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Handelsstreit mit den USA eskaliertTrump gibt Peking bis Mittag Zeit

Der US-Präsident stellt China im Handelskrach ein Ultimatum und droht mit noch mehr Zöllen. Peking hält „bis zum Ende“ dagegen.

Hier liest er über China: Trump bei der Einfahrt in seinen Golfclub Foto: dpa

Washington dpa/taz | In dem von US-Präsident Donald Trump begonnenen weltweiten Handelskonflikt tickt nun die Uhr zunächst für China. Trump gab der chinesischen Führung bei einem Termin im Weißen Haus bis Dienstag, 12 Uhr (18 Uhr in Deutschland) Zeit, die von Peking verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent wieder zurückzunehmen. Doch Peking ließ sich nicht auf das Ultimatum ein, die Antwort folgte umgehend: Bestünden die USA weiterhin auf diesem Weg, werde „China sie definitiv bis zum Ende begleiten“, teilte das Pekinger Handelsministerium mit.

Trump hatte bei einem Empfang für den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu gedroht, er werde China mit zusätzlichen Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen, sollte Peking nicht einlenken. Die neuen Zölle für China würden am Mittwoch verhängt, warnte Trump – an diesem Tag soll auch der zweite Teil des riesigen amerikanischen Zollpakets in Kraft treten, das 180 Staaten weltweit mit Abgaben auf US-Importe belegen will. Geplant sind nach den schon geltenden 10 Prozent Grundzöllen nochmals deutlich höhere Zölle für Länder, mit denen die USA aus Sicht der Regierung ein besonders großes Handelsdefizit aufweisen. Dazu gehört auch die EU.

Sollten die USA ihre Zollmaßnahmen weiter eskalieren, werde „China entschlossen Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine eigenen Rechte und Interessen zu schützen“, teilte das chinesische Handelsministerium weiter mit.

Für China würden die neuen Strafmaßnahmen von 50 Prozent dann schon Zusatzzölle in Höhe von mehr als 100 Prozent bedeuten, die seit dem Amtsantritt von Trump verhängt wurden. Die USA hatten seit Januar Waren aus China zunächst mit zusätzlichen Zöllen von 20 Prozent belegt. Die neuen weltweiten Zölle sehen für China weitere 34 Prozent vor. Trump hatte zuvor geschrieben, China habe seine „Vergeltungszölle“ in Höhe von 34 Prozent trotz seiner Warnung verhängt, dass er weitere Zölle erheben werde, sollte ein Land solche Gegenmaßnahmen ergreifen.

Trump lehnt Aufschub für Zölle ab

Ein Aussetzen der Zölle lehnte Trump bei dem Treffen mit Netanjahu erneut ab. „Nun, das haben wir nicht vor“, sagte Trump auf eine entsprechende Frage. Zuvor hatten Vertreter des Weißen Hauses entsprechende Spekulationen über ein Aussetzen der Zölle schon als Fake News bezeichnet. Es gebe viele Länder, die mit den USA verhandeln wollten, sagte Trump bei einem Empfang für den israelischen Regierungschef Netanjahu. Er nannte den japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba, mit dem er am Morgen gesprochen habe.

Der amerikanische Präsident zeigte bei dem Treffen mit Netanjahu auch, dass ein Entgegenkommen nicht unbedingt etwas nützt. Der israelische Regierungschef hatte angekündigt, dass Israel die allerdings ohnehin geringen Zölle und Handelshemmnisse gegenüber den USA abbauen werde. Auf die Frage, ob denn die USA dann auch die geplanten zusätzlichen Zölle von 17 Prozent auf israelische Produkte reduzieren würden, sagte Trump: „Vielleicht, vielleicht nicht“ und fügte hinzu: „Vergessen Sie nicht, dass wir Israel sehr viel helfen.“ Die USA würden Israel jedes Jahr mit vier Milliarden Dollar unterstützen. Mit einem Lächeln wandte er sich dann an Netanjahu und sagte: „Glückwunsch, übrigens.“

EU strebt Verhandlungen an

Die Europäische Union ist derweil weiter um Deeskalation bemüht: Sie bietet den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter an. Trotz der Zollentscheidungen Trumps sei die Europäische Union bereit zu verhandeln, sagte EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen in Brüssel. Sie machte aber auch deutlich, dass die EU auch weiterhin mögliche Gegenmaßnahmen für den Fall eines Scheiterns von Verhandlungen vorbereitet. Einfuhren aus Ländern der Europäischen Union wollen die USA am Mittwoch mit zusätzlichen 20 Prozent Zoll belegen.

Der deutschen Wirtschaft drohen erhebliche Exporteinbußen in die USA, sollte Trump bei den verhängten Zöllen bleiben. „Das würde ganz erhebliche Auswirkungen haben, da darf man nicht naiv sein“, sagte der geschäftsführende Finanzminister Jörg Kukies (SPD) im ZDF-„heute journal“. Nach Berechnungen des ifo-Instituts würden laut Kukies die deutschen Exporte in die USA um rund 15 Prozent sinken.

Nach Talfahrt geringere Verluste an den Börsen

Die Talfahrt am New Yorker Aktienmarkt war zuletzt leicht gebremst. Nach massiven Anfangsschwankungen pendelte sich der Dow Jones Industrial im Handelsverlauf auf tieferem Niveau ein und schloss 0,91 Prozent im Minus bei 37.965,60 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,23 Prozent auf 5.062,25 Punkte. Der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 schwankte zunächst ebenfalls deutlich und stieg letztlich um 0,19 Prozent auf 17.430,68 Zähler.

Der Dax wird am Dienstag der Kursentwicklung an den Terminmärkten zufolge mit Gewinnen starten. Am Montag hatte der deutsche Leitindex 4,3 Prozent schwächer bei 19.761,89 Punkten geschlossen. Die Verunsicherung über die jüngsten US-Zollerhöhungen brachte den Dax um seinen gesamten Jahresgewinn. In Asien starteten die Börsen am Dienstag mit leichten Gewinnen.

Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren. Fachleute weltweit zweifeln, ob das gelingen kann und warnen davor, dass Trumps Handelspolitik dem Land Inflation und Abschwung bringen.

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28 Kommentare

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  • Trump hat keine Strategie? Oh doch. Er hat sie alle reingelegt. Alle. Inkl. tazler und Kommentatoren. Er hat mit Stumpfsinn-Zöllen gedroht und damit die Märkte einbrechen lassen. Eiskaltes Kalkül. Mit viel Tamtam die Börsen runtergezogen und die Welt in Atem gehalten. Und dann, oh Wunder, alles abgeblasen (bis auf den Erzfeind China), und die Börsen knallen wieder hoch. Weniger als vier Stunden vor der Kehrtwende hat er ausf seinem Truth Social die Losung ausgegeben: JETZT KAUFEN! Das hat ihm und Seinesgleichen Mulliarden in die Taschen gepumpt. Davon kann man ausgehen. Der grösste Börsenbetrug des Jahrhunderts. Was für ein Gauner, das war seine Strategie, und er wird noch vier weitere Jahre mit Börsenspekulatuon verbringen. Davon kann man auch ausgehen. Das einzige was für ihn zählt ist Geld für sich zu raffen.

  • Trump hat keine Strategie, das ist einfach das, wonach es eben Aussieht, es ist einfach nur Chaotisch mit absurden Zöllen, ausgehend von falschen Grundannahmen.



    Alles was Trump mit seine Zöllen macht, schadet den USA enorm, deutlich mehr als diese der EU oder Deutschland schaden könnten, von daher sollte man mit Gegenzöllen reagieren und dem Erpressungsversuchen nicht nachgeben, das würde Trump nämlich sonst nur ermutigen so weiter zu machen.



    Gibt man einem Erpresser nach, so wird dieser genau so immer weiter machen, Ruhe bewahren und Rückgrat zeigen ist jetzt angesagt!

  • The USA haben ihre Vormacht vor allem im Bereich Technologie und deren Vermietung. Apple, MS, Google, Meta, Amazon, etc.



    Was leider übersehen wird ist, dass die Technologie, die dort angewendet wird, auch produziert werden muss. Die Bauteile und deren Herstellung gibt es in den USA nicht. Die stecken nur zusammen. Transistoren, Widerstände, Kondensatoren, etc. werden alle(!) in Asien hergestellt, China, Singapur, Taiwan. Eine Region, die China längst beherrscht und weiter umgarnt. Wenn China sagt: Keine Bauteile mehr an die USA, dann geht da überall das Licht aus. Keine LEDs, keine Toaster, keine Iphones....all das wird, wenn es nicht ohnehin schon in China produziert wird, nicht mehr gebaut werden können. Neue Serverfarm für Tech-Giganten? Nope. Da sitzt China am gaaanz langen Hebel und wird den auch ziehen. Zudem halten sie einen großen Teil der Verschuldung der USA und könnten den Markt mit Dollar fluten und ggf. den nicht mehr als Zahlungsmittel für große Geschäfte nutzen. So wie Saddam damal den Petroeuro wollte...aber dann weggebombt wurde. Das klappt bei China nicht. Also alles leere Drohungen von Trumpski.



    Die EU sollte ebenso agieren. Bullies verstehen nur Haue.

    • @Hefra1957:

      "könnten den Markt mit Dollar fluten"



      ...das würde evtl. ein stumpfes Schwert sein, weil die Trump Administration ja offenkundig gerne den Dollar abwerten möchte, um die Zinslast zu reduzieren.

  • Vielleicht sollte die EU die USA zunächst ignorieren und China zu Gesprächen einladen, um zu besprechen, wie man zusammenarbeiten kann:

    Z.B. China stellt Subventionen für gewisse Industrien (insb. Auto) ein (China hat ja auch weniger Geld zum verschenken), im Gegenzug senkt man die Autozölle wieder.

    Wenn ein Handelspartner (USA) nicht mehr handeln will, wendet man sich verstärkt anderen zu.

    • @Strolch:

      Genau, wer sich nicht beruflich oder aus familiären Gründen in den USA aufhalten muss, sollte die Staaten meiden. Ein Tourismuseinbruch könnte auch Zeichen setzen.

  • 100% Zoll auf Fracking-LNG und Cloudanbieter wie MS und Amazon. Sofort bitte.

  • Da müssen wir jetzt durch. Hilft ja nichts. Früher hieß es ja auch schon "Amis go home".

  • China wird nicht einknickken. Das ist gut so. Mittlerweile gibt es auch reichlich Technik aus China. Sogar die Levis produzieren die schon. Wer braucht denn noch die USA?

    • @Pico :

      Und die 3nm Chips wird das innovationsfreundliche Land des geistigen Eigentums ja auch bald produzieren (lassen).

  • Der schlimmste Ausgang wäre, wenn Trump seinen Krieg gewinnen würde oder sich wenigstens als Sieger bei seinen Sklaven darstellen könnte.

    • @Manfred Peter:

      Jedes Nachgeben wird nur in mehr Forderungen enden. Wie bei Putin keine Kompromisse, neue Partnerschaften knüpfen, und so sehr es geht ihn untergraben. Alles was in republikanischen Bundesstaaten hergestellt wird mit so hohen Zöllen versehen das es nicht mehr in Europa verkauft werden kann. Nächstes Jahr sind Midterm Wahlen, wenn in den Republikanischen Staaten Elend und Arbeitslosigkeit herrscht kriegen die Demokraten eine Mehrheit.

  • Trump will für die US Bürger Steuern senken, mit Geld welches er zuvor genau von diesen Bürgern via anteiligen Zoll auf gekaufte Waren eingenommen hat.



    Man muss ja von fortgeschrittener Umnachtung ausgehen, bei Trump, dessen Beratern und den Wählern die das gut finden.

    • @Tom Farmer:

      Nicht ganz: Die Steuern würden nach seiner Theorie ja die Bürger zahlen, die Auslandsprodukte kaufen. Wer nur Made in USA kauft, bleibt ja verschont...

      • @Strolch:

        Ja, korrekt, da haben sie recht!

  • Wie ich nebenan lese, springen ihm jetzt schon die rechten Milliardäre wie die Koch-Brüder ins Genick:

    www.theguardian.co...mp-tariffs-lawsuit

  • Er weiß eben, wie man mit anderen Diktatoren umgeht.

  • The citizens of the USA are getting what they wanted (voted for) by a large majority.



    Deepl-Übersetzer :-)



    Tatsächlich stehen wir hier vor gleichen Problemen: Administration USA vs. EU, ähnlich gelagert wie "ist die derzeitige Administration Israels noch ein Partner der EU, insbesondere Deutschlands?".



    Zwei Freunde, die den internationalen Gerichtshof in den Haag gleichermaßen ver- und mißachten, Toll.



    Entgegen den Werten der EU und Deutschlands.

    • @LeKikerikrit:

      Na ja, Freunde müsste in Anführungszeichen stehen.

  • Die dümmliche Kraftmeierei wird Trump im Inland vermutlich sogar bei seiner begriffsstutzigen Anhängerschaft nutzen. Die Folgen dieses Unfug werden ihn einholen, die Amis werden selbst am meisten leiden, die Brechstange wird abprallen.

  • Mein Trump wirklich, dass China vor ihm einknickt? Lachplatte.

    China wird Trump zeigen wo der Hammer hängt, weil China mit ihren seltenen Erden, der Batterieherstellung und günstiger Produktion am längeren Hebel sitzt. Wenn hart auf hart kommt, verliert China den gesamten USA-Exportumsatz. Aber dann bricht in den USA jegliche Produktion zusammen, denn ohne chinesische Vorprodukte kann die USA gar nicht mehr produzieren.



    China wird das Ultimatum ohne mit der Wimper zu zucken verstreichen lassen.

  • China habe seine „Vergeltungszölle“ in Höhe von 34 Prozent trotz seiner Warnung verhängt, dass er weitere Zölle erheben werde, sollte ein Land solche Gegenmaßnahmen ergreifen.



    ----



    High non? Wer bringt dem "Möchtegern-Cowboy" denn mal bei, wie nationale & internationale Politik geht?



    Na ja, da müssen wir jetzt durch! Hoffentlich lernen die US-Bürger daraus & begreifen, was SIE da leichtfertig "abgewählt" haben! :-(

  • Mal so unter uns:



    China



    9596961 qkm Fläche



    USA



    9525067 qkm Fläche

    China



    1 411 750 000 Menschen



    USA



    340 111 000 Menschen

    Weiß nicht so recht ob das nicht das Schwänzchen mit dem Hündchen wackelt ...

    • @Bolzkopf:

      Was man in Zahlen schlecht ausdrücken kann, die "Resilienz" der KP gegenüber einem wildgewordenen Kindergarten.

      • @Axel Schäfer:

        KP ? Meinen sie die vielleicht die PRC ?

      • @Axel Schäfer:

        Es ist eine offene Wette.



        Aber ich würde sagen, China hat den längeren Hebel.



        Trump und Gläubige agieren noch reagieren rational.



        Ein tumber Haufen höriger Tölpel.*



        *Ich entschuldige mich beim Seevogel Tölpel für den Vergleich.

        • @LeKikerikrit:

          „Das beste Werkzeug ist ein Tand in eines tumben Toren Hand“



          (sagte Mal ein sehr, sehr berühmter Amerikaner)

          „Zwischen Wahnsinn und Verstand ist oft nur eine dünne Wand“



          ist aus der gleichen (US) Soziosphäre ...

          • @Bolzkopf:

            Und?



            Hat jemand rausgefunden von wem diese Merksätze stammen?