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Kommentar Muezzinruf-Verbot in IsraelRassistischer Maulkorb

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Eine rechte Partei will in Israel den Muezzinruf verbieten. Damit begibt sie sich auf das Niveau europäischer Rechtspopulisten.

Ruft er bald nicht mehr durch den Verstärker? Adam Awad, Muezzin der Al Ein Moschee in Ost-Jerusalem Foto: ap

A uch in Deutschland ist der Muezzinruf ein Politikum. An den wenigen Orten, wo vereinzelten muslimischen Gemeinden der Gebetsruf erlaubt wurde, achten die Behörden sorgsam darauf, dass er außerhalb der Moschee nicht oder kaum zu hören ist. Denn der islamische Gebetsruf ist für viele Deutsche ein Reizthema und wird von Rechtspopulisten gerne als Beleg für eine angebliche „Islamisierung“ angeführt. Die AfD würde den Muezzinruf deshalb gerne gleich ganz verbieten lassen.

Israels Rechtspopulisten heißen „Yisrael Beitenu“ und sitzen dort mit in der Regierung. Auf sie geht der Gesetzentwurf zurück, den 400 Moscheen in Israel künftig zu untersagen, den Ruf des Muezzin per Lautsprecher zu verstärken. Scheinheilig führen sie das Argument der „Lärmbelästigung an“ – doch Kirchenglocken und die Sabbat-Sirene sind vom Gesetz ausgenommen, es zielt nur auf Muslime.

Premier Netanjahu unterstützt den Gesetzesentwurf mit den Worten, Israel müsse in dieser Frage „nicht liberaler sein als Europa“. Dabei widerspricht das Gesetz der historischen Vielfalt seines Landes: Manche Moscheen im Land sind weit älter als der Staat Israel, und nichtjüdische Araber stellen dort rund ein Fünftel der Bevölkerung. Doch sie sollen sich der Mehrheit unterordnen.

Israels Rechte reiht sich damit ein in den islamfeindlichen Trend, der sich in vielen westlichen Ländern immer deutlicher zeigt – von Osteuropa, wo man keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen will, über Trumps „Muslim Ban“ in den USA bis hin zu Extremisten wie Geert Wilders in den Niederlanden, der den Islam am liebsten völlig verbieten möchte.

Mit ihrem rassistischen Maulkorb für Muezzine bewegt sich „Yisraeil Beitenu“ auf dem Niveau europäischer Rechtspopulisten wie Victor Orbán, Le Pen und der AfD. Die Partei arbeitet hart daran, den ohnehin kaum lösbaren Konflikt zwischen zwei Völkern um das gleiche Stückchen Land zum Religionskrieg eskalieren zu lassen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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4 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Wie so oft erzählt Herr Bax nicht die ganze Geschichte.

     

    "Es sieht ein Verbot von Lautsprecherdurchsagen an Gotteshäusern zwischen 23.00 Uhr abends und 07.00 Uhr morgens vor. Damit ist der erste der fünf täglichen Gebetsrufe der Muslime betroffen, der zum Sonnenaufgang erklingt."

     

    Quelle: https://kurier.at/politik/ausland/israel-verabschiedet-umstrittenes-gesetz-gegen-gebetsrufe/246.242.549

    • @88181 (Profil gelöscht):

      ... und das auch nur über Lautsprecher. Zudem sind für ihn natürlich die täglichen Raketenangriffe, Selbstmordattentate und Messerstecher nicht erwähnenswert, wenn es um die Frage geht, wie sehr der "ohnehin kaum lösbare Konflikt ... eskalieren" könnte.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Peter Pasetti:

        Haben Sie bemerkt, dass das israelische Parlament gerade eine Annektion eines Teiles des Westjordanlandes vorgenommen hat?

        Wenn das mal kein Eskalationskurs ist...

  • Ich finde es mit Verlaub UNFLÄTIG, bei allem und jedem immer sofort die NAZI- oder die Rassismuskeule rauszuholen! MUSS das denn sein?

    Ist schon mal jemand auf die - naheliegende - Idee gekommen, dass so ein MuezzinRUF

    1. lediglich als mega störend empfunden werden könnte, für abendländisch geprägte Ohren? Nicht mehr aber auch nicht weniger!

    2. Der Autor sollte sich wirklich mal die Mühe machen, den MUEZZINRUF textlich (!) genau zu untersuchen! Ich bin mir SICHER, er weiß ÜBERHAUPT NICHT, WAS GENAU der Muezzin da RUFT!?°!

    DAS aber ist KEIN KLACKS! Zumindest DANN NICHT, wenn man - wirklich - hinter dem GG steht.

    Bitte noch einmal genau und sorgfältig nachrecherchieren. Das ERGEBNIS dieser Recherche kann man dann GERNE in einem gesonderten Artikel DISKUTIEREN.DANKE.