Hiobsbotschaft fürs Klima: Neuer CO2-Rekord
Die Treibhausgas-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt stark an. Offenbar schwindet die Kapazität der Ökosysteme, Kohlendioxid zu binden.

Es ist die älteste Messreihe, die es gibt: In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann der junge Chemiker Charles Keeling auf Hawaii eine Messreihe aufzubauen. Die Lage des Laboratoriums auf dem damals erloschenen Vulkan Mauna Loa ist für atmosphärische Untersuchungen ideal: Hier, in 4.170 Höhenmetern, gibt es kaum lokale Einflüsse, die die Atmosphärenmessung verfälschen könnten – die nächsten Industrieschlote sind Tausende Kilometer weit weg.
Die Messkurve ist nach Charles Keeling benannt, sie variiert über das Jahr: Während des Sommers auf der Nordhalbkugel nimmt die Konzentration leicht ab, weil hier die Vegetation umfangreicher als im Süden durch die Photosynthese aus der Atmosphäre Kohlendioxid entzieht. Verlieren die Bäume im Norden dann ihre Blätter, steigt die Konzentration. Insgesamt aber steigt der Wert von Jahr zu Jahr.
Diesmal allerdings ist nicht die Gier der Menschheit nach fossilen Rohstoffen der Grund, denn die globalen Emissionen stiegen 2023 keinesfalls rekordverdächtig, wie Wissenschaftler in einer Vorabveröffentlichung schreiben. Vielmehr haben die Ökosysteme viel weniger Kohlenstoff aufgenommen als noch vor der Klimaerhitzung. Die Forschenden konstatieren „eine beispiellose Schwächung der Land- und Ozeansenken“, was die Frage aufwerfe, „wo und warum diese Verringerung stattfand.“ Die größten Einflüsse sehen sie in der Dürre im Amazonasbecken im zweiten Halbjahr sowie in den extremen Emissionen aus Waldbränden etwa in Kanada. Die Messreihe war 2022 unterbrochen worden, weil der Mauna Loa ausgebrochen war.
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