Investor-Rückzug aus dem Paloma-Projekt: Auf Wohnungsfirmen ist kein Verlass
Wohnungspolitik darf sich nicht von Konzernen abhängig machen. Leider ist das aber der Weg, den Hamburg verfolgt.

E s hätte so schön werden können: Mitten auf St. Pauli hätte ein bezahlbares Wohnquartier entstehen können, mit Kultur- und Gemeinschaftsflächen, alteingesessenem Kiezgewerbe, aber schick und modern. Dass daraus nun nichts wird, weil der Investor es sich anders überlegt hat, zeigt, was passiert, wenn man sich von großen Konzernen abhängig macht: Sie lassen einen im Stich, sobald sich der Wind für sie dreht. Soziale Verpflichtungen kennen sie nicht, Verantwortung übernehmen sie nur gegenüber ihren Aktionär*innen.
Das Paloma-Viertel war ein Vorzeigeprojekt für Stadtentwicklung von unten, ein positives Beispiel dafür, wie echte Bürger*innenbeteiligung funktionieren kann. Das Ergebnis hätte auch der Wohnungspolitik gut zu Gesicht gestanden: Modernen, günstigen Wohnraum mitten in begehrter Wohnlage zu schaffen, wäre ein Erfolg gewesen.
Die Stadt sollte daraus lernen: Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form Wohnraum entsteht, darf nicht in den Chefetagen internationaler Konzerne entschieden werden. Städtische Wohnungsunternehmen müssen selbst dafür sorgen, die Menschen mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Wohnungspolitik macht man nicht, indem man Investor*innen den roten Teppich ausrollt. Leider ist genau das aber der Ansatz, den die Stadt im Bündnis für das Wohnen verfolgt.
Im Fall des Paloma-Viertels war es richtig, den Weg mit dem Investor zu wagen – eben unter Beteiligung des Stadtteils. Besser wäre es allerdings gewesen, das Unternehmen zum Bau zu verpflichten. Wenn das nachträglich nicht mehr gelingt, muss die Stadt die Fläche kaufen. Es wird sicher einiges kosten, das Projekt so zu realisieren, wie es geplant ist. Aber das ist dann eben der Preis dafür, dass man sich auf einen vom Profit getriebenen Konzern verlassen hat.
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