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Irland als Zentrum für grünen WasserstoffDer Stoff von der Insel

Ökowasserstoff gilt als Hoffnungsträger für die Wirtschaft der Zukunft. Auch deshalb wollen Berlin und Dublin künftig enger zusammenarbeiten.

Windräder in Kilmore in der irischen Grafschaft Wexford Foto: Niall Carson/PA Wire/picture alliance

Dublin taz | Deutschland und Irland wollen bei der Entwicklung von grünem Wasserstoff künftig eng zusammenarbeiten. An diesem Mittwoch wollen der Parlamentarische Staatssekretär Mario Brandenburg (FDP) und der irische Umweltminister Eamon Ryan (Grüne) eine Absichtserklärung zur Forschungskooperation unterzeichnen. Irland habe „das Potenzial, ein führendes Zentrum für grünen Wasserstoff“ zu werden und bis 2030 zum billigsten Anbieter in Europa zu werden.

So steht es in einem Bericht von Aurora Energy Research. Die ­britische Firma schränkt jedoch ein, dass dafür die Unterstützung durch die Regierung nötig sei.

Bisher hinkt Irland im Umweltbereich weit hinterher. Die Insel hat das Thema erst spät entdeckt. Noch 2007 führte die EU mehr Verfahren wegen Umweltverstößen gegen Irland als gegen jedes andere Land.

Das soll sich nun ändern. Irland möchte angesichts der riesigen Windreserven auf der stürmischen Insel eine Exportindustrie mit Produkten aus der Windkraft aufbauen. Von den 70 Gigawatt Strom aus Windenergie, die bald produziert werden sollen, braucht das Land selbst nur 6 Gigawatt. Ein gefragtes Produkt, für das Ökostrom benötigt würde, ist grüner Wasserstoff, der derzeit überall nachgefragt ist, auch in Deutschland.

6.000 H2-Fahrzeuge

Die Deutsch-Irische Industrie- und Handelskammer hat deshalb im Februar einen gemeinsamen Wasserstoffrat gegründet. In Irland selbst träumt man davon, dass bis 2030 nicht nur mehr als 6.000 mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge unterwegs sein werden, sondern dass das Land darüber hinaus auch große Mengen an grünem Wasserstoff nach Deutschland exportieren könne. Dadurch würden 1.800 neue Jobs geschaffen.

Natürlich müsse die Regierung den neuen Unternehmen zunächst finanziell unter die Arme greifen, verlangt Hydrogen Mobility Ireland (HMI), das die Unternehmen repräsentiert, die Wasserstoff als Treibstoff entwickeln wollen. Irlands größtes Energie-Unternehmen Electricity Supply Board (ESB) will dabei helfen, dass Irland seine Klimaziele erreicht. ESB-Geschäftsführer Jim Dollard sagt, ein Windrad von 3 Megawatt könne Strom für die Elektrolyse zur Produktion von 50 Kilo grünem Wasserstoff pro Stunde liefern. ­Damit könne ein Bus 450 Kilometer weit fahren.

Deutschland und Irland würden sich ideal ergänzen, findet der Deutsch-Irische Wasserstoffrat: In Irland sei keine Schwerindustrie angesiedelt, aber das Land habe das Potenzial für die Produktion von riesigen Mengen an erneuerbarer Energie.

Die weltweite Nachfrage ist gigantisch: Grüner Wasserstoff gilt als Heilsbringer für viele Bereiche, in denen fossile Energien ersetzt werden sollen, aber nicht komplett eingespart werden können: Schiffe, Autos, Busse und Lastwagen sollen damit fahren, Flugzeuge damit fliegen, die Stahlindustrie soll ihre Öfen damit befeuern, Haushalte sollen damit heizen. Bislang ist es allerdings höchst ineffizient, nutzbaren Wasserstoff zu produzieren, 80 Prozent der Energie geht dabei flöten. Nach dem derzeitigen Stand der Technik dürfte also auch der Wind auf der Grünen Insel nicht ausreichen, um die erforderlichen Mengen grünen Wasserstoffs herzustellen.

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7 Kommentare

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  • Es sei den Iren gegönnt, sich am Wind zu bereichern. Ist das Land doch in der Vergangenheit selten gut begütert gewesen.

  • Die Aussage "80 Prozent der Energie geht dabei flöten" ist nicht richtig.



    Der Wirkungsgrad sowohl der Elektrolyse als auch der Brennstoffzelle liegt bei 60 - 70%



    Das heißt, bei einem Auto mit Wasserstoff und Brennstoffzelle liegt der Gesamtwirkungsgrad bei 30 - 40%, somit ist die Batterietechnik da effizienter.



    Wasserstoff wird alledings als Ersatz von Erdgas in der Industrie gebraucht. Da kann man dann durchaus den Wirkungsgrad des Elektrlyseurs annehmen.

  • Das lässt doch hoffen!



    Wenn Wille, Forschung und Geld zusammen kommen, ist doch Vieles möglich!



    Bei Überproduktion an Strom werden heutzutage hierzulande Windkraftanlagen abgeschaltet.



    Die Stromüberproduktion in Irland in grünen Wasserstoff umzuwandeln, ist somit auch schon bei



    " ineffizienten" Methoden sinnvoll. 20 % sind einfach besser als 0%.

  • Im Gegensatz zu elektrischen Strom kann man Wasserstoff grundsätzlich produzieren, beliebig lange in die Ecke stellen und bei Bedarf jederzeit nutzen.



    Damit hat Wasserstoff, auch auf Grund seiner Energiedichte, das Potential, Gas und Öl zu ersetzen.







    Eine kluge Energiepolitik hätte das schon lange erkennen können und die Nutzung von nur sporadisch verwertbarer Sonnen- und Windenergie an die Wasserstoffproduktion koppeln sollen.



    Hätte man die Einspeisung von "erneuerbaren" Energien - sprich Nutzung der Sonneneinstrahlung - in die Netze nur dann gestattet, wenn die Anlagen jederzeit kontinuierlich eine vereinbarte Menge Energie abgeben, wie ein Kernkraftwerk, gäbe es keine Diskussion über BlackOuts, Dunkelflaute, Lastabwürfe.



    Jeder Windpark hätte seine eigenen Pufferspeicher - z.B. auf Wasserstoffbasis - oder beliefert die nächste Tanke direkt damit.



    Allerdings könnte man dann die wahren Kosten "grüner" Energie nicht so leicht vertuschen, in dem man den Aufwand für die nötige Grundlast einfach aus der Rechnung heraus schummelt.

    • @Matthias Berger:

      "Damit hat Wasserstoff, auch auf Grund seiner Energiedichte, das Potential, Gas und Öl zu ersetzen."



      Leider hat Wasserstoff als Gas nur ein Drittel der volumetrischen Energiedichte von Methan, selbst bei 700 bar nur 16 % und verflüssigt bei 21,15 K (-252 °C) nur 28 % der Energiedichte von Diesel. Ob Habeck das wohl bei seinen Wasserstoffträumen berücksichtigt hat? Grübel...



      "Allerdings könnte man dann die wahren Kosten "grüner" Energie nicht so leicht vertuschen..."



      Letzterem kann ich nur zustimmen.

  • "ein Windrad von 3 Megawatt könne Strom für die Elektrolyse zur Produktion von 50 Kilo grünem Wasserstoff pro Stunde liefern. ­Damit könne ein Bus 450 Kilometer weit fahren."



    Dann braucht es ja nur ein Windrad für alle drei, vier Autos. Die FDP wird begeistert sein.

    • @Hanette Preus:

      Ganz so düster sieht es nicht aus:



      Bei guten Standorten kann man von 5000 Stunden Volllast im Jahr ausgehen. das heißt, ein Windrad erzeugt 250000 Kg H2 also 250 Tonnen. Damit können schon einige Autos betrieben werden. Allerdings werden Autos in absehbarere Zukunft eher mit Batterie fahren.