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Höfesterben in der LandwirtschaftViele Bauern haben selbst Schuld

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Landwirtschaft muss weniger produzieren, damit sie bessere Preise für ihre Produkte bekommt. Dann kann sie auch mehr für Umwelt und Tiere tun.

Tatsächlich gaben von 2007 bis 2019 rund 17 Prozent der Höfe in Deutschland auf Foto: Arnulf Hettrich/imago

W ut und Verzweiflung treiben viele Bauern in diesen Monaten auf die Barrikaden. Sie blockieren mit ihren Traktoren Lager von Supermarktketten wie Aldi oder Lidl. Sie laden frühmorgens Heuballen vor dem Haupteingang eines Ministeriums ab. Manche hissen die schwarze Fahne mit Pflug und Schwert einer Bauernbewegung, die in den 1920er Jahren mehrere Bombenanschläge verübte. Alle protestierenden Bauern klagen, sie würden zu wenig verdienen und müssten deshalb immer mehr Höfe schließen.

Tatsächlich gaben von 2007 bis 2019 laut amtlicher Statistik 17 Prozent der Höfe in Deutschland auf. Jetzt bleiben nur noch 266.000 – Tendenz: fallend. Der wichtigste Grund dürfte die oft schlechte wirtschaftliche Lage sein. Seit 2005 betrug das durchschnittliche Nettobetriebseinkommen aus Agrartätigkeiten pro Arbeitsstunde der EU-Statistikbehörde zufolge je nach Jahr nur 24 bis 84 Prozent dessen, was in der Gesamtökonomie verdient wurde.

Deshalb müssen manche Höfe schließen, wenn der Staat oder der Handel ihnen mehr Umwelt- oder Tierschutz als bisher abverlangt. Denn es kostet eben meist mehr, beispielsweise Schweine mit Auslauf im Freien statt nur im Stall zu halten.

Doch das kann kein Argument sein, auf strengere Vorschriften zu verzichten. Denn sie sind dringend notwendig: In der konventionellen Landwirtschaft kommt das meiste Vieh nie an die frische Luft. Die Branche verursacht dem bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstitut zufolge rund 14 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland. Und es mehren sich die Hinweise darauf, dass die Landwirtschaft maßgeblich für das Insektensterben verantwortlich ist.

Die Angst vor Billigimporten aus Nicht-EU-Staaten ist wegen der hohen Zölle unbegründet

Die Bauern müssen also zum Beispiel weniger Tiere halten, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Dann werden sie nicht mehr die Hälfte ihrer Schweinefleischproduktion exportieren können, sondern fast nur noch für den Binnenmarkt produzieren. Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Denn Bauernhöfe im Hochlohnland Deutschland können langfristig einfach nicht gegen Konkurrenten etwa in China bestehen. In der Volks­re­pu­blik wird gerade die größte Schweinefarm der Welt gebaut: In 21 Gebäuden sollen pro Jahr insgesamt 2,1 Millionen Schweine „produziert“ werden. Derartige Größenordnungen mit ihren Kostenvorteilen sind in Deutschland völlig illusorisch.

Wenn die Bauern in der EU weniger produzieren, schrumpft das Angebot. Die Angst, dass Nicht-EU-Länder mehr nach Europa exportieren würden, ist wegen der hohen Importzölle unbegründet. Am Ende würden die Preise etwa für Fleisch steigen. Dann hätten die Bauern auch mehr Geld dafür, ihre Tiere artgerechter zu halten, etwa auf Stroh und ohne Amputationen, um sie an die Ställe anzupassen. Ackerbauern könnten zum Beispiel weniger Pestizide und Dünger verwenden sowie mehr Fläche für Artenvielfalt zur Verfügung stellen.

Diesen Wandel muss der Staat durch strengere Vorschriften initiieren, damit die Höfe mit niedrigeren Billigstandards nicht die ausstechen, die bereits umwelt- und tierfreundlicher arbeiten. Am besten macht das die EU, angeschoben durch die einflussreiche Bundesregierung. Aber Deutschland sollte nicht auf Europa warten, sondern auch allein vorangehen. Agrarministerin ­Julia Klöckner muss endlich eine Tierwohlabgabe auf den Weg bringen: Auf jedes in Deutschland verkaufte ­­Kilogramm Fleisch würde eine Abgabe fällig, mit der Landwirte dann ihre höheren Kosten aus­gleichen könnten. Aus Gerechtigkeitsgründen muss im Gegenzug der Hartz-IV-Satz erhöht werden.

Ganz ohne die Verbraucher zu belasten, könnte die EU ihre jährlich rund 55 Milliarden Euro Agrar­subventionen nutzen, um die Landwirtschaft zukunftsfest zu machen. Bisher bekommen die Bauern das meiste Geld pro ­Hektar Fläche, weitgehend unabhängig davon, wie sie ihn bewirtschaften. Dieses System verstärkt die ­Größenvorteile riesiger Betriebe und fördert kaum umweltfreundliches Wirtschaften. Das wäre anders, wenn die EU das Geld nur für konkrete ­Umwelt- und Tierschutzleistungen zahlen würde.

Zuschüsse der Agrarministerin helfen kaum

Klöckners Antworten sind völlig ungenügend. Sie lässt den Bauern derzeit 1 Milliarde Euro auszahlen, damit sie sich zum Beispiel Geräte kaufen, mit denen sich Dünger genauer und effizienter ausbringen lässt. Zudem stellt der Bund 2020 und 2021 insgesamt 300 Millionen Euro für den Umbau zu tierfreundlicheren Ställen zur Verfügung. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Berater des Agrarministeriums haben einen Bedarf von 3 bis 5 Milliarden Euro pro Jahr errechnet. Auch die von Klöckner mitgestaltete Reform der EU-Agrarsubventionen wird nicht viel bringen. Zwar erlaubt sie den Mitgliedstaaten, ihren Bauern größere Gegenleistungen für die Umwelt abzuverlangen, aber diese Möglichkeit werden sie kaum nutzen, um nicht die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Landwirte gegenüber derer anderer EU-Staaten zu gefährden.

In die Irre führt auch Klöckners Rhetorik gegen die Supermarktketten, die sie vom Bauernverband übernommen hat. Nicht die Händler haben das Problem der Bauern verursacht. Wenn eine Kette nicht den für sie bestmöglichen Preis aushandeln würde, unterläge sie irgendwann ihren Konkurrenten. Verantwortlich sind die Landwirte selbst, die mehr produzieren, als sie zu guten Preisen verkaufen können.

Die Mehrheit der Bauern will auch keine Agrar­wende zum Prinzip Klasse statt Masse. Das belegt vor allem die Tatsache, dass die meisten immer noch CDU/CSU oder FDP wählen. Also genau die Parteien, die jahrzehntelang die Bauern mit ihrer Exportpropaganda auf den Holzweg geführt haben. Diese Bauern sollten die Schuld an ihrer Misere weniger bei anderen suchen als bei sich selbst – und daraus bei den nächsten Wahlen Konsequenzen ziehen.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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40 Kommentare

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  • In diesen Wohlstandsdiskussionen lassen wir immer wieder völlig außer acht, dass täglich Menschen auf der Welt verhungern. Die Landwirtschaft muss weltweit beurteilt werden. Mit unseren vollen Regalen können wir uns den Luxus leisten, weltweit sieht das leider anders aus.

  • "In der Volks­re­pu­blik wird gerade die größte Schweinefarm der Welt gebaut: In 21 Gebäuden sollen pro Jahr insgesamt 2,1 Millionen Schweine „produziert“ werden. Derartige Größenordnungen mit ihren Kostenvorteilen sind in Deutschland völlig illusorisch."

    Zynischer geht es ja wohl nicht ! gerade die chinesischen Kommunisten sind es die Weltherschaft anstreben - ohne irgendwelche verbindlichen Richtlinen - schaut nach Hong Kong!

    Der Autor denkt ziemlich kleinkariert.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Also dieses Titelbild muss man nicht verstehen.



    Aber würde ich gerne.

    • @91491 (Profil gelöscht):

      Meine Interpretation: Der Bauer, der Union (christliche Parteien) wählt, ist selbst schuld (s.Überschrift).

  • "Diese Bauern sollten die Schuld an ihrer Misere weniger bei anderen suchen als bei sich selbst.."

    vielleicht kann der Autor selbst seinen klugen Worten folgen ; )

    Jeder entscheidet selbst was er kauft, es gibt relativ fair erzeugte Tierprodukte zu kaufen. Sie werden leider nur wenig gekauft. Solange es kaum Wertschätzung für Nahrung und Natur gibt hilft keine zusätzliche Abgabe. Der Ruf nach der Politik ist nichts als ein Alibi um aus der Eigenverantwortung als Käufer zu kommen.

    Nur am Rande: Eine Tierwohlabgabe verteuert das Produkt, also ist ein billig produziertes Produkt + Abgabe 'marktfähiger' als ein aufwändig hergestelltes Produkt + Abgabe.



    Das eigentlich 'bessere' Produkt wird noch schwerer verkauft werden da es dann mehr kostet als eigentlich notwendig wäre, oder liege ich da falsch?

  • Stimme grösstenteils zu! Wenn Bauern CxU wählen sind sie selber schuld an ihrem Untergang.

    "Aus Gerechtigkeitsgründen muss im Gegenzug der Hartz-IV-Satz erhöht werden."



    ist aber zu hinterfragen: MUSS die Gesellschaft den Ärmeren den Fleischkonsum finanzieren?

    Wenn, dann sollte der Satz generell erhöht werden, einfach um den gesamten Geldumsatz anzuheben, denn da schneidet sich Deutschland ins eigene Fleisch, wenn man sich auf dem niedrigstmöglichen Niveau einpendelt.

    • @Mitch Miller:

      Die Landwirte interessieren keine Partei mehr, dafür sind sie einfach zu unbedeutend. Meinen Sie etwa das die Grünen oder die Linke einen Wahlkampf machen für höhere Erzeugerpreise, damit im Gegenzug der Verbraucher höhere Kosten hat ?



      Billige Lebensmittel sind seit Jahrzehnten der Leim der das Gefüge unseres Staates zusammenhält. WARUM sollte irgendwer daran was ändern ?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Die Landwirtschaft muss weniger produzieren, damit sie bessere Preise für ihre Produkte bekommt. Dann kann sie auch mehr für Umwelt und Tiere tun.

    Besser kann man es kaum auf den Punkt bringen.



    Die großen Massentierhalter schlicht verbieten!

  • 0G
    09139 (Profil gelöscht)

    Kapitalismus:



    Anhäufung von Reichtum auf einzelne.



    Andere sind zwangsläufig billiger.



    ( auf Kosten der Umwelt und der Menschen)



    Noch mehr bestellen beim billigen, die einzelnen werden dadurch noch reicher und die anderen noch ärmer.



    Der kapitalistische Kreislauf beraubt sich seiner Grundlagen.



    ( die Umwelt wird zerstört, die Ungleichheit wird immer stärker).

    Wenn jeder weltweit auf dem gleichen Niveau ist, gibts auch keine Ausbeutung mehr.

  • Das mit der Skalierung der biologischen Landwirtschaft ist so eine Sache. Klingt in der Theorie erstmal toll, doch dann bräuchte man eben auch gleich viel mehr Ackerfläche als jetzt, da man als Biobauer relativ gesehen mit geringeren Erträgen und mehr Ausfällen rechnen muss. Ergo würde die CO2 Belastung sogar noch weiter ansteigen und nicht sinken. Bio und Klimafreundlich sind eben nicht unbedingt das Gleiche.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Julius Anderson:

      Auch die biologische Landwirtschaft muss sich wandeln und neue Erkenntnisse und Methoden zulassen. Aber richtig, entweder ist der Ertrag niedriger oder der Arbeitsaufwand höher. Aber bei den unsinnigen Energiepflanzen gibt es Flächenreserven und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen kann der Verlust verringert werden, ohne die Natur gänzlich zu zerstören. Dazu braucht es fortschrittliche Biobauern. Ein Problem ist Demeter.



      Demeter basiert auf einem geschlossenen unwissenschaftlichen Weltbild, da kann sich nichts entwickeln. Aber die produzieren mit viel Aufwand gute Qualität. Für das Klima sicher nicht optimal. Als Museum aber geeignet und der Kohlenstoffgehalt des Bodens ist hoch.

    • @Julius Anderson:

      Landwirtschaft=Nahrungsmittelproduktion?



      So lange landwirtschaftliche Betriebe, die sich nun im Namen des Klimawandels zu Energieproduzenten erklärt haben, in grenzenloser Monokultur die Landschaft verunstalten, werfen wir mit "dem Schinken nach der Wurst"!

    • @Julius Anderson:

      "da man als Biobauer relativ gesehen mit geringeren Erträgen und mehr Ausfällen rechnen muss."

      Nur wenn man an die Lügen der Agrarchemielobby glaubt.

      Z.b. Milpa gegen Monsanto Genmais - Milpa im 5 Jahresmittel besserer Ertrag, wesentlich robuster bei zu viel/zu wenig Wasser,...

      • @danny schneider:

        Wenn dem so wäre dann würde doch jeder Bauer auf Bio umstellen. Schließlich kann man für Bioprodukte ja auch deutlich mehr Geld verlangen.



        Ich lasse mich jedoch gerne belehren, wenn Sie für Ihre Aussagen irgendwie belegen können.

        Meine Annahme basieren auf persönlichen Erfahrungen. Da ich ursprünglich aus einer ländlichen Gegend stamme kenne ich ein paar Bauern und zwei von ihnen sind in der Vergangenheit auf Bio umgestiegen und nach einigen Jahren wieder zur konventionellen Landwirtschaft zurückgekehrt, weil die Biologische Landwirtschaft aus ihrer Erfahrung heraus zu Anfällig war.

        • @Julius Anderson:

          Belegen? da schlummert irgendwo eine schöne Doku drüber in den Archiven der ARD. Getestet hat das übrigens eine Testfarm des US Landwirtschaftsministeriums.

          Schon mal darüber nach gedacht das es sehr viele gibt die kein Interesse haben, das sowas groß bekannt wird? Man müsste für andere Verfahren natürlich oft die Maschinen umbauen oder sogar mehr von Hand machen. Aber bei mindestens 4 Milliarden Menschen zu viel auf der Erde mangelt es an Händen ja nicht.

          Agrarchemie ist ein Milliardenbussines. In den USA ist das quasi einer der 4-5 größten Industriezweige.

          Niemand wird Ihnen sagen es geht ohne, niemand wird das in Schulen lehren! Gott, nachher glauben die das in Indien, Asien, Südamerika auch noch. Ne, die sollen brav weiter kaufen.

  • Winzige Familienbetriebe sind halt zu klein, um effizient zu produzieren und auch noch für Tierschutz und Umweltschutz zu sorgen. Zeit für Grossbetriebe und effiziente Massenproduktion mit hohen Standards für Menschen und Umwelt.

  • Bei Umstellung auf Bio erledigt sich das mit weniger Masse von selber.

    • @Fezi:

      Genau - um dann gleichzeitig Klasse zu produzieren. Genau, as wir brauchen.

      Wer braucht denn diese Massen? Um damit preissdrückend auf dem internationalen Markt mitmischen zu können? Was für ein Schwachsinn!

      Wir zerstören andere Märkte und wundern uns dann über Armut, Hungersnöte und Flüchtlinge! Wie dämlich kann man eigentlich sein?

  • Jenseits von Schuldfragen:



    wie kann der industrielle - hier agrarkapitalistische - Konzentrationsprozess gestoppt und umgekehrt werden.



    viele kleine Höfe mit 50-100 Tieren wären richtig - allein wegen den Folgen einer Tierkrankheit.



    Also jede Konsumperson bekommt verordnet alle 4-5 Wochen 200gramm Fleisch/ Wurst/Fisch zu essen. Mehr nicht. Und das nur von Tieren ohne Antibiotika. Mit transparenten Kriterien.



    Doch diese Konzentrationsprozesse sind überall zu sehen, auch bei ambulanten Ärzten/ Orthopäden, Bäckerei-Ketten, etc.



    Das ist der typische Prozess der Bildung von Anbietermärkten gegen Nachfragemärkte in einer Marktwirtschaft.

  • Wer wird den auf die Gäule einschlagen, wenn der Karren im Dreck steht? Die Bauern werden seit Jahrzeiten mit unglaublichen Fördertöpfen dazu ermuntert das Grundwasser zu überlasten und das Artensterben zu ignorieren. Wenn Entscheidungen so schwer nachvollziebar und so rigeros gegen den Willen des Volkes getroffen werden, wie das in der Landwirtschaft der Fall ist, würde sich der Blick darauf schon lohnen, wer wirklich auf den Kutschbock sitzt.



    Sonst wird man sich ewig wundern!

  • Es gibt etwas, das nennt sich Kartell. Und Kartelle sind verboten.

    Der Gedanke



    Wenn die Bauern in der EU weniger produzieren, schrumpft das Angebot.

    Funktioniert nur, wenn sich alle daran halten. Das ist aber verboten, da dies den Wettbewerb beschränkt. Zudem bin ich gespannt wir bei 255000 Höfen alleine in Deutschland, die Absprache läuft.

    "Auf jedes in Deutschland verkaufte ­­Kilogramm Fleisch würde eine Abgabe fällig, mit der Landwirte dann ihre höheren Kosten aus­gleichen könnten."

    Dies führt ja wieder dazu, dass sich Masse rechnet.

    Das einzige, was von dem Artikel bleibt: Es muss geprüft werden, ob die Subvention für die richtigen Zwecke erfolgt.

    • @Strolch:

      Die Tierwohlabgabe scheint nur ein neuer Weg, den inländischen Verbraucher zu zwingen, Exportüberschüsse zu subventionieren! Ja, gesetzliche Auflagen für Umwelt und Tierwohl scheinen erforderlich. Daran müssen die Bauern sich anpassen und viele werden die Anpassung nicht überleben. Dem Land schadet das nicht, solange die Hälfte des Schweinefleisches und fast soviel unserer Milch in den Export geht werden wir nicht an Unterversorgung leiden.



      Es darf nicht immer die Allgemeinheit sein, die untaugliche Geschäftsmodelle finanziert.

      Also liebe Landwirte: Übernehmt Verantwortung für verfehlte Planungen und Annahmen und beschuldigt nicht die Einzelhändler. Die tun nichts anderes as das, was sie sollen: Die Bevölkerung best- und billigstmöglich zu versorgen.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Peter Knoedel:

        Das machen die Bauern, aber die Bevölkerung möchte eben Biomilch für 1,10/Ltr. und Angusrind für 7/Kg. Die Bauern müssen liefern , was der hippe Großstädter so will. Darauf einen Latte aus der Mareinke Markthalle für 4.50€, weil Dienstleistung.

  • Ach Herr Maurin - Null checkung & mal mit - “selbst in Schuld!“ - die! Bauern - vor‘s Loch schieben. Geht’s noch!



    &



    Sag‘s mal meinen Cousins bzw deren Kids weiter. Alles Vollhufner + - plitsche Jungs & trotzdem klemmt‘s!



    &



    Der letzte Absatz: “Hol wiss un - Lot mi an Lann. Liggers 'n bannig fixen Dutt! Kann liggers Kattenshiit in Düstern rüken! Nee Nee! De Jung! Dee weet doch vonne Steenstroot nix aff!“

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Bei Monopoly hat zum Schluß auch einer alles Geld.



    Das ist Mathematik.



    Im richtigen Leben gibt es dann alle paar Jahrhunderte eine Revolution mit Bodenreform.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Im richtigen Leben sterben die Menschen bevor einer alles hat und die Erben bringen das Vermögen i.d.R. innerhalb von zwei Generationen durch. Ausnahmen bestätigen die Regel.

      Die Verhältnisse ändern sich zwar kaum oder nur geringfügig, doch die Akteure wechseln durchaus häufig.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Julius Anderson:

        Im richtigen Leben übernehmen Investoren die Höfe.



        Deutschland ist ein sicherer Hafen für das Kapital aus aller Welt. Wer Angst vor der Revolution im eigenen Land hat, kauft hier Immobilien. Gleiches gilt für die deutsche Oberschicht.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Von Höfen haben Sie zuvor kein Wort gesagt. Aber gut. Viele Höfe werden von Investoren gekauft aber auch Investoren sind nicht unsterblich oder vor Insolvenz gefeit.

          Es stimmt schon das viele Wohlhabende aus dem Ausland sich in Deutschland einkaufen und zwar nicht nur in Immobilien. Ob es eine Kluge Idee ist dies zuzulassen ist sicher diskutabel, ich halte es z.B. auch für keine gute Idee deutsche Firmen im großen Umfang an Chinesische Investoren zu verkaufen. Aber gut,... das ist hier nicht Kernthema.

          Die Reichen kaufen sich in Deutschland ein weil sie das politische System in Deutschland für sehr robust halten und ihnen diese Sicherheit wichtiger ist als ihr Geld zu mehren. Denn an den Immobilien, die man aktuell noch kaufen kann verdient i.d.R. nur noch der Makler gut.

  • Sehe ich alles genau so.Wir brauchen mehr Klasse statt Masse.Dann wird auch Klasse wieder bezahlbar.Es ist mittlerweile schwer geworden irgendeine Wurst zu bekommen die auch schmeckt.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Der Verbraucher greift nun mal zur Milch für 99 Cent der Liter und nicht zur Milch für 1,68 Euro.

    Der Bauer der als erstes Klasse statt Masse produziert, ist auch als erstes Weg vom Markt.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Es ist ziemlich unverfroren, ausgerechnet dem hart arbeitenden Lebensmittelerzeuger plakativ die Hauptschuld zuzuschieben, in einer Situation, die wahrhaftig einer gründlicheren Betrachtung bedarf von Subventionsmechanismen, Erpressungsgebaren der Handelsketten, Verbraucherverhalten, Wetterabhängigkeiten, Energie- und Maschinenkosten und, und, und ...



      Und das bei endlosen Arbeitszeiten, seltenem Urlaub, schwieriger Sozial-Kranken-Alterssicherung und eines oft noch notwendigen Zweitjobs.



      Mir verschlägt so eine Nichtachtung immer wieder die Sprache.

      • @snowgoose:

        Dies ist nicht als Vorwurf an Sie, Franz Freundlich, gedacht, soll eine Ergänzung zu Ihren Sätzen sein.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Und wie viel Milch braucht man im Monat?Da gibt es andere Ausgabeposten die viel mehr zu Buche schlagen.Ja auch der Verbraucher muss sich umstellen.

      • @Reginald Bull:

        Zumindest Kuhmilch wie auch andere Tierprodukte braucht der Mensch generell nicht, da der Mensch sich gesund vegan ernähren kann. ;-) Allenfalls Vitamin B12 ist zu supplementieren.

        • @Uranus:

          Die Veggie-Werbung geht hier am Thema vorbei.

          • @snowgoose:

            Nicht ganz. Wer zuwenig Geld hat, kann halt nicht jeden Tag Milch, Fleisch, Butter und co essen.



            War früher ganz normal. Heute ist tägliche Fleischvöllerei scheinbar ein Menschrecht.

  • "....wichtigste Grund dürfte die oft schlechte wirtschaftliche Lage sein..."

    Ist das so?

    Oder ist der Rückgang eher auf "Aufgabe" beim Eintritt in den Ruhestand zurückzuführen?

    Den Hof, bzw. Grund noch gut an den nächstgrößeren verkaufen und verpachten und schon gibt es einen Bauern weniger.

    Auf dem eigenen Hof kommen halt weniger nach. Ist ja auch klar, denn es ist viel zu tun. Mit 8 Stunden kommt man da nicht aus. Deshalb ist auch der Ertrag pro Stunde so niedrig (der Ertrag insgesamt ist so schlecht nicht, wenn man die ganzen Investitionen in Hof, Fuhrpark etc dazu zählt). Und da überall Bildung, Bildung, Bildung gefordert wird (was auch auf dem Bauernhof notwendig ist), ist es kein Wunder, dass die jungen Leute dann lieber einen anderen Job machen.

    Und einen Hof von aussen zu übernehmen ist schlicht zu teuer.

    • @fly:

      Genau so ist es.

  • Die Ursachen liegen aber nicht beim einzelnen Bauern, sondern beim Bauernverband.



    Kein Bauer kann die Preise beeinflussen, das geht nur gemeinsam.



    Jeder einzelne Bauer der versucht die Preise durch Minderproduktion zu heben, ist pleite. Das ist das gleiche Spiel, wie das Supermarktsbeispiel hier im Artikel.



    Für genau solche Probleme ist der Bauernverband zuständig, der ist aber eine Lobbyorganisation der industriellen Agrarbetriebe und nicht der Einzelbauern, fällt also aus.



    Bleibt allein die Politik, die kurzfristig etwas ändern könnte.



    Das Frau Klöckner da ein Totalausfall ist, ist keine Frage.



    Ohne geänderte Politik, wird sich nichts ändern (können).



    Dazu stecken die einzelnen Bauern viel zu sehr im Hamsterrad.

    • @nutzer:

      Ganz genau so ist es. Der Bauernverband ist ein Agrarindustrieverband, der mit Lobbyarbeit die Politik im Griff hat mit dem Hebel "wir machen die Nahrung".

      Wer als Bauer bei DEM Bauernverband mitmacht ist selber schuld.



      Bio wächst seit Jahren stetig mit guten Werten, im nahen Ausland gibt es wesentlich mehr Biobetriebe als bei uns, wir IMPORTIEREN deren Waren, weil in D nicht genug Bio produziert wird. Ja geht's noch???



      Wir karren also ernsthaft Biowaren durch halb Europa, weil hierzulande die Agrarlobby die Agrarindustriebetriebe pampert, damit die mit Niedrigstpreisen auf dem internationalen Markt die heimische Konkurrenz plattmachen kann? Was für ein Wahnsinn...