Kardinal Marx verspricht Milde: Abendmahl auch für Scheidungsopfer
Bisher waren wiederverheiratete Katholiken von den Sakramenten ausgeschlossen. Die Kardinäle Marx und Lehmann plädieren für eine Lockerung dieser Regel.
BERLIN/MAINZ dpa | Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat einen milderen Umgang seiner Kirche mit geschiedenen und wieder verheirateten Katholiken in Aussicht gestellt.
Bei der Frage, ob man diese Gläubigen wieder zu den Sakramenten zulassen könne, verwies der Münchner Erzbischof in der Welt am Sonntag auf einen Vorstoß des deutschen Kardinals Walter Kaspar. Bei einem Kardinalstreffen in Rom habe Kaspar vorgeschlagen, „dass Geschiedene, die ihr Scheitern anerkennen, nach einer Bußzeit eine Wiederzulassung zu den Sakramenten beantragen können.“
Die Kardinäle hätten sehr unterschiedlich auf diesen Vorschlag reagiert, sagte Marx. „Ich persönlich halte ihn für einen gangbaren Weg, der aber immer auf einzelne Fälle bezogen sein muss.“ Bislang schließt die katholische Kirche wiederverheiratete Gläubige unterschiedslos von der Eucharistiefeier und anderen Sakramenten aus.
Marx warnte vor einer stärkeren Dezentralisierung. „Ich sage klar: Wir brauchen eine starke Zentrale. Rom ist wichtig für die katholische Kirche. In den großen, wichtigen Fragen wie etwa auch dem Zölibat oder der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen wird weiterhin eine gemeinsame, gesamtkirchliche Entscheidung notwendig sein.“
Auch der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann warb dafür, den Einzelfall stärker zu berücksichtigen. Es sei ein großer Unterschied, ob jemand seinen Ehepartner und seine Familie verlasse, oder ob jemand selbst „schnöde verlassen worden“ sei, schrieb Lehmann in einem am Samstag veröffentlichten Hirtenwort.
Zugleich betonte er die Treue der Kirche zu den Worten Jesu. So müsse Barmherzigkeit zwar ein Schlüsselwort für die Verkündigung der Kirche sein. „Aber Barmherzigkeit als Grundforderung schließt auch bei Jesus selbst nicht die Geltung von Geboten als Richtschnur des Handelns aus“, heißt es in der Schrift.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!