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Heizen, Strom, Daseinsvorsorge?
Wer kann es sich vorstellen, ohne diese Dinge zu leben? Sicherlich wenige.
Gehört also dem Kapitalismus entzogen.
Die Schnäppchenjäger sind eine Stütze des Kapitalismus.
Keiner hat das Prinzip so verstanden wie sie, der Nächste ist dein Feind, weil Konkurrent.
Und weil Fracking Gas wohl demnächst auch bei uns die Wohnung heizt, wirds wohl am Anfang ein Schnäppchen.
Und die Schäden haben ja die Anderen.
Weiter so.
Man könnte meinen, unterschiedliche Tarife für Neu- und Bestandskunden seien etwas Neues. Es gab sie schon lange. Seit Jahrzehnten bezahlen Kunden, die einen Vertrag abschleßen, regelmäßig zahlen und weiter keinen Ärger und Mühe machen, deutlich mehr und subventionieren die Schnäppchenjäger, die alle Jahre neu den Billigsten suchen und viel mehr Aufwand verursachen. Nie haben die Verbraucherzentralen sich daran gestört.
Jetzt geht es einmal nicht um fragwürdiges Verschieben von einer Kundengruppe zur anderen, es geht um echt anfallende Kosten und die Oberschlauen verlangen von genau denen, die sie jahrzehntelang als dumm verhöhnt haben, für sie zu zahlen. Warum?
Im übrigen konnte mindestens ich den liberalisierten Energiemarkt sehr gut überblicken. Ich wußte und weiß, wer ein Verteilungsnetz hat, Kraftwerke und eine technische Wartungsmannschaft und wer nur über einen Briefkasten verfügt, ein Callcenter im Ausland und eine große Rechtsabteilung. Geheim war und ist das noch nie. Aber ich bin ja auch doof wie meine klugen Nachbarn immer wieder anmerkten.
"Es ist ja geradezu Bürgerpflicht des "kleinen Mannes" (m/w/d) durch regelmäßiges Wechseln den bösen Großkonzernen so wenig Geld wie möglich für die dringend benötigte Wärme in der Wohnung in den Rachen zu werfen. "
Nur insoweit wie "Geiz ist geil" jetzt schon Bürgerpflicht ist.
Immer nach Regulierungen schreien. So gewinnt man global 🤦🏼♂️
Weil es keine (ganz) armen Menschen betrifft, ist es in Ordnung? Nunja, das hier ist die TAZ und daher von der Richtung so erwartbar. Aber abgesehen davon, dass die Behauptung, es betreffe keine (ganz) armen Menschen, falsch ist*, ist auch die Schlussfolgerung falsch und für die TAZ überraschend.
Es ist ja geradezu Bürgerpflicht des "kleinen Mannes" (m/w/d) durch regelmäßiges Wechseln den bösen Großkonzernen so wenig Geld wie möglich für die dringend benötigte Wärme in der Wohnung in den Rachen zu werfen. Warum also die Schadenfreude?
(*Ob man einen guten oder schlechten Schufa-Score hat, hängt weder von Einkommen noch von Vermögen ab. Über beides hat die Schufa keine Informationen. Es hängt vom bisherigen Zahlungsverhalten ab. Und selbst als Student mit sehr wenig Geld habe ich Handyvertrag, Kreditkarte, Internetvertrag und Billig-Gasvertrag bekommen.)
"Geiz ist eben nicht geil"
Das gilt aber bitte auch für die EU > keine Langfrist-Verträge, also Schnäppchenjagt am Spotmarkt.
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Höhere Gaspreise für Schnäppchenjäger: Geiz ist eben nicht geil
Verbraucherzentralen beklagen, dass die ehemalige Kundschaft von Billiganbietern mehr zahlen soll. Die Kritik ist unberechtigt.
Wer kocht schon gern auf kleiner Flamme Foto: imago
Den Preis fürs Ausleben der Geiz-ist-geil-Mentalität hierzulande zahlen sonst Textilarbeiter:innen in Asien oder Kleinbäuer:innen im Globalen Süden. Bei der aktuellen Versorgung mit Gas schlägt die Schnäppchenjagd auf viele Verbraucher:innen zurück: Weil ihr Billiganbieter den Vertrag gekündigt hat, müssen sie in die sogenannte Grundversorgung und sollen dort einen höheren Preis zahlen als Bestandskund:innen.
Ein Argument der Grundversorger: Für die Neuen muss zum bereits bestellten Gas neues zugekauft werden, das besonders teuer ist. Die Empörung ist groß, Verbraucherzentralen regen sich mächtig auf und gehen deshalb gegen Grundversorger vor. Das ist falsch.
Um es gleich vorwegzunehmen: Betroffen von den Kündigungen sind in erster Linie nicht die Ärmsten, denn die werden von Billiganbietern oft wegen zu geringer Bonität abgelehnt. Und auch bei allen anderen ist nicht einzusehen, warum sie jetzt für jene Pfennigpfuchser:innen aufkommen sollen, denen alles egal ist, solange sie selbst einen guten Schnitt machen. Ohne unterschiedliche Tarife für neue und alte Kundschaft wären höhere Preise für alle die Folge.
Es stimmt, dass Verbraucher:innen den liberalisierten Energiemarkt schwer überblicken können. Viele können nicht einschätzen, wie tragfähig das Geschäftsmodell der Billiganbieter ist. Aber sie lassen sich auf das Risiko ein und sollten deshalb auch die Konsequenzen tragen, wenn es schiefgeht.
Grundsätzlich allerdings haben Risikoverträge in der Energieversorgung nichts zu suchen. Es braucht strenge staatliche Regeln. Dass das grün geführte Wirtschaftsministerium den aus den Fugen geratenen Markt in verbraucher:innenfreundliche Bahnen lenken will, ist richtig. Dabei zeichnet sich ab, dass Neukund:innen bei Grundversorgern nur übergangsweise einen höheren Tarif zahlen sollen. Sie würden langfristig nur den finanziellen Vorteil verlieren, den sie bei den Billiganbietern hatten. Das ist in Ordnung. Schließlich hatten arme Verbraucher:innen gar nicht erst die Gelegenheit, sich diesen Vorteil zu verschaffen.
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Kommentar von
Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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