Kommentar Streik der Lokführer: Zeit, dass sich die Bahn bewegt
Dass es keine Verständigung im Tarifstreit gibt, liegt nicht allein an den Lokführern. Unbeirrbar beharrt die Bahn auf dem Status Quo.
D er Streik der Lokführer ist fürs erste vorbei, reden wir mal über die Bahn. Genauer gesagt: über deren Eigentümer und Vorstand. Viel zu lange schon geht es in der öffentlichen Diskussion ausschließlich um die vermeintlichen Zumutungen der GDL und ihres Vorsitzenden Claus Weselsky. Wie bei jedem Tarifkonflikt gibt es auch bei diesem zwei Seiten. Dass es bisher zu keiner Verständigung gekommen ist, liegt nicht allein an der Starrköpfigkeit der Lokführergewerkschaft.
Einen Schaden von mehr als 100 Millionen Euro habe der Streik bislang verursacht, beklagt Bahn-Chef Rüdiger Grube. Da muss sich die Führung des staatseigenen Konzerns schon fragen lassen, warum sie nicht mehr für ein Ende des Konflikts unternimmt. Warum legt sie nicht endlich der GDL ein faires Angebot vor? Trotz aller gespielter Kompromissbereitschaft ist der Vorstand keinen Millimeter von seiner Position abgerückt. Unbeirrbar beharrt er auf dem Status quo.
Mit dem Argument, eine Tarifkonkurrenz müsse unbedingt vermieden werden, soll der GDL weiterhin verwehrt bleiben, die Interessen eines relevanten Teils ihrer Mitglieder, sprich: der Zugbegleiter, zu vertreten. Das erscheint nur auf den ersten Blick schlüssig. Nicht nur wegen der 30.000 Beamten, für die ohnehin eigene Regeln gelten, ist das richtige Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ leider schon lange keins mehr bei der Bahn. Sonst gäbe es bei ihr keine Leiharbeiter zu schlechteren Konditionen und keine Tochtergesellschaften, die Lohndumping betreiben.
Statt sich über den angeblichen „Missbrauch des Streikrechts“ zu empören, sollte die schwarz-rote Bundesregierung besser ihre Verantwortung als Eigentümerin wahrnehmen und konstruktiv auf den Bahnvorstand einwirken. Nur wenn sich beide Seiten bewegen, wird es eine vernünftige Lösung geben können.
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