Hersteller von Actimel und Alpro: Danone fährt Nutri-Score zurück
Der Nahrungsmittelkonzern entfernt die Kennzeichnung etwa von Trinkjoghurts und Sojadrinks. Ihre Bewertung würde sich sonst verschlechtern.
Nach der Reform der Nutri-Score-Berechnung würden die Bewertungen dieser Produkte „generell etwas schlechter sein“, sagte Danone-Deutschland-Sprecher Stefan Stohl am Freitag der taz. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wies daraufhin, dass der Nutri-Score zum Beispiel den Zuckergehalt in Milch- und Joghurtgetränken nach den im vergangenen Jahr beschlossenen Änderungen strenger einstufe.
Laut Robert-Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Übergewicht kann chronische Krankheiten begünstigen. Mithilfe des für die Branche freiwilligen Nutri-Scores sollen VerbraucherInnen deshalb leichter erkennen können, welche Produkte innerhalb der Gruppen „allgemeine Lebensmittel“, „Fette, Öle, Nüsse und Saaten“ oder „Getränke“ günstiger oder ungünstiger zusammengesetzt sind. Je nachdem werden die Artikel mit einem A auf dunkelgrünem Grund bis zu E auf rotem Grund gekennzeichnet. Rotes E heißt: zu fettig, zu süß und/oder zu salzig.
Danone begründete seinen Teilausstieg damit, dass nach der neuen Berechnung Produkte mit identischem Nährwertprofil etwa ein A bekämen, wenn sie in der Regel mit dem Löffel gegessen werden, aber ein C, wenn sie getrunken werden. „Das kann man dem Verbraucher nicht wirklich erklären. Deswegen gehen wir diesen Weg so nicht mit“, so Konzernsprecher Stohl. Sobald das alte Verpackungsmaterial aufgebraucht sei, würden „trinkbare Joghurts oder Milchen“ von Danone nicht mehr den Nutri-Score tragen.
Forderung nach Kennzeichnungspflicht
Foodwatch dagegen rechtfertigte, dass zum Beispiel „zuckrige Trinkjoghurts“ jetzt strenger bewertet werden. Denn solche Produkte seien keine Nahrungsmittel, sondern würden in der Regel außerhalb der Mahlzeiten als flüssige Snacks konsumiert. Gerade bei Kindern bestehe das Risiko, dass über Trinkjoghurts viel Zucker aufgenommen werde, so die Organisation.
„Das Prinzip Freiwilligkeit ist gescheitert: Der Nutri-Score muss endlich verpflichtend europaweit eingeführt werden“, forderte Foodwatch-Expertin Luise Molling. „Nur wenn alle Produkte die Lebensmittelampel tragen müssen, kann der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen