Getötete Radfahrerin in Berlin: Mahnwache und offene Fragen
Der ADFC und Changing Cities haben ein Geisterfahrrad für die verstorbene Radfahrerin aufgestellt. Die Polizei meldet den nächsten Rad-Toten.
![Ein zerstörtes Rennrad liegt neben einem Geisterfahrrad auf der Bundesallee, dem Unfallort Ein zerstörtes Rennrad liegt neben einem Geisterfahrrad auf der Bundesallee, dem Unfallort](https://taz.de/picture/5897544/14/383247680-1.jpg)
Die Demonstrierenden legten das vollkommen zerstörte Rennrad der Verstorbenen auf die abgesperrte Fahrbahn und kritisierten, dass eines bei der großen medialen und politischen Aufmerksamkeit an dem Fall viel zu kurz gekommen sei: „Es ist ein Mensch gestorben!“
Aufmerksamkeit hatte der Unfall auch bei weiten Teilen der Öffentlichkeit erregt, die sich sonst eher wenig für getötete Radfahrer*innen interessieren. Allen voran die Bild-Zeitung sowie Spitzenpolitiker*innen aus Opposition und Regierung hatten die Klima-Aktivist*innen der „Letzten Generation“ mitverantwortlich gemacht für den Unfall, weil ein großes Spezialfahrzeug der Feuerwehr in einem Stau auf der A100 stecken geblieben sein soll.
Das Spezialfahrzeug hätte bei der Rettung aber nicht geholfen, wie mittlerweile klar scheint: Die behandelnde Notärztin hätte laut einem mittlerweile bekannt gewordenen internen Vermerk der Feuerwehr den Rüstwagen ohnehin nicht zur Versorgung hinzugezogen, wie die SZ am Freitag berichtete.
Stau hatte keinen Einfluss auf Versorgung
Der Stau hatte demnach keinen Einfluss auf die Versorgung. Nach Einschätzung der Rettungskräfte vor Ort wäre der Einsatz des Spezialfahrzeugs medizinisch nicht angezeigt gewesen. Der dreiseitige Vermerk ist laut Bericht vom ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes unterzeichnet und soll am Dienstagabend auch an die Spitze der Feuerwehr geschickt worden sein. Offen ist, warum die Feuerwehr nicht darüber informierte. Eine Anfrage dazu ließen sowohl Innenverwaltung als auch Feuerwehr bisher unbeantwortet.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft eine Obduktion angeordnet – sie prüft auch „Aspekte fahrlässiger Tötung“ gegen zwei Klima-Aktivist*innen. Die Klima-Aktivist*innen hatten sich ihrerseits schockiert vom Tod der Radfahrerin gezeigt, Verantwortung dafür aber von sich gewiesen und sich nach viel Hetze medienkritisch geäußert. Ihre Blockaden setzten die Aktivist*innen auch am Montag unbeirrt fort.
Am Montag teilte die Polizei mit, dass erneut ein Radfahrer verstorben ist – ein 85-Jähriger, der von einem Linksabbieger angefahren wurde. Das Interesse an der Meldung ist deutlich kleiner. Changing Cities kündigte derweil eine Mahnwache für den Toten an.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau
Falsche Kritik an Grenzplänen
Es geht nicht um Machbarkeit