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Investitionsgipfel der BundesregierungManager für Merz

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Zum Investitionsgipfel im Kanzleramt waren am Montag vor allem große Unternehmen eingeladen. Das ist das falsche Signal.

Gute Stimmung beim Investitionsgipfel „Made for Germany“, in Berlin, am 21.7.2025 Foto: Katharina Kausche/dpa

E ines hat der „Investitionsgipfel“ am Montag im Kanzleramt gezeigt: Auf die deutschen Wirtschaftsbosse kann sich Friedrich Merz verlassen. Mehr als 60 Chefs überwiegend sehr großer Unternehmen haben im Vorfeld versprochen, in den kommenden Jahren viele Milliarden in neue Anlagen, Standorte, Modernisierung und Forschung zu stecken – in Deutschland, nicht anderswo. Doch das ist – anders als manche vielleicht glauben – kein Bekenntnis zu einer Art Standortpatriotismus, sondern ein symbolischer konservativer Schulterschluss. Ob die Teilnehmenden der Managerinitiative „Made for Germany“ ihr Versprechen tatsächlich wahrmachen, kann heute kei­ne:r sagen. Darauf dürfte es Merz auch nicht in erster Linie ankommen. Ihm geht es darum, die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zu verbessern. Dann kommt der versprochene Aufschwung mehr oder weniger von allein. Glaubt er offenbar.

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Ja, Psychologie spielt eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben. Nur wer daran glaubt, dass es aufwärts geht, ist bereit, Geld auszugeben statt Reserven zu bilden. Das gilt für den Privathaushalt ebenso wie für den DAX-Konzern. Stimmung ist deshalb ein wichtiger Faktor, da liegt Merz richtig.

Die Wirtschaftsverbände, in denen überwiegend Unions-Leute an der Spitze stehen, versuchen bislang vergebens, mit Lob und Aufmunterung für die Regierung die Stimmung zu drehen – es fehlt ihnen schlicht an Glaubwürdigkeit, nachdem sie in den Ampel-Jahren alle Initiativen in Grund und Boden gestampft haben. Auch eine Show-Veranstaltung wie das Treffen mit Managern beim „Investi­tionsgipfel“ ist viel zu durchsichtig, um einen durchschlagenden Erfolg zu haben.

Vor allem: Die deutsche Wirtschaft ist sehr viel mehr als Verbände mit christdemokratischem Führungspersonal und ein paar Dutzend Managern. Das sind eben nicht zuletzt die Beschäftigten und die Konsument:innen. Wenn Merz eine Stimmungswende will, dann muss er das große Ganze in den Blick nehmen. Dazu gehört, nicht zuerst Unternehmen, sondern gerade die Bür­ge­r:in­nen zu entlasten.

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Anja Krüger
Parlamentskorrespondentin
Schwerpunkte Wirtschaft- und Energiepolitik
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9 Kommentare

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  • "Stimmung ist deshalb ein wichtiger Faktor, da liegt Merz richtig."



    Ja, genau.



    Daher hat die merz Truppe ja v.a. den Kampf gegen Habeck geblasen um jedweden Erfolg der Ampel im Keime zu ersticken- auch wenn dieses negative campaigning unserer Wirtschaft geschadet hat.



    Es ging nur darum so schnell wie möglich "den Sozen" (??) die Macht wieder zu entreissen und positive Schlagzeilen zu verhindern.



    Niederträchtig, unehrenvoll und ohne ethische Grundwerte- so ist sie die fossil-neoliberal-neurechte Kartell-lobbyorganisation.

  • F. Merz sendet hier kein "falsches Signal", sondern er sendet das Signal, das ihn real kennzeichnet. Denn Merz IST ein Vertreter der Banken und Konzerne und kein Vertreter der "Beschäftigten und die Konsument:innen". Er ist auch kein Vertreter des Umweltschutzes oder des Friedens. Sondern er heizt das Klima mit seiner Politik weiter an und achtet darauf, bestehende Kriege weiter am Laufen zu halten mit Waffenlieferungen ohne Ende, usw.

    Durch diese Einseitigkeit fehlt ihm auch das, was einen Demokraten auszeichnen würde, nämlich die Verantwortung für das zivile Ganze, also: Soziales, Bildung, Ökologie, friedlicher internationaler Austausch, universelle Menschenrechte.

    Verantwortung kommt im übrigen von "antworten". Und wie schlecht es da bei Merz aussieht, hat man jüngst im Sommerinterview wie auch in der letzten Bundespressekonferenz mit ansehen müssen.

  • War das bei der Union jemals anders?



    Das Handwerk bekam mal einen Händedruck vom Landrat.



    Das Geld ging an Autoindustrielle und Fossil, die sich aus Brosamen daraus mit Kampagnen und Spenden erkenntlich zeigten.



    Nur noch weniger als vier Jahre. Wie kommen wir zu einer linken Mehrheit dann?

  • Interessant: Es sind die 'Manager', die nur noch 15 % der in Deutschland arbeitenden Menschen vertreter, Tendenz weiter fallend. Investition immer nur in den Ersatz von Lohnabhäbgigen, Luja sog I , der (abhängige) Mittelstand bleibt genauso draussen wie die ehrlichen Steuerzahler. Merz denkt global für den (Aktien-) Markt.

  • Was wären denn da jetzt "zusätzliche" Investitionen, denn Investitionen gehören ja wohl zur Wirtschaft. Ich stell mich jetzt auch hin, liste auf, was ich nächstes Jahr so alles ausgeben muss und erwarte dann das mich alle dafür loben, dass ich Geld ausgeben werde.



    Ich gehe mal davon aus, dass es so eine Art gut orchestrierte Machtdemonstration ist, sieh her Merz, wir zeigen dir mal wieviel wir auf die Waage bringen und jetzt lass uns in Ruhe mit Steuergerechtigkeit und schieb mal ein paar Subventionen rüber.

  • Das Foto spricht Bände. Ich zähle 30 Männer, keine Frau. Erschütternd.

  • überwiegend Unions-Leute an der Spitze stehen, versuchen bislang vergebens, mit Lob und Aufmunterung für die Regierung die Stimmung zu drehen – es fehlt ihnen schlicht an Glaubwürdigkeit, nachdem sie in den Ampel-Jahren alle Initiativen in Grund und Boden gestampft haben.

    Mir fällt keine Initiative der Ampel ein.

  • 2025 und auf dem Gesamtbild ist - neben der Ministerin - eine Frau? Bei mehr als 60 Personen? Und kein Medium, in dem das Bild gezeigt wurde, greift das auf?

  • alles männer - gruppenbild mit 2 damen in anderen zeitungen, 1 davon unternehmerin.



    das patriarchalische kapital in reinkultur. voll krass.