piwik no script img

Indischer MilliardärUS-Anklage gegen Modis Freund Adani

Weil der indische Milliardär Gautam Adani jetzt in den USA wegen mutmaßlicher Bestechung angeklagt wurde, fordert Indiens Opposition dessen Festnahme.

Gautam Adanis Firmengruppe besitzt auch viele Häfen: Der Milliardär im Januar 2023 bei einer Zeremonie im Hafen von Haifa (Israel) Foto: Amir Cohen/Reuters

Mumbai taz | In Indien ist eine hitzige Debatte über die Nähe mächtiger Wirtschaftsbosse zu Spitzenpolitikern entbrannt. Auslöser ist eine am Mittwoch erfolgte Anklage des Milliardärs Gautam Adani in den USA wegen mutmaßlicher Korruption. Er soll den Zuschlag für Solarprojekte durch Schmiergeld in Höhe von umgerechnet 265 Millionen Euro erkauft haben.

Von 2020 bis 2024 seien Manager eines indischen Unternehmens für erneuerbare Energien laut New Yorker Staatsanwalt „an einem Plan zur Bestechung von indischen Regierungsbeamten beteiligt gewesen sein, um sich lukrative Solarenergie-Lieferverträge mit indischen Regierungsbehörden zu sichern“. Haftbefehl wurde gegen Gautam Adani, seinen Neffen Sagar und weitere Personen erlassen.

Die Adani-Gruppe wies inzwischen in einer kurzen Stellungnahme die US-Vorwürfe als „unbegründet“ zurück. Solange sie nicht bewiesen seien, gelte die Unschuldsvermutung.

Der 62-jährige Adani gilt als Verbündeter von Indiens Premierminister Narendra Modi von der hindu­nationa­listischen Volkspartei (BJP). Beide stammen aus dem westlichen Bundesstaat Gujarat. In Modis Amtszeit als dortiger Ministerpräsident (2001–2014) soll die Adani-Gruppe Land zu besonders günstigen Konditionen erhalten haben.

Kurzzeitig war Adani der reichste Mann Asiens

Adani begann seine Karriere in der Diamantenindustrie und hielt 2022 kurzzeitig den Titel als reichster Mann Asiens. Adanis Image ist bereits durch umstrittene Kohleförderprojekte in Australien und Goa angeschlagen.

Nach Bekanntwerden der US-Anklage ging der Kurs der Aktien von Adanis Firmenkonglomerat um bis zu 25 Prozent zurück. Laut US-Magazin Forbes verlor er umgerechnet 59,5 Milliarden Dollar, laut Reuters 30 Milliarden. Das Firmenimperium reicht von Energie und Transport über Lebensmittel bis zu Bergbau und Waffenproduktion.

Am Donnerstag attackierte Oppositionsführer Rahul Gandhi sowohl Adani als auch die Modi-Regierung scharf: „In den USA wurde eindeutig bewiesen, dass Herr Adani sowohl gegen amerikanisches als auch gegen indisches Recht verstoßen hat.“

Gandhi kritisierte, dass Adani sich trotz schwerwiegender Anschuldigungen nicht zur Verantwortung gezogen werde, und forderte dessen sofortige Festnahme. „Der Premierminister schützt Herrn Adani, und der Premierminister ist mit Herrn Adani in Korruption verwickelt“, sagte der 54-Jährige.

Oppositionsführer Gandhi: „Adani hat Indien im Griff“

Schon zuvor hatte Gandhi den indischen Magnaten ins Visier genommen. Mit den Worten „Adani hat Indien im Griff“, beklagte Gandhi, dass zahlreiche Flughäfen und Häfen zum Portfolio von dessen Mischkonzern gehören.

Im Februar 2023 hatte Gandhi im indischen Parlament ein Foto von Modi und Adani im Firmenjet gezeigt und dabei Betrugsvorwürfe thematisiert, welche die US-Anlageberatungsfirma Hindenburg gegen Adani erhoben hatte.

Schon damals führte ein Bericht von Hindenburg zu Mil­liar­den­ver­lusten der Gruppe von Adani, der als zuvor angeblich drittreichster Mann der Welt im Milliardärsranking abrutschte.

Zur Schadensbegrenzung zahlte Adani Kredite vorzeitig zurück. Der Konzern nannte die Vorwürfe in einer 413-seitigen Entgegnung als „Attacke auf Indien“.

Schweizer Konten wegen Geldwäscheverdacht eingefroren

Auch Schweizer Behörden ermittelten: Hindenburg wies im September darauf hin, dass im Rahmen einer Geldwäsche- und Wertpapieruntersuchung über 310 Millionen Dollar auf Adani-Konten eingefroren wurden. Diese Maßnahmen reichten bis ins Jahr 2021 zurück.

Zuletzt geriet Adani auch noch wegen umstrittener Sanierungspläne für Dharavi, Indiens größtem Slum in Mumbai, in die Kritik.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • In wie fern ist die Staatsanwaltschaft in New York für Bestechung in Indien zuständig? Das ist doch eine Sache, die die Inder unter sich klären müssen. Oder liege ich da falsch?

  • Immer das Gleiche: Je autoritärer ein Staat regiert wird, desto größer die Korruption im Umfeld der Mächtigen. Um dafür nicht verurteilt zu werden ist die Nähe der Superreichen zur Macht unumgänglich. Perfekt natürlich in den USA, wo ein Krimineller gleich zum Präsidenten gewählt wurde. Ich hoffe sehr auf Veröffentlichungen über die Zunahme des Vermögens des Trump-Clans in den Folgejahren. Möge solche Clan-Kriminalität uns in Deutschland erspart bleiben ...