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Humanitäre Lage im GazastreifenDie andere Stimme Israels

Wegen mangelnder Hilfslieferungen droht in Gaza eine Hungersnot. Die jüdisch-palästinensische Gruppe Standing Together will das nicht hinnehmen.

Praktische Hilfe, politischer Protest: der Konvoi von Standing Together am Donnerstag nahe Kerem Schalom Foto: Mostafa Alkharouf/AA/getty images

Gazagrenze taz | Rula Daood steht auf dem Parkplatz einer Tankstelle 5 Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt. „Wir wollen zeigen, dass es ein anderes Israel gibt, das weiß, dass alle verlieren, wenn dort drüben Kinder verhungern“, sagt die Aktivistin der jüdisch-palästinensischen Bewegung Standing Together. Daood und zwei Dutzend Mitstreiter haben einen Lastwagen gemietet und sind am Donnerstagmorgen aus Tel Aviv aufgebrochen. „Wir hoffen, dass wir Essen und humanitäre Hilfe nach Gaza bringen können.“

Rund 20 Fahrzeuge mit den lila­farbenen Fahnen der Gruppe begleiten die Lieferung. Auf der Ladefläche liegen Plastiktüten voller Linsen, Mehl und Konserven – viel ist es nicht. Laut Hilfsorganisationen bräuchte es täglich Hunderte Lastwagen, um die 2,3 Millionen Menschen in Gaza mit dem Nötigsten zu versorgen. „Wir haben nur einen Tag lang öffentlich gesammelt, weil wir Probleme vermeiden wollten“, sagt Daood. Umfragen zufolge sind 68 Prozent der jüdischen Israelis gegen Hilfslieferungen. Den Treffpunkt veröffentlichte die Gruppe erst kurz vor der Abfahrt.

Angesichts der drohenden Hungersnot in Gaza wächst international die Kritik an der israelischen Führung. US-Präsident Joe Biden warnte Israel bei seiner Rede zur Lage der Nation am Donnerstag davor, humanitäre Hilfe als Druckmittel einzusetzen. Weil die israelische Regierung sich seit Wochen weigert, mehr Hilfe in den Küstenstreifen zu lassen, kündigten die USA zudem an, vor der Küste von Gaza ein schwimmendes Dock für eine Versorgung auf dem Seeweg bauen zu wollen. US-amerikanische und jordanische Flugzeuge warfen mehrmals Lebensmittel aus der Luft über dem Küstenstreifen ab, können damit aber nur einen Bruchteil dessen liefern, was nötig wäre.

Auf dem Weg nach Süden passiert Daoods Konvoi das Gelände des Nova-Festivals, auf dem Hamas-Terroristen am 7. Oktober mehr als 350 Menschen ermordeten. In der Nähe wummern Artilleriegeschütze, die Ziele in Gaza beschießen. Mehr als 30.000 Menschen wurden dort seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums getötet.

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Es fehlt an Grenzübergängen

Unter den Autoreifen sirrt der von Panzerketten malträtierte Asphalt. Die Aktivisten wollen Kerem Schalom an der ägyptischen Grenze erreichen, den einzigen Grenzübergang, den Israel für Hilfslieferungen geöffnet hat. Doch wenige Kilometer vorher stoppen Polizei und Armee den Tross an einer Kreuzung nahe dem Kibbutz Nir Jitzhak. Der Übergang sei militärisches Sperrgebiet.

Die Aktivisten sind nicht die Einzigen, die zum Grenzübergang wollen. Zweimal pro Woche machen sich religiös-­na­tio­na­listische Gruppen auf den Weg nach Kerem Schalom und blockieren teils stundenlang die Zufahrt unter den Augen von Polizei und Armee. „Geht doch rüber nach Gaza und bleibt dort“, ruft eine Autofahrerin dem Konvoi zu. „Ich bin dafür, dass die Menschen in Gaza erst wieder Hilfe bekommen sollen, wenn die Hamas alle israelischen Geiseln freigelassen hat.“

Rund 300 Lkw-Ladungen wären laut dem Welternährungsprogramm nötig, um die Zivilbevölkerung im weitgehend zerstörten Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen. Ak­tuell kommen rund 100 Lastwagen täglich in das Gebiet, im Februar waren es im Schnitt nur 83 pro Tag. Zum einen fehlt es an Grenzübergängen, die meiste Hilfe kommt durch Kerem Schalom, einige Dutzend Lastwagen pro Tag passieren zudem den ägyptischen Grenzübergang Rafah.

Grenzübergänge im Norden hält Israel geschlossen. Lieferungen dorthin müssen daher von Süden durch den Küstenstreifen gelangen, in dem gekämpft und bombardiert wird. Zum anderen wird jede Ladung von Israel auf militärisch nutzbare Güter kontrolliert. Dabei wurden laut CNN teils komplette Lastwagen zurückgewiesen, weil sie Gegenstände wie Kinderspielzeug und Gehhilfen geladen hatten. Israel beschuldigt hingegen die Hilfsorganisationen, die Hilfsgüter nicht schnell genug zu verteilen.

Eine halbe Million vom Hungertod bedroht

Im Gazastreifen herrscht indes Verzweiflung. Immer wieder werden Hilfskonvois im Inneren des Küstenstreifens vom Militär behindert oder von hungrigen Menschen gestoppt und leergeräumt, bevor sie die am schlechtesten versorgten Gebiete im Norden erreichen. Vergangene Woche starben nach palästinensischen Angaben 118 Menschen nahe eines Hilfskonvois, unter anderem durch Schüsse israelischer Soldaten. Mehr als eine halbe Million Menschen sind nach Angaben der UNO vom Hungertod bedroht.

Drei Minuten gibt die Grenzpolizei den Aktivisten am Donnerstag, um die Straße zu räumen und umzukehren. Trotzdem wertet Suf Patischi, einer der Mitorganisatoren, die jüdisch-palästinensische Konvoi-Aktion als Erfolg. Dass sie die Spenden binnen eines Tages zusammenbekommen hätten, zeige: „Es gibt eine andere Stimme in Israel, eine die nicht möchte, dass Menschen in Gaza verhungern.“ Standing Together wolle es bald erneut mit einer Lieferung versuchen oder die Hilfsgüter an in Gaza tätige internationale Organisationen übergeben.

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38 Kommentare

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  • Israels Blockierung von Hilfsmaßnahmen führt zu "apokalyptischen" Bedingungen in Gaza



    Ein neuer Bericht, der sich auf Untersuchungen aus drei Ländern stützt, zeigt, dass Israel Hilfsmaßnahmen für den Gazastreifen "konsequent und grundlos" blockiert.



    Laut einem neuen Bericht der humanitären Organisation Refugees International hat Israel im Gazastreifen "hungerähnliche Bedingungen" geschaffen, "während es die humanitäre Hilfe behindert und untergräbt".



    Die Recherchen der Gruppe in Ägypten, Jordanien und Israel ergaben, dass Tel Aviv "konsequent und grundlos Hilfseinsätze im Gazastreifen behindert, legitime Hilfsaktionen blockiert und sich der Umsetzung von Maßnahmen widersetzt, die den Fluss der humanitären Hilfe nach Gaza wirklich verbessern würden".



    Während Israel behauptete, die Kapazitäten für Hilfslieferungen in den Gazastreifen erweitert zu haben, sank die durchschnittliche Zahl der im Februar gelieferten Lastwagen im Vergleich zum Vormonat um 50 Prozent, wie aus den im Bericht zitierten Daten der Vereinten Nationen hervorgeht.



    In dem Bericht heißt es, Israel habe es versäumt, die Bedingungen eines Nationalen Sicherheitsmemorandums (NSM-20) einzuhalten, das im Februar von der Regierung des US-Präsidenten Joe Biden herausgegeben wurde und wonach Länder, die US-Sicherheitshilfe erhalten, die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen aktiv unterstützen müssen.

    • @Des247:

      Ich habe den Bericht gesucht und gelesen. Reinste Zeitverschwendung.

      Es besteht fast nur aus den üblichen, einseitigen Vorwürfen gegen Isr. Die einzige Abwechslung ist, dass auch mal die ägyptischen Behörden - nicht mit Lob - erwähnt werden. So einen Bericht kann man auch aus Presseberichten zusammen Stellen. Unterirdisch.

      Im Bezug auf isr. Behinderung wird gebetsmühlenartig das widerholt, was Hilfsorganisationen (HO) seit Jahren beklagen: langwierige Inspektionen, Bürokratie, Zurückweisung von Transporten oder Artikeln, etc. was sie aber Jahrelang nicht davon abhielt, ausreichend Nahrungsmittel in den Gazastreifen zu bringen.

      Bezeichnenderweise werden – wie immer – keine Belege dafür geliefert, dass an den Nahrungsmittelengpässen das Inspektionsprocedere in irgendeiner Weise Schuld ist. Es wird keine Dokumentation vorgelegt wie viele LKW in den letzten 3 Monaten abgewiesen wurden (wenn überhaupt), noch warum, noch welche Waren diese trugen. Waren es 3? 30? 300? Kamen sie nach Klärung des Problems doch durch? Hätten die HO mehr zur Verfügung gehabt? Wenn ja, warum wurden sie nicht geschickt? Zu all diesen entscheidenden Fragen gibt er nirgends Auskunft.

      Auch wird ohne Beleg behauptet, Isr. soll NSM-20 verletzt haben. Es wird behauptet NSM-20 verpflichte Isr. Hilfslieferungen zu unterstützen, was aber sehr ungenau ist: NSM-20 bezieht sich nur auf US-Hilfen.

      Es gibt auch keinen Beleg dafür, dass irgendwelche Kapazitätsengpasse für den Rückgang der Transporte im Februar verantwortlich waren. In diesem Monat musste der Grenzübergang mehrfach gesperrt werden, weil Protestierende die Straßen blockierten. Das kann man der Isr. Regierung nicht anlasten, die hat das Problem relativ zügig gelöst: sie erklärte die Gegend zum militärischen Sperrgebiet und vertrieb die Protestierenden. Keine Belege, dass seitens der HO versucht wurde, die ausgebliebenen Lieferungen durch mehr in den Tagen darauf auszugleichen.

  • Der Hamas ist es vollkommen egal ob palästinensische Kinder verhungern, die haben nur ein Ziel, Israel vernichten.

  • " ... - indem man ihnen jegliche Hilfe vorenthält - ..."

    Dass ihnen jegliche Hilfe vorenthalten wird, ist meinem Kenntnisstand nach widerlegt.

    "Meine Solidarität mit den Friedens- und Menschenrechtsaktivisten in Israel, die unter schwierigen, (verständlicherweise) emotional aufgeladenen Bedingungen dort wichtige Versöhnungsarbeit leisten - sie haben eigentlich den Friedensnobelpreis verdient."

    Ich stimme Ihnen zu. Furchtbar, dass die palästinensische/Hamas-Seite am 07.10.23 auch Friedens- und Menschenrechtsaktivisten zu Tode gebracht hat. Sie werden fehlen.

  • Als ich von standing together hörte, war ich zuerst begeistert. Dann habe ich öfter deren Instagram angesehen und bin jedes Mal geschockt über die Kommentare - obwohl ich dachte, ich wäre da schon einiges gewöhnt. Rula Daoud wird als israelische Palästinenserin „geschmäht“, die jüdischen Israelis sowieso als „Zionisten“ beschimpft. Von israelischer Seite wird ihnen meistens nur Naivität unterstellt.Von Palästinensischer - bzw. oft sind es propalästinensische Stimmen aus aller Welt - entlädt sich ein Wust aus Hass und den üblichen Beschimpfungen, als ob sie persönlich Gaza bombardieren würden. Schwierig ist, dass standing together auf viele Fragen auch keine Antwort oder Lösungen haben, aber ihr Einsatz für Versöhnung ist beeindruckend.

  • Die logische Schlussfolgerung ist doch, dass ohne Hilfslieferungen auch die Geiseln früher oder später verhungern.



    Ich versteh die Logik der israelischen Regierung einfach nicht mehr.

    • @Max Moor:

      Verhungerte Geiseln sind kein Druckmittel mehr. Die Hamas werden ihre Geiseln schon durchfüttern.

      Es kann auch sein, dass die Hamas blufft und keine israelische Geiseln sind mehr am Leben. Seit Monaten. Nur um später sagen zu können, Israel hätte grundlos ihr Land zerbombt für nix und wieder nix.

    • @Max Moor:

      "Die logische Schlussfolgerung ist doch, dass ohne Hilfslieferungen auch die Geiseln früher oder später verhungern."

      Ja. Kürzlich habe ich mit einer Apothekerin über "Sterbefasten" gesprochen. Ich weiß weder, wie sich verdursten, ständig vergewaltigt zu werden oder verhungern anfühlt. Das ist, wie ich annehme, die "Wahl" der (weiblichen) Geiseln in der Gewalt der palästinensischen/Hamas-Seite.

      Die israelische Regierung interessiert mich in dem Zusammenhang nicht. Sie kann nichts "wieder gut machen".

  • "Umfragen zufolge sind 68 Prozent der jüdischen Israelis gegen Hilfslieferungen." Bei dieser Zahl sollte erwähnt werden, dass es sich um einen Gesamtwert handelt. Um diesen Wert zu bilden werden die Positionen sind "leicht" dagegen (25.8% )" und "stark dagegen" (41.2%) zusammen gerechnet.

    Zu finden sind die entsprechenden Daten als PDF in Download data auf deren Website

    Im Einzelnen sind linke Israelis zu 39% gegen die Lieferungen, die politische Mitte zu 51% und die politisch rechten Israelis zu 81%. Auch werden beiden Positionen zusammengerechnet, wie schon beim Gesamtwert.

    Leider nennt das Israel Democracy Institute in der Veröffentlichung auf ihrer Website keine genauen Zahlen in Bezug auf die Zusammensetzung ihrer erhobenen Stichprobe ( demografische Daten, politische Ansichten etc.) Was bei so einer Umfrage wünschenswert gewesen wäre.

    Quelle : en.idi.org.il/articles/52976

    • @Rabenbote:

      ""Umfragen zufolge sind 68 Prozent der jüdischen Israelis gegen Hilfslieferungen.""

      Ich schließe mich dem an. Hilfslieferungen gehen meiner Meinung nach zuallererst an Hamas (sie sind bewaffnet und gewissensfrei, meine subjektive Einschätzung) und deren Unterstützer, danach an die Schwarzmarkthändler. Die Reste bekommen vermutlich ein paar palästinensiche Männer, die sie vielleicht mit ihren Kindern und Frauen teilen. Das kann ich nicht einschätzen.

      • @*Sabine*:

        Es ist erschreckend, das immer wieder betonen zu müssen, aber Israel ist verpflichtet, die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung sicherzustellen. Auch ein angegriffener Staat ist an das humanitäre Völkerrecht gebunden. Die Forderung, der Sie sich anschliessen ist also nicht weniger als der Aufruf zu einem Kriegsverbrechen. Und auch jenseits der juristischen: Es ist moralisch abscheulich, wenn man das Aushungern von Zivilisten für ein akzeptables Mittel hält.

        • @O.F.:

          "Es ist moralisch abscheulich, wenn man das Aushungern von Zivilisten für ein akzeptables Mittel hält."

          So verkürzt ausgedrückt haben Sie recht. Meine spontane Antwort ist moralisch nicht in Ordnung und war nicht ganz durchdacht.

          Ich will "einfach nur", dass die palästinensische/Hamas-Seite endlich, endlich kapituliert, wie wir im 2. Weltkrieg, damit der Krieg ein Ende hat und die noch lebenden Geiseln nach Hause können.

          Ich gehe davon aus, dass für Sie die Taten des 07.10.23 und das immer noch Festhalten der Geiseln ebenso "moralisch abscheulich" ist, auch wenn Sie es nicht erwähnt haben.

          Ebenso hoffe ich, dass Sie nicht nur auf Seiten Israels Verpflichtungen sehen, sondern auch auf der palästinensischen/Hamas-Seite.

        • @O.F.:

          Sobald die Hamas besiegt ist, mag das richtig sein. Gegenwärtig befindet sich Israel im Krieg. Und zeigen Sie mir einen Krieg, in dem eine Seite die Zivilbevölkerung des Gegners versorgt hat, solange der Krieg noch andauerte. Auch die Care Pakete der Amerikaner kamen erst nach der totalen Niederlage des NS-Regimes.

  • "Wegen mangelnder Hilfslieferungen droht in Gaza eine Hungersnot. Die jüdisch-palästinensische Gruppe Standing Together will das nicht hinnehmen."

    Finde ich sehr wichtig.

    Bleibt nur zu hoffen, dass Claudia Roth nicht nur den jüdischen Mitgliedern dieser Gruppe Beifall klatscht.

    • @Uns Uwe:

      "Finde ich sehr wichtig."

      Ich auch. Bedauerlich, dass sie Gaza nicht betreten durften.

  • Nur um es noch einmal klarzustellen: Als Besatzungsmacht hat Israel die Verantwortung die Versorgung im Gazastreifen sicherzustellen. Das nicht zu tun ist ein Kriegsverbrechen unter der vierten Genfer Konvention. Diese Versorgung zu behindern noch umso mehr.

    Dass anscheinend 68% der israelischen Bevölkerung dieses Kriegsverbrechen unterstützen, sollte uns zu denken geben und vielleicht auch die deutsche Politik beeinflussen. Dass sich einige mutige Israelis gegen diese schockierende Politik stellen ist ihnen hoch anzurechnen, eine Menge an Zivilcourage die nur wenige aufbringen würden unter so angeheizten Umständen.

    • @EinHistoriker:

      Genauso habe ich es auch im Unterrichtsfach "militärische Ethik" als damaliger Berufskader der NVA gelernt ( ja , auch dort wurde so etwas gelelehrt) und zwar unabhängig davon, was die Gegenseite auf dem "Kerbholz" hat! So sind die Regeln...für Israel, für Palästinenser, aber eben auch für Russen und Ukrainer....

    • @EinHistoriker:

      Du liegst falsch in dem Aspekt, dass Israel Besatzungsmacht ist. Dies ist bei laufenden Kampfhandlungen im internationalen Recht regelmäßig verneint worden. Faktisch haben sie nicht die durchdringung an Gewalt und Macht die Hamas mit ihrer Polizei hat im ganzen Gaza Streifen, Israel fokussiert sich auf Terror Infrastruktur mehr als auf Kontrolle der Menschen im kleinen.

      Übrigens ermöglicht Israel innerhalb der letzten zwei Wochen ca. 50% mehr Lebensmittellieferungen als vor einem Jahr. Dies reicht rechnerisch aus um ca. 4 Millionen Menschen zu ernähren. Du musst dir also keine Gedanken machen, dass nicht genügend kcal in den Gaza Streifen kommen. Die Zusammensetzung ist natürlich kritisierbar.

      Du kannst dir aber überlegen, dass höhere Effizienz am Checkpoint in Ägypten, die Öffnung der Grenze für Frauen, Kinder und Kranke (bei gleichzeitigen Identitätsfeststellungen um Täter*innen vom 7. Oktober Gerichten zuführen zu können) und eine bessere Verteilungsgerechtigkeit im Gaza Streifen die Lebensqualität und Sicherheit stark erhöhen kann. Dies benötigt auch kein Verkauf von Hilfsgütern und klauen der Lieferung durch Hamas wie es zur Zeit geschieht.

      Das wäre Aufgabe der der facto Regierung in Gaza, die dies abweist und lieber einen Todes und Opfer Kult vorantreibt um schreckliche Bilder zu erzeugen und eigene Kinder sterben zu lassen und Geiseln, teilweise zu Tode, foltert, statt sie freizulassen wie die UN es von Hamas und Co gefordert hat. Ja die Hamas offenbart hier auch wieder, dass es ihr nicht um die Menschen geht.

    • @EinHistoriker:

      "Als Besatzungsmacht hat Israel die Verantwortung die Versorgung im Gazastreifen sicherzustellen."

      Ob Israel die Besatzungsmacht ist, scheint noch ungeklärt. Die Kämpfe dauern an und Israel hat nicht gewonnen, nicht einmal im Norden.

      Ich selbst sehe Israel nicht als Besatzungsmacht, sondern als Kriegsgegner der palästinensischen/Hamas-Seite.

      "Dass sich einige mutige Israelis gegen diese schockierende Politik stellen ist ihnen hoch anzurechnen, eine Menge an Zivilcourage die nur wenige aufbringen würden unter so angeheizten Umständen."

      Bis zur ersten Polizeisperre zu fahren, erfordert nun nicht so viel Mut. Mir ist nicht klar, ob die Aktivisten wussten, dass sie ohnehin nicht weiterkommen würden. In Gaza reinzufahren, das wäre hilf- und aufschlussreich gewesen. ich frage mich ernsthaft, wie sie auf der palästinensischen/Hamas-Seite aufgenommen worden wären.

      • @*Sabine*:

        Ungeklärt ist das nur für sie. Jedes Stückl Gaza von dem Israel behauptet es von Hamas befreit zu haben, gilt rechtlich als unter israelischer Besatzung. Nur weil es sich verweigert die Verantwortung zu übernehmen, entbindet es das nicht von seinen Pflichten.

        Und selbst wenn Israel behauptet nicht direkt die Kontrolle zu haben, hat es trotzdem nicht das Recht Hilfslieferungen zu unterbinden. Das Verbot einer Blockade von Lebensmitteln etc. ist unabhängig von Besitz.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Danke für den eindrücklichen Artikel.

    Hätte da nur die Anmerkung, das es leider nicht über eine "drohende" Hungersnot geht.



    Sie ist bereits in vollem Gange, Kleinkinder verhungern bereits ...

  • "Drei Minuten gibt die Grenzpolizei den Aktivsten am Donnerstag, um die Straße zu räumen und umzukehren."

    Ich finde es falsch, dass die Grenzpolizei den Konvoi nicht auf militärisch nutzbare Güter untersucht hat und dann weiterfahren ließ. Es wäre für mich ein weiteres Mosaiksteinchen gewesen, um zu erfahren und besser verstehen zu können, was in Gaza gegenwärtig passiert.

    Üblicherweise werden in Gaza palästinensische Menschen, die mit jüdischen Menschen zusammenarbeiten, wegen angeblicher Kollaboration ohne Gerichtsprozess getötet. Was mit unbewaffneten jüdischen Menschen in Gaza passiert, kann ich nicht sagen. Ich will auch nichts unterstellen.

    Insofern wäre es für meinen Blick auf die palästinensische/Hamas-Seite und vielleicht auch die Weltöffentlichkeit, wichtig gewesen zu sehen, ob diese jüdisch-palästinensische Gruppe ihre Lebensmittel friedlich hätte ausgeben dürfen oder ob sie von der palästinensischen/Hamas-Seite, für was auch immer, zur Verantwortung gezogen worden wären.

    Ich frage mich auch, ob die Aktivisten es wirklich gewagt hätten, die Grenze nach Gaza zu überschreiten, wenn die IDF das erlauben würde.

    • @*Sabine*:

      "Üblicherweise werden in Gaza palästinensische Menschen, die mit jüdischen Menschen zusammenarbeiten, wegen angeblicher Kollaboration ohne Gerichtsprozess getötet. "



      Wo haben Sie das denn her?

      • @Des247:

        U.a. aus einem Artikel in der Frankfurter Rundschau, mit Bezug auf AP news. Aber wie so oft, weiß ich selbstverständlich nicht, ob die Information der Wahrheit entspricht.

        (In den sozialen Medien, tiktok und Telegram, sollen Videos und Fotos kursieren, da bin ich aber nicht angemeldet und kann es somit nicht prüfen.)

        Was ich in Zusammenhang mit dem 07.10.23 gelesen habe, ist, dass mindestens eines der Opfer noch schnell seine/ihre Kontakt- und Anrufliste gelöscht hat, damit die palästinensische/Hamas-Seite nicht so leicht erfahren kann, wer aus Gaza mit ihr/ihm Bekanntschaft gepflegt hat. Das muss aber selbstverständlich auch nicht stimmen.

    • @*Sabine*:

      Das Militär hat die Kreuzung unter Kontrolle gestellt, weil kleine eher Rechte Gruppen und Angehörige der Geiseln und Angehörige von ermordeten den Checkpoint blockiert hatten. Das Militär ermöglicht es dass Hilfslieferungen aus Israel nach Gaza über Ägypten durchgelassen werden. Ihre Kontrolle dient also der Sicherstellung von Hilfslieferungen.

      Hier wäre eine Registrierung mit der zuständigen Behörde relevant gewesen. Personen werden hingegen nicht einfach in den Gaza Streifen gelassen, auch wenn ich es ebenso interessant fänd zu sehen was passiert. Doch habe ich da dunkle Ahnungen.

      • @KonservativBürgerlich:

        "Hier wäre eine Registrierung mit der zuständigen Behörde relevant gewesen."

        Das wundert mich auch, dass die Gruppe das nicht versucht/gemacht hat. (Zumindest wird es im Artikel nicht erwähnt.) Dass so etwas, bei einem dermaßen wichtigen Anliegen, vergessen wird, ist bedauerlich. Vielleicht versuchen sie es nochmal mit Genehmigung.

    • @*Sabine*:

      "Üblicherweise werden in Gaza palästinensische Menschen, die mit jüdischen Menschen zusammenarbeiten, wegen angeblicher Kollaboration ohne Gerichtsprozess getötet. Was mit unbewaffneten jüdischen Menschen in Gaza passiert, kann ich nicht sagen. Ich will auch nichts unterstellen."



      Das tun Sie aber. Kollaboration bedeutet Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht. Wie kommen Sie darauf, dass jede Zusammenarbeit mit Juden darunter fallen würden? Z.B. hat die jüdischen israelische Journalistin Amira Hass jahrelang in Gaza gelebt.

      • @Francesco:

        Da habe ich mich verkürzt und somit missverständlich ausgedrückt. Ich bitte um Nachsicht.

        Ich bezog mich auf die im Artikel genannte jüdisch-palästinensische Gruppe und die im Artikel geschilderte Situation. Mir ist bekannt, dass bis zum 07.10.23 Gaza-Bürger u.a. in den überfallenen Kibuzzim mit jüdischen Menschen (zusammen)arbeiten durften.

        Dass Amira Hass einige Jahre in Gaza überleben und für israelische Zeitungen schreiben konnte, kann ich gut nachvollziehen. Ich gehe davon aus, dass vor dem Krieg auch Judith Butler dort willkommen gewesen wäre.

        Im Grundsatz geht es mir in meinem obigen Kommentar darum, ob die palästinensischen und jüdischen Mitglieder der im Artikel genannten Gruppe, ohne Begleitung der IDF, ihre Lebensmittel hätten abgeben und Gaza unbeschadet verlassen können.

        Das werden wir jetzt nicht mehr erfahren, wäre aus meiner Sicht aber hilfreich. Dann könnte "man", auch ich, evtl. seinen moralischen Kompass neu justieren.

  • Wenn man bedenkt, dass in Gaza etwa eine halbe Mio. Menschen vom Hungertod bedroht sind, kann ich nicht nachvollziehen, weshalb 68% der israelischen Bevölkerung sich gegen Hilfslieferungen für die Not leidenden Palästinenser in Gaza aussprechen. Auch dann nicht, wenn ich einrechne, dass es alleine die Hamas war, die am 7. Oktober dieses Tor zur Hölle aufgestoßen hat und mir die Bilder von deren schrecklichen Gräueltaten immer wieder ins Gedächtnis rufe.



    Eine Verweigerung oder Behinderung der Lieferung von Lebensmitteln, Medikamenten und medizinischem Gerät wird auch keine der Geiseln lebendig nach Israel zurück bringen - und DAS muss das oberste Ziel bleiben. Im Namen der Menschlichkeit.



    Im vollen Wissen um die Verstrickungen der Zivilbevölkerung in Gaza mit den Terrortaten der Hamas, eine Bestrafung von Millionen Menschen - indem man ihnen jegliche Hilfe vorenthält - kann nicht das Ziel sein, mit dem Israel Frieden und Sicherheit erlangt.



    Meine Solidarität mit den Friedens- und Menschenrechtsaktivisten in Israel, die unter schwierigen, (verständlicherweise) emotional aufgeladenen Bedingungen dort wichtige Versöhnungsarbeit leisten - sie haben eigentlich den Friedensnobelpreis verdient. Und sie sind KEINE Kollaborateure oder Helfershelfer der palästinensischen Terroristen, wie ihnen von rechter Seite unterstellt wird. Sie tun mehr für die Zukunft Israels als Netanyahu und seine rechtslastige Regierung.

    • @Abdurchdiemitte:

      Es gibt sogar Demonstranten die versuchen Hilfslieferungen zu blockieren.



      Laut einem Kurzinterview glauben manche der Blockierer nicht, dass es in Gaza Nahrungsknappheit gibt und gauben alles ginge an Hamas.

    • @Abdurchdiemitte:

      Mich wundert es weniger, dass 68% der Menschen in Israel so denken - wer sich bedroht fühlt, zeigt selten Empathie mit dem "Feind" (das selbe gilt für die palästinensische Seite). Was ich erschreckend finde, ist eher die Tatsache, dass auch hier, im sicheren Deutschland, nicht wenig denken, es wäre akzeptabel, Hunger als Waffe einzusetzen. Und ähnliches kann man ja bei anderen Konflikten auch beobachten: die werden allzu schnell zur Projektionsfläche für all diejenigen, die schon immer enthemmt hassen wollten und nur einen Anlass dafür brauchen.

      • @O.F.:

        "... für all diejenigen, die schon immer enthemmt hassen wollten und nur einen Anlass dafür brauchen."

        Ich gehe eher davon aus, dass der 07.10.23 (aus meiner Sicht berechtigt) viele, viele Menschen verstört, schockiert und in ihrem Innersten getroffen hat. Die Menschen mit denen ich gesprochen habe (und das sind keine jüdischen/israelischen Menschen), sehen den 07.10.23 tatsächlich als größtes Pogrom gegen jüdische Menschen seit den KZ und sind schlichtweg fassungslos ... auch wegen der sadistischen Ausprägung des Angriffs. Die haben die schlimmsten Alpträume vieler Menschen in die Tat umgesetzt.

        Meiner Meinung nach wird die palästinensische/Hamas-Seite nicht gehasst, von mir übrigens auch nicht, sondern ihre Handlungen als so unglaublicher Zivilisationsbruch wahrgenommen, dass es nicht akzeptiert werden kann und für die sie zur Rechenschaft gezogen werden muss.

      • @O.F.:

        "Was ich erschreckend finde, ist eher die Tatsache, dass auch hier, im sicheren Deutschland, nicht wenig denken, es wäre akzeptabel, Hunger als Waffe einzusetzen. " Haben sie dazu eine gute Quelle oder ist dass ihre subjektive Einschätzung ?

        • @Rabenbote:

          Dazu müssen Sie nur mal hier unter Nahostartikeln die Kommentare lesen. Da kommt immer: "Hamas könnte alles stoppen wenn es das wollte" als Antwort auf diese Vorwürfe, als ob das auf irgendeine Weise Israel seiner humanitären Pflichten entbinden würde.

          • @EinHistoriker:

            Ändert aber nichts daran, dass die Hamas tatsächlich das Leid sehr schnell beenden könnte. Und das wird sehr gerne von Israelkritikern vergessen und in Diskussionen völlig außen vor gelassen.

          • @EinHistoriker:

            Ich denke es geht eher darum, ob man der palästinensischen/Hamas-Seite und deren Verbündeten glaubt, dass zu wenige Lebensmittel nach Gaza gelangen und davon ausgeht, dass die jüdische/Israel-Seite das bewusst verhindert oder der jüdischen/Israel-Seite glaubt, dass die Hilfsorganisationen die Lebensmittel zu langsam in den Gaza-Streifen bringen und sich die kontrollierten LKW am Grenzübertritt stauen.

            Die Meinung, dass die palästinensische/Hamas-Seite durch ihre Kapitulation die Situation sofort entschärfen könnte, vertrete ich allerdings auch.

            • @*Sabine*:

              Diese von ihnen dargestellten Seiten gibt es nicht. Selbst die USA kritisieren das Verhalten von Israel im Hinblick auf die Blockade humanitärer Hilfe. Wenn der engste Verbündete das tut, gibt es nicht wirklich Zweifel.

  • Wie man es auch immer sehen will, ich verstehe die Vorgehensweise der israelischen Regierung nicht. Ob die Leute dort verhungern oder die Not übertrieben wird, niemand kann glauben, die Hamas wäre in irgend einer Weise verhandlungsbereiter, wenn die Leute von Gaza verzweifelt sind. Im Gegenteil wurde so die Plünderung von Transporten provoziert. Die israelische Regierung scheint sagen zu wollen, seht her, wir haben immer gewusst wie undiszipliniert die Palästinenser sind. Zudem habe die böse Hamas die Leute angestiftet. Ob und wie das die Freilassung von Geiseln wahrscheinlicher macht, interessiert dagegen nicht. Besser lässt man die Wut hochkochen. Soll diese Wut dann im Waffenstillstand weitergehen? Welche dauerhafte Friedenslösung wäre dann möglich?