Kommentar Globale Handelskonflikte: Die wahren VerliererInnen
Trump sucht den Handelskonflikt. Zunächst werden die Industrienationen verlieren. Die wahren Leidtragenden aber sind andere.
W er wird der Verlierer sein in einem Handelskonflikt zwischen den USA und ihren Handelspartnern? Wohl erst mal China, Europa und so weiter. Die Rechnung von US-Präsident Trump ist so schlicht wie richtig; die Außenhandelsdefizite der Vereinigten Staaten sind ein Druckmittel, Strafzölle zunächst ein Problem für die Lieferanten – auch wenn letztlich die Verbraucher in den USA draufzahlen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dort abnimmt.
Formuliert man die Frage aber nur ein klein wenig um, fällt die Antwort anders aus: Wer wird Verlierer sein in einem Handelskonflikt zwischen den reichen Industrienationen und großen Schwellenländern? Wer ist der Verlierer, wenn diese Länder ihre Märkte noch mehr als bislang abschotten und den Welthandel beschränken?
Zwar haben 2017 seit langer Zeit wieder mehr Menschen gehungert als im Jahr zuvor. Doch insgesamt hat der Freihandel in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen, die Zahl der Menschen zu senken, die in Armut leben. Zudem interessiert es die Konsumenten im reichen Norden immer mehr, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen Smartphones, T-Shirts und Kakaobohnen herstellt und angebaut werden. Zahlreiche Konzepte und Strategien für einen gerechteren Welthandel werden entwickelt oder schon verfolgt, sowohl in der Zivilgesellschaft als auch auf staatlicher und supranationaler Ebene – von Fair-Trade-Initiativen über Textilbündnisse in Europa bis zu den UN-Normen für Unternehmensverantwortung. Sie alle wollen Globalisierung nicht zurückdrehen, sondern fairer machen.
Wenn es schlecht läuft, wird diese Idee zwischen den Interessen der großen Wirtschaftsmächte erdrückt. Dann lässt deren Versuch, die eigenen Industrien zu schützen, keinen Raum mehr für globale Solidarität, nationaler Egoismus wird legitim. Die wahren VerliererInnen des Handelskrieges zwischen den USA und ihren Partnern wären dann – nur ein Beispiel – die Textilarbeiterinnen in Bangladesch.
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