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Investoren im Fußball der FrauenMännersache Frauenfußball

Der Angel City FC ist als Frauenprojekt in die US-Profiliga gestartet. Nun steigen neue Investoren in den Klub ein und die Idee scheint zu scheitern.

Himmlisch: Mary Alice Vignola nach einem Treffer für Angel City Foto: Stephen Brashear/rtr

V or vier Jahren war der Angel City FC mit viel Tamtam an den Start gegangen. Er spielt in der US-Profifußballliga der Frauen, der National Women’s Soccer League. Das Geld kam von einer überwiegend weiblichen Eigentümerinnengruppe: Schauspielerinnen wie Natalie Portman, Uzo Aduba, Jennifer Garner oder Eva Longoria, durch den Sport reich gewordene Athletinnen wie Serena Williams, Billie Jean King oder Ex-Fußballerinnen wie Julie Foudy, Mia Hamm oder Abby Wambach gaben Geld. Es ist oder war der Versuch, einem Profifußballklub ein modernes, feministisches Gesicht zu geben. Vielleicht aber scheitert das Projekt gerade.

Nun ist nämlich der Männerklub Los Angeles FC beim benachbarten Frauenklub eingestiegen. Der Männerverein wird aktuell auf 1,15 Milliarden Dollar geschätzt, der Frauenklub auf 250 Millionen Dollar. Im engeren betriebswirtschaftlichen Sinn dürfte der Deal nicht sehr relevant sein. Seine Bedeutung speist sich aus den gesellschaftlichen Dimensionen, die er haben könnte – und die das Projekt eines fast reinen Frauenvereins zunichte machen könnte, und zwar mit den wirksamsten Mitteln dieses Zeitalters, den kapitalistischen.

Die Ökonomie ist leicht erklärt: Als Angel City FC 2022 einen Pachtvertrag für das Stadion von Los Angeles FC unterzeichnete, wurden Optionsscheine ausgegeben; diese Optionen hat LAFC jüngst gezogen. Hintergrund ist, dass es bei Angel City einen Besitzerwechsel gab.

Die Journalistin Willow Bay und ihr Ehemann Bob Iger, der Chef von Walt Disney, kauften rund 40 Prozent der Klubanteile und investierten zusätzlich 50 Millionen. Ziel ist, endlich nicht nur wertvollster, sondern auch bester Frauenklub der Welt zu werden. Allerdings verliert der Klub durch die neuen Kapitalgeber tendenziell die Chance, als besonderer und besonders geliebter Klub in die Fußballgeschichte einzugehen.

Investment gegen den Trend

Das Investment der reichen Promifrauen war nämlich interessant, wohl auch gut, vor allem aber: Es war gegen den Trend. Der geht nämlich in Ländern wie Deutschland, Spanien oder England in die Richtung, dass nur noch solche Frauenfußballvereine erfolgreich überleben können, die unter dem Dach eines kapitalstarken Männervereins existieren. Die Bundesliga etwa wird von Bayern München und dem VfL Wolfsburg dominiert, zuletzt begab sich der 1. Frauenfußballklub Frankfurt zur reicheren Männer-Eintracht.

Ein dem Angel City FC vergleichbares Experiment gibt es in Deutschland auch. Der FC Viktoria Berlin legte 2022 mit strukturell ähnlichen Unterstützerinnen los: Risikokapitalgeberinnen und ein paar prominente Frauen wie Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick, Comedienne Carolin Kebekus oder Moderatorin Dunja Hayali sollten den Klub und den Fußballsport weiblicher machen.

Sowohl in Berlin als auch in Los Angeles klingt (besser vielleicht: klang) das durchaus nach einem nicht unrealistischen Plan. Doch bei Angel City FC blieb der Erfolg aus, jetzt klopft ein Männerverein mit Geld an. Und der FC Viktoria kickt noch immer in der drittklassigen Regionalliga. In diesem Jahr ist der Hauptgegner der Berlinerinnen ein Verein, der so deutlich wie kaum ein anderer macht, wie sehr der Kapitalismus alle noch so geschickt eingefädelte Emanzipation dominieren kann: RB Leipzig II.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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2 Kommentare

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  • Oh, es geht also für Investoren darum möglichst Kasse zu machen? Herrje...



    Das sind doch alles Menschen, deren Portfolio mehrere Assets enthält und einer davon ist eben der Club. Unterschiedliche Menschen wollen unterschiedliche Sachen von ihrer Assets, also werden sie gekauft/verkauft, je nachdem was deren Manager sagen. Alles andere ist Brimborium.

  • Frauenfußball, zumindest in Deutschland, muss man sich leisten können. Es ist halt ein Zuschußgeschäft. Die Gehälter von durschnittlich ca. 40000 Euro pro Spielerin, können sie halt selbstständig nicht erzielen. Das kann man jetzt gut finden oder schlecht, das manche Männerfussballvereine sagen, hob das bissl Geld investieren wir.

    Aber die Beispiele oben zeigen auch das Frauen gerne investieren können und die Frauenfußballvereine das Geld gerne nehmen. Vllt sollte man eine feministische gofundme Kampagne machen noch mehr Frauen ins Boot holen und Viktoria Berlin stärker fördern. Andere Vereine wären sicher auch dankbar drum, wie zum Beispiel Essen.



    Der Satz Geld schießt keine Tore stimmt halt nicht... Wie man, bis auf ein paar Ausnahmen, im Männerfussball sieht.