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Kolumne Geht’s noch?Die Affenflüsterer

Der Makake Naruto machte ein Selfie und Peta klagte wegen der Bildrechte. Doch was will eigentlich der Affe?

Ist Peta nur die Abkürzung für Paternalismus? Foto: tom

W eil Naruto 2011 auf der indonesischen Insel Sulawesi ein Selfie von sich knipste, kennt ihn die ganze Welt. Hunderttausendfach wurde das Bild in den sozialen Netzwerken geteilt, weil so menschlich anmutet, was darauf zu sehen ist: ein Makake, der zwei Zahnreihen entblößt, was in der menschlichen Deutung von Mimik als Lächeln durchgeht.

Weil die US-Tierrechtsorganisation Peta gegen David Slater klagt, ist der britische Fotograf, mit dessen Kamera das Affenselfie entstand, pleite. So pleite, dass Unterstützer – darunter viele Fotografen – jüngst eine Crowdfunding-Kampagne initiierten, die es Slater ermöglichen soll, die Gerichtskosten zu bezahlen und an den Verhandlungen in den USA teilzunehmen.

Wem gehört das Recht am Bild? Dem Affen, der den Auslöser drückte? Oder Slater, dem Besitzer der Kamera? Was hinter dieser Frage steckt, ist eine fundamentale Entscheidung, um die Peta, eine Tierrechtsorganisation und keine Tierschutzorganisation ,verbissen kämpft.

Was Peta in der Tradition des australischen Philosophen Peter Singer seit Jahrzehnten fordert, ist nicht weniger, als dass „nichtmenschlichen Tieren“ die gleiche Berücksichtigung ihrer Interessen zustehen sollte. Damit würde die bisher geltende Hierarchie aufgehoben, gemäß deren der Mensch über dem Tier steht, weil er (vermeintlich?) über Eigenschaften verfügt (Sprache, logisches Denken etc.), die Tieren fehlen.

Die Fähigkeit zu leiden

Tierrechtler argumentieren, dass stattdessen die Fähigkeit zu leiden als Grundlage für die Gleichheit aller Lebewesen gelten sollte. Sie sprechen von „Speziesismus“, wenn eine Spezies (Mensch) eine andere (Tier) diskriminiert.

Ein zukunftsweisendes Konzept. In einer idealen Welt, die es stets zu denken lohnt, ist vorstellbar, dass wir eines Tages alle als Gleiche unter Gleichen leben. Was wir dafür aber dringend lösen müssen, ist das Problem der Kommunikation.

Dass Peta in Narutos Namen vor Gericht zieht, hat einen Haken, den man auch aus anderen Emanzipationsbewegungen kennt: den des Paternalismus. Peta wolle an dem Selfie nicht verdienen, sagte Peta-Anwalt Jeffrey Kerr, sondern die Einnahmen verwalten und zu 100 Prozent den vom Aussterben bedrohten Makaken zukommen lassen. Die Frage aber ist: Will Naruto das überhaupt?

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Marlene Halser
Freie Autorin
Geboren 1977 in München, war von 2011 bis 2019 zunächst als Bayernkorrespondentin, dann als Redakteurin und später als Ressortleitung im Ressort taz2 (Gesellschaft und Medien), sowie als Content SEO bei der taz. Jetzt ist sie wieder als freie Autorin unterwegs.
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6 Kommentare

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  • Beim Geld hören offenbar nicht nur die Freundschaft auf, sondern auch das logische Denken, Von der innerartlichen Solidarität ganz zu schweigen. :-(

     

    Eine Organisation, die die Menschheit angeblich davon überzeugen will, „dass ‚nichtmenschlichen Tieren‘ die gleiche Berücksichtigung ihrer Interessen zustehen sollte“ wie uns Menschen, wäre sicher gut beraten, sich weniger widersprüchlich zu verhalten.

     

    Peta will die Einnahmen aus dem Affen-Foto, an dessen Zustandekommen die Organisation Null Anteil hatte, zu 100 Prozent den vom Aussterben bedrohten Makaken zukommen lassen? Aha. Wieso? Glaubt dieser Affen-Anwalt wirklich, Naruto, dem Schimpansen ist das (finanzielle) Wohlergehen einer bestimmten Makaken-Art wichtiger, als das (finanzielle) Wohlergehen des Besitzers jener Kamera, mit deren Hilfe sich das Tier ins Bewusstsein der Menschheit geschossen hat – oder gar sein eigenes? Wie kommt er drauf? Sind für Peta Tiere etwa doch die besseren Menschen?

     

    Klar, ich bin dafür, dass gleiches Recht für alle gilt. Aber dann bitte richtig. Wenn schon Interesse, dann auch Rücksicht!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Frau Halser, Tausende und Abertausende von Rindern, Schweinen, Hühnern usw. werden täglich abgeschlachtet und wo bleibt Ihre Frage "Wollen die das überhaupt"??!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...auch der Mensch ist nur ein Tier.

    Und, auch andere Tiere haben Sprache und logisches Denken.

  • Hat Naruto Peta mit der Prozessführung bevollmächtigt? Nein? Dann ist die Klage unzulässig!

  • Die Terrorgruppe hat bei ihrem letzen Studioalbum "Tiergarten" das Bild als Cover verwendet und die Tantiemen an eine Hilfsorganisation gespendet, die sich auf der Heimatinsel von "Naruto" engagiert. ( http://www.terrorgruppe.com, unter "News" )

  • Ich unterstelle mal, es ist alles richtig recherchiert.

     

    Dann bleibt nur ein ungläubiges Kopfschütteln.

     

    Nach dem es gesackt ist: woher weiss Peta, dass der Affe nicht seine Tantiemen oder was auch immer, dem Fotografen vermachen wollte? Die Argumentation für oder wider den Geldverwendungszweck dürfte schwierig werden. Da er vielleicht schon tot ist, sollte man die nächsten Verwandten vorladen und fragen. Vielleicht möchten die Erdnüsse auf Lebenszeit.

     

    Noch schüttelnder ist das Prinzip der Leidensfähigkeit. Woher weiss Peta das nun wieder? Wer ist die Autorität die Leidfähigkeit oder das Leiden zu beurteilen? Wie vergleicht sich, sagen wir ein Goldfisch, zu einem Menschen mit schwerer Demenz oder ähnlichem, der sein Leiden nicht mehr ausdrücken kann oder es nicht mehr empfindet?

     

    Ein Leidensgebot erinnert doch sehr an die kath. Kirche. Vorwärts, wir ziehen uns zurück in die Religion.