Kommentar Rot-Grün in Hamburg: Grüne Mehrheitsbeschaffer
Rot-Grün in Hamburg steht. Ob Elbvertiefung, Stadtbahn oder Flüchtlingspolitik – kaum eine ihrer Forderungen konnten die Grünen durchsetzen.
H eute strahlen sie, die Hamburger Grünen: //www.taz.de/Rot-gruene-Koalition-in-Hamburg/!157793/:Drei Senatorenposten haben sie der übermächtigen SPD abgetrotzt. Auch wenn einer nur ein eigens geschaffenes Spaltprodukt eines bis dahin integrierten Ressorts für Umwelt und Stadtentwicklung ist.
Inhaltlich können die Grünen allerdings nicht glänzen. Seit Wochen wird in der Stadt gelästert, künftig gebe es SPD-Politik grün lackiert. Nun muss man sagen: Der Lack ist durchscheinend, blättert schon am ersten Tag ab – und ist auch noch giftig.
In kaum einem Politikfeld hat der Juniorpartner etwas erreicht. Elbvertiefung und Stadtbahn hatten die Grünen direkt abgeschenkt, symbolisch bedeutsame Ziele wie eine humanere Flüchtlingspolitik oder den Verzicht auf das //www.taz.de/Unterbringung-von-Jugendlichen/!157795/:Einsperren von Jugendlichen ließen sie sich in wochenlanger Kleinstarbeit abhandeln. Ihr größter Erfolg ist ein Desiderat: Der Anteil des Fahrrads am Verkehr soll sich auf 25 Prozent verdoppeln. Soll.
Fast noch schlimmer als die kümmerlichen Ergebnisse ist der Verlauf der Verhandlungen: Abend für Abend mussten die Grünen im Rathaus ihre Niederlagen verkünden. Als es um die Umweltzone ging, musste Verhandlungsführerin Katharina Fegebank sogar vom Mikrofon zu SPD-Fraktionschef Andreas Dressel laufen, um sich bestätigen zu lassen, was alle wussten: kommt nicht. Und Olaf Scholz verlangte den Grünen ab, mit ihm gegen ein Urteil zur Luftreinhaltung vor Gericht zu ziehen – nur um darauf ein paar Tage später gönnerhaft zu verzichten. Eine Demütigung.
Grüne Erfolge in Hamburg
Als Hamburgs Grüne 2008 mit der CDU koalierten, fürchteten viele, sie würden damit ihren Markenkern beschädigen. Dabei sind sie damals vergleichsweise aufrecht geblieben. Heute dagegen fällt es schwer, den grünen Markenkern jenseits von „Mehrheitsbeschaffung“ überhaupt noch auszumachen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin