den gewählten Volksvertretern.

      Dies ist gemeint wenn vom "Deep State" und "drain the Swamp" die Rede ist.

      • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

        "Sie sehen: Im Vergleich geben die USA nicht soviel für ihr Militär aus."

         

        Also entweder stimmt etwas mit den Links nicht oder sie USA geben extrem mehr aus, als jeder andere Staat.

         

        Und das allein ist ein Problem. Der Einfluss der Rüstungsindustrie natürlich auch.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Hab mich falsch ausgedrückt. Natürlich haben die USA das mit Abstand größte Miltärbudget. Es relativiert sich aber wenn man es ins Verhältnis zum BIP setzt. Dann erkennt man das andere Länder im Verhältnis mehr für ihr Militär ausgeben als die USA.

           

          Daran erkennt man die enorme Wirtschaftsstärke der USA und das die Rüstiungsindustrie einen Einfluß hat, der ihr eigentlich nicht zusteht.

          • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

            Den anderen Staaten wird es egal sein, mit wie viel % ihres BIP die USA vor der Tür stehen. Das BIP wird so und so überbewertet.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Das BIP ist ein guter Indikator um die Wirtschaftskraft eines Landes zu bewerten. Nicht mehr und nicht weniger.

               

              Angenommen die USA würden ihre Militärausgaben von 3,3% auf 3,0% reduzieren. Was würde sich ändern?

               

              Vielleicht wird ein Atom-Uboot früher still gelegt oder statt 20 neuer Bomber gibt es nur 15.

               

              Die USA bleibt trotzdem die mit weiten Abstand dominierende Hegemonialmacht auf dem Planeten.

               

              Allerdings sind die 0,3% auch ein Haufen Geld, das man wesentlich besser investieren könnte.

               

              Was spricht also dagegen die Rüstungsausgaben zu reduzieren?

               

              Einzig und allein die finanziellen Interessen der Rüstungsindustrie aka "Deep State".

              • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

                Nichts. Sie werden aber drastisch erhöht.