piwik no script img

Historiker über US-russische Beziehungen„Die USA sahen Hollywood-Klischees“

Die USA und die EU seien mitverantwortlich für der Lage in der Ukraine, sagt der Historiker Fedyashin. Der Westen müsse die Sicherheitsinteressen Russlands anerkennen.

Wladimir Putin und Barack Obama: gegenseitige Beschuldigungen statt Verhandlungen. Bild: dpa
Dorothea Hahn
Interview von Dorothea Hahn

taz: Herr Fedyashin, wann waren die US-russischen Beziehungen zuletzt so schlecht?

Anton Fedyashin: Im August 2008 wegen des Georgienkriegs. Auch damals haben sich beide Länder gegenseitig beschuldigt und Vorwürfe gemacht, statt zu verhandeln.

Was sind die Unterschiede zwischen damals und heute?

Geopolitisch steht heute viel mehr auf dem Spiel. Damals ging es um ein kleines kaukasisches Land. Jetzt reden wir über eine europäische Nation mit 48 Millionen Einwohnern, die eine viel längere Grenze mit Russland hat. Andererseits reden wir dieses Mal nicht über Krieg. Bis jetzt zumindest hat die Besatzung der Krim nicht zu Gewalt geführt.

Lässt sich die heutige Lage mit Prag 1968 vergleichen?

Kaum. Im aktuellen Konflikt gibt es keine ideologische Polarisierung. Heute weigert sich der Westen, Russlands Sicherheitsinteressen anzuerkennen. 1968 war klar, dass es eine sowjetische Einflusssphäre gab. Und die USA waren in Vietnam beschäftigt.

Sind die USA mitverantwortlich für die Lage in der Ukraine?

Die USA haben die Komplexität der Lage nicht verstanden. Sie sahen Hollywood-Klischees: ein Volk, das sich gegen einen Tyrannen auflehnt. Darüber wurde vergessen, dass Janukowitsch im Jahr 2010 demokratische Wahlen gewonnen hat, und zwar gegen einen Politiker, der für Russland ein schwieriger Partner war.

Im Interview: Anton Fedyashin

37, ist Professor für russische und europäische Geschichte an der American University, Washington.

Wie meinen Sie das?

Janukowitsch hat die Westbewegung der Ukraine suspendiert – aber er hat auch die Zollunion mit Russland nicht unterschrieben. Er wollte herausfinden, was der bessere Deal ist – und sich vor seiner Wiederwahlkampagne 2015 nicht entscheiden.

Gab es einen Moment, an dem die USA den Konflikt hätten verhindern können?

Im November hat Putin Verhandlungen gemeinsam mit der Ukraine angeboten. Er wollte über das Land als Brückennation diskutieren – weder in der EU noch in der Zollunion, aber mit beiden assoziiert. Die USA und EU haben abgelehnt. Die Europäer dachten, Janukowitsch würde unterzeichnen. Heute bewegen wir uns auf eine solche Lösung zu. Mit dem Unterschied, dass inzwischen Blut geflossen ist.

Will Putin einen Keil zwischen die USA und die EU treiben?

Das hat er nicht nötig, diese Spaltung ist ja bereits da. Nur 2 Prozent des US-Außenhandels laufen mit Russland. Bei Europa sind es 11-mal so viel. Putin weiß von diesen grundverschiedenen ökonomischen Beziehungen. Sanktionen sind unvorteilhaft für Europäer.

Wem misstraut Putin?

Einmal den doppelten Absichten der EU. Aber noch mehr den USA. Dass die kein großer Geldgeber in der Ukraine sein werden, zeigt sich bereits: Die USA wollen 1 Milliarde Dollar geben, die EU 11 Milliarden Euro. Die USA sind nicht ökonomisch an der Ukraine interessiert, sondern haben militärische, geopolitische Interessen. Putin vermutet, dass auf eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine bald auch die Nato-Ausweitung folgt. Damit stünde das Bündnis an der russischen Grenze.

Wie lässt sich das US-russische Verhältnis reparieren?

Am Verhandlungstisch. Wenn die Ukraine ein Parlament mit mehr Macht bekommt, werden die östlichen Regionen mehr Mitsprachemöglichkeiten haben. Dann bleibt das größte Problem die Wirtschaft. Es ist nicht möglich, sie ohne russische Beteiligung zu reparieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Also Oma Krause, gehen wir mal ein bisschen in die Geschichte zurück: Vietman, Grenada... Wie war das eigentlich mit dem Sturz der Allende-Regierung? Was hatten wir in Afghanistan, Irak, Libyen? Was ist mit Guantanamo. - Freilich sind das keine "Annexionen", aber Militäraktionen der besonderen Art sind das schon, und wer zählt die Opfer?

  • K
    Kameraläuft

    Da die USA bisher keine fremden Heere auf ihrem Terretorium hatten, ist Krieg in ihrer Vorstellung wie ein Hollywoodfilm, in dem immer die Guten gewinnen, zuletzt die amerikansiche Fahne gehisst wird, mit absingen der Nationalhymne und der Held zuletzt im Großformat verkündet: "I love you all!"

  • T
    TAZ-mehralslifestyle?

    "Lässt sich die heutige Lage mit Prag 1968 vergleichen?"

    mit dem größtmöglichen respekt: woe kann jmnd auf so eine ...frage kommen?

    "Sind die USA mitverantwortlich für die Lage in der Ukraine?"

    wenn die vergangenheit reden könnte...und vllt auch noch 5milliarden auf der bank hätte...

    weitere infos:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=20855

    http://www.state.gov/p/eur/rls/rm/2013/dec/218804.htm

    http://www.theguardian.com/world/2004/nov/26/ukraine.usa

    http://www.heise.de/tp/artikel/41/41177/1.html

    http://internetz-zeitung.eu/index.php/1579-usa-r%C3%BCsten-gegen-die-ukraine-zum-schutz-der-fascho-regierung-auf

     

    @taz:wurde eigentlich die frage mittlerweile beantwortet, wer nun auf die demonstranten geschossen hat beantwortet. finde zwischen einzelschicksalen und anekdoten iwie nichts, genauso wenig dazu, dass die bösen oligarchen schon wieder an der spitze stehn...

  • Herr Fedyashin sagt zur Frage, ob die USA an der derzeitigen Lage der Ukraine mitverantwortlich seien:

    "Die USA haben die Komplexität der Lage nicht verstanden. Sie sahen Hollywood-Klischees: ein Volk, das sich gegen einen Tyrannen auflehnt."

     

    Das mag für die amerikanischen Medienkonsumenten gelten, aber nicht für die verantwortlichen Politiker.

     

    Wir haben von Victoria Nuland persönlich gehört, dass die USA 5 Milliarden Dollar für den Staatsstreich ausgegeben haben. Wie also sollten die USA für die Lage nicht mitverantwortlich sein?

     

    Mitverantwortlich - und nicht allein verantwortlich - deswegen, weil CDU, KAS, FES, der DAAD mit dem unsäglichen Andreas Umland und andere mehr auch noch kräftig mitgeschürt haben.

     

    Mal ein brauchbares Interview in der taz? In wesentlichen Punkten verweigert der Interviewpartner.

    • @h4364r:

      jaa... richtig gesehen...!

  • HS
    Hari Seldon

    @peter haller:

     

    Es war sehr interessant die Leserkommentare bei FAZ(!) zu lesen. Ca. 90%(!) haben die objektive Berichterstattung bei FAZ(!) bemängelt. Die meisten Foristen haben mit den Lügen und Hetzkampagnen der Mainstream Medien in den letzten Jahren (Libyen, Syrien, jetzt Ukraine, usw.) schon die Nase voll... Die TAZ sollte auch nachdenken.

  • HS
    Hari Seldon

    Josi_

     

    Klitschko stammt aus Kirgizien so keine ukrainische Herkunft), lebte nur sehr wenig in Ukrainien uns spricht nur sehr wenig ukrainisch.

  • A
    Arne

    Nach all den ansonsten ausschließlich die in diesem Interview angesprochenen "Hollywood-Dramatikern" zuzurechnenden befragten "Experten" kommt jetzt mal eine andere Richtung, die eine sehr klare ökonomische Sichtweise hat, zum Ausdruck.

     

    Die ökonomischen Interessen, die die EU an der Ukraine hat, sind mir bislang viel zu wenig beachtet worden. Auch, dass die USA und die EU unterschiedliche Interessen haben, was das Verhältnis zu Rußland anbelangt.

     

    Letztendlich sind auch alle bislang befragten Experten Vertreter irgendeiner Lobby gewesen, die mehr oder weniger starke ökonomische Interessen vertreten.

     

    Zum Frieden und zur Verbesserung der Lage der Menschen auf der Krim ist eine Verhandlungslösung mit Rußland, wie hier beschrieben, sicherlich nach utilitaristischem Standpunkt richtige Lösung.

  • J
    Josi

    Ja, wenn die Meinungsmacher gezielt gekennzeichnet werden sollen, dann müsste es doch eher heißen: "...Klitschko, der deutsche Boxer ukrainischer Herkunft, deren Partei zu 98% von der CDU finanziert wird und in Kiew die Interessen Deutschlands vertritt..."

  • PH
    Peter Haller

    @NORMALO

    Lobbyarbeit gegen Russland und pro USA/EU haben wir jetzt wohl bis zum Erbrechen gehabt !

    Und zwar auch mit Mitteln der Desinformation. Die Saat ist auch schon aufgegangen (s.u.A."Politbarometer" der ARD). Da tut es wirklich mal gut, wenn man auch die Argumente der Gegenseite hören kann. Und die Wahrheit hat keiner gepachtet, sie liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

    • @Peter Haller:

      Ich habe nichts dagegen, wenn Vertreter russischer Interessen die Position Russlands einseitig darstellen, so wie ihre amerikanischen oder westeuropäischen Gegenstücke das auch tun. Schöner wäre es, wenn die Alle sich um Objektivität bemühen würden, aber so ist die Welt nun einmal.

       

      Mich stört aber ein wenig, dass hier so eine einseitige Darstellung als Interview mit einem Professor einer angesehen amerikanischen Uni unkommentiert im O-Ton gebracht wird. Normalerweise ist es guter journalistischer Brauch, einen gezielt argumentierenden Meinungsmacher als solchen zu kennzeichnen, wie zum Beispiel "Der ukrainische Oppositionsführer Klitschko, der seit Monaten für die Absetzung Janukowitschs gekämpft hat, erklärte...", und/oder, eine Gegenmeinung gegenüber zu stellen. So aber wirkt das Ganze, als handele es sich um eine objektive, wissenschaftliche Expertenmeinung.

       

      Das ist es aber nicht, und das wollte ich darstellen.

  • J
    Jesaja43

    Auf der Krim wird ein Referendum vorbereitet und die wahrscheinlich russischen Truppen haben das Territorium der Krim durch ihre Präsents abgesperrt. Der Westen schäumt vor Wut. Doch was bringt den Westen derart auf die Palme? Schließlich soll auf der Krim demnächst doch nur ein Referendum abgehalten werden. Ein Referendum, ist im Grunde genommen die ursprünglichste Form der demokratischen Willensbekundung und deshalb zutiefst demokratisch. Der Bevölkerung der Krim wird die Möglichkeit gegeben, über ihren zukünftigen Weg selbst zu entscheiden. Russland ist sich natürlich sicher, wie sich die überwiegend prorussische Bevölkerung entscheiden wird. Ist es ist nicht der Westen selbst, der ständig das Recht der Völker auf Demokratie und Selbstbestimmung einfordert? Doch mit Willensbekundungen der Bevölkerungen, wie unlängst die EU-Reaktionen auf das "Schweizer Referendum" es deutlich machte, haben die „Eurodemokraten“ unübersehbar ihre „Probleme“. Dass die wahrscheinlich russischen Truppen nach der Wahl auf der Krim sich wieder in ihre Standorte zurückziehen werden, darf als gesichert gelten. Gerne würde die neue Führung in Kiew und auch bestimmte westliche Kreise der Weltöffentlichkeit solch schockierende Bilder wie unlängst vom Maidan auch von der Krim präsentieren. Doch der Auftrag der Truppen auf der Krim ist es ja gerade, derartige Exzesse unbedingt zu verhindern. Und das ist dann auch der Grund für die schäumende Wut im Westen - Putin der Fuchs hat einen strategischen Schachzug vollzogen und die westlichen Strategen damit völlig übertölpelt.

    • G
      Gast
      @Jesaja43:

      Bitte konkretisieren/belegen Sie Ihre Aussagen:

      - "Schäumende Wut im Westen": Davon habe ich wirklich nichts mitbekommen.

      - "Gerne würde die neue Führung in Kiew und auch bestimmte westliche Kreise der Weltöffentlichkeit solch schockierende Bilder wie unlängst vom Maidan auch von der Krim präsentieren": Welche Quelle können Sie für diese Aussage angeben? Habe ich die Veröffentlichung eines weiteren geleakten Telefongesprächs verpasst? Oder liegen Ihnen geheime Memoranden aus dem NATO-Hauptquartier vor?

       

      Auch ich bin für eine direktdemokratische Entscheidungsfindung. Allerdings sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein:

      - Eine ausreichend lange Vorlaufzeit für ein Referendum, damit ein Diskussionsprozess zwischen den Gegnern und Befürwortern in Gang kommen kann, der zu einer fundierten Meinungsbildung führt. In einer aufgeheizten Situation wie jetzt und bei ständigem Vorverlegen des Referendumstermins sehe ich diese Bedingung nicht erfüllt.

      - Abwesenheit jeglichen militärischen Personals irgend einer ausländischen Macht (ich weiß, das erfüllen auch Wahlen in Afghanistan und im Irak nicht). Zum Einen weil tatsächlich Druck auf die Wähler ausgeübt werden könnte, zum Anderen weil jeder, der das Ergebnis des Entscheids ablehnt, darauf verweisen könnte, es sei möglicherweise durch militärische Einschüchterung zu Stande gekommen.

       

      In einem Punkt muss ich Ihnen allerdings zustimmen: Wer auch immer in Russland sich das Vorgehen auf der Krim ausgedacht hat, verfügt über außerordentliche strategische Fähigkeiten.

      Das kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass hier Unrecht geschieht.

    • @Jesaja43:

      Demokratie in dieser Reinstform scheint ja viele Gesichter zu haben:

       

      http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Stimmzettel-Anschluss.jpg

       

      ...manchmal ist das aber nur Fassade - vor allem, wenn man das Land vorher schon militärisch besetzt hat.

       

      Und wie Wladimir Putin normalerweise zu ach so demokratischen Sezessionsbestrebungen steht, lassen Sie sich am besten mal auf tschetschenisch erklären.

       

      ...könnte aber laut werden.

  • Nach der vielen einseitig auf Anti-Russland Artikeln basierenden Berichterstattung ist dies mal ein schönes Stück russisch-patriotischer Gegenpropaganda (aus dem Herzen Washingtons). Muss auch mal sein...

     

    Zu den einzelnen Behauptungen dieses "objektiven Wissenschaftlers":

     

    1. Die militärische Besetzung von fremdem Gebiet IST eine Form von Gewalt und in jedem Fall ein kriegerischer Akt. Dass sich die Ukraine bislang nicht wehrt, verhindert zwar das Blutvergießen, aber "kein Krieg" ist eine eindeutige Verharmlosung der Vorgänge.

     

    2. Die Frage, ob die USA die Krimkrise mit verursacht haben sollen, bleibt letztlich unbeantwortet. Selbst wenn die Plattitüden über die falsche amerikanische Wahrnehmung der Situation stimmen sollten, reicht - passive - Wahrnehmung nicht aus, um eine Krise hervorzurufen. Dazu bedarf es konkreter Handlungen. Zu diesen verliert Fedyashin kein Wort.

     

    3. Russland hat allein über seine Rolle als lebenswichtiger Energielieferant eine derartige Macht über die Ukraine, dass diese selbst nach einer Assoziierung mit der EU eine "Brückenfunktion" gehabt hätte. Umgekehrt bedarf es keiner Zollunion, um die Ukraine immer auch an Moskau zu binden. Die angeblich von Putin (und eventuell Janukowitsch) angestrebte "Neutralität" der Ukraine ist also eine Fiktion.

     

    4. Es gibt schon lange NATO-Staaten mit gemeinsamer Grenze mit (Kern-)Russland, nämlich Estland und Lettland - von Narva nach St. Petersburg fährt man gerade mal 150 km. Es geht wohl schon eher um den Verlust von Einfluss in Russlands westlicher Peripherie.

     

    5. So lieb, gutwillig und defensiv, wie Fedyashin den russischen Präsidenten darstellt, kann er gar nicht sein.

     

    Fazit:

    Hier ist ein "Spin Doctor" am Werk, dessen Ziel es ist, das Verhalten Russlands zu verharmlosen und Lobby gegen eine Reaktion der USA oder der EU zu machen. Objektivität ist nicht zu erkennen.

  • HS
    Hari Seldon

    @oma kruse:

     

    Bitte, Sie schreiben: "Ich bin etwas irritiert, wie hier Russland das Recht zugestanden wird, sich in die inneren und äußeren Angelegenheiten seines Nachbarn einzumischen."

     

    Nun, was meinen Sie, auf welcher Basis hätte die US und die EU Anspruch auf die Einmischung in die inneren und äusseren Angelegenheiten von Ukraine? Bitte, denken Sie nur an die 5 Mrd USD von Frau "Fuck die EU" für eine, für die US "optimale Regierung". Und Ukraine war kein einzelfall: Libyen, Syrien, Kosovo, usw. Übrigens, im Fall von Krim macht Putin nichts anderes als Spiegelung der Aktionen von US und EU in Ukraine: Falls in Kiew die Strasse entscheiden kann, wie der Parlament entscheiden darf, dann warum kann das nicht genauso im Krim sein? Und im Krim gab es keine Toten, keine Neonazi-Horden sonst Frieden und Ruhe. So ist es.

  • Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass jetzt in den Medien nicht mehr von der Ukraine-Krise, sondern nur noch von der KRIM-KRISE gesprochen wird ?!

    Die USA und die EU hatten es also von Anfang an nur auf die KRIM abgesehen !

    • @Brainer:

      Interessante These.

       

      Nur sind die hiesigen Medien nicht gleichgeschaltet, und der Schwenk zur neuen Begrifflichkeit orientiert sich wohl eher am Nachrichtenwert bzw. den unterstellten Assoziationen der Leser: Auf der Krim ist im Moment einfach "mehr los" als im Rest der Ukraine, nachdem Janukowitsch geflohen ist. Daneben ist "Krim-Krise" als Ausdruck viel knackiger als "Ukraine-Krise" und weckt bedeutungsschwangere Erinnerungen an frühere Konflikte um dieses Fleckchen Erde. Das interessiert den Leser, und deshalb wird es so gemacht.

       

      Ob man es nun glauben will oder nicht: Hierzulande leben - dank dem herzlosen neoliberalen Kapitalismus - Zeitungsmenschen vor allem davon, dass sie ihre Blätter verkaufen, während die Mittel der jeweiligen Machthaber, ihnen die Meinung vorzugeben, vergleichsweise beschränkt sind. Man solte daher in die Vokabeln der Schreiberlinge nicht zu viel politischen Gestaltungswillen der Politiker hinein interpretieren.

       

      Und zuletzt: "Auf die Krim abgesehen" hat es ganz unzweifelhaft vor allem Russland.

      • G
        Gast
        @Normalo:

        Danke für diese treffende Analyse und Replik

        • 5
          5585559
          @Gast:

          Schön, dass es noch Menschen gibt, die tatsächlich glauben, dass Politiker so etwas wie einen eigenen Gestaltungswillen haben. Die Krim-Krise - wo seit der Abtrennung der Ukraine vertraglich geregelt, russische Soldaten stationiert sind, also einmarschiert ist da keiner - ist natürlich eine willkommene Gelegenheit von den Vorgängen in Kiew abzulenken. Und wirtschaftliche Interessen AUCH der Medienkonzerne bestimmen die Politik - sei es in Deutschland oder in den USA.

  • Ich bin etwas irritiert, wie hier Russland das Recht zugestanden wird, sich in die inneren und äußeren Angelegenheiten seines Nachbarn einzumischen.

     

    Auch ein Staatsstreich ist nach den Regeln des Völkerrechts kein Grund, Teile eines Nachbarlandes militärisch besetzen zu lassen. Mir wäre auch nicht aufgefallen, dass die Ukraine, Russland militärisch angegriffen hätte oder es zu Pogromen gegen die Russische Bevölkerung gekommen wäre.

     

    Das Völkerrecht hat schon seinen Sinn und man sollte sich gut überlegen, ob man es aus Pseudo-moralischen Gründen in einem so klaren Fall brechen sollte.

    • I
      insLot
      @Oma Kruse:

      Die USA mischen sich permanent in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein. Verwirrt sie das auch?

      • @insLot:

        An welches konkrete Beispiel denken Sie da? Welches Land/ Gebiet haben die USA versucht zu annektieren?

  • Daß aus Diplomaten - und Sicherheitsstrategen-Sicht Friedenssicherung vorrangig durch gegenseitiges Anerkennen von "Sicherheitsinteressen" erfolgt, verwundert nicht. Daß allerdings ein Historiker nicht jenseits von Geostrategie blickt und gar nicht erst von den "niederen" Politikebenen, zivilgesellschaftlichen Interessen oder auch Aussöhnung und Aufarbeitung in Bezug auf historisch gewachsene Konflikte spricht,vewundert dann allerdings schon.

  • P
    Paul

    Wenigsten mal ein informativer (Hintergrund-)Artikel, jenseits der mittlerweile sehr ägerlichen Propagnada. Man fragt sich übrigens wo ist Syrien im Blätterwald und anderen Medien geblieben, oder Mali oder gar Innenpolitik. Berichterstattung von der Uraine im Stile eines Boxkampfes, jeder "Schlag" wird berichtet und live kommentiert. Darum geht es dann auch wohl letztlich "wer zu Boden geht".

  • J
    Jackson

    Putin möchte als mit den USA über die Rolle der Ukraine verhandeln? Berechtigte Sicherheitsinteressen Russlands?

     

    Was ist eigentlich mit der Souveränität und den berechtigten Interessen der Ukraine?

     

    Ein sehr gutes objektives Interview, wenn man aus der Perspektive Russlands spricht.

     

    Fakt bleibt aber, dass sich Putin über die Rechte der Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung hinwegsetzt.

  • I
    Isnogud

    Obama: "Schlau Wladdi, die ganze Ukraine...in jedem Ukrainer steckt im Grunde ein Amerikaner...und der will raus....weil er die Freiheit liebt, hot dogs, Hamburger und den american live style.

  • P
    PeterWolf

    Und deshalb wäre es konsequent, wenn Amerika russisches Erdgas boykottieren würde und Deutschland den Import russischer Atomraketen.

  • G
    Gastname

    Danke für dieses Interview.

  • P
    Penryn

    Endlich mal ein Artikel der die Russen nicht zum Buhmann macht, sondern einigermaßen objektiv die Sache beleuchtet. Nur leider kommen solche Abhandlungen recht spät, denn der Russe hat bereits seine Fratze im deutschen Medienwald bekommen - Russe böse, USA/EU die Guten. Wir wurden erfolgreich auf Linie gebracht und wissen, wer der kriegslüsterne Napoléon im Kreml ist. Eigentlich warte ich jetzt nur noch auf einen Artikel, wo dieses Interview wieder etwas revidiert wird und es dann heißt, so wurde das alles gar nicht gemeint. Siehe abgehörtes Telefonat von Ashton und Paet, wo auch kurz darauf alles ein bisschen anders dargestellt wurde.

  • XP
    Xiao ping peng

    Die Amerikaner haben Langeweile und legen sich mit Putin an. Da lacht der Chinese und schlägt sich auf die Schenkel:

    "Ei, wei, wei, wei!" denn was besseres kann ihnen garnicht passieren.

  • G
    gast

    sehr guter artikel!

    er zeigt leider auch, dass die menschen in der ukraine in einer besch... lage stecken. durch die äußeren interessen der großen, haben sie kaum eine chance einen eigenen weg einzuschlagen.

  • A
    Anonym

    Was kann die Ukraine oder die Krim dafür, wenn sich Russlands Sicherheitsinteressen nach der guten, alten sowjetischen Paranoia richten?

  • nach den viele einseitig auf Anti-Russland Artikel basierenden Berichterstattung ist dies ein sehr guter objektiver Artikel...,

    danke und druschba sehr geehrte taz

    • @tomas:

      Ich kann Dir nur zustimmen !Es hat mich in der letzten Woche genervt , dass nur Leute sich geäußert haben, die 1)von der Sache nichts verstehen und 2) nur der Meinung des Westens folgen !

      Man darf nicht nur Bild/ZDF/ARD glauben sondern muss sich auch mit der Historie von Osteuropa beschäftigen.

       

      Es ist auch wenig hilfreich wenn sich Künstler aus der ehemaligen SU , welche in Europa/BRD leben und hier ihr Geld machen , wenn sich diese zum Konflikt äußern. Diese Leute sind nicht objektiv sondern befangen. Vielen Dank Redaktion TAZ für Eure Objektivität !

      • G
        Gast
        @manle11:

        Jemandem, der "in Deutschland sein Geld macht" - Sie meinten wohl "hier lebt und arbeitet" - den Mund verbieten zu wollen, ist nicht nur eine Unverschämtheit, sondern verletzt sein Grundrecht auf Meinungsfreiheit.

         

        In der Bundesrepublik Deutschland darf jeder zu jedem Thema seine Meinung äußern, egal ob er Exilukrainer ist oder nicht. Auch Herr Fedyashin vertritt hier seine persönliche Meinung.

         

        Außerdem wird Ihnen jeder, der sich "mit der Historie" irgendeines Landes eingehender beschäftigt hat, Folgendes bestätigen: Objektivität gibt es in der Geschichtsschreibung nicht, im Journalismus wohl noch weniger!

      • K
        Kimme
        @manle11:

        Möchte mich der Einschätzung anschließen. Ein sehr gutes Interview/Artikel, der einmal beide Seiten beleuchtet ohne entweder radikal pro-russisch oder radikal pro-westlich zu sein.