Wirtschaftliche Lage in den USA: Vor der Zinswende

Eine Inflation von sieben Prozent und mässige Wirtschaftsdaten alarmieren die Zentralbank Fed. Bald dürfte die Ära des ultrabilligen Geldes enden.

Menschen mit großen Einkaufstaschen auf einer Straße in New York

Höchste Inflation seit 1982: Einkaufsstraße in New York Foto: Richard B. Levine/imago

WASHINGTON/BERLIN taz/rtr/dpa | Die Wirtschaft schwächelt wegen Corona, die Inflation ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr: Die wirtschaftliche Lage in den USA ist mäßig. Am Donnerstag sprachen sich deshalb mehrere US-Währungshüter dafür aus, die Zinsen möglichst bald im laufenden Jahr zu erhöhen. Damit steht die Ära des ultrabilligen Geldes vor dem Ende.

„Ich denke jetzt, dass wir 2022 vielleicht vier Schritte machen sollten“, sagte der Chef des Zentralbankbezirks St. Louis, James Bullard, dem Wall Street Journal. Sein Kollege Patrick Harker aus Philadelphia erklärte der Financial Times, er sei für eine Abfolge von drei Anhebungen, mit der man bereits im März beginnen könne.

Zuvor hatte die Nachricht viele ExpertInnen überrascht, dass die Inflationsrate für Waren und Dienstleistungen im Dezember 7,0 Prozent betrug. Das war der höchste Wert seit Juni 1982. Die Rate hatte bereits im November bei 6,8 Prozent gelegen.

Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass sich die Geldentwertung fortsetzen könnte. So legten im Dezember Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,7 Prozent zu, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Im November hatte die Rate bei 9,8 Prozent gelegen. Dies war der stärkste Zuwachs seit Erhebungsbeginn.

Zum Teil drastische Materialknappheit

Getrieben werden die Herstellerpreise durch eine Reihe von Faktoren. Dazu zählt die zum Teil drastische Materialknappheit, die auf Lieferprobleme im weltweiten Handelsverkehr zurückgehen. Hinzu kommen stark steigende Preise für Energie, die den Produktionsprozess erschweren und verteuern.

Aktuell liegt der Leitzins in den USA zwischen 0 und 0,25 Prozent. Schon im Dezember 2008 hatte die Fed als Reaktion auf die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers in den Krisenmodus geschaltet und den Leitzins auf das Rekordtief gesenkt. Außerdem hat sie seitdem Anleihen in Höhe von Billionen US-Dollar aufgekauft.

Auch die US-Wirtschaft leidet unter der Corona-Krise: Einerseits treiben aus der Pandemie resultierende Materialengpässe, hohe Energiekosten und ein Mangel an Arbeitskräften die Preise hoch. Andererseits zeigte der am Mittwoch veröffentlichte Konjunkturbericht der Zentralbank Fed („Beige Book“), dass die Pandemie viele Unternehmen trifft: Vor allem die Reisebranche und das Hotel- und Gaststättengewerbe sind gerade stark gebeutelt.

Arbeitslosigkeit gestiegen

Das zeigte sich auch an den neuen Arbeitsmarktdaten, die am Donnerstag veröffentlicht wurden: Danach stieg die Arbeitslosigkeit in den USA ist zu Jahresbeginn überraschend. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nahm in der vergangenen Woche um 23.000 auf 230.000 zu, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang auf 200.000 prognostiziert.

Die Notenbank wolle die Inflation wieder auf 2 Prozent drücken, betonte die designierte Fed-Vizechefin Lael Brainard in einer Rede für eine am Donnerstagnachmittag geplante Senatsanhörung. Zugleich wolle sie eine wirtschaftliche Erholung für jeden erreichen. Das sei die wichtigste Aufgabe der Fed, erklärte Brainard.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.