Kommentar Befragung des Ex-Uefa-Chefs: Platzverweis für den Meckerrentner
Über mehrere Stunden hinweg verhörten Ermittler Michel Platini. Den Sumpf wird das nicht austrocknen, aber er verliert seine Pool-Position.
M ichel Platini muss umschulen: Der Meckerrenter Nummer eins unter den korrupten Ex-Verbandschefs wurde am Dienstag in Polizeigewahrsam genommen und bis in die Nacht hinein von Antikorruptionsermittlern befragt. Bis vor einigen Wochen noch hatte Platini hauptamtlich die Ex-Saufkumpane von der Fifa und Uefa attackiert, Fifa-Boss Infantino hatte er gar vorgeworfen, den Frauenfußball gar nicht ernst zu nehmen. Oh Schreck, wer hätte das gedacht? Platini wurde für Intrigen glatt zum Feministen.
„Aktive und passive Korruption“, so lautet jetzt der Verdacht gegen den ehemaligen Uefa-Chef. Es geht um die Vergabe der WM 2022, von der längst so viel Dreck bekannt ist, dass nichts mehr überraschen kann. Noch im Frühjahr war enthüllt worden, dass Katar der Fifa 880 Millionen Dollar für die WM geboten hat, plus Erfolgsprämie. Dass für Platini auch Schmiergeld nicht stinkt, weiß die Welt spätestens, seit er von Sepp Blatter kurz vor dessen Wiederwahl zwei Millionen Schweizer Franken erhalten hatte. Bis Oktober noch ist Platini wegen dieser Angelegenheit gesperrt, von den eigenen Amigos.
Die derzeitigen Ermittlungen sind eine vorsichtige Bestätigung dafür, dass den Justizbehörden das Gebaren der Fußballverbände seit einigen Jahren nicht mehr ganz egal ist. Zu viel Weltpolitik machen die Korruptionäre. Bei dem Essen im November 2010, um das es wohl jetzt hauptsächlich geht, soll eine illustre Runde mit Nicolas Sarkozy, Katars heutigem Emir Tamim Bin Hamad al-Thani und Platini verabredet haben, den Katarern den Klub Paris Saint-Germain zu verkaufen, im Gegenzug soll Platini seine Stimme bei der WM-Vergabe versprochen haben.
Auch diesen Verdacht gibt es schon lange. Ob die Beweise ausreichen, bleibt offen, zu oft schon sind solche Ermittlungen versandet. Eine hohe Strafe wäre wünschenswert. Aber auch die wäre wohl nicht abschreckend genug, um den Sumpf auszutrocknen.
Es bliebe allein der Vorzug, dass Platini, der bei der EM 2016 noch mit absurder Arroganz den Besuch auf der normalen Tribüne verweigerte („ich bin doch kein Penner“, ist überliefert), die nächsten Turniere nicht im eigenen Swimmingpool sieht.
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