Israel-Palästina-Konflikt: Weiter Konflikte auf dem Tempelberg
Militante Palästinenser werfen Steine, die israelische Polizei dringt auf den Tempelberg. Gegenseitige Provokationen sorgen für weitere Spannungen.
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Am Vorabend wurde in Israel der Tag des Gedenkens an den Holocaust, Yom HaSho'a, begangen. Ein Video in den Sozialen Medien zeigt antisemitische Sprechchöre auf dem Vorhof der Al-Aksa-Moschee, die vom Vorabend des Gedenktages stammen sollen. Die auf dem Video zu sehenden Männer rufen im Chor unter anderem „Khaybar, Khaybar, Ya Yehud“ („Khaybar, Khaybar, ihr Juden“). Sie nehmen damit Bezug auf den in der islamischen Geschichtsschreibung erzählten Feldzug des Propheten Mohammed im Jahr 628 gegen die von Juden bewohnte Oase Khaybar im heutigen Saudi-Arabien.
Eine Entscheidung des obersten Gerichtshofs Israels am Donnerstag trägt zur allgemeinen Anspannung bei: Das Gericht hatte den Einspruch der Anti-Siedlungs-Organisation Peace Now abgewiesen, der sich gegen den Bau eines neuen jüdischen Viertels in der Altstadt der im Westjordanland gelegenen Stadt Hebron richtete. Dass Israel trotz internationalen Protests weiter Siedlungen in den palästinensischen Gebieten genehmigt, lässt immer wieder die Stimmung hochkochen.
Laut Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa soll Freitagnacht außerdem eine Moschee in der heute israelischen Küstenstadt Jaffa mit anti-palästinensischen Sprüchen beschmiert worden sein. Der Imam macht die israelische Polizei für den Angriff verantwortlich: Sie soll nicht eingegriffen haben, obwohl sie in der Nähe der Moschee bereitstand.
Nach Informationen der Zeitung Times of Israel hat sich trotz der jüngsten Ausschreitungen – unter anderem schossen Militante Raketen aus Gaza und jüdisch-israelische Rechte zogen in einem provokativen Flaggenmarsch durch Jerusalem – die israelische Regierungskoalition wieder zusammengefunden: Der Kopf der islamischen Ra'am-Partei, Mansour Abbas, und der israelische Außenminister Yair Lapid haben sich am Mittwoch auf eine Fortführung der gemeinsamen Koalition geeinigt. Ra'am hatte nach den jüngsten Eskalationen auf dem Tempelberg ihre Beteiligung ausgesetzt. Die Mehrheit konnte die Regierung von Ministerpräsident Naftali Bennet damit dennoch nicht wieder erlangen, nachdem bereits Anfang April die rechte Politikerin Idit Silman die Koalition verlassen hatte.
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