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Keine Zinserhöhung der EZBBittere Erkenntnis

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Obwohl die US-Notenbank Fed die Zinsen erhöhen will, bleibt die EZB bei ihrer Nullzinspolitik. Das ist plausibel, aber kein Trost für Sparer:innen.

In einem unbequemen Spannungsfeld: EZB-Präsidentin Christine Lagarde Foto: Ronald Witte/epa

D er Druck auf die Europäische Zentralbank wird wachsen. Während die US-Notenbank Fed in den USA schon Zinserhöhungen anpeilt, gab die EZB am Donnerstag bekannt, den zentralen Leitzins vorläufig bei null Prozent zu lassen. Andererseits steigen die Lebenshaltungskosten der Privathaushalte deutlich an. Viele Bürgerinnen und Bürger verstehen diesen Widerspruch nicht. Die EZB steckt in einem unbequemen Spannungsfeld, ihre Politik dürfte sie Sympathien kosten.

Und doch ist die Position der Zen­tral­bank plausibel. So begründet Isabel Schnabel, deutsches Mitglied im EZB-Direktorium, die Inflation werde im kommenden Jahr vermutlich wieder zurückgehen. Dafür spricht unter anderem, dass die Coronaprobleme im internationalen Handel allmählich abklingen. Auch muss die Notenbank die Situation in den 19 Staaten des Euroraums im Blick haben und kann sich nicht nur an den Interessen eines ­Landes orientieren. Wahr bleibt: Deutschland profitiert vom Euro und der Existenz der EZB – Inflation und Nullzinsen hin oder her.

Trotzdem klingen solche Argumente abstrakt für diejenigen, die auf Sparkonten Geld zurücklegen oder ihre Mittel etwa in Lebensversicherungen investieren. Ihre Rücklagen verlieren an Wert – mit dem Ergebnis, dass diese Bürgerinnen und Bürger später, wenn sie nicht mehr arbeiten können, weniger zur Verfügung haben als erhofft. ­Einen konkreten Trost gibt es angesichts dieser bitteren Erkenntnis nicht. Politische Abhilfe ist ebenfalls nicht in Sicht.

Außer vielleicht diese: Die Umlage für Ökostrom in den Strompreisrechnungen wird bald abgeschafft. Dieser Beschluss der neuen Koalition wird Privathaushalte um teils einige hundert Euro jährlich entlasten – ein Gegenmittel gegen den allgemeinen Preisanstieg. Auf dieser Strecke könnte die Regierung auch mehr tun. Haushalten mit niedrigen Einkommen, die die Inflation besonders trifft, würden deutlich höhere Hartz-IV-Sätze helfen. Oder ein Zuschuss des Staats zum Einkommen wie in Frankreich.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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16 Kommentare

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  • "Und die Mähr, das es allen besser geht wenn es der Wirtschaft besser geht..."

    stimmt, das ist eine Mär. Das es allen besser geht ist allein eine politische Entscheidung, ist aber insofern von der Wirtschaft abhängig, als das die Wirtschaft laufen muß, damit es etwas umzuverteilen gibt.

  • Soll der Kleinsparer in das Börsencasino getrieben werden, wo Hedgefonds auf sein Scheitern wetten?

  • "Deutschland profitiert vom Euro und der Existenz der EZB"

    Das ist natürlich komplett falsch, der Armuts- & Reichtums-Bericht sagt die Wahrheit: es profitieren die oberen 5% von der Existenz der EZB und des Euro.

    Selbst Leute weit über dem Einkommensdurchschnitt haben seit Jahren stagnierende oder fallende Reallöhne. Weiter unten, das wissen wir alle, ist es desaströs.



    Weil Preissteigerungen, steigende Mieten,... das ist real.

    Und die Misswirtschaft der EZB ist halt noch the Iceing on the Cake...

    Und die Mähr, das es allen besser geht wenn es der Wirtschaft besser geht... das glauben vielleicht FDP Wähler, aber sonst niemand der bei klarem Verstand ist.

  • RS
    Ria Sauter

    Was für ein absurder Artikel. Immer mehr Menschen verarmen und das Ersparte schmilzt wie Butter in der Sonne.



    Die Entscheider/innen über diese Ungerechtigkeit betrifft es aber nicht. Deshalb alles schnurzpiepegal.

  • Es ist Teil der bitteren Wahrheit, das Zentralbanken nicht dazu da sind hohe Zinsen zu garantieren, um die Sparer zu unterstützen. Das war noch nie so. Es lief nur lange Zeit gut für den deutschen Sparer. Fokus der Zentralbank ist die gesamtwirtschaftliche Situation und da vorrangig die Wirtschaft.



    Wenn bei steigenden Zinsen die Wirtschaft abgewürgt wird, hat auch der Sparer nichts davon, denn dann hat er auch kein Geld zum sparen.



    Die Idee das die EZB die Zinsen festlegen kann wie sie will ist ein populistischer Irrtum, ein Traum.



    Was passiert wenn man prozyklische Zinspolitik betreibt lässt sich grad in der Türkei erleben.

    • @nutzer:

      Ich kann die Ideotie um den "Sparer" gleichfalls nicht verstehen. Das richtige Ergebnis der Überlegung in der Sache kann nur sein, dass im Grunde nur "Reiche" gemeint sind und sich der, der Mal einen Euro zurücklegt, angesprochen fühlt. 🤷

  • Gibt es noch Sparer, gibt es noch Lebensversicherungen und gibt es Menschen, die noch irgendwelche Sympathien für die EZB hegen?

    Die EZB hat doch nur noch die Aufgabe, Italien zu retten, der ganze Rest ist doch Nebensache.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Es ist überhaupt nicht plausibel. Außer es ist einem egal, wo die Preise hingehen.

  • Es ist Betrug am deutschen Bürger



    Vor allem an denen die für die Rente etwas dazu gespart haben und nun zusehen müssen, wie ihr Erspartes immer weniger wird. Aktien sind nichts mehr im Alter.



    Die Gewinner sind die Konzerne, die sich Milliarden leihen und andere Firmen damit aufkaufen. Gewinner sind die EU-Südländer, welche nun gar nicht mehr sparen, weil sie ja unbegrenzt Geld bekommen. Statt weniger Schulden machen nun die meisten Staaten noch mehr Schulden, was den Kaufwert des Euros schädigt, wie man an den Inflationsraten sieht.



    Sind denn wirklich Gold, Öl, Immobilien und Aktien, Brot und Gemüse teurer geworden, oder ist nicht einfach nur der Euro das nicht mehr wert, was er mal wert war?



    Die Gehälter hinken der Entwicklung immer mehr hinterher. Wobei eine stabile Währung mehr bringen würde, als mit höheren Gehältern immer nur der Inflation hinterher zu laufen.



    Die EZB rettet Schuldenländer und sponsert Konzerne auf unsere Kosten!

    • @Rudi Hamm:

      Sehr geehrter Herr Hamm, fehlende Zinsen für s.g. Sparer sind kein Betrug am deutschen Bürger. Das sage ich Ihnen als Ökonom. Mit einem Verweis auf quasi viel zu niedrige Einkommen für die große Mehrheit machen Sie den richtigen Punkt. Beste Grüße

    • @Rudi Hamm:

      Kleinere sprachliche Korrekturen:



      Ach Rudi, die Welt ist schon böse zu Dir. Irgendwie scheinst Du in Deinem gerechten Zorn all die Bürger zu übersehen, die nicht genug Erspartes haben, das sie überhaupt anlegen können. Im Zweifelsfall profitieren die mehr von staatlichen Ausgaben als von hohen Zinsen, oder? Die durchschnittliche Geldmenge, die jeden Deutschen zur Verfügung steht, beträgt 13,000 - 14,000 EUR. Falls Du mehr hast, freue Dich aber erwarte vom Rest kein Mitleid.



      Und in den "Schuldenländern" leben Menschen, die schon genug unter Deutschlands Sparorgien zu leiden hatten (erhöhte Todesraten in Griechenland nach Sparzwängen, geschwächte Gesundheitssysteme in Italien vor COVID). Es gehört schon eine große Portion Egozentrik dazu, hier nur seine eigenen Interessen zu sehen.



      Zuletzt frage ich mich, woher Du den Anspruch ableitest, für Dein Geld auch noch einen Zins zu erhalten. Uns stehen riesige Herausforderungen bevor wegen Klimawandel, schwindende Biodiversität etc. Wenn Du nicht weißt, wohin mit Deinem Geld, investiere dort und hör auf zu quengeln, wenn es kein garantiertes Einkommen für Dein Geldvermögen gibt.

      • @Tevilainen:

        Ich bitte Sie, sparen kann nun wirklich jeder. Einfach mal ne Schachtel Kippen weniger und schob hat man ein paar Euro zum sparen frei. Man muss halt die Prioritäten anders setzen.



        Nun weiß ich nichts über Ihr Leben. Aber es gibt viele legen sich für Notlagen und für das Alter Geld zurück, diese werden nun auf Kosten von Anderen nach und nach enteignet. Ich verstehe deren Unmut.



        Griechenland, Italien etc. sind ja nicht ohne Grund in diese finanzielle Situation geraten. Warum muss der deutsche Sparer für die verfehlte Politik dieser Länder aufkommen?

        • @Hennes:

          Danke für ihre Antwort.



          "Warum muss der deutsche Sparer für die verfehlte Politik dieser Länder aufkommen?"



          Weil ein paar Kommunisten und Sozialisten das als "gerecht" empfinden. Unser Glück ist, dass 95% der Wähler nicht so gedacht haben!

      • @Tevilainen:

        "Ach Rudi, die Welt ist schon böse zu Dir"



        Nöh, zu mir nicht. Mein Geld ist so investiert, dass ordentlich Rendite abwirft. Ich brauche die Zinsen nicht, aber den "kleinen Mann" und den Rentner der etwas auf die Kante gelegt hat, die trifft es.

    • @Rudi Hamm:

      Erzählen Sie nicht so ein Quark. Konzerne leihen sich kein Geld bei der EZB, die nehmen Kredite bei Privatbanken, die sich wiederum das Geld, das sie rausgeben, nicht vorher woanders leihen müsse. Denn, auch Privatbanken können einfach Geld "drucken", solange es nach Abzahlung der Kredite wieder aus dem Balance sheet verschwindet. Die Konzerne profitieren natürlich davon, wenn der Leitzins niedrig ist, korrekt, aber nicht wie sie beschreiben. Und dass dich *Südländer" unbeschränkt Geld leihen können ist genauso falsch. Und im Gegenteil, der "Deutsche Bürger" profitiert generell vom Euro, die "Südländer" leiden unter einer für sie unverhältnismäßig teuren Währung. Es ist gefährlich den Leitzins bei Null zu lassen und es wird eine weitere Inflation riskiert, das muss kritisiert werden, aber ökonomisch korrekt und nicht durch fabulieren falscher Zusammenhänge.

      • @CU3:

        "Erzählen Sie nicht so ein Quark. Konzerne leihen sich kein Geld bei der EZB, die nehmen Kredite bei Privatbanken, die sich wiederum das Geld, das sie rausgeben, nicht vorher woanders leihen müsse. "



        Habe ich auch nur ansatzweise behauptet, dass Unternehmen sich das Geld von der EZB leihen?



        Sie sollten schon genauer lesen was ich geschrieben habe, bevor sie solche Behauptungen machen.