Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
"eigentlich" sind die alten schläuche der kirche so verdorben und brüchig, dass der neue wein der lebenden seelen fast sofort "schlecht" wird
Machtbewußter aus München. Ja, von da kamen schon immer die Heilsbringer.
Marx ist Ostwestfale, die sind bekannt für Sturheit und Geduld. Das sind hier notwendige Eigenschaften, die in der Sache jedoch wenig nutzen werden. Denn je gebildeter und wohlhabender eine Gesellschaft, desto weniger lässt sie sich auf religiöse Institutionen ein.
Religion entscheidet jeder für sich, niemand braucht eine Institution die ihm sagt was er machen soll und was nicht. Das drückt sich natürlich auch in einem schwindenden gesellschaftlichen Gemeinschaftsgefühl aus, was natürlich Nachteile mit sich bringt.
66 alte Männer wählen ihr neues Gesicht – und ein eigentlich kritischer Geist fällt auf die Knie und ruft die Demokratie in der römisch-katholischen Kirche aus.
Derselbe Unterwerfungsreflex wie landauf – landab bei „unserem Franziskus“.
Mitbestimmung?
Gleichberechtigung?
Minderheitenrechte?
Egal – Hauptsache flexibel und angstfrei das Gemeinsame betont.
Und da verstehen Sie, Herr Pötter, sich ernsthaft als „Gegner“ von Herrn Marx?
Warum? Weil Sie ihn in Ihrem Interview neulich ein bisschen härter angefasst haben?
Sie wünschen „sprachfähige Religionsgemeinschaften“?
Dann geben Sie doch den Gläubigen eine Stimme - anstatt ihren selbsternannten Herren. Stattdessen betreiben Sie das Spiel der autoritären Entmündigung der Gläubigen durch ihre „Hirten“ mit - indem Sie es perpetuieren und beschönigen.
@Der Sizilianer Ich verstehe den Kommentar ganz anders: Marx ist niemand, den die Angst vor der modernen Welt in die Wagenburg der Orthodoxie treibt, kann also mit der modernen Welt in Dialog treten, gleichzeitig ist er konservativ katholisch, kann also die Erzkonservativen in der Kirche eher mitnehmen als ein liberaler Bischoff, kurz: Dialog ist mit Marx möglich, nötig ist er sowieso (auch für die moderne Welt).
Der Katholischen Kirche wird es nichts nützen. Die Menschen treten zwar aus Anlaß von Mißbrauchsfällen, Protz, verlogener Sexualmoral oder Dialogunfähigkeit aus, aber die eigentliche Ursache ist eine andere: Sie glauben einfach nicht mehr an Gott, Jesus und die ganzen Phantastereien. Das erklärt, warum die Protestanten genau so verlieren, obwohl es dort weniger deutliche Anlässe gibt.
@Gast Name Wenn das wirklich der Hauptgrund für Kirchenaustritte wäre, verdiente er auch meinen Respekt als überzeugter Protestant. Nach wissenschaftlichen Standards erhobene Umfragen ergeben allerdings in den meisten Fällen die Ersparnis von Kirchensteuern als Austrittsgrund. Subjektive Eindrücke in meinem Umfeld bestätigen das. Weil die evangelische Kirche sich weniger als "Heilsanstalt" versteht als die katholische, hat sie als Institution eine geringere Bindungskraft. Viele sind überzeugt, dass es zum Glauben keiner organisierten Gemeinschaft bedürfe. Evangelische Kirche muss ihre theologische Notwendigkeit besser begründen, wenn sie Mitglieder, die glauben, aber institutionskritisch sind, halten will. Ob das deutsche System der Finanzierung über Kirchensteuern dabei hilfreich ist, muss offen in seinem Für und wider diskutiert werden.
m achtknabe
a llwettervogel
r aumforderung
x XXL-chamäleon
Wieso findet die taz diese Wahl gut? Was soll Bischof Marx anders machen könennen? Nur, weil sein Nachname den Linken sympathisch ist?
Liebe taz, Ihr interessiert Euch doch keineswegs für die Kirche, und Ihr habt auch keine Ahnung von Liturgie und Kirchenrecht. Warum mischt Ihr Euch nun ein in Dinge, die nicht Euer Ressort sind?
Meint Ihr, überall mitmischen zu können? Ihr stellt ja selbst die Krise in Russland und der Krim auf die Seite der EU-Politik.
Als Lehrer in Geschichte und Politik würde ich sagen: Setzen, eine glatte SECHS!
den Namen find' ich gut, den Rest? Über diese Sekte wurde eigentlich schon alles gesagt.
Er ist wie alle vorher. Klar. Aber er ist ganz anders. Auch klar. Die Stimmen der Kirchen werden gebraucht. Natürlich. Die kennen sich aus mit Bedarfsethik. Alles klar?
@lichtgestalt Der taz Kommentar ist ärgerlich. Marx ist überall da, wo es Macht zu verteilen gibt. In Trier hat er ein abstoßendes baroches Gebahren an den Tag gelegt. In München baut er sich gerade ein schickes Bischofpalais. Er hat die Suspendierung des Theologen Hasenhüttl, der sich ein ökumenisches Abendmahl hat zuschulden kommen lassen, zu verantworten. Unter Benedikt war er Hardliner, jetzt gibt er im Fahrwasser von Franziskus den Liberalen. Als er Kardinal wurde, machte er sich den Vollbart ab mit der Begründung, er wolle nicht der einzige in dieser Riege mit dieser Gesichtsbehaarung sein. Kurz und schlecht: ein gewiefter Jongleur der Macht, kein Seelsorger, sondern ein Politiker - ob der Kirche solche Leute guttun, muss sie selber wissen. Eigentlich gibt es von diesem Typus Mensch schon genug, finde ich .
Die EZB hat ihre Leitzinsen gesenkt, mit 3,5 Prozent bleiben sie aber hoch. Was einst gegen die Inflation notwendig war, spielt nun den Populisten in die Hände.
Kommentar Katholische Kirche: Endlich jemand ohne Furcht
Die Wahl des konservativen Reinhard Marx zum Oberhirten der deutschen Katholiken ist gut. Denn er ist flexibel genug, um mit seinen Gegnern zu reden.
Für ordentlichen Streit geeignet: Reinhard Marx Bild: dpa
Da sage noch einer, Demokratie passe nicht in die katholische Kirche: Das Votum für Reinhard Marx beweist das Gegenteil. Die Entscheidung der deutschen Bischofskonferenz, den machtbewussten Münchner als ihren obersten Moderator zu wählen, ist eine gute. Denn dieser Mann hat keine Angst.
Und das ist schon viel in der katholischen Kirche von heute. Mitgliederschwund, Missbrauch, die Kluft zwischen Lehre und Leben, die Globalisierung, das Internet und wie diese satanischen Versuchungen alle heißen, haben viele Kirchenvertreter zurück in die Festung der Orthodoxie getrieben. Da sitzen sie hinter hochgezogenen ideologischen Zugbrücken, nennen ihren Angstkomplex den wahren Glauben und mosern über die angeblich verdorbene Welt da draußen.
So einer ist Marx nicht. Er ist konservativ, klar. In Fragen der Sexualethik und der Morallehre weicht er keinen Schritt von der vatikanischen Linie ab. Frauen werden mit ihm keinen Platz am Altar bekommen, Homosexuelle keine großen Fortschritte. Aber Marx ist flexibel und angstfrei genug, mit seinen Gegnern zu reden, das Gemeinsame zu betonen.
Und auch den kircheninternen Bremsern kann er mit Roms Hilfe auf die Füße treten. Oft sagt er in der Sache nichts anderes als Kardinal Meisner. Aber bei Marx hat man wenigstens nicht den Eindruck, der Scheiterhaufen werde schon mal vorgewärmt.
Das ist mehr als nur ein gefühlter Vorteil. Denn die Stimmen der Kirchen werden für viele Debatten dringend benötigt. Bei der Bioethik, der Zähmung des Kapitalismus, dem kommenden Pflegenotstand, der Wertedebatte oder den globalen Problemen von Armut und Umweltzerstörung braucht es sprachfähige Religionsgemeinschaften. Man muss keineswegs im Detail mit ihnen übereinstimmen. Aber ein ordentlicher Streit ist schon mal ein guter Anfang.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
Themen