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Klimaziele der EU in weiter FerneNeue Klimaklage gegen Bundesregierung

Die Deutsche Umwelthilfe verklagt erneut die Bundesregierung, denn diese tue nicht genug dafür, die EU-Klimaziele einzuhalten. Es geht um viel Geld.

Im neuen Klimaschutzgesetz gibt es keine verbindlichen Emissionsziele mehr Foto: Christoph Hardt/imago

Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat eine weitere Klage gegen die Bundesregierung eingereicht. Begründung: Die Bundesregierung werde mit den derzeit angedachten Maßnahmen das Klimaziel der EU verfehlen. Das für das Verfahren zuständige Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigte den Eingang der Klage.

Die Klage richtet sich gegen den Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) der Bundesregierung. Der sei nicht konkret genug, bemängelt die DUH. Im NEKP müssen alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union darlegen, wie sie das gemeinsame Klimaziel der EU erreichen wollen, 30 Prozent weniger CO₂ in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Industrie, Abfall und Landwirtschaft als 2005 auszustoßen. Mit welchen Maßnahmen Deutschland seinen Anteil leisten will, sei nicht nachvollziehbar, wirft die DUH der Bundesregierung vor.

Neben diesen Sektoren geht es im NEKP auch um die CO₂-Emissionen, die durch Landnutzungsveränderung entstehen. Das passiert zum Beispiel, wenn Wiesen für den Wohnungsneubau versiegelt werden und dadurch kein CO₂ mehr binden können. Laut EU-Verordnung sollen durch den Landnutzungssektor bis 2030 in Deutschland 30 Millionen Tonnen CO₂ gebunden werden, zum Beispiel durch Aufforstung oder die Wiedervernässung von Mooren. Im NEKP rechnet die Bundesregierung nur mit 1,3 Millionen Tonnen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima teilt auf Anfrage der taz mit, dass es sich grundsätzlich nicht zu laufenden Verfahren äußern könne. Grundsätzlich nehme die Bundesregierung ihre EU-Verpflichtungen ernst und arbeite kontinuierlich an Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Der NEKP zeige zudem, dass die Lücke zwischen Klimazielen und Maßnahmen seit Antritt der Ampel-Koalition halbiert worden sei.

Einer ähnlichen Klage wurde bereits recht gegeben

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sagte der taz, dass die neue Klage absichtlich anderen durch den Verband bereits eingereichten Klagen ähnele: „Wir rügen die gleichen Dinge wie in den Klagen, in denen uns das Gericht im Mai recht gegeben hat.“ Damals hatte die DUH zwei Verfahren gegen die Bundesregierung gewonnen. Sie fanden ebenfalls vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg statt.

Das Gericht urteilte damals, dass die Sofortprogramme der Bundesregierung nicht ausreichten, um die Treibhausgasemissionen auf das Niveau zu senken, das im deutschen Klimaschutzgesetz vorgeschrieben war. Gegen das Urteil legte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Revision ein.

Das Gericht urteilte außerdem, dass die Anstrengungen der Bundesregierung nicht weit genug gehen, um den Landnutzungssektor zu einer CO₂-Senke zu machen. Das Bundesumweltministerium akzeptierte das Urteil.

Das Urteil aus dem Mai erging auf Grundlage des deutschen Klimaschutzgesetzes, die neue Klage dagegen bezieht sich auf das EU-Recht. „Die Klagen sind inhaltlich äquivalent und behandeln dieselbe Fragestellung, nur auf Ebene des europäischen Rechts“, sagte DUH-Geschäftsführer Müller-Kraenner, „auch, weil im EU-Recht weiterhin Sektorenziele für den Treibhausgasausstoß gelten, während sie in Deutschland abgeschafft wurden.“

Die EU-Klimaziele nicht einzuhalten, könnte teuer werden

Die Bundesregierung hatte im Sommer das Klimaschutzgesetz reformiert. Im neuen Klimaschutzgesetz gibt es keine verbindlichen Emissionsziele mehr für die einzelnen Sektoren wie Verkehr und Energie. Stattdessen ist die Bundesregierung als Ganze dafür verantwortlich, die Klimaziele zu erreichen. Gegen das neue Klimaschutzgesetz der Bundesregierung gingen vor dem Bundesverfassungsgericht im September drei Klagen von verschiedenen Umwelt- und Klimaschutzorganisationen ein, eine davon auch von der Deutschen Umwelthilfe.

Falls die DUH das Verfahren gewinnt, müsste die Bundesregierung in den jeweiligen Sektoren konkrete Maßnahmen ergreifen, um das Klimaziel der EU einzuhalten. Sie könnte zum Beispiel ein Tempolimit einführen oder die Investitionen in den ÖPNV erhöhen, um die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis 2030 zu senken. Sollte die Bundesregierung ihr EU-Klimaziel reißen, müsste sie einer Studie des Umweltverbands Transport & Environment zufolge 16 Milliarden Euro bezahlen. Denn wenn ein Land nicht genug Treibhausgase einspart, muss es Ausgleichszertifikate von anderen EU-Staaten kaufen, die ihre Klimaziele einhalten.

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15 Kommentare

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  • Da werden wohl einige Milliarden Euro Strafzahlungen auf unsere Regierung zukommen.



    Alternativ kann die Regierung auch CO2-Zertifikate in Milliardenhöhe dazu kaufen



    Werden wohl durch Einsparungen bei den Bürgergeldempfängern locker wieder reingeholt werden können....

  • Demokratie wird überfordert, wenn jeder alles sich versprechen lassen kann.



    Populismus liegt vor, wenn unerfüllbares als politisch machbar verkauft wird. Wir müssen bei jeder Wahl kommunizieren, worüber überhaupt abgestimmt wird uns welche Themen schon entschieden sind: weil andere Gebietskörperschaften zuständig sind, die Menschenrechte dagegen stehen, es physikalisch nicht geht oder kein Geld vorhanden ist.

  • Wenn ich DUH lese, schalte ich mittlerweile gedanklich direkt ab. Einfach nur bigott.

    • @QuerBeetLeser:

      Wenn du jetzt noch erklärst was bigott ist.



      Weißt du überhaupt was das bedeutet.

    • @QuerBeetLeser:

      Die Einhaltung geltenden Rechts überprüfen zu lassen, halten Sie für bigott? Warum? Wir leben zum Glück in einem Rechtsstaat.

      • @Life is Life:

        Nein, diesen Verein.

  • Klagen gegen die Bundesregierung ist wohl die Lieblingsbeschäftigung dieser Organisition. Witzig ist, dass sie von der Bundesregierung auch noch finanziert wird.

    • @Filou:

      Ja, sorry, dass Klima- & Umweltschutz essentiell ist.

      Oder haben Sie etwa bereits ein Mars-Ticket von Elon gebucht, falls Ihr Heimatplanet mal vor die Hunde geht?

    • @Filou:

      Sie wissen schon, dass eine Klage mit anschließender gerichtlicher Entscheidung der Überprüfung der Einhaltung der geltenden Gesetze bedeutet, oder?



      Schlimm genug, dass man bereits bei vorhergehenden Urteilen zu dem Schluss gelangt ist, dass geltendes Recht. nicht eingehalten wurde.



      Und gut, dass es möglich ist, auch von einer Regierung die Einhaltung von Gesetzen einzufordern.



      Was wäre das für eine Republik, in der das nicht möglich und unterstützenswert wäre?

  • Natürlich geht es um viel Geld - worum sollte es denn sonst gehen?



    Und zwar um das Geld einiger weniger.



    Wäre es anders, wäre die Umwelt nicht derart versaubeutelt worden.

  • Die Klage der Deutschen Umwelthilfe zeigt sehr anschaulich das Dilemma unserer Zeit: Konsequenter Klimaschutz und Kapitalismus und Demokratie gehen nicht zusammen.

    Um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten bräuchte es einen "Klima Lockdown" vergleichbar wie zu Corona Zeiten: weniger Flüge, weniger Autofahrten, weniger Fleisch, allgemein weniger Konsum.

    Doch schon am Corona Lockdown hat man die Auswirkungen gesehen: Arbeitslosigkeit, steigende Staatsverschuldung durch Sozialprogramme, Frustration in der Bevölkerung, erstarken antidemokratische Bewegungen.

    Konsequenter Klimaschutz, wie ihn die Deutschen Umwelthilfe fordert, würde die Gesellschaft in kürzester Zeit gefährlich destabilisieren und deshalb von keiner Regierung umgesetzt.

    Bedauerlicherweise kommunizieren die Politiker dieses Dilemma nicht und so steht das unausgesprochen als "Elefant im Raum" und vergiftet die politische und gesellschaftliche Diskussion, weil permanent viele (so auch die Klimaforscher) etwas fordern, was nicht umsetzbar ist.

    (Natürlich sollten wir die erneuerbaren Energien überall da ausbauen wo es möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist.)

    • @Paul Schuh:

      Klimaschutz und Kapitalismus gehen nicht zusammen und deshalb wollen Sie den KLIMASCHUTZ reduzieren? Spanien?



      Einen Klima-Lockdown bringen Sie als Lösung ins Spiel, um ihn, völlig zu Recht, als disruptiv zu geißeln. Da werden die Querdenker erleichtert sein. Allerdings fordert nicht eine EINZIGE Partei einen solchen Lockdown. Nobody!



      Wie disruptiv ist es dagegen, im geliebten Auto zu ertrinken? Oder wenn das Vieh verdurstet oder die Farm abbrennt? Oder wenn es keine Öffis gibt, aber das Benzin unerschwinglich wird?



      Großzügig wollen Sie erneuerbare Energien ausbauen, wenn die Wirtschaft es zulässt. Die Wirtschaft bremst die Klimapolitik mit aller Kraft. Die lässt nur Sachen zu, mit denen Geld zu machen ist. Und das ist bekanntlich nicht essbar.

    • @Paul Schuh:

      Sie kommunizieren dieses Dilemma nicht nur nicht, sie unterschreiben auch Abkommen und Gesetze trotz besseren Wissens fuer 15 Minuten Ruhm als angebliche Klimaretter. Aber in Wirklichkeit lassen sie sich fuer den Verrat an der von ihnen vertretenen Bevoelkerung feiern, die es am Ende ausbaden muss.

  • Ja, dank der Grünen wurden viele Sachen endlich angepackt.



    Nein, voraussichtlich (und nicht immer nur durch gewissensarme Lindnerleute) reicht das noch nicht.

    Das wird direkt und indirekt teuer - traurig, dass nun die nötige Klagewaffe gezückt werden muss. Aber wohl hilfreich und verständlich.

  • "Sollte die Bundesregierung ihr EU-Klimaziel reißen, müsste sie einer Studie des Umweltverbands Transport & Environment zufolge 16 Milliarden Euro bezahlen. Denn wenn ein Land nicht genug Treibhausgase einspart, muss es Ausgleichszertifikate von anderen EU-Staaten kaufen, die ihre Klimaziele einhalten."



    16 Milliarden? Wirklich nur 16 Milliarden??? Wenn das wirklich so ist, dann kannst du der Regierung aus ökonomischer Sicht eigentlich nur raten alle Ziele zu ignorieren und die 16 Milliarden zu zahlen🤷‍♂️



    Sorry, aber billiger geht's nicht. Für 16 Milliarden kriegst du nichts - weder einen funktionierenden ÖPNV noch alle Einfamilienhäuser auf Wärmepumpem umgestellt, etc...



    16 Milliarden ist ein absoluter Witz, steht in keinem Verhältnis zu den aberhunderten Milliarden, die die tatsächliche Transformation hin zur postfossilen Gesellschaft kosten wird.