Hohe Boni für den Bahnvorstand: Sie hauen sich die Taschen voll
Die Sanierung der Bahn wurde lange verschleppt, jetzt häufen sich die Probleme. Die Konzernchefs kassieren trotzdem ab – etwa wegen des Frauenanteils.
E s ist nicht zu fassen: Die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn sollen Boni in Millionenhöhe ausgezahlt bekommen – als wäre der deutsche Schienenverkehr in einem ausgezeichneten Zustand und der Staatskonzern kein Sanierungsfall.
Der Bahnvorstand ist verantwortlich für Milliardenschulden, die auch durch völlig überflüssige Großprojekte wie etwa Stuttgart 21 entstehen, die finanziell total aus dem Ruder laufen. Über viele Jahre haben die Vorstände zudem Reparaturen und Modernisierungen verschleppt – und jetzt, nachdem die überfälligen Sanierungen endlich begonnen haben und allerorten Baustellen sind, ist ihr Krisenmanagement miserabel. Deshalb und weil sie nicht für genug Personal sorgen, gibt es Verspätungen und Zugausfälle wie noch nie.
Trotz ihres offensichtlichen Unvermögens werden die Bahnmanager:innen fürstlich belohnt. FDP-Verkehrsminister Volker Wissing hat zwar die dringend notwendige Bahnsanierung endlich angepackt. Aber die Bahnchefs lässt er genauso weitermurksen und dabei bestens bezahlen, wie es seine CSU-Vorgänger getan haben. Das ist ein großer Fehler.
Mieser Trick mit dem Frauenanteil
Die Bahnbosse sind ohnehin überbezahlt. Bahnchef Richard Lutz verdient weit mehr als der Bundeskanzler. Das ist nicht angemessen. Die leistungsbezogenen Zulagen zum Grundgehalt werden nach einem abstrusen Berechnungssystem festgelegt. Ein Beispiel: Weil der Frauenanteil unter den Führungskräften mit 27 Prozent genau einen Prozentpunkt über dem gesetzten – ausgesprochen niedrigen – Ziel liegt, gilt die Vorgabe bei der Bonuszuteilung als zu 200 Prozent erfüllt.
Personalvorstand Martin Seiler bringt dieser Punkt satte 256.000 Euro Zulage. Das ist derjenige, der in Tarifkonflikten den Gewerkschaften mit Hinweis auf die wirtschaftliche Lage der Bahn gerne maßlose und überzogene Forderungen unterstellt.
Was, bitte, ist das für eine Doppelmoral: im Tarifkonflikt mit der GDL den Hardliner geben und den Beschäftigten kaum einen Reallohnzuwachs gönnen – aber selbst die Taschen nicht voll genug bekommen.
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