Klimakatastrophen in Afrika: Dürre hier, Fluten dort
Das südliche Afrika leidet unter beispielloser Trockenheit, im östlichen Afrika regnet es wie verrückt. UN-Hilfswerke schlagen Alarm.
Im südlichen Afrika produziert die schwere Dürre beispiellose Wasserknappheit und erhöht den Nahrungsmangel für Menschen und Tiere. Das humanitäre UN-Koordinationsbüro OCHA gemeinsam mit dem regionalen Koordinierungsbüro RIASCO fordert nun dringendes internationales Handeln vor Juli, um eine Katastrophe für die Bevölkerung noch abzuwenden.
Hitzewellen und Temperaturen von bis zu fünf Grad über dem langjährigen Durchschnitt in der Trockenzeit zwischen Ende Januar und Anfang März haben bereits die Regierungen von Malawi, Sambia und Simbabwe dazu gebracht, den Dürrenotstand auszurufen. Betroffen sind auch große Teile von Angola, Botswana, Namibia und Südafrika.
El-Niño sorgt für schwere Regenfälle und Überschwemmungen
Während in Teilen des südlichen Afrika eine katastrophale Dürre herrscht, erleben Teile des östlichen Afrika El-Niño-bedingte schwere Regenfälle und Überschwemmungen, die ebenfalls seit Jahrzehnten beispiellos sind. Tausende von Menschen wurden in Teilen von Mosambik und Madagaskar obdachlos. Am schwersten betroffen sind Burundi, Kenia und Tansania.
Seit März ist der Pegel des Tanganjika-Sees, der an Tansania, Burundi und die Demokratische Republik Kongo grenzt, um 1,76 Meter über Normalniveau gestiegen, ein 60-Jahres-Rekord. In Burundi hat es seit September fast ununterbrochen geregnet, die übliche Trockenzeit zwischen Januar und März fiel aus. Über 3.000 Häuser, Schulen und Märkte und 40.000 Hektar Ackerland stehen unter Wasser, ebenso die Straße aus Burundis Hauptstadt Bujumbura Richtung DR Kongo. In Tansania haben Erdrutsche und schwere Überschwemmungen bis Mitte April mindestens 58 Tote gefordert.
Erst am Freitag wurden aus dem burundischen Distrikt Rumonge südlich von Bujumbura neue schwere Erdrutsche gemeldet, bei denen 2.500 Menschen ihre Häuser verloren – zusätzlich zu bereits 100.000 wetterbedingt Obdachlosen landesweit. Die Betroffenen wurden im Schlaf überrascht, als der Hügel nachgab, auf dem sie lebten. Sie mussten wegrennen und konnten nichts mitnehmen außer dem, was sie tragen konnten.
UN rufen zu massiver Hilfe auf
Derweil benötigen in Sambia, Malawi und Simbabwe laut OCHA über 18 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe, weil sie dürrebedingt kaum noch zu essen haben: 9 Millionen in Malawi, 6,6 Millionen in Sambia, 2,7 Millionen in Simbabwe. Die magere Jahreszeit, während der die ländliche Bevölkerung nach Verbrauch ihrer letzten Ernte auf die nächste wartet und auf Lebensmittelkauf angewiesen ist, beginnt normalerweise im Oktober, könnte dieses Jahr bereits im Juli einsetzen, warnen die UN-Helfer.
70 Prozent der Bauern in den drei Ländern sind völlig vom Regen abhängig, um ihre Felder zu bestellen. Jede abnormale Trockenzeit bedeutet für sie eine Katastrophe. „Die Zahl der Hilfsbedürftigen wird steigen, wenn mehr Gemeinschaften ihre Vorräte aufbrauchen und Preise steigen“, warnt OCHA.
Die Lebensmittelpreisinflation liegt in Angola bei 25 Prozent, in Malawi bei 42 und in Simbabwe bei 84 Prozent. Ein Drittel aller Kinder im südlichen Afrika leidet an Wachstumsschwäche wegen Hunger – und die Zahl steigt.
In Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe sind außerdem seit Oktober 2023 über 9.000 Stück Vieh verdurstet. Mit dem akuten Wassermangel teilen sich ländliche Haushalte, ihr Vieh und wilde Tiere zunehmend die gleichen Wasserstellen, was zu Konflikten und Seuchenausbreitung führt.
„Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, warnen OCHA und RIASCO über die Lage im südlichen Afrika. „Wenn die Hilfsbemühungen nicht unverzüglich ausgeweitet werden, rutschen Millionen von Menschen in akute Unterernährung ab.“
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