Hype um einen sehr jungen Youtuber: Der Genosse aus der vierten Klasse
Das Internet feiert einen zehnjährigen Kommunisten. Auf Youtube erläutert er seine politischen Thesen. Und wirkt dabei nicht einmal altklug.

Dylan aus Quebec ist zehn Jahre alt, ein bisschen pummelig und ein Idol. Zumindest im Internet. Sein Youtube-Video „We need Communism“ hat wohl einen Nerv getroffen. Der Subreddit „Socialism“ ist voller Kommentare, die ihn als Revolutionsführer vorschlagen. Fans posten die Clips, die er unter dem Alias „Sceneable“ veröffentlicht, und kommentieren sie mit „Genosse Sceneable ist der Held, den wir brauchen, aber nicht verdient haben“. Ein Online-Magazin hat ihn interviewt. Und selbstverständlich gibt es schon Sceneable-Memes.
Inzwischen haben fast 300.000 Menschen das „We need Communism“-Video angeschaut. Es hat ihm 23.000 neue Abonnent*innen verschafft.
Sceneable lädt fast jede Woche ein neues Video hoch. Mal lümmelt er auf dem Sofa, mal rennt er im Garten umher und meistens hat er Jogginghosen und Pullover an, die ein ganz bisschen zu groß sind. Er spricht über die Unterdrückung von Frauen oder über seine Theorie, warum Gott gar nicht omnipotent – oder, in Dylans Schreibweise, „omnipitant“ – sein kann. Einer der neuesten Filme heißt „Michel Obama 2020“.
Empfohlener externer Inhalt
We Need Communism

Screenshot "We Need Communism"
Dylan verkörpert, was viele bei Politiker*innen vermissen
Die Rechtschreibfehler tragen dazu bei, dass Dylan weder altklug noch naseweis rüberkommt, sondern eigentlich ziemlich sympathisch. Seine Monologe folgen einer Kinderlogik, gegen die sich kaum argumentieren lässt.
Natürlich könnten die Auftritte von seinen Eltern gesteuert sein. Aber dafür tritt Dylan zu authentisch auf und vor allem ist er ein Idol, an das man glauben will.
Er selbst ist nicht nur überrascht von der großen Resonanz, sondern auch davon, dass sie so positiv ist. Das sagt er in einem Clip, den er extra gedreht hat, um sich für die Aufmerksamkeit zu bedanken. Er habe eigentlich, wenn überhaupt, mit Hasskommentaren gerechnet. „Das ist ein sehr wichtiges Video“, sagt Dylan. Dann muss er kurz pausieren und versucht, ein Aufstoßen zu unterdrücken. Was herauskommt, ist ein ganz kleiner Kinderrülpser.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier