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Kommentar Gender Pay Gap im FußballEndlich Gleichstand!

Kommentar von Johannes Kopp

Der Deutsche Fußball-Bund sollte Norwegens Beispiel folgen: gleicher Lohn für Männer und Frauen. Doch das bleibt ein heikles Thema.

Gleiche Bezahlung? In Deutschland gäb's ein großes Geschrei Foto: dpa

S ollte eigentlich Nationaltorhüter Manuel Neuer für die gelungene WM-Qualifikation nicht ein paar Dutzend Euro-Scheine weniger pro Einsatz erhalten als Mittelfeldspieler Sebastian Rudy? Schließlich war Neuer doch vornehmlich Zuschauer und hatte kaum etwas zu tun. Oder muss man es anders denken. Sollte Neuer mehr Knete zugeführt werden als Rudy? Weil er populärer ist und eine größere Aufmerksamkeit für das A-Team generiert, was wiederum den Konten in der DFB-Zentrale zugutekommt. Es ist eine heikle Angelegenheit, wenn man beginnt, die Verdienste in Verbindung mit der Frage zu stellen, was jeder denn verdienen soll.

Aus gutem Grund bekommen die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw alle das Gleiche. Und deshalb sollte der DFB nun auch dem guten Beispiel des norwegischen Fußballverbandes folgen, der die Frage von Verdienen und Verdiensten noch radikaler voneinander gelöst hat: Künftig werden die beiden A-Teams, die den norwegischen Fußball repräsentieren, gleich viel Geld bekommen. Sprich: Frauen und Männer erhalten die gleichen Prämien.

Dass man sich in Norwegen gerade jetzt zu diesem Schritt entschieden hat, da das Frauenteam die schlechtesten Ergebnisse erzielt hat, ist ein besonders starkes Zeichen. Bei der EM im Sommer schied das Team erstmals schon in der Vorrunde ohne Punktgewinn und Tor aus und steht in der Fifa-Rangliste mit Platz 14 schlechter denn je da.

Joachim Walltin, der Chef der norwegischen Fußballspieler-Vereinigung, erklärte, der Verband betrachte die Maßnahme als Investition in die Zukunft. In Norwegen geht es eben nicht um die schwer vergleichbaren Verdienste, sondern um Visionen.

Vor gut einem Jahr haben bereits fünf Frauen des US-Nationalteams eine Klage bei der US-Gleichstellungsbehörde eingereicht, weil sie deutlich weniger als die männlichen Kollegen verdienen. Sie haben aber mit den falschen Argumenten für das richtige Ziel gekämpft. Sie forderten gleichen Lohn, weil sie mehr zum wirtschaftlichen Erfolg des Verbands beitragen würden als die Männer. Logischer wäre nach dieser Denkart gewesen, eine bessere Bezahlung einzufordern.

Wer sich auf dieses Verdienstdenken einlässt, manifestiert die Ungleichheit in der Bezahlung von Fußballern und Fußballerinnen. In Norwegen ging der Entscheidung der Gleichbezahlung kein Kampf vor Gericht voraus. Auch das ist ein gutes Signal: Die Nationalspielerinnen bekommen, was ihnen zusteht. In Deutschland wäre das Geschrei schon groß, wenn sich eine Spielerin trauen würde, gleichen Lohn zu fordern.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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8 Kommentare

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  • Also zunächst mal stimmt der Anfang meines Wissens nicht, sondern bisher war es jedenfalls so, dass die Prämie auch von der Zahl der Einsätze abhing.

     

    Zum zweiten ist es ja vielleicht auch gerade der Grund, dass die Frauen so erfolglos waren, dass man ihnen jetzt gefahrlos hohe Prämien anbieten konnte - ist gemein gedacht, aber nicht auszuschließen. Wobei Norwegen wohl eher für Skilanglauf gleiche Prämien zahle müsste oder einen anderen dort populären Sport, um den Vergleich mit Fußball in Deutschland herzustellen.

     

    Zuletzt wäre die Forderung von gleichem Lohn für Frauen das Ende des bezahlten Frauenfußballs in Deutschland, weil jeder Verein, der keine Männer-Mannschaft hat, sofort pleite geht, wenn er bei den Werbe- und Zuschauerzahlen für Frauenfußball Millionengehälter zahlen soll. Vereine mit einer Männermannschaft würden das Damen-Team abschaffen, weil die Quersubventionierung extrem teuer wird, also ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Teams ohne Damenmannschaft. Bayern München hätte auf einmal fast doppelte Gehaltskosten, Borussia Dortmund könnte seine halten (soweit ich weiß ohne Damenteam). Bayern kaum 100 Mio für die Damen ausgeben, die vielleicht 1 Mio Einnahme bringen.

     

    Wäre das wirklich im Interesse des Frauensports, dass Vereine aus wirtschaftlichen Gründen ihre Teams auflösen?

  • Der Autor fragt: Warum nicht?. Die Antwort ist simpel: Weil viel mehr Zuschauer am Spiel der Männer interessiert sind -so was Ähnliches wie Angebot und Nachfrage! In Norwegen hat man eben kaum andere Probleme.

    Man könnte auch nachhaltigere Maßnahmen empfehle: Alle 3 Minuten wird in Übertragungen vom Spiel der Männer auf das der Frauen geschaltet. Und es werden nur doppelte Tickets für die Stadien verkauft - eines gilt für die Männer und das andere für die Frauen.

  • Gut, aber der Frauenfußball interessiert nun Mal wesentlich weniger Menschen als der der Herren. Man könnte dann auch fragen, wieso die deutschen HandballerInnen oder VolleyballerInnen nicht das gleiche bekommen sollten wie die FußballerInnen. Es ist einfach das unglaubliche Interesse an diesem Sport bzw. am Männerfußball.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Kalle P.:

      ...hier geht es um die Fußballnationalmannschaften der Frauen und Männer, also nicht um Vereinsmannschaften. Und wieso sollten z.B. die deutschen Frauen in der Nationalmannschaft geringere Prämien erhalten, als die Männer?!

      Und nochmal, es geht hier nicht um sog. Vereinsfußball, das ist eine andere Geschichte.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Trotzdem kann man auch für die Nationalmannschaften nur die Gelder ausschütten, die man eingenommen hat. Nach ein bißchen Suchen bin ich auf einen Finanzbericht des DFB aus dem Jahre 2015 gestossen. Der zeigt, das es nicht nur – wie hier thematisiert – einen Pay- sondern leider auch einen erheblichen Umsatz-Gap zwischen dem Männer- und dem Frauen-Nationalteam gibt, genauer: während über das Männerteam ein erheblicher Gewinn erwirtschaftet wurde, erzeugte das Frauenteam deutliche Verluste, ich zitiere:

         

        SPIELBETRIEB U. VERMARKTUNG NATIONALMANNSCHAFTEN (in Tausend Euro)

         

        A-Nationalmannschaft

        Ertrag: 57.757, Aufwand: 18.966, Saldo: 38.791 (also fast 38 Millionen € Gewinn)

         

        Frauen-Nationalmannschaft

        Ertrag: 2.510 , Aufwand: 5.246, Saldo: -2.736 (also fast 3 Millionen € Verlust)

         

        Nachzulesen auf Seite 12 in diesem Bericht: https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/105123-DFB-Finanzbericht2015.pdf

        • @Matthias:

          P.S.: fast 39 Millionen natürlich - vertippt ;-)

          • @Matthias:

            Aha, da sehen Sie es: Der Aufwand bei den Frauen ist geringer als bei den Männern. Ist doch klar, dass sich keine höhere Nachfrage generiert, wenn man kaum in Werbung investiert. Aber ich finde sowieso dass es nur eine National-Mannschaft geben sollte: Und zwar für Männer und Frauen! Jedoch fängt man ja schon an in der Jugend die Damen heraus zu selektieren und technisch klein zu halten. Das ist eigentlich der tatsächliche Skandal, dass die Damen nichtmal mit ihren männlichen Vereinsmitgliedern richtig aufsteigen dürfen.

  • Ach Norwegen! Wenn Du nicht so kalt und nass wärst, ich wär' schon bei Dir!