piwik no script img

Jetzt im Winter ist wenig los beim Kiesabbau: die Förderanlage im Kieswerk Ottendorf-Okrilla Foto: Tina Eichner

Kiesabbau in DeutschlandJede Menge Kies

Bauen, bauen, bauen heißt, dass für den Beton massenhaft Kies aus der Erde geholt wird. Die Gier bedroht die Natur. Der Widerstand gegen den Abbau wächst.

Jonas Wahmkow
Von Jonas Wahmkow aus Ottendorf-okrilla

M atthias Schrack ist ein Mensch, der sich für Moore begeistert. Seit über 50 Jahren erforscht der pensionierte Beamte die Flora und Fauna der umliegenden Feuchtgebiete in seiner Heimat im sächsischen Großdittmannsdorf. 29 Kreuzottern habe er einmal bei einer Zählung entdeckt, erzählt er bei einem Treffen in seinem Büro. Er holt ein Buch mit dem Titel „Reptilien in Sachsen“ aus dem Bücherregal und schlägt eine Tabelle mit vergleichbaren Zählungen auf. „Absolut außergewöhnlich“, sagt Schrack. Dabei seien Kreuzottern in Sachsen stark gefährdet.

Doch die guten Zeiten für die Kreuzotter könnten in dieser Gegend bald vorbei sein, fürchtet Schrack. Denn das Kieswerk im benachbarten Ottendorf-Okrilla möchte seine Abbauflächen im großen Stil erweitern. Die Hügel, aus denen die Moore ihr Wasser speisen und in denen Kreuzottern ihr Winterquartier aufschlagen, bestehen hauptsächlich aus Kies. „Moore sind die empfindlichsten Ökosysteme überhaupt“, erklärt Schrack. Baggert man die anliegenden Kieshügel ab, fallen die Moore trocken, fürchtet Schrack.

Noch vor Braunkohle sind Kies und Sand der am intensivsten abgebaute Rohstoff in Deutschland. Über 300 Millionen Tonnen werden jedes Jahr vor allem in Tagebauen aus der Erde gefördert. Die Folge ist ein enormer Flächenverbrauch. Über drei Hektar pro Tag wurden im Jahr 2021 durchschnittlich für den Abbau beansprucht – beinahe doppelt so viel Fläche wie für den Braunkohleabbau.

Vor allem in der Bauindustrie ist der Rohstoff begehrt. Der Bauboom in den Städten wäre ohne Sand und Kies undenkbar

Vor allem in der Bauindustrie ist der Rohstoff begehrt. Der Bauboom in den Städten wäre ohne Sand und Kies undenkbar. Sie sind die Hauptzutaten für Beton – den mit Abstand beliebtesten Baustoff in der Branche. Aber auch staatliche Infrastrukturprojekte, insbesondere Autobahnen, benötigen Unmengen des Rohstoffs. Sand und Kies sind günstige Massenrohstoffe. Schon für sechs Euro ist eine Tonne Kies in Sachsen zu haben. Aufgrund der hohen Transportkosten ist der Abbau nur regional wirtschaftlich sinnvoll. Dementsprechend gibt es über 2.200 Sand- und Kiestagebaue in Deutschland, die wenigsten liefern weiter als 30 Kilometer vom Abbauort entfernt.

Der Kiestagebau in Ottendorf-­Okril­la vermittelt einen Eindruck davon, welche Folgen der Kieshunger hat. Mit über 290 Hektar Fläche ist die Abbaufläche des Kieswerks eine der größeren in Deutschland. Seit 1949 wird hier Kies abgebaut, nicht nur für den Wiederaufbau des nur 20 Kilometer entfernten kriegszerstörten Dresdens, sondern für die gesamte DDR. Im diesigen Winterwetter ist die Baumreihe am anderen Ende der Grube kaum zu erkennen. Über Hunderte Meter erstrecken sich die Förderbänder, die den Kies von der 20 Meter hohen Abbruchkante zu den Wasch- und Siebanlagen transportieren.

Lieferengpässe befürchtet

Julia Schönfeld ist Projektleiterin im Kieswerk und führt über das Gelände. Im Winter steht die Förderung größtenteils still, trotzdem fahren Laster ein und aus. „In ein paar Jahren ist diese Grube ausgekiest“, erklärt die studierte Geologin. Die Nachfrage aus Dresden sei enorm hoch, das Werk arbeite am Rande seiner Kapazität. Die Situation in den zwei weiteren Kieswerken, die den Großraum Dresden versorgen, sei ähnlich. „Bricht ein Werk weg, dann drohen Lieferengpässe“, erklärt Schönfeld.

Um die Produktion aufrechtzuerhalten, braucht das Kieswerk neue Abbauflächen. Eine Grube von 120 Hektar in der Nähe des Dorfes Würschnitz ist bereits seit 1998 genehmigt, 135 weitere Hektar befinden sich im Genehmigungsverfahren. Trotz der ökologischen Bedenken Matthias Schracks und von Naturschutzgruppen stehen für das Werk die Chancen gut, dass auch die zweite Erweiterung genehmigt wird.

Sand und Kies entstehen durch die Verwitterung von Gestein. Vor allem Flüsse und Gletscher zerkleinern das Felsmaterial aus den Bergen immer feiner und transportieren es hunderte von Kilometern. Der Rohstoff findet sich daher vor allem an Flussläufen, im Norden Deutschlands und im Alpenvorland. Gebiete, die in der Eiszeit mit Gletschern bedeckt waren. „Wir sind geologisch reich gesegnet“, erklärt Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe gegenüber der taz am Telefon. Eine Aufgabe der Bundesbehörde ist es, die Rohstoffversorgung Deutschlands sicherzustellen. „Doch die für den Abbau verfügbare Fläche wird immer kleiner.“

Ähnlich wie in Ottendorf-Okrilla werden in den kommenden Jahren zahlreiche Kiesgruben erschöpft sein. Doch die Erschließung neuer Abbauflächen gestaltet sich schwierig. Im dichtbesiedelten Deutschland sind fast alle Flächen bebaut, werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt oder sind Schutzgebiete. Siedlungsbau, Autobahnen und nicht zuletzt das ambitionierte Ziel, zwei Prozent der Landesfläche für den Ausbau von Windkraft zu reservieren, beanspruchen dazu immer neue Flächen. „Wir haben einen enormen Flächendruck“, sagt Elsner.

Meist geht der Flächenfraß auf Kosten der Landwirte. Seit Jahren sinkt die agrarwirtschaftliche Fläche in Deutschland. Boden aber ist ein teures Gut – und Landwirte sind immer weniger bereit, ihre Ackerfläche zu verkaufen. Da sie gern in der Nähe von Flussläufen vorkommen, handelt es sich bei den für den Kiesabbau geeigneten Flächen oft um besonders fruchtbare Auenböden.

Bedrohter Wald: Eines der Baumhäuser der „Heibo“-Besetzung im Kampf gegen die Erweiterung der Kiesgrube Foto: Tina Eichner

In seinem Kampf gegen die Erweiterung der Kiesgrube in Ottendorf-Okrilla ist Matthias Schrack nicht allein. Im August 2021 besetzten Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen ein von der Rodung bedrohtes Waldstück in der Nähe der Grube. In Anlehnung an den Landschaftsverbund des Dresdener Heidebogens wird die Besetzung liebevoll „Heibo“ genannt. Unterstützt werden die Be­set­ze­r:in­nen von der Bürgerinitiative Contra Kies aus dem benachbarten Würschnitz.

An einem Mittwochvormittag Mitte Januar sind die etwa ein Dutzend Baumhäuser schneebedeckt, Barrikaden und Gräben auf den Wegen deuten auf die angekündigte Räumung hin.

Seit der Räumung Lützeraths vor wenigen Tagen haben sie vor lauter Presseanfragen kaum Zeit, sich weiter auf die Räumung hier an der Kiesgrube vorzubereiten, scherzen zwei Aktivist:innen, die sich mit den Tarnnamen Efeu und Kies vorstellen, während sie durch das Baumhausdorf führen. „Es gibt keinen anderen Weg, als es mit der Besetzung zu versuchen“, sagt Efeu, „ansonsten werden immer weiter Wälder abgeholzt.“

In Ottendorf-Okrilla und anderswo: Es gibt kaum noch Abbau­pläne, die nicht von Protesten einer Bürger­initiative begleitet sind

Auch an anderen Orten wächst der Widerstand gegen den Abbau. Es gibt kaum noch Erweiterungspläne, die nicht von Protesten einer Bürgerinitiative begleitet sind. Oft ist es die Beeinträchtigung der Lebensqualität, die Bür­ge­r:in­nen auf die Barrikaden treibt. Eine Kiesgrube bedeutet Lärm, Staub und Hunderte Lkws, die täglich durch die Ortschaften donnern. Zudem rücken die Kiesgruben immer näher an die Wohnbebauung heran. Großzügige Mindestabstände wie bei Windkraftanlagen gibt es in vielen Fällen nicht. So plant ein Kieswerkbetreiber im Leipziger Vorort Rückmarsdorf eine Kiesgrube in nur 70 Meter Entfernung zur nächsten Wohnbebauung.

Der Abbau von Sand und Kies ohne eine Auseinandersetzung mit betroffenen Bür­ge­r:in­nen ist heute praktisch unmöglich. Wenn es aber ohnehin Konflikte gibt, steigt scheinbar die Bereitschaft, auch ökologisch wertvollere Flächen in der Nähe von Natur- und Artenschutzgebieten für den Abbau auszuweisen – wie etwa um die Moorlandschaften von Großdittmannsdorf. „Es wird nach Erreichbarkeit und nach Verfügbarkeit der Lagerstätten geguckt, und nicht nach der ökologischen Wertigkeit“, kritisiert Magnus Wessel, Leiter Naturschutzpolitik bei der Naturschutzorganisation BUND gegenüber der taz. „Im Zweifel genießt die Rohstoffsicherheit in Deutschland oberste Priorität.“

Eine Frage des Bergrechts

Schon seit Jahren fordern Umweltverbände eine Reform des Bergrechts. Viele der dort enthaltenen Regelungen stammen noch aus den 1930er Jahren, Umweltbelange und ökologische Interessen seien nur ungenügend repräsentiert, kritisiert Wessel. Tatsächlich obliegt die Entscheidung über die Genehmigung neuer Abbauflächen in fast allen Bundesländern den Bergämtern, die wiederum dem jeweiligen Wirtschaftsministerium unterstellt sind. Zwar müssen sich auch die Bergämter an strenge Vorlagen halten und Gutachten über die Auswirkung auf Natur und Wasserhaushalt einholen, doch werden die Behörden oft für ihr intransparentes Handeln kritisiert und stehen bei den Umweltverbänden in Verdacht, im Zweifel im Sinne des Rohstoffabbaus zu entscheiden. „Die Gutachten werden oft unter Druck ihrer Auftraggeber erstellt“, sagt Naturschützer Schrack. Diese seien in der Regel die Tagebaubetreiber. Im Falle des Kieswerks in Ottendorf-Okrilla spricht Schrack sogar von einem „Einknicken des Umweltministeriums vor der Kieslobby“.

Begehrter Rohstoff: Sand und Kies locken unterm Schnee Foto: Tina Eichner

Darauf, dass Schracks Verdacht nicht ganz unbegründet ist, deuten die zum Teil schweren Bedenken hin, die sieben untergeordnete Behörden bereits 2016 gegen eine Erweiterung des Kieswerks äußerten. Im Rahmen des Planungsverfahrens wurden die Behörden um Stellungnahmen gebeten. „Es muss mit erheblichen Auswirkungen auf die Natur, Tiere und Pflanzen, das Wasser, den Boden und das Klima gerechnet werden“, urteilte zum Beispiel die Abteilung Umweltschutz der Landesdirektion Sachsen. Rechtliche Auswirkungen haben diese Bewertungen keine, die Entscheidung liegt letztlich beim sächsischen Oberbergamt, das „keine grundsätzlichen Bedenken“ äußerte.

Auch in anderen Teilen Deutschlands werden wertvolle Ökosysteme durch den Sand- und Kiesabbau gefährdet. So schlagen Um­welt­schüt­ze­r:in­nen in Oberschwaben Alarm, weil dort 60 Hektar des Altdorfer Walds für eine Kiesgrube gerodet werden sollen. Bei dem Altdorfer Wald handelt es sich um das größte zusammenhängende Waldgebiet der Region. Kri­ti­ke­r:in­nen fürchten eine Störung der komplexen, artenreichen Ökosysteme und Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Region. Eine ähnliche Situation zeigt sich im Langener Wald in Hessen und im bayrischen Vilshofen an der Donau, wo ebenfalls Wälder für den Kiesabbau gerodet werden sollen.

Für den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität ist die Zerstörung solch wertvoller Ökosysteme fatal. „Böden von Auen, Wäldern und Mooren sind die wichtigsten Speicher von Kohlenstoff, die wir haben“, sagt Wessel. Knapp die Hälfte des in den Wäldern gebundenen Kohlenstoffs befindet sich in dem an Humus- und Mikroorganismen reichen Boden. Auch wirken die Kiesschichten wie natürliche Schwämme, die Wasser aufsaugen. Aufgrund ihrer Durchlässigkeit dienen sie als Wasserreservoir in Dürrezeiten, als auch als Puffer bei Starkregen und Hochwasser – in Zeiten der Klimakrise eine immer wichtiger werdende Funktion.

Geht es um das Thema Naturschutz, wird die Rohstoffbranche nicht müde zu betonen, dass in den Bergbaufolgelandschaften durch Renaturierungsmaßnahmen artenreiche Ökosysteme entstehen. Auch Teile der Kiesgrube in Ottendorf-Okrilla sind bereits renaturiert. Projektleiterin Schönfeld deutet sichtbar stolz auf eine Fläche mit jungen Fichten, zwischen denen große Haufen aus Baumwurzeln stehen. „Das sind Brutstätten für den Steinschmätzer“, erklärt Schönfeld, einer in Deutschland bedrohten Vogelart. „Was sich immer wieder zeigt, ist, dass Tagebaue wunderbare Habitate sind für Lebewesen, die Rohböden lieben.“

Bauwende

Klimakiller Bauindustrie

Die Bau- und Rohstoffindustrie ist für 10 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Die Energie, die für Produktion und Transport der Baustoffe und Roh­mate­ria­lien benötigt wird, wird als „graue Energie“ in den Gebäuden gespeichert. Beton gilt als besonders klimaschädlich, da bei der Zementproduktion große Mengen an CO2 freigesetzt werden. Um die Klimaziele des Paris-Abkommens einzuhalten, wird in der Klimabewegung die Forderung nach einer Bauwende lauter.

Weniger ist mehr

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist dabei das Prinzip der Suffizienz. Das bedeutet, so wenig wie möglich neu zu bauen. Anstatt sie abzureißen, müssten Bestandsgebäude besser genutzt werden – etwa durch Umbau. Im vergangenen September forderten Architects for Future und andere Gruppen ein „Abrissmoratorium“.

Nachhaltige Materialien

An vielen Stellen lässt sich Beton mit nachhaltigeren Rohstoffen ersetzten, wie zum Beispiel Lehmziegeln oder Holz, das in den letzten Jahren trotz hoher Preise als Baustoff immer beliebter wird.

Kreislaufwirtschaft

Durch Wiederverwendung ließen sich viele Ressourcen einsparen. Derzeit landet ein Großteil der Abbruch­ma­te­ria­lien ungenutzt auf der Halde. Recyclingbeton erreicht eine ähnliche hohe Qualität. Theoretisch ist es möglich, den gesamten Zuschlag durch Betonbruch zu ersetzen. Aufgrund rechtlicher Vorgaben sind derzeit nur maximal 50 Prozent möglich. Eine weitere Idee ist, beim Bau wiederverwendbare Fertigteile zu verwenden, die bei einem Abriss rückgebaut und wiederverwendet werden können.

Bei landwirtschaftlich intensiv genutzten Äckern könne es sogar sein, dass in ausgekiesten Tagebauen höherwertigere Ökosysteme entstehen als vorher, bestätigt BUND-Referent Wessel. Doch selbst dann brauche die Renaturierung Jahrzehnte, im Falle von Waldböden sogar Jahrhunderte. Zeit, die angesichts der Klimakrise nicht bleibt.

Ein effektiver Lösungsansatz wäre es, den Bedarf an Sand und Kies drastisch zu verringern. „Der große Hebel ist die Nachfrage zu senken“, sagt Judith Ottich von Architects for Future. Mit ihrer Gruppe setzt sich die Heidelberger Architektin für mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche ein. „Genauso wie eine Energie- oder Verkehrswende brauchen wir eine Bauwende.“ Bauen nur, wenn es nötig ist, nachhaltige Materialien, Kreislaufwirtschaft – all diese ­Konzepte gibt es, berücksichtigt werden sie in den seltensten Fällen. „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, niemand in der ­Branche hat Veränderungsdruck“, so Ottich.

Ressourcenschonung spielt in der Baubranche bislang kaum eine Rolle. Da Immobilien als sichere und renditestarke Geldanlage gelten, kommen Bauunternehmer in Großstädten kaum noch der Nachfrage hinterher. Der Abriss von funktionalen Bestandsgebäuden zugunsten von profitablen Neubauten ist gängige Praxis in der Immobilienbranche.

Doch auch der Staat scheint die Problemlage noch nicht begriffen zu haben. 850 Kilometer neue Autobahnen sind im aktuellen Verkehrswegeplan vorgesehen. Auch Großprojekte wie der Tiefbahnhof Stuttgart 21 oder U-Bahn-Neubauten in Berlin und Hamburg sind Zeugnis davon, dass die Endlichkeit der Rohstoffvorkommen in der Planung noch nicht berücksichtigt wird.

Trotz der Vielzahl an Konflikten, zu denen der Sand- und Kiesabbau führt, gibt es bislang kaum überregionales Problembewusstsein. Bürgerinitiativen schaffen es bestenfalls in die lokale Berichterstattung, Einwände werden meist als „Nicht in meinem Hinterhof“-Mentalität abgetan.

In Ottendorf-Okrilla ist es vor allem radikalen Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen zu verdanken, die bedrohten Moore in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zu rücken. „Die Besetzung hat eine ganz neue Dynamik reingebracht“, sagt Elisabeth Lesche. Die Landschaftsarchitektin ist seit einigen Jahren in der lokalen Bürgerinitiative aktiv. Davor habe sich kaum jemand für die Bedenken der Bürgerinitiative, die sich seit über zwanzig Jahren gegen eine Erweiterung des Kieswerks einsetzt, interessiert. Nicht einmal die Dresdener Grünen haben ihre Veranstaltungen besucht.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Auch wenn Lesche wenig Hoffnung für den Erhalt des besetzten Waldstücks hat, blickt sie optimistisch in die Zukunft. „Weiter-so-wie-jetzt wird es so oder so nicht gehen. Was wir versuchen ist, noch so viel zu retten, wie möglich ist.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Beton lässt sich nicht durch Lehm ersetzen, ein Fundament würde nachgeben, eine Decke einstürzen, eine Pfeiler einknicken.



    Wenn man Lehm in der gleichen menge wie Beton verbauen würde, wäre das auch ein recourcen problem. Man könnte aber die übervorsichtigen DIN Normen überarbeiten und gewiss ein Drittel an Material beim Bauprozess einsparen. Von wem werden aber die DIN-Normen geschrieben ? Vor allen von der Baustoffindustrie. Und die wollen vorallem verkaufen.



    Und dann sind da noch die BAUHERREN, die ARCHITEKTEN, und die STATIKER.



    Viele Statiker schlagen auf die DIN Vorgaben auch noch einen eigenen Sicherheits-Material-Aufschlag drauf. Warum ? Wer will schon gerne von im Land der Verklagekultur irgendwelche Risiken wegen Mikrorissen oder Bauwerkssetzungen im Beton....Vergleicht man die Bauten der letzten 70 Jahrzente, so haben sich die Dimensionen der Materialien kontinuierlich erhöht.



    übliche Betondeckedicke:



    1950 ca. 12-14 cm



    1960 ca. 14-16 cm



    1970-1980 16-18 cm



    1990-heute 18-22 cm

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Holz aus einheimischen Wäldern ist gemessen an dem "angemeldeten Bedarfszuwachs" eine sehr begrenzte Ressource, wenn man Nachhaltigkeit gesamtökologisch ernsthaft umsetzt. Hier gibt es große Defizite bei den Berechnungen über die Möglichkeit einer nachhaltigen Bedarfsdeckung. Viel Schwärmerei in der Bauindustrie und bei den Architekten .... Die Plünderung der Wälder wird einstweilen schon jetzt in andere Länder und Regionen ausgelagert. Dem unfassbaren und teilweise mafiös organsierten Raubbau in Osteuropa wird von den einzelnen Staaten und der EU nicht ernsthaft begegnet.

  • Die Landwirtschaft zieht es sehr stark an einfach zu bewirtschafende Flächen. Da wird mancher Acker heute nicht mehr genutzt, da die Beweirtschaftung nicht einfach ist. Solarfelder verbrauchen auch Fläche. Der Wandel ist komplex und die Antworten sind leider nicht immer trivial. In Deutschland ist der wohnflächenbedarf / Bewohner sehr hoch. In der Wohnungsindustrie wird durch harte Grenzen sinnvolle Rendeiten schwer zu erwirtschaften. Das fördert dann die Heuschrecken, die den Markt kaput machen. Viele Städte haben doch ihre Wohnungsbestände verkauft, um Kasse zu machen.

  • Ohne massive Bautätigkeit werden wir den Klimawandel nicht bekämpfen können. Wir brauchen tausende Kilometer neuer Schnellbahntrassen, um den Bahnverkehr attraktiver als Auto und Flugzeug zu machen, S- und U-Bahnstrecken in den Ballungsräumen müsssen schnell und in großem Stil ausgebaut werden und wir müssen Wohnraum in den Städten schaffen um den Pendlerverkehr zu reduzieren. Großräumiger, globaler Klimsschutz steht manchmal im Widerspruch zu kleinräumigem lokalen Naturschutz. Maßnahmen die kurzfristig schlecht fürs Kluma erscheinen, können mittelfristig wichtig sein.

  • "Einknicken vor der Kieslobby" - tja, die Kieslobby hat eben Kies wie Heu! Sprich: Wir sollten auch Korruption in Deutschland bekämpfen, statt diesbezüglich immer nur mitleidig in die Ukraine zu schauen.

    • @Uwe Kulick:

      Nach dem Ende der Auskiesung sind Kiesgruben bisher sehr häufig mit Wasser vollgelaufen. Und egal, ob die Ufer renaturiert werden oder nicht, die Naturschützer sind immer daran interessiert, die gesamte Fläche zum Naturschtzgebiet erklärt zu bekommen. Und was die zitierte Kreuzotter anbelangt: Die wird einen nicht renaturierten, steinigen Uferstreifen vorziehen. Woher ich das weiß? www.deutschlands-n...tilien/kreuzotter/

      • @Eckart Maas:

        Ja, die Kreuzotter wird die Ufer nutzen, so lange diese sonnig bleiben und der Wald nicht die Überhand gewinnt. Jedoch benötigen die Kreuzottern nach der Paarung kühle, feucht nasse Gebiete. Wenn das Moor austrocknet, dann ist die Kreuzotterpopuluation verloren.

  • Die Kiesknappheit ist ja schon länger bekannt. Wüstensand eignet sich nicht zum Bauen.



    Also muss man alternative Baustoffe verwenden bzw. die alten Betonteile recyclen - was ja z.T. auch getan wird.

    Bei mir um die Ecke hat man ein riesiges (hässliches) Gebäude komplett abgerissen. Neubau für Büros?



    Meiner Ansicht nach unnötig. Eine Fassadenerneuerung und ein paar technische Neuerungen im inneren des Gebäudes hätten es vielleicht auch getan.

    • @Herry Kane:

      Genau: Die Sahara fällt weitgehend aus als Bausandlieferant, denn eine Jahrtausende bis Jahrmillionen von Sandstürmen geformte Landschaft bringt vom vielen Winde rundgeschliffene Sandkörner hervor, nicht kantige Sandkörner, die man z.B. als Stabilisierungselement in Zement mischen kann, so dass Beton daraus werde, aus dem man z.B. Frankfurter Wolkenkratzer bauen kann. Oder stabile Autobahnbrücken. Und last not least: Wohnungen!

      Bausand ist wie Kies, nur eine kleinere Korngröße. Und Abbauflächen dafür werden weltweit genauso rasant zunehmend knapp! Indien hat schon ganze Sandstrände weggebaggert für die Bausandgewinnung. Das kann es nicht sein - selbst Indien entwickelt sich, mehr Menschen da können sich Urlaub am Strand leisten, den man daher nicht mehr länger wegbaggern kann!

      Wobei der Wärmedämmungsboom in den letzten Jahrzehnten sowohl beim Reihenhausneubau als auch bei der Altbaumodernisierung eigentlich auch schon Erkenntnisse gebracht haben sollte, ob es nicht möglich ist, Wohnhäuser und Gewerbegebiets-Bürobauten auch gleich ganz aus Dämmstoff zu bauen. Schließlich gibt es so viele verschiedene Dämmstoffe. Ist vielleicht einer davon die Lösung? Bauwissenschaft, erhöre uns!

      Ein neuer Trend in Gewerbegebieten: Holz als nachwachsenden Rohstoff für den Hallenbau einzusetzen, um Betonpfeiler und energieintensiv hergestellte Stahlprofile zu sparen.

      Auch kleinere Baulücken in Wohngebieten sollten vorzugsweise mit Holzbauten gefüllt werden, statt weiteren Beton da rein zu klotzen.

      Bausand wird rar und teuer, Kies wird rar und teuer, und Landschaften und Natur sollten uns auch lieb und teuer sein, auch wenn von den raren Rohstoffen etwas unter ihnen schlummert, so dass eine weitgehende Abkehr von diesen Baustoffgrundstoffen Ziel der Welt werden muss.

      Leerstand darf nicht mehr mehr oder weniger automatisch zum Abriss führen, Abriss muss absolute Ausnahme werden. Gebeäudeerneuerung muss riesengroß geschrieben werden in allen Bebauungsplänen aller Gemeinden der Welt!

  • Der größte Müllproduzent ist die Bauwirtschaft.



    Es wird Zeit für mehr Recycling am Bau. RCL Schotter kann in vielen Fällen eingesetzt werden.



    Was Beton betrifft, so wenig wie möglich ist hier das Credo. Holz ist als Nachwachsender Rohstoff oft eine Alternative.



    In der Eifel sind schon viele Berge vulkanischen Ursprungs, wegen Lavaabbau, verschwunden.



    Oft wird heute ja abgerissen und neu gebaut.



    Wieviel Müll da anfällt, kann sich jeder vorstellen.



    Neben dieser völlig unökologischen Vorgehensweise ist sie in der Regel auch unökonomisch.



    Praxisbeispiel: Grundschulumbau 3 Mio.



    Alternative Neubau hätte 12 gekostet.



    Dabei ist das Gebäude jetzt erstklassig mit Belüftungssystem, Rollstuhlgerecht, aktueller digitaler Ausstattung, Sanitären Anlagen etc.



    Klar ist nicht Alles neu und man braucht PlanerInnen, die Umbau können und wollen.



    Leider will sich der aktuelle Bürgermeister ein neues Rathaus bauen. Geld ist ja nicht seins, also was solls?



    Da die CDU neuerdings mit den Grünen paktiert, wird am Ende sicher noch eine Sonnenblume gepflanzt und Alle sind glücklich!

  • Es ist so, dass wir alternative Rohstoffe benötigen.



    Holz könnte so einer sein, aber da muss zuerst einmal Fläche zur Verfügung stehen auf der die Bäume gepflanzt werden können. Zuviel Wald haben wir ja nicht und die Bäume werden gebraucht um die Luft zu reinigen....also jetzt abholen bringt rein gar nichts. Und Fichten benötigen etwa 70 Jahre bis sie ausgewachsen sind. Sollten wir auf Holz setzten, müssen wir jetzt eine Vorleistung erbringen, damit nachfolgende Generationen dies dann umsetzen können. Aktuell werden in Osteuropa große Waldflächen abgeholzt, damit wir "klimaneutral und umweltschonend" bauen können...

    Man darf aber, bei aller berechtigten Kritik, auch nicht vergessen, dass Stein, Kies und Sand ziemlich geniale Baustoffe sind, die halten ewig und könn(t)en immer wieder verwendet werden.

    Ich bin der Meinung wir müssen einen vernünftigen Mix finden. Dazu das, was wir bereits abgebaut und genutzt haben, auch immer wieder verwenden. Dazu mit dem Verbrauch von Energie und Wasser für deren Aufbereitung sehr sorgsam umgehen.

    All diese Technologien gibt es bereits. Nur steht der Nutzung oftmals auch die legislative im Weg. Auch geht niemand dafür auf die Straße. Es ist ja auch einfacher pauschal gegen etwas zu sein, als konstruktiv an die Sache heran zu gehen und Lösungen zu finden! Das ist für mich ein großer Makel unserer Zeit

    • @Christian Walser:

      Eine Architektin aus der Verwandtschaft beklagt die geltenden Vorschriften im Bau, die vielfach schlecht zu recycelnde (und in der Herstellung energieaufwändige) Verbundwerkstoffe erfordern.

      • @Django:

        Hallo Django



        das ist absolut korrekt. Es ist leider so, dass wir momentan viel Dämmstoffe, welche teilweise auf Erdöl basieren einsetzen und die Umwelt zu schonen. Leider wissen wir bei vielen noch nicht, wie diese recycelt werden sollen... Ähnlich ist es bei Beton. Hier kommen immer mehr Fasern zum Einsatz bei einigen ist auch hier nicht klar, wie diese recycelt werden können.



        Das zieht sich aber in vielen Bereichen durch. So beispielsweise auch bei Verpackungen.



        Schön wäre es, wenn die Hersteller, von welchem Produkt auch immer, direkt mit den Recyclern zusammen arbeiten würden. So ließen sich in vielen Bereichen einfacher zu recycelnde Produkte entwickeln.

  • Lehmziegel? Die Falken auch nicht wie Manna vom Himmel.



    Wie Kies muss der Lehm gefördert werden. Die Menge von 1m3 Lehmziegel



    Entspricht der Menge von Sand und Kies für 1m3 Beton.



    Auch müssen Lehmziegel gebrannt werden,,genauso wie Zement.



    Wer mehr Energie Braucht weiss ich nicht.

    • @Stoffel:

      PS: Ein Lehmbau IST bereits wärmegedämmt- bei Beton muss noch kubikmeterweise Styropor drangeklebt werden!

    • @Stoffel:

      Stampflehm wird NICHT gebrannt. Zementherstellung ist das umweltschädlichste, was es gibt. Temperaturerhöhung durch Fluorabfälle, Altreifen etc. Keinerlei Abgasfilteranlagen! Lehm kann icn normalen "Holzöfen" gebrannt werden. Viel niedrigere Temperatur viel kürzere Dauer. Zement muss ja erst aus dem Mattergestein herausgebrannnt werden!!! Der Rest ist Abfall.

    • @Stoffel:

      Nicht gebrannte Lehmziegel kann man aber super recyceln.



      Das ist mit Beton nur ansatzweise möglich.

      • @fly:

        Beton kann etwa 5x recycelt werden, danach sind Einbußen sehr wahrscheinlich

      • @fly:

        3 km von mir ist ein Betonwerk.



        Die recyclingfähig jeden Tag alten



        geschredderten Beton.



        Und nicht gebrannte Ziegel lösen sich



        bei Feuchtigkeit auf.

        • @Stoffel:

          Das ist der SINN von Lhembau. Durch CO2 wird er dann wieder fester, als er vorher war

  • Der Kiesabbau im Badischen (nahe Rhein) für den Autobahnbau vor 70 Jahren hat als Resultat zu hunderten Baggerseen geführt, die auf der einen Seite heute wahre Inseln der Natur für seltene Tiere wurden, teilweise unter Naturschutz, und auf der anderen Seite zu natürliche Badeseen, die ohne Beton, Strom und Chlor auskommen. Jede Medaille hat zwei Seiten.

    • @Rudi Hamm:

      Manche Baggerseen haben jetzt auch jede Menge Solarpanels.