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Haushaltswoche im BundestagNeue Energiequellen im Bundestag

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Ein angriffsfreudiger Friedrich Merz lockt den Kanzler aus der Reserve. Olaf Scholz fährt in lebhafter Parlamentsdebatte einen Punktsieg ein.

Olaf Scholz bei der Generaldebatte im Bundestag am 7. September Foto: Clemens Bilan/epa

N ein, die Energiekrise wurde auch an diesem Mittwoch im Bundestag nicht gelöst. Aber der erste Tag der Haushaltswoche macht trotzdem Hoffnung. Denn was lange dröge klang (schon dieses Wort, Haushaltswoche, öde!), wird endlich wieder spannend.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren gibt es einen Oppositionsführer im Bundestag, der nicht von der AfD gestellt wird, der sich von den Rechtsextremen abgrenzt, der trotzdem Lust auf Attacke hat und die Regierung polemisch angreift. Gerade weil er dabei auch gern mal unsachlich wird und wie beim Streit über die Atomkraft-Notreserve heillos übertreibt („Stoppen Sie diesen Irrsinn!“), kann man Friedrich Merz nur dankbar sein. Denn er hat damit ein echtes Wunder ausgelöst: Sogar Olaf Scholz ist aufgewacht.

Zum ersten Mal im Leben der Menschen, die in den Amtsjahren Angela Merkels geboren wurden, können die BürgerInnen wieder eine Führungskraft an der Regierungsspitze live erleben, die sich spürbar ärgert, die frei spricht und die nach der Rede des Oppositionschefs rhetorisch zurückschlägt („Es ist schon erledigt, bevor Sie es ausgesprochen haben“), statt unverfängliche Regierungserklärungen monoton abzulesen, in denen „alternativlos“ oft die einzige Erklärung war, und kaum jemand hörte noch hin.

Nicht nur für Scholz ist es ein Segen, dass er von der Union viel härter angegangen wird als Merkel früher von SPD und Grünen. Als attackierter Kanzler muss der alte Phlegmatiker aus sich herausgehen und tut es auch. Die Angriffe scheinen wie eine neue Energiequelle für Scholz zu wirken.

Im Schlagabtausch am Mittwoch reichte das für einen kleinen Punktsieg gegen Merz, der außer „mehr Atomkraft“ keine neuen Ideen bieten konnte und so tat, als hätte die Union mit dem ganzen Schlamassel durch die Energieabhängigkeit von Russland nichts zu tun gehabt. Das war zu billig und wurde schnell entzaubert. Für die Ampel also alles gut? Natürlich nicht.

Der neue Schwung des Kanzlers bringt noch kein Gas in neue Röhren und kein Geld in leere Beutel, aber er ist wichtig für die politische Debattenkultur – gerade auch im Abwehrkampf gegen Putin und andere Despoten. Es mag pathetisch klingen, aber die Demokratie kann nur verteidigt werden, wenn der Parlamentarismus lebendig bleibt. Wenn über offene Streitfragen wie die weitere Nutzung der Atomkraft auch offen gestritten wird. Wenn die Opposition die Regierung herausfordert.

Wenn die CDU die SPD antreibt. Wenn die Linke dafür sorgt, dass die sozialen Fragen gestellt werden. Und wenn die Regierung engagiert und verständlich zu erklären versucht, was sie tut. Zu dumm nur, dass einer, der das eigentlich besonders gut kann, gerade schwächelt. Aber vielleicht tankt ja auch Robert Habeck wieder Energie, wenn er sich noch ein paar Merz-Reden anhört.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich... 😤



    Und Olaf Scholz kann noch so sehr die Fäustchen ballen - es war seine SPD, die von 2005 bis 2009 und von 2013 bis 2021 mit der CDU regiert hat. Oder kann er sich mal wieder nicht erinnern?

  • Das ganze Energieproblem hätten wir gar nicht, wenn vor 10 Jahren entschieden worden wäre, auf CCS zu setzen. Greenpeace und ihre gläubigen Jünger haben das verhindert und dem Klimaschutz einen Bärendienst erwiesen. UK hat sich nach dem Ausstieg für die Erweiterung eines ihrer AKWs entschieden!

    CCS ist eine Brückentechnologie - für ganz Europa, für die Welt! Dazu gibt es auch EU-Gesetze, die man offenbar alle vergessen hat.



    Mit dem sauberen Betrieb von Kohlekraftwerken wäre ein kontinuierlicher Aufbau der Erneuerbaren Energien möglich. Keine AKWs, kein überteuertes Frackinggas, kein Gas aus Katar.

    Aber Greenpeace wusse es ja besser. Nun haben wir den Scherbenhaufen.



    Wir bezahlen kräftig für diesen massiven Fehler.



    Alle, die etwas von der Sache verstehen, haben damals gewarnt. Politiker hatten aber die Hosen voll!

  • Ausnahmweise hat Genosse Olaf recht!!!!!



    16 Jahre Merkel haben uns dahin geführt, wo wir nun sind.



    Nur weil jemand jetzt in der Opposition sitz, ist er nicht frei von Schuld.



    "DAS WAREN SIE"! Völlig richtig!

  • Welcher Punktsieg? Weil der Kanzler bei seinen Antworten gepflegt ausblendet, dass seine Partei selbst Mitglied der letzten beiden Regierungen war?

    Jene Versäumnisse die er nun mit auszuräumen sucht, waren das Ergebnis der eigenen Beteiligung. Und wie man an Schwesigs und Gas-Gerds Handlungen sehen konnte lange breiter Konsens in der SPD.

  • Heisst das nicht eigentlich erneuerbare Energien?



    Radikaler Ausbau von Erneuerbaren Energien? Und massiven Investitionen in die Zukunft? 100 Milliarden für die Neuausstattung der Bundeswehr, verlangen mindestens 100 Milliarden für den Ausbau ernEuErbarer Energien!! Bei 20 % Inflation sind das schon 20 % Abschreibung auf eine sichere Investition.



    Wir brauchen und wir wollen die volle ökologische Transformation der Wirtschaftsweise der Menschheit. Das ist die Aufgabe unserer Generation. Damit auch 12 Milliarden Menschen auf diesem Planeten glücklich werden und die Möglichkeit haben, einmal einem lebenden Nashorn zu begegnen oder einem Elefanten oder einer Kuh. Unser gemeinsames Erbe, die eine Million Arten von Insekten, die eine Million Arten Pflanzen. Statt taumeln von einer Katastrophe in die Nächste. Massenaussterben hier, zusammenbrechende Eisschilde dort. Meckern können Ökos auch nicht zu knapp.

  • Gute Nachrichten.

    Gut, dass der Kanzler sein Konzept mit Energie verteidigt.



    Wie zuletzt gesehen, muss auch ein Habeck als Erklärbär mal schwimmen lernen.



    Auch wenn es mir politisch hauptsächlich um Inhalte geht, liegt mir eine vom Kanzler derart vorgetragene Rede mehr.



    Die Tatsache, dass sich Merz " Kritik" als heiße Luft entpuppt, tut gut.



    Da meinte der Millionär aus dem Sauerland zuletzt doch wirklich"wir" müssten den Gürtel enger schnallen.



    Lieber Herr Merz, wenn sie tatsächlich soziale Aspekte an sich entdeckt haben, spenden SIE doch ganz einfach mal im großen Stil, Schnallen SIE doch mal den Gürtel enger, damit Andere aufatmen können!

    • @Philippo1000:

      Nur, das die TAZ Redaktion solche Sympathien für die CDU offen legen überrascht mich immer wieder.

    • @Philippo1000:

      Genau!



      Schließe mich vollständig an!



      Danke!