Geplante Nordsee-Bohrungen: Rishi Sunaks fossiler Wahnsinn
Öl und Gas sind saubere Energiequellen? Fossile Kraftstoffe gehören zur Klimaneutralität? Der britische Premier hat außergewöhnliche Ideen.
M anchmal sagt man genau das Gegenteil von dem, was man meint. „Danke, gut“ geht es einem da plötzlich, wenn diese irgendwie nervige, entfernte Bekannte am Rande einer Party danach fragt. Ob das stimmt oder nicht, muss die jetzt nicht wissen. Will sie wahrscheinlich auch nicht wirklich. „Und du, ich seh da gerade jemanden, aber lass uns mal ganz bald noch mal reden. Ja, ich freu' mich auch.“
Solche Gegenteilsmomente kennt ja eigentlich jede:r. Offenbar auch der britische Premierminister Rishi Sunak. „Es ist jetzt wichtiger denn je, dass wir unsere Energiesicherheit stützen und Nutzen ziehen aus dieser Unabhängigkeit, um mehr bezahlbare und saubere Energie an britische Haushalte und Unternehmen zu liefern“, hat der konservative Politiker kürzlich gesagt.
Natürlich geht es nicht wirklich um saubere Energie, denn Sunak will sie durch Hunderte neue Genehmigungen für Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee gewinnen. Bei der Verbrennung dieser fossilen Kraftstoffe entstehen unweigerlich Gase, die die Luft verschmutzen und die Erde aufheizen.
Die Internationale Energieagentur hat deshalb schon vor zwei Jahren gewarnt: Wenn die Welt 2050 klimaneutral sein will, dürfen keine neuen Öl- und Gasquellen mehr angezapft werden. Sunak folgt dem Rat der Expert:innen nicht. Er vertritt die Meinung, dass auch zur Jahrhunderthälfte noch ein Viertel der Energie aus Öl und Gas kommen müsse – und zwar lieber frisch aus Großbritannien als aus „feindlichen Staaten“.
Die Regierung verweist auf die CCS-Technologie. Das heißt, sie will das viele CO2 in unterirdischen Lagern aufbewahren, um es von der Atmosphäre fernzuhalten. Aktivist:innen der Umweltorganisation Greenpeace verhüllten in der Folge am Donnerstag Sunaks Haus schwarz.
Der hatte indes noch einen seiner Gegenteilsmomente. Jeder vernünftige Mensch erkenne an, dass wir fossile Brennstoffe als Teil der Transformation zur Klimaneutralität bräuchten, sagte Sunak im Gespräch Zeitung Sunday Telegraph.
Aha. „Lass uns mal ganz bald noch mal reden. Ja, ich freu' mich auch.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles