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Kolumne Der Rote FadenNiemand muss mit Rechten reden

Saskia Hödl
Kolumne
von Saskia Hödl

Rassisten haben kein Anrecht auf eine Debatte – und gerade von Marginalisierten kann nicht erwartet werden, dass sie sich um deren Bekehrung kümmern.

Auch „Anleitung zum Konservativsein“ von Alexander Gauland steht bei der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl Foto: dpa

M it anderen Menschen zu reden erzeugt immer Missverständnisse. Kommunikation ist fehleranfällig, das hat schon Friedemann Schulz von Thun erklärt oder auch die großartige Mascha Kaléko, die meinte, man werde „missverstanden fast so oft man spricht“. Nun können wir nicht aufhören zu sprechen, weil wir uns nicht immer richtig verstehen. Sehr wohl können wir aber aufhören zu sprechen, wenn wir uns überhaupt nicht verstehen. Auch wenn „Debattenfähigkeit“ der neue heiße Scheiß im deutschen Wertemuseum ist – nicht immer ist eine Debatte gut für alle Beteiligten. Und schon gar nicht hat jede Debatte einen versöhnlichen Sinn oder ein intellektuelles Ziel.

Konkret ging es in der vergangenen Woche oft um die „Debattenfähigkeit“ der Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski, die an der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl, in der sie lesen sollte, auszusetzen hatte, dass diese auch Bücher des Antaios Verlags führt – etwa das rechtsradikale Buch „Finis Germania“ oder die „Anleitung zum Konservativsein“ von Alexander Gauland (AfD) – Stichwort: Vogelschiss.

Im Mailverkehr mit dem Inhaber äußerte Stokowski, dass man zwar die Positionen Rechter kennen sollte, sie aber nicht sehe, wie man sich gegen rechts engagiere, indem man die Schriften dieser Autor*innen aktiv anbiete und durch Verkäufe noch fördere. Sie sagte die Lesung ab, der Inhaber veröffentlichte den Vorgang, sie bezog Stellung und das deutsche Feuilleton lief schreiend im Kreis.

Das alles warf schließlich die Frage auf, ob man als LinkeR nicht sogar die Verantwortung habe, mit Rechten zu reden und wie unter anderem der geschätzte Kollege Jan Feddersen daraufhin befand: Man hat. Das kann man so sehen, vor allem wenn man weiß ist. Aber ich denke, ich spreche hier für viele Schwarze Menschen, People of Color, Juden und Muslime, wenn ich sage: Nope.

Man muss nicht jeden Horst aufkären

Natürlich muss niemand mit Rechten reden. Nicht beruflich und nicht mal mit den Rechten in der eigenen Familie. Denn zum einen ist es niemals die Aufgabe der Marginalisierten, den Marginalisierer zu bilden. Zum anderen muss selbst eine Autorin, die mit ihren Kolumnen Aufklärungsarbeit leistet, nicht jede Aufklärungsarbeit für jeden Horst freudig übernehmen. So wie sich jeder Weltraumforscher selbst fragen darf: Inwiefern bringt es mir persönlich Freude, mit Menschen zu sprechen, die der festen Überzeugung sind, dass die Erde flach ist – und könnte ich in dieser wertvollen Lebenszeit nicht andere schöne Dinge tun, etwa Körbe flechten oder mich einer Wurzelbehandlung unterziehen?

Es ist eine freie Entscheidung, die Menschenrechte zu respektieren oder eben nicht. Den Linken und damit auch allen nichtweißen Linken die Verantwortung für die Bekehrung jener Menschen zu überreichen, die wiederum deren Existenz, deren Rechte und Teilhabe in diesem Land infrage stellen, ist eine eigenartige Auffassung von Debattenkultur.

Und der weitergehende Vorwurf, wenn man sich gegen diese Auseinandersetzung verwehre, verliere man den „Meinungskampf“, ist schlicht fehlgeleitet. Denn das Weiterbestehen von Rassismus hängt selbstverständlich zuallererst von den Rassist*innen ab. Das Eingehen einer Debatte beinhaltet zumeist die Vor­annahme, dass man sich mindestens einen Schritt aufeinander zubewegen kann.

Nicht alle haben die Wahl

So können Feminist*innen unterschiedliche Standpunkte zum Binnen-I haben und diese zielführend besprechen, weil niemand die Gleichstellung von Mann und Frau grundsätzlich infrage stellt. Dagegen ist mit Menschen zu sprechen, die grundsätzlich davon ausgehen, dass andere aufgrund ihres Aussehens gewisse Charakterzüge besäßen oder weniger wert seien, in den meisten Fällen reine Frustration. Die Forderung, man müsse mit Rechten reden, fußt auch auf der Annahme, man habe die Wahl.

Weiße Menschen haben diese Wahl. Sie können diesen Diskurs an- und ausknipsen wie eine Stehlampe, die mal passend das Zimmer erleuchtet und mal nervig blendet. Wer nicht weiß ist, wer sich als Jude oder Muslim erkennbar zeigt, der kann das nicht. Wenn man sich also eh schon ungefragt mit den rechten, antisemitischen, islamfeindlichen, rassistischen oder antifeministischen Weltbildern der leider gar nicht so stillen „schweigenden Mehrheit“ konfrontiert sieht und auch mit der zugehörigen physischen und psychischen Bedrohung – muss man dann wirklich noch von sich aus den Dialog mit diesen Menschen suchen?

Selbst wenn man der Einteilung in „gute Debatten-Rechte, schlechte Schläger-Rechte“ folgt, sind die beiden Gruppen doch nicht ganz getrennt voneinander zu betrachten. Nur weil Alexander Gauland nicht persönlich Menschen bedroht, die Kippa tragen, heißt das nicht, dass er das gesellschaftliche Klima, das es möglich macht, Juden auf offener Straße anzufeinden, nicht mitverantwortet.

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Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
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68 Kommentare

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  • "Ihre Gedanken gehen augenscheinlich immer noch von einen allumfassenden, universellen ethischen Grundgerüst aus, das - eigentlich - jedem einsichtig sein müsste und gegen das man daher nur entsprechend böswillig verstoßen kann."



    Mag sein, dass ich das tue und ich halte ich mich selbst daran, aber ich bin auch bereit im Zweifel ··gegen·· meine Interessen zu handeln bzw. zurückzustecken, wenn dadurch einem anderen, schlechter gestellten Menschen geholfen werden kann.



    Eine (bescheidene) Form von Selbstlosigkeit, die sich kein Mensch mehr glaubt leisten zu können.



    Ist eben nicht aufrechenbar und ··uninteressant··.



    Mit reiner, buchstabengetreuer Gesetzesauslegung kommen ja nicht einmal Richter zu Potte.



    Es geht um die Haltung und den Willen gerecht allen gegenüber zu sein, die sich selbst ans Recht und Gerechtigkeit halten. Es geht nicht ums Recht und|oder ums Recht haben. Haltung und Wille sind für ein Verständnis und eine Anwendung der Menschenwürde essentiell wichtig, viel wichtiger als einem Menschen eine Umsetzung der Menschenwürde aus Gründen des Ununeinsseins, was Menschenwürde niedergeschrieben eigentlich genau sein muss, zu verweigern. Dafür hat doch jeder fühlende Mensch einen sehr gut funktionierenden Kompass in sich. Verstehen Sie was ich meine?

    • @Frau Kirschgrün:

      War für



      @Normalo, 20.11.2018, 15:01

      • @Frau Kirschgrün:

        Ich verstehe durchaus, was Sie meinen. Aber ich bitte auch um Verständnis, dass dieser sehr gut funktionierende Kompass Grenzen hat. Wenn ich einem Menschen auf eine Weise Gerechtigkeit und Würde zukommen lasse, die der eventuell gar nicht als gerecht und würdig auf SEINEM Kompass hat, dann tu ich ihm möglicherweise nichts Gutes. Viel gravierender aber: Umgekehrt kann auch mein eigenes Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Würde mit den Vorstellungen Anderer kollidieren.

        Lebe ich zum Beispiel in einem fremden Land, KANN ich es für würdig und gerecht halten, dass ich das selbstverständlich nach den Regeln und Bräuchen tue, die ich aus meinem eigenen Land kenne, und mich den Regeln vor Ort nur so weit anpasse, dass ich mir nicht gerade übermäßigen Ärger einhandele. Vielleicht riskiere ich aber auch den, wenn alles Andere bedeuten würde, meine Würde und mein Verständnis von Gerechtigkeit zu verletzen. Anschaulichstes Beispiel für eine solche, der lokalen Ordnung gegenüber letztlich konträre Einstellung ist der Umgang mancher Migranten mit Frauen - weshalb ja auch die echten Rassenhasser so gern (und beim Spießerbürger erfolgreich) darauf herumreiten.

        Denn eine solche Einstellung kollidiert zwangsläufig mit den Vorstellungen von Leuten, die für sich selbst in Anspruch nehmen, dass sie als Migranten selbstverständlich die Bräuche ihres "Gastgeberlandes" anerkennen und bestmöglich befolgen würden - und ("goldene Regel") diesen Anspruch auch an Andere stellen. Die wollen niemandem etwas "Böses". Sie legen nur ihren eigenen Wertekatalog an und halten am Ende auch die Rasenmähermethode ("Migranten raus!") für gerechtfertigt, um zu verhindern, was sie fürchten.

        Dieser Konflikt ist nicht aufzulösen, indem man letzteren Menschen einfach nur den moralischen Stinkefinger zeigt und sie für dialogunfähig erklärt. Man bestärkt durch die Verteufelung die Betroffenen nur in ihrer Überzeugung, dass etwas grundsätzlich schiefläuft und jemand mal so richtig dazwischenhauen sollte.

        • @Normalo:

          Teil 1:



          Danke für Ihre Antwort!



          Für mich sind das, zumindest bei Migranten, „nur“ kulturelle Unterschiede. Menschenwürde ist m. E. das höhere Gut, weil sie eben für alle Menschen ohne Begründung durch Kultur und Tradition gelten muss. Daran sollten wir untereinander und miteinander arbeiten (siehe auch Israel, Religionskriege, etc.), dass auch wirklich alle Menschen verstehen, dass jeder Mensch Rechte hat, universelle Rechte, die anders zu bewerten sind als kulturelle Verhalten|Traditionen und die durchaus mit den eigenen Vorstellungen davon kollidieren kann, vielleicht sogar muss.



          ••. Einschub



          Was ist aus der Aufklärung geworden?



          Warum ist Bildung so wichtig? Also B i l d u n g, nicht mal schnell einen Bachelor oder im Eiltempo durch’s Gymnasium… Das alles braucht Zeit. Z e i t. Der Kapitalismus ·verhindert· es, sich Zeit zu nehmen und Zeit zu geben. Keiner kommt mehr ans Denken. Damit will ich nicht sagen, ich könnte denken… das Hamsterrad ist m. E. etwas, das absolut gegen die Menschen würde ·arbeitet·.



          ••. Einschub Ende



          Die Menschheit hat m. E. doch inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht, der es ermöglichen sollte, kulturelle (und geschlechtliche) Unterschiede nicht als falsch verstandenes „Recht“ zu missbrauchen, um (oft selbst nur regionale) Unterschiede der Kultur|des Geschlechts zum Machtinstrument zu machen. Das ist|wäre viel Arbeit, aber wenn wir nicht sofort damit anfangen, wird es nie ein Ende der Zahn-um-Zahn-Mentalität, der Unterdrückung und der Religionsmacht geben.

        • @Normalo:

          Teil 2:



          Gott, Religion, selbst Kapitalismus, etc., das sind doch alles fiktive Begriffe, die einem friedvollen Zusammenleben der Menschheit massiv im Wege stehen, denen zwar alle hinterher rennen, nur weil es „plausibel“ klingt, die aber die Menschen knechten und in Wahrheit Unfreiheit, Sklaverei, Unterdrückung und Umweltzerstörung etc. bedeuten, also einer als höchstes Gut verstandenen Menschenwürde im Wege stehen.



          Selbst das so genannte Herrschaftswissen ist der Menschenwürde, so wie ich sie verstehe, total abträglich, weil es auf ungerechten, Machtstrukturen unterstützenden Strukturen und Bildungszugang oder Bildungsausschluss beruhen.



          Die Menschenwürde müsste weltweit das höchste Gut sein. Das muss m. E. mindestens das Ziel sein. Was sich oft ach so selbstgerecht bei mir anzuhören scheint, ist einfach nur der Anspruch, den ich transportieren möchte. Es ist doch jedem Menschen möglich, sich selbst zu hinterfragen, die Entscheidung, wie ich handle ist doch immer eine bewusste, weil ich mich eben für diese eine Art entschieden habe und nicht eine der anderen gewählt habe. Der Anspruch muss doch erstmal deutlich höher sein, als das als machbar Erscheinende, damit überhaupt etwas in eine ·gute· Richtung passiert, weil sonst alle nur den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Das ·Gute· kann doch aber m. E. nur erreicht werden, wenn ohne Zwang Austausch und Verständigung auf Augenhöhe stattfinden. Das fängt m. E. bei Kindern an, da wird ohne Zwang am meisten erreicht… wie das mit Rechten klappen soll, ist mir unklar, denn die sind ihrerseits ja nicht zu einem ergebnisoffenen Dialog bereit. Da sind Religion etc. und der Kapitalismus mit seinen religiösen Züge doch absolut kontraproduktiv.

        • @Normalo:

          Teil 3:



          „…dass etwas grundsätzlich schiefläuft und jemand mal so richtig dazwischenhauen sollte.“ Genau das „Dazwischenhauen“ machen doch die Rechten aber schon von vorne herein. Da mangelt es eklatant an Bildung und Herzensbildung, da wurden und werden Neid und Missgunst, sowie Rassismus und Hetze geschürt – das ist billigste Instrumentalisierung der so genannten niederen Instinkte.

          Mich machen Ungerechtigkeit und Dummheit einfach ··wahnsinnig··… womit ich nicht sagen möchte, dass ich nicht dumm ·bin·, sein kann, was weiß ich…



          Was schlagen Sie vor, wie das in der Griff zu bekommen wäre – ohne den Rechten ständig eine Plattform zur Verbreitung immer und immer wieder dieses Hasses zu bieten?



          Was ist zu tun, um Menschen, die auch ein Recht auf ein besseres Leben haben, hier zu integrieren? Also mal abgesehen davon, dass Deutschland reich genug dafür wäre, würden alle die Steuern bezahlen, zu denen sie verpflichtet wären…



          Teilen macht uns doch nicht arm!



          Wir haben doch von allem längst viel zu viel (von AlG2-Beziehern, Armutsrentnern und Alleinerziehenden mal abgesehen) und dieses „Zu-Viel“ zerstört unsere Lebensgrundlage, die Erde.



          Es geht nicht ohne Empathie, ohne Zurückstecken, etc. Gesetzes-Buchstaben haben keinen Inhalt, das sind nur Buchstaben, erst wir machen den Inhalt aus…



          Also, jetzt is gut, Sie verstehen – glaub’ ich – worum es mir geht…

          • @Frau Kirschgrün:

            Nochmal zur Ausgangsfrage, wie objektiv Menschenwürde definierbar ist. Sie schreiben:

            "Die Menschenwürde müsste weltweit das höchste Gut sein. Das muss m. E. mindestens das Ziel sein."

            Klingt gut, impliziert aber auch, dass das genau noch nicht überall der Fall ist. Glauben Sie, die Leute, auf die das nicht zutrifft, halten sich wahrhaftig selbst für Menschenverachter, die auf die Würde des Menschen nichts geben? Oder ist es nicht wahrscheinlicher, dass auch diese Menschen einen Begriff von der Würde des Menschen haben, diesen aber anders definieren als Sie?

            Beispiel für eine Differenz: Sie sprechen von einem "Recht auf ein besseres Leben". Ist das für Sie Teil der Würde des Menschen? Für mich nicht. Das Recht, sich ein besseres Leben zu erarbeiten - das würde ich durchgehen lassen. Aber ein automatisches Recht auf Teilhabe an vorhandenem Wohlstand, auch wenn man dafür nicht das geringste getan hat? Das ist für mich nicht die Essenz des Menschseins, sondern mehr so eine kulturelle Eigenart vor allem des christlich geprägten Teils der Welt. Es gibt zahlreiche Kulturen, die im Wesentlichen ohne dieses Konzept auskommen. Verstehen Sie mich nicht falsch - ich teile diese kulturelle Eigenart durchaus, aber ich bin Realist, was ihre Universalität betrifft.

            Von daher: Es hilft nichts, mit lodernden Worten die Menschenwürde zu beschwören und damit die eigene Einstellung als alternativlos hinzustellen. Sie ist es nicht. Sie ist nur besser - und DAS kann man begründen, wenn man sich anstrengt.

            In diesem Bewusstsein kann man dann Leuten entgegentreten, die auch erstmal davon überzeugt werden müssen, dass IHRE engen Vorstellungen von Richtig und Falsch der Begründung bedürfen und nicht per se das einzig Wahre sind. Es ist diese Selbstbezogenheit, die bei den meisten Rechten erst den Hass befeuert. Eliminiert man sie, ist die Luft raus aus dem Hass.

            Das heißt nur nicht, dass nachher alle einer Meinung sind, und automatisch zum Sozialismus konvertieren...

            • @Normalo:

              "…damit die eigene Einstellung als alternativlos hinzustellen."



              Das gerade tu' ich nicht. Wie gesagt, mir geht es darum, den allgemienen Anspruch höher anzu siedeln… und "m. E." heißt m. E. definitiv nicht "alternativlos".

              Danke für Ihre Antwort!

  • Es gibt die These der Bösartigkeit, also alle Rechten sind von Grund auf böse und deswegen hat es keinen Sinn mit ihnen zu reden, und die These der Dummheit, die eben das gleiche aus mangelnder Begriffsfähigkeit herleitet. Wichtig ist es jedenfalls, sein heiliges reinstes Gewissen rein zu erhalten, indem man für unmachbar erklärt, wozu man zu faul ist, es zu versuchen.

    • @Rhododendron:

      "...wozu man zu faul ist, es zu versuchen."

      Vermutlich einer der häufigsten Gründe für eine Diskursverweigerung, ganz sicher aber einer der schmeichelhafteren.

  • Alles, was Menschen tun, ist fehleranfällig. Vor allem das, was sie bewusst tun. Wir nehmen immer nur einen Ausschnitt der Realität wahr. Vieles kann nicht erfasst und also auch nicht einbezogen werden in unsre Entscheidung. Aber das spricht nicht gegen bewusstes Handeln. Es spricht nur gegen überzogene Erwartungen.

    Das gilt besonders für alle Arten der Kommunikation. Menschen sind halt Individuen. Wir machen unterschiedliche Erfahrungen, die wir zudem unterschiedlich bewerten. Dabei aber gilt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Auch wer sich weigert zu sprechen, trifft damit eine Aussage. Wer sich also bewusst gegen die Kommunikation mit (vermeidlich oder tatsächlich) Rechten entscheidet, kann schwere Fehler machen.

    Es sollte allerdings niemand gezwungen werden zum Reden. Menschen etwas abzuverlangen, was sie nicht freiwillig tun würden, ist nie eine gute Idee. Das Risiko ist einfach zu groß. Zu den „natürlichen“ Problemen (Toter Winkel) kommen dann nämlich noch der vermeidbare Widerstand.

    Außerdem kann unfreiwillige Kommunikation gar nicht erfolgreich sein. Wer unfreiwillig kommuniziert, verschließt sich dem Partner. Und wer sich verschließt, hört nicht genug. Keine Kommunikation kann dann tatsächlich besser sein.

    Für die freiwillige Kommunikation spricht, dass man sie steuern kann. Außerdem verzichtet auf potentielle Chancen, wer nicht kommuniziert. Und den Verzicht auf Chancen können sich gerade Benachteiligte eigentlich nicht leisten hier und heute.

    Klar, man kann als Angehöriger einer Minderheit fordern, dass andere einem die Arbeit abnehmen. Nur: Auch das ist riskant. Und ziemlich unreif und unfrei dazu. Nein, fair ist es nicht, wenn Benachteiligte ihre Nachteile selbst ausgleichen müssen. Nur: Wo niemandem was geschenkt wird, wird kein anderer es tun.

    Übrigens: Der Mensch ist ein Gesellschaftstier. Doch, auch der Rechte. Und hassen kann man nur, was man nicht schätzen gelernt hat.

  • Super, danke für dieses Statement!



    Wo findet welche Diskussion statt?



    - Im Parlament



    - im Internet - unter einander unbekannten?



    - Im Stadtteil bei der Frage der Unterbringung von Unerwünschten stigmatisierten Menschen?



    - An der Haltestelle, im Waschsalon?

  • Ich frage mich bei so einem Thema, wie eigentlich der Bekanntenkreis oder das sonstige soziale Umfeld der Kommentatoren oder von Herrn Feddersen aussieht.



    In deren Umfeld muss es ja von rassistischen Freunden und Bekannten ja nur so wimmeln.

    Das Ganze hängt sich doch daran auf, dass eine Schriftstellerin nicht in einem Buchladen lesen wollte, in dem Bücher von Grabowski oder Sarrazin verkauft werden.



    Vielleicht bin ich zu weiß und zu dumm und zu alt, um Massen an Gesprächspartnern zu haben, die irgendwelche schwer auszusprechende polnisch oder nach arabisch klingende Nachnamen zu haben, die ihren daraus resultierenden Minderwertigkeitskomplex kompensieren, indem sie sich für deutsch halten. Und ob irgendwelche Menschen, die mir funktional im Alltag begegnen wie die Kassiererin im Supermarkt oder der Schaffner bei der Bahn, rassistische Ansichten haben, erzählen die mir nicht.

    Insgesamt ist das Thema in dieser allgemeinen Form völlig uninteressant für die meisten. In meiner Erziehungsarbeit habe ich keine Menschen gehabt, die echte rassistische Meinungen vertreten haben und wenn doch, dann war das schnell vorbei. Da habe ich die Gelegenheit, sofort zu reden. Aber im Alltagsleben ist das doch selten so. (Okay, in meinem beruflichen Umfeld findet man auch selten Menschen mit offen reaktionären Ansichten, das gebe ich zu. Manchmal religiöse Spinner, das ist auch schon alles.)

    • @Age Krüger:

      Ich denke, die Antwort ist relativ leicht. Je weiter man den Begriff "Rechte" fasst, mit denen zu reden oder nicht hier diskutiert wird, desto schneller wird man auch im eigenen Bekanntenkreis fündig.

      Herr Feddersen hat ja Beispiele genannt. Es geht ja auch nicht nur im Migration (wo alles jenseits "kein Mensch ist illegal" schon theoretisch rechts sein könnte), sondern auch um andere Bereiche (nehmen wir Homosexualität, wo sicher der eine oder andere sich mit Adoptionen nicht anfreunden will).

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Danke.

      Schließe mich Ihren klugen Worten an. Mich haben Vehemenz und plumpe Vereinfachungen mancher Foristen bis heute morgen davon abgehalten, tiefer in die Debatte einzutauchen.

      Als Rosenfreund wird mir jedoch der Mehltau irgendwann zuviel. Da muss dann ein - hoffentlich - wirksames Gegenmittel her.

  • Endlich mal klare Worte zu der mit-rechten-reden-debatte! Nein, man muss nicht! Und es ist sogar teilweise gefährlich, wenn es öffentlich passiert, und dadurch den Menschenfeinden noch eine Plattform gegeben wird. Seine Argumente mit Leuten auszutauschen, deren Aussagen eigentlich nur Hetze sind, ist überhaupt gar keine “Debatte“. Deren Pseudo-Argumente öffentlich entlarven, ja! Aber in einen Diskurs treten mit Feinden des Diskurses, des Arguments, der Vernunft? NEIN NEIN NEIN!

    • @kritikderkritikderkritik:

      Wenn man mit öffentlichen Debatten Rechten ein Podium bietet dann waren die eigenen Argumente wohl nicht so überzeugend, obwohl man doch von der eigenen Überlegenheit ausgeht. Nicht mit rechten zu reden ist schlichtweg feige. Gleichzeitig erhält das ausweichen von Diskussionen das eigene Weltbild so schön sicher... wenn man sich nur mit Gleichgesinnten unterhält, bewegt man sich schnell nur noch innerhalb des eigenen erlaubten Denkraum und hält das wegen des geringen Widerspruchs auch noch für die ganze Wahrheit.



      Ich empfehle das berühmte Zitat von Alexander Mitscherlich: "... wir müssten uns zu der Einsicht bequemen, wir könnten überall dort einem Wahn verfallen sein, wo wir meinen, etwas sei felsenfest sicher. Von der Bescheidenheit, solche kardinale Irrtümer als Möglichkeit anzuerkennen, hängt es ab, ob die Menschheit vom Leiden der Vorurteile befreit wird oder weiter an ihnen dahinsiechen wird. "

      • @Berliner_in_Dresden:

        "Nicht mit rechten zu reden ist schlichtweg feige."



        Nein, ist es nicht. Es ist fruchtlos und überflüssig, denn wenn Menschen nicht von ihrem Standpunkt abweichen WOLLEN, dann ist es schlicht sinnlos.



        Mir ist es schleierhaft, überhaupt darüber reden zu wollen|zu sollen. Faschismus ist nicht verhandellbar, er ist absolut abzulehnen.



        Ich halte es da mit@kritikderkritikderkritik:



        "Am Ende ist der beste Leitsatz auf der Straße wie im öffentlichen Diskurs: KEIN FUSSBREIT DEN FASCHISTEN!"

  • "Also sollten wir uns auch alle zunächst an die eigene Nase packen, wenn da was schiefläuft."



    Das sagen Sie mal den Rechten|Rassisten und der AfD. Da gehört es auch hin.

    • @Frau Kirschgrün:

      Schon wieder eine abweichende Zuständigkeit gefunden??

      Sie sind echt köstlich. Sorry, ich muss gerade mal lachen...

      • @Normalo:

        Hauptsache, Sie haben Spaß …

  • Ein paar Biere und einige Gleichgesinnte machen aus den guten Debatten-Rechten sehr schnell Vollnazis. Dann ist es für viele anders aussehende, anders denkende Menschen schlicht lebensgefährlich, diesen Haufen anzusprechen.



    Keine zweite Chance für Massenmörder und deren Anhänger.

  • Es hilft nichts, sich ausschließlich an der rechten Speerspitze abzuarbeiten und herauszustellen, dass man echten Neonazis ihre Flausen nicht mit Reden aus dem Kopf bekommt. Es mag sogar sein, dass das stimmt (obwohl ich "Schrei nach Liebe" von den Ärzten in den 1990ern einen interessanten Kommunikationsansatz fand...).

    Aber diese harten Unverbesserlichen sind nicht die 15 bis 30%, die man generell als Wählerpotenzial von Parteien wie der AfD identifiziert. Sie sind wahrscheinlich nicht mal 5% - aber sie nutzen die "Gemäßigten" oder "Mitläufer" als Hebel, um sich Gehör und Gehorsam zu verschaffen.

    Richtiger Ansatzpunkt - insbesondere für die Fage, mit wem man mal reden könnten, sollte oder müsste - sind daher diese Mitläufer. Die sind fast alle nur Mitläufer, weil sie Angst haben. Und diese Angst entspringt in den meisten Fällen aus Unwissen:

    Wenn man z. B. nicht WEISS, dass der Islam eine vielfältige Religion ist, ohne Pontifex Maximus und andere Einigungsmechanismen, dann fällt es schwerer, die Masse der Muslime von denjenigen zu unterschreiden, die den Islam als Ausrede für Terror, Frauendiskriminierung, Blutrache, Verbrechen an "Ungläubigen" etc. missbrauchen. Wenn man nicht weiß, dass es gar nicht so viele Einwanderer gibt, dass wir Alle in Gefahr wären, von denen kulturell "überrannt" zu werden oder unsere Jobs an sie zu verlieren, hat man wenig, was einen gegen die Parolen der Rechten wappnet. Wenn man denkt, fremdländisches Aussehen, dunkle Haut etc. sei synonym mit Bildungsmangel, schlechtem Deutsch, kultureller Inkompatibilität etc. - dem kann jemand Dunkelhäutiges mit Muttersprachler-Deutsch, Intelligenz und Empathie (vor allem letzterer), so RICHTIG die Augen öffnen - besser als jeder saturierte, blonde, blauäugige Super-Abendländer, der versucht, den Angsterfüllten was von Freundschaft und Vielfalt vorzuschwärmen.

    Es geht nicht darum was man tun "muss", wenn Ideen und Ängste aufeinander prallen. Es geht darum, was man tun KANN (Kennedy und so...).

    • @Normalo:

      Ja, das stimmt. Mit den Mitläufern reden kann noch etwas bringen, denn die merken dann teilweise, dass die sogenannten Fakten oder Argumente, denen sie aufgesessen sind, keinen Bestand haben. Das kann teilweise innerhalb von 1, 2 Stunden Gespräch zu erstaunlichem Sinneswandel führen. Das kann Sinn machen im Umfeld, Familie, Bekannte, Arbeitskollegen. In der Öffentlichkeit finden sich dagegen fast nur eingefleischte Ideologen, die wohl kaum umgestimmt werden können. Und deren Lügen und Hetze nimmt man öffentlich besser auseinander in einem Setting, in dem sie nicht auch gleich noch ein größeres Publikum bekommen um ihren Müll zu verbreiten. Denn so dumm wie manche rechte Phrase auch scheint, deren hervorstechende Verbreiter sind im Normalfall leider nicht blöd und verstehen ihr “Handwerk“ recht gut. Diesen Leute sollte man vor allem mit Nicht-beachtung und Aufmerksamkeitsentzug begegnen, und nicht dem Fehler unterliegen, zu glauben, man bräuchte bloß ihren Schwachsinn wiederzugeben, und sie entlarvten sich von selbst (wie das leider tw. liberale und linke Medien tun).



      Am Ende ist der beste Leitsatz auf der Straße wie im öffentlichen Diskurs: KEIN FUSSBREIT DEN FASCHISTEN!

      • @kritikderkritikderkritik:

        Ich kann Ihnen insoweit zustimmen, dass meine Sichtweise in der persönlichen, nichtöffentlichen Auseinandersetzung problemloser "funktioniert". Sie auf den öffentlichen Diskurs zu übertragen heißt, sich mit den Vorbetern der rechten Szene auf deren gewähltem Schlachtfeld zu messen und in der Auseinandersetzung nicht primär sie, sondern die ihnen (potenziell) Zugeneigten zu überzeugen suchen.

        Das heißt ultimativ, die Demagogen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Der Versuch ist in der Tat nicht ohne Risiko, und er bedarf neben einem gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein auch einer geradezu predatorischen Herangehensweise an den Disput. Das ist nicht jedermanns Sache, und wenn ich hier Frau Högls Kolumne entgegentrete, dann will ich damit auch nicht suggerieren, dass nun zwingend Jeder jedes Podium entern müsste, auf dem man sich mit Höcke, Gauweiler, Sarrazin & Co. verbal kloppen könnte.

        Deshalb nochmal der Hinweis auf meinen Schlusssatz: Es kommt darauf an, was man tun KANN. Wer sich von vornherein dahinter verkriecht, dass er ja nichts tun MUSS, schneidet sich diese Überlegung ab.

      • @kritikderkritikderkritik:

        Yessss! Danke für die klare Stellungnahme!

    • @Normalo:

      Dafür hat eigentlich und uneigentlich die vierte Gewalt den ·Auftrag·, nicht die Betroffenen oder Kritiker, wenn schon die Politik nur polarisiert und Wähler fischt anstatt zu integrieren.



      Aber vierte Gewalt fällt aus wegen is' nich'.



      Siehe auch Kommentare unter



      www.taz.de/Nach-Kl...rverbote/!5548493/

      Es zeigt sich m. E. wieder sehr schön, dass alles mit allem zusammenhängt…

      • @Frau Kirschgrün:

        Liebe Frau Kirschgrün,

        wenn ich Einwanderer in diesem Land wäre und diese furchtbar unproduktive Rechterei über Zuständigkeiten mitbekäme, ich wäre schon wieder auf den Socken woanders hin. So abstoßend (und typisch deutsch) wie dieser läppische Diskurs muss ein AfDler erstmal sein!

        Es gibt keine Zuständigkeit für die Beseitigung politischer Fehlentwicklungen. Der Souverän sind wir alle. WIR tragen ultimativ die Verantwortung UND sind die Leidtragenden davon, was in unserem Land für Politik gemacht wird. Also sollten wir uns auch alle zunächst an die eigene Nase packen, wenn da was schiefläuft.

        • @Normalo:

          "Der Souverän sind wir alle."



          Seit wann? Das steht auf dem Papier, aber die Macht haben und üben andere aus – und das sind nicht die Politiker – Das ist m. E. eine Tatsache.

          • @Frau Kirschgrün:

            Die ultimative Macht liegt beim Volk. Wa auch immer geschieht, das Volk KANN es stoppen, ändern oder ersetzen.

            Selbst wenn es faktisch andere, nicht demokratisch legitimierte Mächte sein sollten(!), die das Leben in unserer Gesellschaft lenken, so hätten wir, das Volk, immer noch alle von unserer Verfassung vorgesehenen Möglichkeiten, dem ein Ende zu setzen. Es ist nur eine Frage des Willens der Mehrheit.

            Wenn es auch den "Ihres Erachtens tatsächlich" nicht gibt und wir alle bloß manipulierte Lemminge auf dem Weg zur nächsten Schlucht sind, dann stellen sich umgekehrt die Fragen, was ausgerechnet SIE gegen die Manipulation immun macht, wer nach Ihrer Sicht die Manipulatoren manipuliert und was Sie noch mit Ihrem Pochen auf die Menschenwürde wollen. Ohne das Postulat des freien Willens ist die nämlich nur eine sinnlose Hülle - MEINES Erachtens.

            Soviel übrigens auch zu Ihren Definitionen weiter unten: Zu definieren, dass es Menschenwürde gibt, füllt sie noch nicht mit Inhalt. Aber erst wenn der definiert ist, kann man auch beurteilen, was sie verletzt. LIMITS2GROWTH hat Ihnen schon ein schönes Beispiel geliefert, wie differenziert man Menschwürde z. B. in Migrationsfreiheit umsetzen kann. Meistens läuft die Definiotion auch anders herum: Das heutige Bild davon, was Menschenwürde beinhaltet, ist ein riesiges Mosaik von Einzelentscheidungen, was sie verletzt (oder verletzen kann). Allein aus dieser Tatsache schon kann man logisch schließen, dass es eben KEINEN von vornherein fest definierten Inhalt der Menschenwürde gibt. Der wird immer Auslegungssache bleiben. Unser Zwangsvollstreckungsrecht steht zum Beispiel auf dem Standpunkt, dass der Besitz eines Fernsehers zur Wahrung der Menschenwürde notwendig ist. Das KANN man so sehen, MUSS man aber nicht. Auch ich muss freimütig eingestehen, dass die elementare Bedeutung, die der freie Wille für mich bei der Definition der Menschenwürde spielt, noch lange kein unbegrenztes Recht zur Umsetzung dieses Willens begründet.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Normalo:

              Abgesehen von Ihren Aussagen zu den manipulierten Lemmingen und dem freien Willen (dazu habe ich noch keine endgültige Meinung) stimme ich Ihnen völlig zu.

              Wir könnten manches als Volk, was wir nicht tun. Warum auch immer. Das kollektive Erinnerungsvermögen hat sich offenbar 1990 nach der Wende selbst abgeschaltet. Zu mehr Mut scheint das deutsche Volk nicht fähig - oder bereit.

          • @Frau Kirschgrün:

            Mit Verlaub, aber die Aussage "Das ist m.(eines) E.(rachtens) eine Tatsache" spiegelt wundervoll die berühmt-berüchtigten "postfaktischen Zeiten" wider, von denen überall geredet wird.

            Sie erheben Ihre Meinung ("meines Erachtens") zur Tatsache. Das ist Diskussionskultur auf Donald-Trump-Niveau.

            Eine sachlichen Debatte zur Frage, wer ist Souverän, würgen Sie damit von vornherein ab, ohne eigene Argumente "in den Ring zu werfen".

            Merke: Für Tatsachen gibt es Beweise, für Meinungen Argumente.

            Die Kernaussage, dass vieles falsch läuft und sowohl Macht, als auch Eigentum unfair (Achtung, Meinung!), sogar falsch verteilt ist, verdient ja sogar uneingeschränkte Zustimmung. So sehe ich das auch.

            Leider entwerten Sie Ihr eigenes (in meinen Augen: sehr richtiges) Argument, durch ihr Paradoxon.

            • @Kriebs:

              Ergänzung:



              Mit "m. E." will ich ja g e r a d e ausdrücken, dass es meine Meinung ist und ich n i c h t über ··mehr·· oder ··besseres·· Wissen verfüge, als das, was ich (be)schreibe. Da finde ich den Trump-Vorwurf schon unpassend.

            • @Kriebs:

              ""Das ist m.(eines) E.(rachtens) eine Tatsache" " sagt doch ganz deutlich, dass es sich um meine Meinung und meinen Erkenntnisstand handelt. "Sie erheben Ihre Meinung ("meines Erachtens") zur Tatsache" – nein, das tu' ich nicht, das ist Ausdruck meiner Meinung, das drücke ich doch mit m. E. ganz klar aus.



              Wer der Souverän ist (sein soll), steht im GG, aber die Realität sieht ganz anders aus, das sagen Sie ja selbst.



              Mir Trump-Niveau vorzuwerfen finde ich schon heftig. Versteh' ich nicht.



              Jede|r kann hier doch sagen, was seine|ihre Meinung ist, oder gibt es dafür eine "Meinungs-Polizei", die bewertet, welche Meinung wertvoll ist und welche irgendwelche angeblichen Formulierungsfehler begangen hat? Es ist doch nicht schlimm, wenn Sie anderer Meinung sind, das ist doch ACHTUNG: m. E. der Witz an einem Forum…

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Kriebs:

              Wo Vehemenz die fehlenden Fakten und Argumente ersetzt ...

              Schließe mich Ihren Ausführungen an, auch - oder gerade - weil Sie hier mit sich schon lange drehenden Windmühlenflügeln kämpfen.

              Der Kunst, sich neben sich selbst zu stellen und von außen auf sich zu schauen, sind Grenzen gesetzt. Diese sind - je nach Person - weiter oder enger gesteckt.

              Ich habe unter Einsatz all meiner nicht unbescheidenen Mittel mich häufiger um Konsens bemüht. Vergeblich. Unvergessen die frühe Debatte um die von mir sehr geschätzte Kristina Hänel.

              In jüngeren Jahren strebte ich nach Vergeblichem und Unerreichbaren. Im Alter ändert sich dies. Zumindest bei denjenigen, die Früchte vom Baum der Erkenntnis gegessen haben.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...der letzte Rechte, mit dem ich geredet habe, erzählte mir was von "ich muss meine Ethnie schützen".



    Als ich ihn darauf aufmerksam machte, das so etwas wie 'Ethnie' oder 'Rasse' nicht geben würde, dachte ich für einen Moment, er wolle mich würgen.



    Er hatte es sich anders überlegt und ging einfach davon.

  • Du sprichst einfach nur für dich!

  • "Es gibt sehr wohl Personen, die die allgemeine Erklärung der Menschenrechte gutheißen, keine Rassisten sind und trotzdem Ansichten vertreten, die als "rechts" eingstuft werden."



    Wie soll das denn bitte gehen?



    Ein bißchen rechts? Ein bißchen schwanger? Ein bißchen Menschenwürde?



    Das ist doch gerade das Problem, dass diese gefährlichen Äußerungen und Einstellungen ständig verharmlost, relativert werden!

    • @Frau Kirschgrün:

      Ergänzung zu @LIMITS2GROWTH:

      Die Menschenrechte sind nicht absolut - schon allein weil Sie ständig miteinander kollidieren. Und es gibt keine universellen Maßstäbe, wie diese Kollisionen zu handhaben sind. Nehmen Sie nur allein die "Würde": Unantasbar!! - aber welche grundsätzlichen Kollisionen allein dieses EINE Rechtsgut z. B. zwischen westlichen Vorstellungen von Frauenrechten und - grob beschrieben - dem im Mittelmeerraum und östlich davon tradierten Begriff von Ehre verursacht!

      Unsere Rechtsordnung mag dazu eine glasklare Meinung haben, aber das heißt nicht, dass es niemanden gibt, der lieber ein Leben lang ins Gefängnis geht, als sich dieser Meinung zu unterwerfen - aus Würde. Umgekehrt gibt es Menschen, die sich in Deutschland verwurzelt fühlen und es als Eingriff in IHRE Rechte empfinden, wenn die Welt ihnen fremde Bräuche, ausländisches Idiom auf- und Solidarität mit deren Urhebern im Rahmen der sozialen Umverteilung ab-nötigt. Auch hier gibt es Regeln, aber eben auch hier Leute, die die Regeln lieber anders gewichtet sähen.

      Will sagen: Nur sehr wenige Menschen sehen sich wirklich mit ihrer (von Ihnen als "menschenfeindlich" empfundenen) Einstellung zu den Menschenrechten im Unrecht bzw. nehmen für sich ernsthaft in Anspruch, ÜBER den Menschenrechten bestimmter Anderer zu stehen. Alle anderen haben einfach nur Angst, dass das, was sie für IHRE Menschenrechte halten, auf der Strecke bleibt, wenn man immer nur von den Rechten der Anderen redet. Jeder Kämpfer für soziale Gerechtigkeit (insbesondere jene, die den Kampf auch in eigener Sache führen), der z. B. einen FDP-Funktionär von der Herrlichkeit der unternehmerischen Freiheit schwadronieren und den Arbeitslosen fröhlich zuraunen hört: "Ihr schafft das!", müsste das Gefühl nur zu gut kennen...

      Will sagen: "Gut" und "Böse" oder auch "Gerechtigkeit" sind extrem wandlungsfähige Konzepte. Niemand kann ernsthaft für sich in Anspruch nehmen, sie so zu werten, wie jeder Andere es auch tun würde.

      • @Normalo:

        "Die Menschenrechte sind nicht absolut"?

        ?????



        Was gibt es daran zu zweifeln?



        Menschenrechte sind universell.



        Da gibt es nichts zu gewichten – schon wieder so eine m. E. unsägliche Relativierung…



        Wir müssen endlich teilen und integrieren lernen, denn wir haben den armen Ländern ständig und über Jahrhunderte hinweg fast alles weggenommen (Kolonialismus) – und jetzt wundern sich hier einige, dass die hierher kommen, und sich ·diese Arschlöcher· mal anschauen wollen?! Nicht Ihr Ernst.

        • @Frau Kirschgrün:

          Wenn etwas Absolutes mit etwas anderem Absoluten kollidieren kann - wie sollen dann beide ihre Absolutheit behalten? Ist dann nicht wenigestens eins von beiden relativ, und muss ich nicht BEIDE grundsätzlich als relativ betrachten, um überhaupt entscheiden zu können, WELCHES in diesem Fall den kürzeren zieht, bzw. wo ein Kompromiss liegen könnte?

          Wie sollen Menschrechte darüber hinaus absolut und universell sein, wenn es von ihnen gar keine abschließende absolute Definition gibt?? Denn was IST z. B. "Menschenwürde"?

          Bilden Sie sich ernsthaft ein, das für alle Menschen umfassend und verbindlich beschreiben zu können? Und diese Beschreibung so hinzubekommen, dass keines Menschen Würde jemals mit der Würde und Freiheit eines anderen Menschen ODER mit seinen eigenen sonstigen "Universal"-Rechten in Konflikt geraten kann? Wenn ja, verbeugen Sich alle Rechtsgelehrten der Welt in Ehrfurcht vor Ihnen, und die eine oder andere Religion könnte Ihnen auch gestiftet werden...

          Bitte übrigens nicht missverstehen: Etwas kann universell sein, ohne absolut zu sein (z. B. die Schwerkraft, nach Einstein sogar die Lichtgeschwindigkeit). Im Fall der Kollision von Rechten kommt es auf BEIDES an.

      • @Normalo:

        Hier geht es aber um Hetze und Rassismus und das ist m. E. unstreitig zu bewerten – oder sehen Sie das anders…?

        • @Frau Kirschgrün:

          Wo ist "hier"?

          Bei Ihnen im Kopf ist das vielleicht alles so glasklar zu unterscheiden, dass es zu dieser Wertung keine zwie Meinungen gibt. Aber nochmal: Ihre Wertung ist NICHT universell.

          Im Kopf anderer Leute ist das kein Rassismus sondern die Beschreibung gruppentypischen Verhaltens (so wie Sie sie jedesmal vollführen, wenn Sie von "den Reichen", "den Rechten" oder "den Amis" und ihren Untaten reden) und die Beschwerde darüber keine Hetze sondern einfach nur ein emotionaler Tatsachenbericht.

          Man mag diese Einschätzungen mit guten Gründen für falsch halten und z. B. darauf hinweisen, dass Hautfarbe und Gesichtsform eben NICHT ausreichen, um jemanden einer Gruppe zuzurechnen, die unerwünschtes Verhalten an den Tag legt. Aber glauben Sie ja nicht, das mehr als ein Bruchteil derer, die Sie "rechts" nennen, das, was sie in der Öffentlichkeit betreiben, als "rassistische Hetze" erkennen. Die denken, sie täten das "Richtige" und beschützten die Unschuldigen - genau wie Sie. Und die gefährlichsten von ihnen sind davon - auch genau wie offenbar Sie - SO überzeugt, dass sie wahrhaftig glauben, es gäbe dazu keine zwei Meinungen.

          • @Normalo:

            Sie wollen m. E. einfach nur Recht haben, oder sogar einfach nur Streit. Wie kann ein Mensch so verbissen versuchen, das gedeihliche Zusammenleben mit Wortklaubereien zu verhindern?! Wo ist Ihr Versuch, sich für Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen einzusetzen?



            definition-online.de/menschenwuerde/



            www.juraforum.de/lexikon/menschenwuerde

            Noch eins, "Im Kopf anderer Leute ist das kein Rassismus sondern die Beschreibung gruppentypischen Verhaltens " – Rassismus ist kein gruppentypischen Verhalten, sondern ein Verhalten, das Gerechtigkeit und Menschenwürde ausschließen – ist also zu verurteilen.



            Meine Kritik an Reichen und Rechten hat genau mit dieser Ungerechtigkeit und mit Machtmissbrauch zu tun, wie auch Hetze und Rassismus ungerecht sind und eine Form von Machtmissbrauch anderen gegenüber sind. Die Reichen bescheißen uns täglich mit Ausbeutung, Steuerhinterziehung, Lohndumping, Umweltzerstörung, usw. – das ist doch unstreitig. Aber Hetze und Rassismus sind Verbrechen und haben Europa und die Welt schon mal in den Krieg gestürtzt – das reicht doch wohl.

            Sie unterstellen mir Dinge, die ich nie gesagt habe. Finden Sie das in Ordnung? Ich nicht.



            Menschenwürde:



            Die goldene Regel ist eigentlich ausreichend.

            • @Frau Kirschgrün:

              Ich versuch das mal eins nach dem anderen:

              "Wo ist Ihr Versuch, sich für Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen einzusetzen?"

              Jetzt und hier. Ich habe nur im Zweifel - wie so ziemlich Jeder - eine eigene Vorstellung davon, was "gerecht" ist und wie weit Gleichheit gehen kann (und sollte), wenn man von Menschen und nicht von Maschinen oder Klonen redet. Soweit diese Vorstellung nicht mit Ihrer übereinstimmt, können wir unseren Zielen zwar das gleiche Etikett aufkleben, uns aber schwerlich einig sein.

              Zu Rassisten und Reichen-Bashing: Was Rassisten machen, ist einen Menschen nach äußerlichen, "rassischen" Merkmalen in eine von ihnen selbstdefinierte Schublade zu stecken und entsprechend zu behandeln. Es z. B. NICHT per se rassistisch, festzustellen, dass ein bestimmter Mensch ein Dieb, dumm und außerdem ein gebürtiger Magrebiner ist. Rassismus ist, daraufhin anderen Magrebinern zu unterstellen, sie seien auch Diebe und/oder dumm. Dasselbe kann man natürlich mit "Reichen" tun: Man kann ihnen z. B. pauschal unterstellen, dass sie ihr Vermögen auf ungerechte Weise erworben haben, ihre Macht missbrauchen usw. ohne den GERINGSTEN Beweis zu haben, dass das auf alle von ihnen zutrifft.

              Und Goldene Regel: Leider wieder ein Fall subjektiver Standards. Wenn ich mich auf den Standpunkt stelle, dass ich es für völlig gerechtfertigt und "würdig" hielte, wenn der Vater meiner Freundin mich umbrächte, wenn ich mit ihr vorehelich verkehrte, gibt mir das dann das Recht, den Liebhaber meiner Tochter zu töten?

              Ihre Gedanken gehen augenscheinlich immer noch von einen allumfassenden, universellen ethischen Grundgerüst aus, das - eigentlich - jedem einsichtig sein müsste und gegen das man daher nur entsprechend böswillig verstoßen kann. Die Realität ist leider WEIT komplizierter.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      ...ein bischen schwanger, wie ich das liebe.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Es ist immer schön, etwas zu lieben. Fühlt sich doch gut an?!

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      "Wie soll das denn bitte gehen? "

      Nur mal als Beispiel:

      Es gibt die Personen, die jedem Menschen die freie Wahl des Landes unter der Gesellschaft zu der sie gehören wollen, zugestehen. Linke Position.

      Und es gibt Personen, die dafür sind, dass die aufnehmende Gesellschaft entscheidet, wer dazugehört und wer nicht. Rechte Position.

      Und was sagt die Erklärung der Menschenrechte dazu:



      "Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gibt jedem Menschen das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen sowie jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren[1]. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte erkennt demnach ein Auswanderungsrecht an, nicht aber ein Einwanderungsrecht. Dies wird in der politischen Philosophie kontrovers diskutiert." [1]

      [1] "de.wikipedia.org/w..._als_Menschenrecht"

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Sorry, aber hier geht es nicht um "politische Philosophie", sondern um den Umgang mit Menschen, die heute hier l e b e n und die unter Rechten|Rassisten zu leiden haben – täglich. Es geht um die Haltung, die Mitmenschen anderen Mitmenschen gegenüber an den Tag legen, nicht um eine akademische Diskussion, noch dazu um eine "kontrovers diskutierte" – was bedeuten dürfte, dass es sich auch dabei um "Rechte" handelt, die sich die Welt nach rechts hin ausrichten wollen.



        Die Welt, die Natur und die Erde gehören niemenschem.



        Da haben ein paar Leute Pflöcke in den Boden gehauen, das ist alles.

        • 8G
          83492 (Profil gelöscht)
          @Frau Kirschgrün:

          "Sorry, aber hier geht es nicht um "politische Philosophie", sondern um den Umgang mit Menschen, die heute hier l e b e n und die unter Rechten|Rassisten zu leiden haben – täglich."

          Nach meiner Wahrnehmung ist die Diskussion schon ein bisschen breiter angelegt. Wenn e z.B. um die Frage nach der Anerkennung von Menschenrechten geht (was der Artikel ja tut), sollte zumindest klar sein, was mit den Menschenrechten gemeint ist.

          Es ist natürlich eine Option, im der eigenen intellektuellen Snoezelen Ecke zu bleiben und jeden, der andere Vorstellungen in die rechte Ecke zu stellen. Ob das die Welt besser macht?

          • @83492 (Profil gelöscht):

            Fragen Sie sich doch mal, was für Menschenrecht Sie selbst für sich in Anspruch nehmen möchten, dann haben Sie die Definitiotn, und die gilt dann für alle anderen auch. Wo ist das Problem? Das wird auch goldene Regel genannt. Alles andere ist m. E. Spitzfindigkeit, um Menschenwürde nicht akzeptieren zu müssen, sobald es um andere Menschen geht. Denn es würde vielleicht bedeuten zu den Menschenrechtsverweigerern zu gehören – wenn es nicht um einen selbst geht…

    • @Frau Kirschgrün:

      War für @Limits2Growth

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Die Autorenperson suggeriert, dass "Rechte" automatisch Rassisten sind und die Einhaltung der Menschenrechte ablehnen.

    Ich denke, das ist falsch. Es gibt sehr wohl Personen, die die allgemeine Erklärung der Menschenrechte gutheißen, keine Rassisten sind und trotzdem Ansichten vertreten, die als "rechts" eingstuft werden.

    Sollen die dann auch unter Quarantäne gestellt werden? Oder Anhänger einer Weltreligion, die ihre eigene Definition von Menschenrechten vertritt [...]?

    Dieser Kommentar wurde nachträglich bearbeitet. Bitte halten Sie die Netiquette ein.

  • Ich habe lange gezögert, die von Frau Saskia Hödl hier formulierte Sicht die Rechten und Rassisten betreffend auch so zu vertreten. Meine Frage an mich selbst war immer, über was bitte soll ich mit Rechten|Rassisten reden, von denen viele ja noch nicht einmal Frauen im Beruf sehen, sondern das Mutter-Herd-Klischee pflegen? Das Weltbild von diesen Rechten|Rassisten ist m. E. kein Weltbild, sondern eine Art Schlachtplan, ein Herrenmenschen-Denken, das eine Diskussion einfach nicht zulässt, weil von deren Seite ihre Sicht ganz offensichtlich nicht verhandelbar ist. Aber alle sagen, dass Miteinander-Reden sooo wichtig ist… aber worüber? Und da befand ich mich wieder am Anfang – also: Uroboros, die Schlange, die sich in den Schwanz beisst.



    Allein diesen Absätzen ist nichts mehr hinzuzufügen:



    „Denn das Weiterbestehen von Rassismus hängt selbstverständlich zuallererst von den Rassist*innen ab. Das Eingehen einer Debatte beinhaltet zumeist die Vor­annahme, dass man sich mindestens einen Schritt aufeinander zubewegen kann.“



    Und das wollen die Rechten|Rassisten ganz offensichtlich nicht



    „So können Feminist*innen unterschiedliche Standpunkte zum Binnen-I haben und diese zielführend besprechen, weil niemand die Gleichstellung von Mann und Frau grundsätzlich infrage stellt.“ Sic.



    „Nur weil Alexander Gauland nicht persönlich Menschen bedroht, die Kippa tragen, heißt das nicht, dass er das gesellschaftliche Klima, das es möglich macht, Juden auf offener Straße anzufeinden, nicht mitverantwortet.“



    Und das am Ende des Tages m. E. gut und erstrebenswert finden könnte…



    Ich bin ganz bei Frau Saskia Hödl.



    Und zwar ganz besonders, was die „Schwarzen Menschen, People of Color, Juden und Muslime“ angeht – was sollen die mit Rechten|Rassisten reden, wenn ich als weiße Frau schon keine Idee habe, was mit solchen m. E. Menschenverachtern zu reden sein könnte.

    Die "freie Entscheidung, die Menschenrechte zu respektieren oder eben nicht“ erfüllen Rechten|Rassisten m. E. eben nicht.

  • "Auch wenn „Debattenfähigkeit“ der neue heiße Scheiß im deutschen Wertemuseum ist – ..... "

    Der Spruch könnte auch von einer oder einem Rechten stammen.

    Saskia Hödl überzeugt mich allerdings in einem Punkt, wenn sie feststellt, dass es ein Unterschied ist, ob sich quasi Betroffene von Rassismus oder Weiße verbal mit Rechten auseinander setzen sollen. Als Betroffener würde ich auch keine Motivation haben, mit Rechten zu diskutieren.

    Für mich ist Rassismus auch (!) Ergebnis eines Inferioritätgefühls, das Folge einer teils arroganten (weißen) Mittelschicht ist, die sich stets erhaben fühlt und alles besser weiß und das der Unterschicht auch spüren lässt. Das schlägt in Hass um und in Rassismus bei einem Teil der "einfachen Leute", die sich dann quasi mittels rassistischer Einstellungen selbst erhöhen. Solche Menschen landen dann bei den Demagogen, die daraus Kapital schlagen wollen.

    Es kann also durchaus sein, dass die Mitverursacher von Rassismus angewidert mit dem Finger aus Rassisten zeigen und behaupten, dass man mit denen nicht reden kann.

  • 7G
    75064 (Profil gelöscht)

    Was um alles in der Welt ist denn eigentlich die Alternative zum Reden? Nichtreden wird noch weniger helfen als reden und Gewalt klingt irgendwie nicht logisch. Da spielt übrigens weder die Hautfarbe noch die Religionszugehördigkeit irgendeine Rolle.

  • Es ist ein wenig wie mit der Planwirtschaft: Keiner MUSS sich so richtig anstrengen, damit das Kollektiv das Plansoll erreicht, also findet jeder seine persönliche Rechtfertigung, es tendenziell locker angeghen zu lassen. Ich bin nicht der Stärkste, ich bin nicht der Größte, ich bin nicht der Gesundeste...

    Am Ende wundern sich Alle, warum das Plansoll krachend verfehlt wird, und Jeder begibt sich auf die Suche nach dem Schuldigen. Sollte ihm dabei ein Spiegel begegnen, schaut er natürlich geflissentlich an dem vorbei...

    Zurück zu Frau Högl: Natürlich MUSS niemand mit irgendwem reden. Aber wenn da wer ist, dessen Einstellung man nicht nur ablehnt sondern für gefährlich hält, dann stellt sich die Frage, wer die Verantwortung dafür trägt, dass diese Gefahr gebannt wird. Auch da ist es Jedem unbenommen, ganz schnell mit dem Finger auf alle Anderen zu zeigen (Wenn Alle diese Fingerzeigerei in einem schönen Rythmus hinbekommen, sieht das ganze vielleicht sogar wie ein schicker Flashmob aus.).

    Am Ende haben dann nur die Rechten aktiv das Gespräch mit Weniger-Rechten gesucht, bis sie eine Mehrheit haben. Und das finden dann alle Nicht-Rechten natürlich total schockierend.

    Aber keiner ist schuld, denn Jeder hat ja nur unterlassen, was er nicht tun MUSSTE - und das ist doch eigentlich das wichtigste, oder?

  • "Es ist eine freie Entscheidung, die Menschenrechte zu respektieren oder eben nicht"

    Den Satz der Aurorin muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!! Und: Gilt das auch für die Rechten?

    • 8G
      82430 (Profil gelöscht)
      @mlevi:

      Ist'n Schreibfehler. Eigentlich muss es heißen: "Es ist eine freie Entscheidung, die rechten Menschen zu respektieren oder eben nicht."

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Die reine Lehre

    Wenn man nicht gerade in einer sogenannten Echokammer lebt, dann kann es durchaus sein, dass das Umfeld, auch das nähere Umfeld gewisse Positionen vertritt, welche -vorsichtig ausgedückt- nicht immer der reinen Lehre entsprechen,

    neudeutsch: nicht immer politisch korrekt sind.

    "Natürlich muss niemand mit Rechten reden. Nicht beruflich und nicht mal mit den Rechten in der eigenen Familie."

    meint die Autorin. Das darf man so sehen ...

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich bin zwar nicht schwarz, auch gehöre ich nicht zu den People of Color, bin kein Jude und kein Muslim und sage dennoch: Nope.

    Als ob mit denen nicht ohnehin schon viel zu viel geredet würde. Man kann ja keine Talkshow einschalten, ohne dass dort ein Nazi oder ein Halbnazi sitzt.

    Je mehr man mit denen redet, desto normaler wird es, dass manche Menschen eben Rassisten sind und andere halt nicht.

    Bekämpfen muss man sie. Antifaschismus ist auch Handarbeit.

    Und für rassistische Freunde gilt:

    www.youtube.com/watch?v=gqH_0LPVoho

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Ich weiß nicht, ob ich Ihren Begriff der Handarbeit richtig verstehe. Falls ja, sei dem widersprochen. Ich halte es stets für entscheidend, mich von denen, die ich politisch bekämpfe, durch den Einsatz meiner Mittel zu unterscheiden.

      Wo sollte sonst am Ende des Tages der Unterschied liegen?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Da lasse ich mal Tucholsky antworten:

        "Rosen auf den Weg gestreut

        Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,

        erschreckt sie nicht – sie sind so zart!

        Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,

        getreulich ihrer Eigenart!

        Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:

        Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

        Wenn sie in ihren Sälen hetzen,

        sagt: »Ja und Amen – aber gern!

        Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«

        Und prügeln sie, so lobt den Herrn.

        Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!

        Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

        Und schießen sie –: du lieber Himmel,

        schätzt ihr das Leben so hoch ein?

        Das ist ein Pazifisten-Fimmel!

        Wer möchte nicht gern Opfer sein?

        Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,

        gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen ...

        Und verspürt ihr auch

        in euerm Bauch

        den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:

        Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,

        küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!"

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Danke für den Tucho.

          Wobei: zwischen der angedeuteten Handarbeit und dem Küssen gibt es noch eine ganze Palette an Verhaltensoptionen ...

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ok, das 'miteinander reden' soll ja eine Methode sein, Rassismus entgegenzutreten. Wenn die nicht zielführend ist, welche dann? Wirklich "antifaschistische Handarbeit"?



      Naja... da erweist man der Sache wohl eher einen Bärendienst.

  • #funfact: Niemand muss mit Linken, Moslems, Hindus, Scientologen, Feministix, Grünen...*Feindbild nach Wahl* reden.

  • Zu diesem Zitat "Und der weitergehende Vorwurf, wenn man sich gegen diese Auseinandersetzung verwehre, verliere man den „Meinungskampf“, ist schlicht fehlgeleitet. Denn das Weiterbestehen von Rassismus hängt selbstverständlich zuallererst von den Rassist*innen ab"..

    möchte ich folgendes anmerken: wenn man sie nicht überzeugt, dass sie auf dem Holzweg sind - wofür irgendeine Art der Kommunikation wohl nötig ist, wenn man nicht auf Gewalt setzen will (was wiederum wenig mit "überzeugen zu tun hätte - werden sie kaum eines Morgens aufwachen und feststellen: "ich will kein Rassist mehr sein".

    Den anderen Punkt, den Feddersen angesprochen hat, finde ich aber noch wichtiger. Je nachdem, wie weit man den Begriff fasst, kann heute fast jeder "Rassist" sein. Dann führt die Diskursverweigerung nur noch dazu, dass man sich selbst marginalisiert in der kleinen Gruppe der Nicht-Rassisten.

  • Na dann... Rassisten werden also Morgens aufwachen und sich wundern, welchen Unsinn sie die ganze Zeit verzapft haben. Dann können wir uns ja alle zurücklehnen.

    Vielleicht liegt aber auch ein Missverständnis über die Wirkung von Diskussionen und Gesprächen vor. Nur weil man miteinander redet, heißt es nicht, dass der andere sofort eine Erkenntnis hat. Die kann später kommen und womöglich kriegt man davon nie etwas mit. Wichtig ist aber, dass der Samen gelegt wird. Im Gespräch.



    Man muss das nicht bei jeder Gelegenheit tun, aber doch hin und wieder, v.a. wenn man selbst betroffen ist.