Geplante Mai-Tour von Roger Waters: Mit missionarischem Eifer
Roger Waters ist Mitgründer der Rockband Pink Floyd. Längst macht er nicht mehr mit Musik von sich reden, sondern durch fragwürdige Außenpolitik.
„Several Species of Small Furry Animals Gathered Together in a Cave and Grooving with a Pict“, heißt ein Song auf dem Pink-Floyd-Album „Ummagumma“ (1969), komponiert von Roger Waters, dem Bassisten und Mitgründer der britischen Band. „Ummagumma“ war das erste Konzeptalbum der damals noch psychedelischen, dann als „progressiv“ kategorisierten Rockband, die seit Mitte der 1970er zu den erfolgreichsten im Popbiz überhaupt gehört.
Jeder der vier Musiker steuerte für „Ummagumma“ eigene Songs bei. Auf dem raffinierten Frontcover ist das Quartett in je unterschiedlicher Anordnung im Haus des studierten Architekten Roger Waters in Südengland abgebildet. Dort lebt der inzwischen 79-jährige Weltstar auch heute noch und ließ sich kürzlich für ein Interview mit der Berliner Zeitung ablichten.
Künstlerisch Verwertbares ist von Waters, der bereits ab 1986 in langwierige Rechtsstreitigkeiten mit seinen ehemaligen Bandkollegen verwickelt war, freilich schon seit Langem nicht mehr zu vernehmen. Stattdessen betreibt der Musiker mit missionarischem Eifer Außenpolitik.
Trotzkistische Blindschleiche
Man kennt seine trotzkistischen britischen Positionen zur Genüge, Beelzebub Israel, Mitleid für den armen Diktator Wladimir Putin, Klassenfeind USA – so weit, so Blindschleiche. „Die Provokationen der USA und der Nato vor dem Februar 2022 waren extrem und sehr schädlich für die Interessen aller einfachen Menschen in Europa“, diktierte der Multimillionär der Berliner Zeitung.
Man fragt sich, woher diese Nervensäge sich das Recht nimmt, für einfache Menschen in Europa zu sprechen? Anstatt die Brexit-befürwortende Elite zu Hause ins Gebet zu nehmen, den latenten Antisemitismus der englischen Linken bis in die Parlamentsreihen von Labour oder das nicht aufgearbeitete Kolonialerbe des Vereinigten Königreichs im Nahen Osten, das mitverantwortlich war für die Entstehung des Konflikts zwischen Palästinensern und Israel.
Ende Mai will Roger Waters auf eine ausgedehnte Tour nach Deutschland kommen, natürlich auch, um zu denjenigen zu predigen, „die offen für eine andere Sichtweise auf Israel sind“. Übersetzt heißt das, Waters möchte Israel von der Landkarte tilgen. Kommunen wie Frankfurt am Main und München versuchen, die Konzerte wegen seiner Unterstützung der Anti-Israel-Lobby BDS abzusagen. Waters hat nun seinerseits die Anwaltskanzlei Höcker beauftragt, um gegen die drohenden Konzertabsagen vorzugehen.
Niemand spricht mehr über den künstlerischen Wert der Musik, die dann – ohne seine alten Mitstreiter – aufgewärmt wird. Dabei ist er doch längst zu einem der pelzigen Tierchen geworden, über die er einst mit Pink Floyd gesungen hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann