Jägerschaft im Emsland warnt: Vorsicht, Wolfsgebiet!
In Emsland warnen Jäger davor, alleine zu Joggen und Kinder in den Wald zu lassen. Es handele sich um ein Wolfsrevier.
Die Schilder seien bis dato nicht bekannt gewesen, teilte das niedersächsische Umweltministerium mit. „Die dort empfohlenen Maßnahmen gehören nicht zu den von unseren Experten empfohlenen Verhaltensregeln.“
Die Warnhinweise wurden in den Gemeinden Sögel und Neubörger gefunden. Sie geben keinen Hinweis auf ihre Autorenschaft. Dem NDR erklärte die örtliche Jagdgemeinschaft jedoch, mit dem Schild werde auf die Problematik mit Wölfen hingewiesen.
Walter Behr, ehrenamtlicher Wolfsberater im Auftrag der Landesregierung, hält die Verhaltensregeln für irreführend. Zwar lebten in dem niedersächsischen Landkreis gegenwärtig vier Wolfsrudel, trotzdem sei die Wahrscheinlichkeit, einen Wolf überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen, recht klein. Er selbst sei, obwohl er auf die Pirsch gehe, nur einmal einem Wolf begegnet.
Keine Übergriffe auf Menschen
Sicherlich sei der Wolf kein Kuscheltier, sagt der Wolfsberater. Er selbst habe Respekt vor einer Begegnung, würde sich aber darüber freuen und ein Foto machen. In den vergangenen 40 Jahren sei es in ganz Europa zu keinem Übergriff eines Wolfs auf einen Menschen gekommen.
Gefahr droht seiner Einschätzung nach eher von anderen Tieren. „Ich hätte mehr Angst, dass ein Wildschwein aus dem Gebüsch raushüpft“, sagt Behr. Wildschweine, die etwa bei der Jagd im Unterholz aufgescheucht werden und um ihre Frischlinge fürchten, könnten auch mal direkt zum Angriff übergehen.
Anja Rohde, Pressesprecherin des Landkreises Emsland, räumt ein, dass in jüngerer Zeit ein paar Schafe und auch eine Kuh von Wölfen gerissen worden seien. Wölfe seien auch gesichtet worden. „Angriffe auf Menschen sind nicht bekannt geworden“, sagt Rohde.
Auch wenn die Verhaltensanweisungen inhaltlich „wenig hilfreich“ seien, dürften solche Schilder durchaus angebracht werden. „Wenn die Schilder auf einer privaten Fläche mit dem Einverständnis des Eigentümers angebracht worden sind, spricht nichts dagegen“, sagt die Sprecherin. Anders wäre es mit Hinweisen wie „Achtung Tollwut“. Damit wäre nicht zu spaßen.
Wolfsberater Behr ärgert sich über die Schilder, weil sie seiner Befürchtung nach für Verunsicherung sorgen könnten. Um dagegen zu arbeiten plädiert er für mehr Aufklärungsarbeit. Dabei hat der Wolf in der Bevölkerung gar nicht so schlechte Karten, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa 2015 im Auftrag des Naturschutzbundes (Nabu) ergab.
Wölfe gehören dazu, findet die Mehrheit der Niedersachsen
51 Prozent der befragten Niedersachsen bezeichneten ihre persönlichen Gefühle und Empfindungen gegenüber Wölfen darin als positiv oder eher positiv. 80 Prozent fanden, „Wölfe gehören in unsere Landschaft, wie Füchse, Rehe oder Biber“. Allerdings gaben 30 Prozent an, sie hätten in einem Gebiet mit Wolfsvorkommen Angst, in den Wald zu gehen.
„Die Abwägung zwischen der empfundenen Angst und der tatsächlichen Bedrohung durch Wölfe kann und muss letztlich jedoch persönlich getroffen werden“, teilte das Umweltministerium mit. Das Wolfsbüro registriere jede Meldung über Nahbegegnungen, bewerte diese und stehe für eine Beratung im Einzelfall gern zur Verfügung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance