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Kolumne PressschlagGemütliches Heimspiel in Peking

Jens Uthoff
Kolumne
von Jens Uthoff

China lockt die Sponsoren: In einer nicht so fernen Zukunft könnten einzelne Spiele der Fußball-Bundesliga im Ausland stattfinden.

Fußballstadion in Peking. Wie lange dauert es wohl, bis dort deutsche Teams spielen? Foto: dpa

E s scheint kein allzu fernes Szenario zu sein, das Herbert Hainer in dieser Woche in einem Interview angedeutet hat. Der Vorstandsvorsitzende eines großen Herzogenauracher Sportartikelherstellers, zugleich Mitglied im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG, könnte sich vorstellen, dass ausgewählte Bundesligaspiele in Zukunft in China ausgetragen werden. „Das könnte natürlich passieren. Wir sehen ja schon bei den US-Sportarten, dass der sogenannte Season Opener häufiger in einem anderen Land stattfindet.“

Eigentlich sei doch nur die Frage, wer damit anfange – die Bundesliga oder die Premier League. Auch das so weit richtig. Der italienische Supercup-Wettbewerb hat es mit der Verlegung des Endspiels ins Ausland schließlich schon vorgemacht. Im vergangenen Jahr trug man das Finale in Schanghai aus, in diesem Jahr trifft Juventus Turin im Jassim-Bin-Hamad-Stadion zu Doha/Katar auf den AC Mailand.

Die deutschen und englischen Fußballklubs bestritten dagegen bislang nur Schauturniere in China oder gingen auf Promotour wie der FC Bayern. Borussia Dortmund maß sich kürzlich in der Saisonvorbereitung im Champions Cup China mit Manchester United und Manchester City, jenem Verein, der zu 13 Prozent der Investorengruppe China Media Capital gehört und in dem somit chinesische Staatsgelder stecken. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte, um die chinesischen Fernsehgelder müsse man buhlen, wenn man bei den großen Fischen mitschwimmen wolle. Einen Investor aus Fernost wolle man beim BVB jedoch nicht. Das Interesse chinesischer Investoren, bei Bundesligaklubs einzusteigen, sei groß, heißt es.

Verständlich, denn während Premier League, Bundesliga und die spanische Primera División heiß begehrte Waren im Reich der Mitte sind, kommt die eigene gegründete Chinese Super League 2015 nicht recht in Schwung. Zwar kicken dort inzwischen durchaus begehrte Spieler wie Alex Teixera oder Gervinho – das reicht aber nicht, um dauerhaft Stadien zu füllen. Ein von Staatspräsident Xi Jinping im vergangenen Jahr persönlich verordnetes Fußballprogramm soll China generell wieder zur Fußballnation machen – bis dieses Programm Früchte trägt, wird es aber wohl dauern.

Warum sportlich wertlose Turniere veranstalten, wenn auch das Original zu haben ist?

So lange muss man auf Importe setzen, und Bayern-Aufsichtsrat Hainer spricht nur aus, was logisch ist. Denn die Mächtigen der Bundesliga haben sich dazu entschlossen, um jeden Preis mit der Premier League mithalten zu wollen. Wenn dem so ist, werden sie auf chinesische Fernsehgelder nicht verzichten können (und, seien wir ehrlich, auf Investoren vermutlich auch nicht). Und warum sollte man sich andererseits in der Volksrepublik damit zufriedengeben, eigene, sportlich wertlose Turniere mit englischen und deutschen Teams ins Leben zu rufen, wenn für ein paar hundert Millionen mehr auch das Original zu haben ist?

Freuen wir uns also auf die kommenden Blüten der fußballerischen Globalisierung. In mittelbarer Zukunft: eine europäische Superliga auf chinesischem Boden. Erst mal aber Bundesliga in China. Auch okay. Die Auswärtsfahrten werden etwas länger. Aber niemand muss sich fürchten, es überträgt: das chinesische Staatsfernsehen – und Sky.

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Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
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1 Kommentar

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  • Ich denke, die Idee mit dem Austragen von (echten) Liga-Spielen irgendwo sonstwo ist in vielerlei Hinsicht schlecht bzw. nicht zielführend (= kassenfüllend). Man könnte natürlich so etwas theoretisch machen, wenn die beiden beteiligten Parteien mit sehr viel Geld für das Spiel versorgt werden würden - etwa in der Größenordnung eines voll ausverkauften Stadions plus Zusschlag für beide und die diversen Spesen mit Aufschlag. Aber die "Chinesen" (oder sonstwer, der auf so eine dämliche Idee kommt) kriegen den Finanzaufwand dafür im Leben nicht rein - es sei denn, es ginge um irgendwelche Scheichs, bei denen sowieso die Stadien gähnend leer sind, aber die Kassen trotzdem übervoll, weil die Bekloppten die Karten, Merch-Artikel und whatnot kaufen wie die Blöden *obwohl* sie wissen, dass sie nicht ins Stadion gehen werden. In einem beliebigen Niedriglohn-/-preisland wäre das hingegen ein kompletter Verlust in riesigen Größenordnungen. So blöd kann auch ein Chinese nicht sein.

     

    Aber das wäre noch nicht einmal der Punkt. Ein Liga-Spiel ist dann eines, wenn das komplette Setting mit dabei ist. Und das besteht nun mal nicht nur aus den paar Hanseln auf und direkt neben dem Feld. Es gehört eben das bestimmte Stadion, die jeweilige Crowd und eine bestimmte Stimmung dazu. Plus vornedran-, nebendran- und hintendran-Kram. Was die "Chinesen" machen könnten (auch über Mitsprachegewinn durch Investitionen) ist der Rundum-Sorglos-Verkauf von Fußballreisen für die arrivierte Mittelschicht, die so etwas für unbedingt cool hält.

     

    Ansonsten können sie weiterhin Fake-Vorbereitungsturniere überdimensional sponsoren oder mittel-/langfristig versuchen, ein interkontinentales Turnier zusätzlich auf die Beine zu stellen (also grob ASEAN vs. Europe, wenn die "Chinesen" ein paar gute Mannschaften zusammenkriegen UND wenn es für die ASEAN-Teams zumindest eine gewisse Aussicht geben wird, die Vorrunde zu überstehen).