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Geplante Kühne-Oper in HamburgJetzt kostet sie die Stadt schon eine Viertelmilliarde

André Zuschlag

Kommentar von

André Zuschlag

Höchstens 147,5 Millionen Euro würde Hamburg für die neue Oper bezahlen, hieß es im Februar. Nun kommt heraus: Die Stadt gibt mehr als 250 Millionen.

Von zusätzlichen 104 Millionen Euro für die Kühne-Oper war keine Rede: Carsten Brosda und Peter Tschentscher im Februar Foto: Christian Charisius/dpa

V ielleicht hat die versammelte Hamburger Presse, die taz eingeschlossen, ja einfach nur nicht gut genug aufgepasst – damals im Februar, als der Hamburger Senat feierlich bekannt gab, dass die Stadt eine neue Oper von Klaus-Michael Kühne geschenkt bekommt.

Er bezahlt sie. Punkt, aus. Einzig das ausgewählte Grundstück, eine wertvolle Brache an der Elbe, kommt dafür aus dem Eigentum der Stadt. Und, nun gut, die nötigen Vorbereitungs- und Erschließungsarbeiten der Fläche übernimmt die Stadt auch: 147,5 Millionen Euro und dann ist wirklich Schluss. Alles Weitere bezahlt der Milliardär.

So klang das aus den Mündern von Bürgermeister Peter Tschentscher und Kultursenator Carsten Brosda (beide SPD), so war es überall zu lesen. Hätte man damals die zeitgleich verschickte Pressemitteilung des Senats ganz genau gelesen, wäre an einer wichtigen Stelle das unscheinbare Wort „außerdem“ aufgefallen.

Will Hamburg die Kosten nur peu à peu bekannt geben?

Hat nur niemand so recht und deshalb wurde erst am Dienstag – mehr als ein halbes Jahr später – bekannt, dass die Stadt tatsächlich mehr als eine Viertelmilliarde Euro für den Bau der anvisierten neuen Oper hinzugibt.

In Wahrheit sind die 147,5 Millionen Euro nämlich gar nicht für vorbereitende Maßnahmen, sondern für den Opernbau selbst eingeplant. In den Worten des Senats: für die „standortspezifischen Mehrkosten“, die ein Gebäude direkt am Wasser mit sich bringt. Für Flutschutz, etwa. Die Erschließungsarbeiten indes fallen unter die nun erstmals genannten 104 Millionen, die – das hätte man damals nicht übersehen dürfen – „außerdem“ hinzukommen.

Mit diesen 104 Millionen Euro sollen auch der die Oper umgebende Freiraum und die Promenade bezahlt werden, erklärten die Se­na­to­r:in­nen für Kultur, Stadtentwicklung und Finanzen (alle SPD) am Dienstag. Das sei alles ein ganz normaler Vorgang, beteuerten sie, als sie die zuvor unbekannte Zahl im Munde führten. Auch davon, dass der Opernneubau ein „Geschenk“ von Klaus-Michael Kühne an seine Heimatstadt sei, ließen sie nicht ab.

Das kann man so sehen: Wenn die Stadt für 251,5 Millionen Euro eine nagelneue Oper bekäme, wäre das ein spottbilliger Preis – fühlt sich fast wie ein Geschenk an.

Andererseits: Wenn der Senat jetzt schon, lange bevor die Planung des Baus begonnen hat, die erfahrungsgemäß erhebliche Kostensteigerungen nach sich ziehen dürfte, versucht, die öffentlichen Kosten peu à peu und zeitlich ordentlich gestreckt bekanntzugeben – dann sollten alle Alarmglocken bei den Abgeordneten der Bürgerschaft schrillen. Die müssen nun nämlich dem Zuschuss zustimmen.

Und: Ist das wirklich ein Geschenk, wenn es Kosten verursacht? Oder viel mehr: Wenn zwei Partner sich den Preis teilen, bei dem der eine etwas mehr dazugibt als der andere? Selbst wenn Kühne für sein Denkmal am Ende eine seiner zahlreichen Milliarden bereitstellt, wäre das Verhältnis immer noch weit entfernt davon, ein Geschenk zu sein.

Vielmehr sieht das immer mehr nach einem für beide Seiten ordentlichen Deal aus, der da in Hinterzimmern ausgehandelt wurde: Kühne bekommt sein Denkmal, der Hamburger Senat finanzielle Hilfe. Mehr aber auch nicht – und ganz sicher ist das kein Geschenk.

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André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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45 Kommentare

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  • taz: *Wenn der Senat jetzt schon, lange bevor die Planung des Baus begonnen hat, die erfahrungsgemäß erhebliche Kostensteigerungen nach sich ziehen dürfte, versucht, die öffentlichen Kosten peu à peu und zeitlich ordentlich gestreckt bekanntzugeben – dann sollten alle Alarmglocken bei den Abgeordneten der Bürgerschaft schrillen.*

    Wenn der reichste Mann Deutschlands sich am Ende seines Lebens mit dem neuen Opernhaus in Hamburg noch ein Denkmal setzen möchte, dann soll er gefälligst auch sämtliche Kosten dafür übernehmen. Kühnes Vermögen wird auf rund 42,5 Milliarden US-Dollar ('Forbes' - 2024) geschätzt.

    Ein "Geschenk" an die Hansestadt Hamburg, wofür die kleinen Steuerzahler mit einem großen Batzen Geld am Ende aber wieder einspringen müssen, ist kein Geschenk. Ein Geschenk sollte Freude erzeugen, aber keinen Ärger und auch keine zusätzlichen Kosten. In die HH-Universität, die Schulen oder in neue Sozialwohnungen sollte man Steuergelder stecken, aber nicht in das Denkmal eines Multimilliardärs.

    Im Juli stand in der taz: *Würde Herr Kühne Abgaben bezahlen wie jeder normale Arbeitnehmer, wären das 1,7 Milliarden Euro jährlich. Das wären also fünfeinhalb Opernhäuser – jedes Jahr!*

    • @Ricky-13:

      Gerade äußerst interessante News bezüglich unserer Sozialabgaben gefunden. Laut dem Statistischem Bundesamt brachte der Bund 2024 einen Anteil von 5,53 % des Bruttoinlandsprodukt [ BIP ] für soziale Sicherung auf - im Vergleich zu 5,64 % vom BIP im JAHR ( jetzt kommts ! ) 2 0 1 5 ! ! ! !

    • @Ricky-13:

      Unsere Regierung schuldet unserem Staat, also uns Bürgern die Erhebung der Vermögenssteuer ! In 2024 wären es nach Schweizer Modell 75 Milliarden Euros - rechnen wir mal hoch , seit 1997 ausgesetzt...unterm --- weil unsere Parlamentarier ihre Hausaufgaben nämlich die gesetzlich konforme Formulierung der Vermögenssteuer einfach einfach nicht machen, nicht wie vom BVerf. 1995 durch Beschluss 2 BvL 37/91 vom 22.06.1995 [ BVerfGE, 121; BStBI II 1995, 655 ] angefordert, und die Gesetzgeber aufgefordert hatte, dieses Gesetz bis zum 31.12.1996 zu formulieren und vorzulegen.



      Da der Gesetzgeber dieser Pflicht nicht nachgekommen ist und das bis dahin angewedete Vermögenssteuerrecht nicht weiterhin anwendbar. Ein Steuergesetz ohne mit mit der Verfassung vereinbarte Tarifvorschrift ebennicht mehr gültig.



      Durch die dadurch grenzenlose Akkumulation von Vermögen führt zu einer Gefahr unserer Demokratie, da große Milliarden Vermögen in den Händen einiger weniger Milliardäre konzentriert werden können, die dann Einfluss und Macht auf unsere Regierung / Demokratie nehmen können.

  • Natürlich ist das ein Geschenk. Seit wann müssen Geschenke 'vollständig' sein, um sich als Geschenk zu qualifizieren?



    Und wo fängt 'Vollständigkeit' an?



    Soll Herr Kühne auch für die nächsten 20 Jahre die Stromkosten vorstrecken oder aus einem Fond den Kaminkehrer zahlen???



    Ist es erst dann ein Geschenk?



    Der Artikel benennt es ja selbst: für 250 Millionen könnte niemals eine Oper gebaut werden. Schon gar nicht an dieser Stelle und schon gar nicht in dieser Ausführung.



    Ergo ist es ein Geschenk. Ein großzügiges obendrein.



    Man kann natürlich darüber streiten, ob der 'unsichtbare' Preis, dass die Oper Kühnes Denkmal werden soll, angemessen ist. Aber der Senat hat zugestimmt, also scheint es ihnen angemessen.



    Die Diskussionen um Kühne sind wieder mal alte Neiddebatten. Ob er mehr Steuern zahlen müsste oder sollte ist hier nicht das Thema.



    Kühne kann nichts für bestehende Gesetze und steuerliche Möglichkeiten.



    Wer will das Kühne mehr Steuern bezahlen muss schreibe seinem Abgeordneten oder setze bei der nächsten Wahl bei Parteien ein Kreuz, die Steuergerechtigkeit propagieren.



    Kühnes Geschenk minder zu schätzen trifft den Falschen und ist undankbar.

    • @Saskia Brehn:

      Ich buchstabiere es aus: Würde Kühne in seiner Heimatstadt regulär Steuern zahlen, hätte die genügend Geld für so einiges.



      Käme Vermögenssteuer und/oder Erbschaftssteuer ins Spiel, reden wir über noch anderes. Das Gefühl heißt Empörung, was Sie meinen.



      Dass Hr. Kühne nicht wegen der guten Luft in der Schweiz sitzt, das dürften wir beide vermuten. Und dass er Lobbyisten mit einsetzt, auch. Dass er die Elbe nicht selbst ausbaggert, auch.



      Steuern vermeiden und dann den Wohltäter vorspielen mit genauer Vorgabe ist neofeudalistisch. Dann wenigstens den Staat nicht noch mitzahlen lassen.



      Hätte er Grund, Erschließung, Bau und Erstausstattung komplett hingelegt, hätte er es seinen Gegnern deutlich schwerer gemacht.

      • @Janix:

        "Dass Hr. Kühne nicht wegen der guten Luft in der Schweiz sitzt, das dürften wir beide vermuten. Und dass er Lobbyisten mit einsetzt, auch."



        Völlig richtig. Deshalb schrieb ich ja auch: "Kühne kann nichts für bestehende Gesetze und steuerliche Möglichkeiten."



        ...



        "Steuern vermeiden und dann den Wohltäter vorspielen mit genauer Vorgabe ist neofeudalistisch."



        Auch richtig, aber auch hier gilt mein Satz nochmal: "Kühne kann nichts für bestehende Gesetze und steuerliche Möglichkeiten."



        Kühne ist nicht Gesetzgeber. Er nutzt nur, was der rechtliche Rahmen ihm bietet."



        Ihn dafür zu kritisieren läuft komplett falsch. Rechtliche Rahmen zu setzen ist Aufgabe der Politiker, nicht Aufgabe von Privatpersonen. Es hapert am Staat, nicht an den Personen.



        Wer zahlt denn bitte freiwillig mehr als er muss?



        Niemand. Eben. Deshalb ist die Debatte falsch. Wenn Regierungen es nicht auf die Kette bekommen rechtlich sozial gerechte Regelungen zu schaffen, dann kann man nicht die Nutznießer dafür verantwortlich machen. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht.



        Politische Versäumnisse sind politische Versäumnisse, nicht Errungenschaften windiger Steuerflüchtlinge.

        • @Saskia Brehn:

          Ich etwa nutze nicht jene Tricks, auch wenn ich sie kenne, und viele andere tun das auch nicht, die nicht neoliberal gespült herumlaufen. Dann würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren, und so funktionieren Menschen ohne Jura- oder BWL-Drill empirisch auch zumeist gar nicht (siehe Gefangenenexperiment, wenn Sie es nachlesen möchten, und danach schmeißen Sie homo oeconomicus in die Tonne)

          Ich kann Hrn. Kühne nicht das Gewissen abnehmen, Sie auch nicht. Oder sich selbst nicht. Sorry. Das wäre zugespitzt Eichmann-Ethik.



          Viele andere zahlen ihren Teil durchaus, und sind hanseatisch genug, um daraus kein Aufhebens zu machen.

          Den logischen Widerspruch sehen Sie aber zumindest? Der Heimatstadt die ganz normalen Ressourcen entziehen, einen Bruchteil zu "schenken", wie Sie das nennen, und sich ganz toll zu fühlen?

          • @Janix:

            Wenn Sie keine dieser Tricks nutzen, ehrt Sie das. Das viele Menschen so leben, bezweifle ich. Und ich bezweifle auch, dass es am Neoliberalismus liegt.



            Ich bin DDR Kind. Gelernt im Osten, gearbeitet in Deutschland. Auf Montage im Westen, in Lohnarbeit im Osten.



            Hüben wie drüben, von der Mietwohnung bis zur Villa, die erste Frage ist fast immer: "brauchen wir eine Rechnung? Können Sie nicht nur das Material aufschreiben?"



            Jeder Mensch hat zuerst sich selbst im Kopf. Ohne böse Absicht. Aus Instinkt. Kühne handelt nur in völlig anderen Größenordnungen.



            Ich bin bei Ihnen, dass die allermeisten Menschen an einem friedlichen ökonomischen Miteinander interessiert sind. Ich bin Ihnen, dass die wenigsten vom Mindset her Heuschrecken sind. Solche Leute könnten aber auch niemals ein Unternehmen aufziehen wie Kühne.



            Wir brauchen aber auch das. Nur mit Kleinklein und lokalen Betrieben/Versorgung wäre weder Staat, noch Sozialsysteme finanzierbar.



            Wir brauchen Menschen mit dem Mindset von Kühne. Und wir brauchen Politiker, die ihnen Rahmenbedingungen setzen. Weil ein Tiger niemals freiwillig zur Ziege wird.



            Für mich stinkt der Fisch vom Kopf. Es fehlen Regeln und mehr noch die Verfolgung.

            • @Saskia Brehn:

              Gute Regeln sind noch wertvoller als individuelle Tugend, wäre auch meine Vermutung. Letztlich wird es eine Mischung aus beidem sein, denn hochbezahlte Cleverles werden jedes Regelwerk angehen können bzw. der Kontrollaufwand steigt zu hoch an.

              Und gerade die "hanseatische" Kaufmannsehre kann erfolgreich sein, aber dabei auch eben eingehegt durch gewisse Anstandsregeln. Da ist bei Kühne wohl mal etwas schiefgegangen.

              In Athen ließ man Reiche die teuren Spiele zahlen, im Gegenzug gab es den Stolz darauf, aber keine Sonderrechte.



              Kühne hat mit seinem (meine Wertung: kindischen) Wegzug und Gehabe sich selbst des Stolzes und der Ehre beraubt, daher das Geschwanke gerade und dieses Gegreife nach Anerkennung.



              Wer Held sein will, muss aber dienen können.

              • @Janix:

                Ich kann Ihrer Position durchaus etwas abgewinnen. Und Kühne ist definitiv keine role Model für mich.



                Ihren Schlusssatz finde ich sehr gut: "Wer Held sein will, muss aber dienen können."



                Meine Antwort darauf wäre, Hamburgs Senat hat anscheinend befunden, dass Kühnes Angebot dienlich genug ist für die Stadt Hamburg.



                Das man das anders sehen kann - natürlich. Auch ich sehe das übrigens anders. Ich hätte ihm diese Genugtuung nicht zugesprochen oder zumindest deutlich deutlich teurer bezahlen lassen.



                Dennoch bleibe ich dabei, dass Kühne nicht das Problem ist, sondern die laxe Politik. Und absolut bleibe ich dabei, dass es ein Geschenk ist - um den Bogen zum Anfang zu schließen.



                Kühne kann nichts dafür, wenn sich der Senat anscheinend für ein paar Brotkrumen um den Finger wickeln lässt, statt ein ordentliches Menü für die Bürger rauszuschlagen.



                Denn Kühne hätte mehr gegeben, definitiv.

  • "Und: Ist das wirklich ein Geschenk, wenn es Kosten verursacht? Oder viel mehr: Wenn zwei Partner sich den Preis teilen, bei dem der eine etwas mehr dazugibt als der andere?"

    Angenommen, jemand hätten Ihnen und Ihrer Begleitung zum Geburtstag zwei Tickets für das Neil-Young-Konzert in Stuttgart für den vom örtlichen Veranstalter geforderten Wucherpreis von ca. 450 € / Stück geschenkt (in den andere Städten war es billiger) und Sie hätten die Anreise sowie die Übernachtungskosten, sagen wir mal in Höhe von 150 € / Person, selbst tragen müssen: Hätten Sie das als Geschenk angenommen? Oder hätten Sie es zurückgewiesen?

    • @Josef 123:

      Naja, es kommt darauf an, a) ob der Jemand dafür noch anderes haben möchte, b) ob Folgekosten entstehen und c) ob mir Neil Young 150€ wert ist oder auch das nicht.

      • @Janix:

        Vielleicht, eventuell denkt Kühne so läuft Demokratie 🤑



        Vielleicht, eventuell verschenkt er ja demnächst Atomkraftwerke.

  • Ist doch normal in öffentlichen Verwaltungen, es wird ja nur das Geld der Bürger verbraten. Wann war eine Kostenschätzung mal zutreffend ? Wenn in der Privatwirtschaft so schlampig gearbeitet würde, wäre der Verantwortliche sehr schnell auf Arbeislosengeld angewiesen.

    • @Filou:

      Ich wünschte, es wäre so bei der Privatwirtschaft. A) Gäbe es jedoch wohl eher eine Hoch- oder Wegbeförderung oder zumindest eine fürstliche Abschlagssumme ab einer bestimmten Fallhöhe und B) würde das wohl sogar in ausreichend großen Organisationen aufgefangen und vernebelt.



      Es gibt, ohne das auf alles ausdehnen zu wollen, auch in der privaten Wirtschaft viele Bereiche, wo extern die Marktmacht und intern die Beziehungen entscheiden und viele Fehler daher locker übersehen werden können. Vgl. Graeber, B'llsh't Jobs.

    • @Filou:

      Wohlfeile Behauptungen. Belege? Wohl eher nicht, nehme ich an. Ich tippe einfach mal: Sie hatten bisher weder bauseitig noch verwaltungstechnisch mit derartig großen Projekten verantwortlich zu tun.

      • @Josef 123:

        Sagen Sie mir wann eine Kostenschätzung zutreffend war.



        Ich kann kein Beispoel nennen.

      • @Josef 123:

        Oh doch

  • Ein Denkmal für Herrn Kühne, bezahlt mit Blutgeld enteigneter und deportierter Menschen. Der Sockel geht auf's Haus...

    • @Grenzgänger:

      Könnte es sein, dass sie mit Ihrem Denken ganze Stadtteile, Naturgüter, Landschaften einebnen oder wahlweise verbuschen lassen müssten, da unsere Vorfahren diese Schönheiten mit sogenanntem "schmutzigen" Geld errichtet haben?



      Nicht zu vergessen die vielen Spenden für soziale Projekte aus früherer Zeit , erwirtschaftet mit "Blutgeld".



      Ab wann wollen Sie beginnen aufzurechnen?



      11Jh oder noch früher?

      • @Zonen Gabi:

        Wo genau bitte wurden "ganze Stadtteile, Naturgüter, Landschaften" als Denkmäler für eine einzelne Person errichtet?

        • @Grenzgänger:

          Das hat sie nicht geschrieben. Ihre Aussage war, das mit dem Geld, welches Vorfahren auf schmutzige Weise verdient haben, in Deutschland ganze Stadtteile, Naturgüter und Landschaften (Parks) errichtet wurden. Wäre man konsequent müsste man diese ebenfalls schleifen und nicht nur Denkmäler.

  • Da offenbar die Spende von Kühne wegen der Nazivergangenheit seines Unternehmens angeblich abgelehnt werden soll, hat sich das Projekt wohl erledigt.

    • @Zven:

      Es ist sicher bekannt , dass die Amadeu Antonio Stiftung (AAS) durch Geld des Coca Cola Imperiums eines Karl Konrad von der Groeben und einer Mitarbeiterin der Staatssicherheit gegründet wurde. Wie verwerflich das ist , ob es eine gute Sache rechtfertigt oder man dieses.Geld und diese Gründer ablehnen muss, kann jeder selbst entscheiden.



      Man sollte aber dann nie mit zweierlei Maß messen.

    • @Zven:

      Aha - gibt es für diese Behauptung auch eine Quelle?

      • @Grenzgänger:

        Von Zven?



        Pressemitteilung hamburg.de gestern ganz anders: "Die Stadt hat sich mit der Kühne-Stiftung auf den Vertrag über den Neubau einer Oper von Weltrang auf dem Baakenhöft geeinigt. Der Senat hat heute die Bürgerschaft um Zustimmung zu dem Vertrag und zur Freigabe weiterer Mittel für den Betrieb des Opernhauses an der Dammtorstraße gebeten ..."

  • Soviel Geld in eine Oper, bei der wahrscheinlich auch die Eintrittskosten wie in anderen Städten subventioniert werden müssen, damit sich das überhaupt jemand anschaut. Denn die Gutbetuchten sind nicht bereit entsprechende Preis für den Eintritt zu bezahlen und der normale Bürger geht sowieso nicht in die Oper.

    • @Rptr:

      Früher war die Oper das, wo sich sogar die Manager hinzwingen mussten, um Bildung nachzuholen. Loriot konnte das gut aufspießen.



      Als die noch nicht Triathlon, Hockey und Golf machen mussten, auf Bildung aber pfeifen.



      Noch früher das Volksvergnügen in der Nähe von Höfen.

      Es ist vielleicht auch einfach nur sehr große Kunst, zugleich eine sehr personalaufwendige. Wenn mensch möchte, dass es keine reine Geldfrage wird, das zu erleben, dann plädiere ich auch aus diesem Grunde für eine deutlich flachere Verteilungskurve. Der Kühne kann gar nicht so viel fressen, dass er auch nur die Zinsen von seinem Festgeldkonto wegbekäme. Andere werden sich nie auch nur das Sozialticket in einer Oper leisten können.

      Beginnen wir damit, dass der Kühne nicht mehr das deutsche System als Schmarotzer weitermelkt. Die Elbevertiefung hat er schon mal nicht mitbezahlt, z.B.



      Oder mal in Wagner-Sprech: Raub-Rheingold rausche rasch retour.

    • @Rptr:

      Wir gehen auch gerne in die Oper, würde uns auch als " noch " normal verorten - aber das überwiegende Publikum ist schon schwer zu kompensieren.

    • @Rptr:

      Der "normale Bürger" trägt sein Geld zu Helene Fischer oder Adele, und zwar in nennenswerten Mengen. Da muss dann natürlich nichts subventioniert werden. Im Zweifel wird mal kurz ein Popup-Stadion gebaut, wie in München. Alles im Ticketpreis inkludiert.

    • @Rptr:

      Nicht? Ich denke Sie kennen weder viele "Gutbetuchte" oder "Normalbürger".

  • Hamburg hat dieses Jahr ein Defizit von über 500 Millionen geplant, und für 2026 über 800 Millionen. Momentan müssen für neue Schulden über 3% an Zinsen gezahlt werden, bei 250 Millionen an Zuschuss also über 7,5 Millionen pro Jahr.



    Deswegen: Projekt streichen, die gesparten 7,5 Mios in Kunstunterricht an Kindergärten und Schulen stecken. Die gesparten Betriebskosten auch noch.



    Ich habe als Steuerzahler keine Lust für das Denkmal für Herrn Kühne aufzukommen. Wenn er es komplett bezahlt, gerne! Das wäre ein feiner Zug. Aber das ist halt nicht der Fall.

    • @Bmit:

      Naja, wenn es danach geht: mir fallen da viele Dinge mehr ein, für die ich als Steuerzahler nicht gerne aufkommen möchte... :D

  • Wie bei vielen vergleichbaren Fragen wäre auch hier eine Volksabstimmung sinnvoll. Es gibt ja gute Argumente dafür oder dagegen. Aber in Deutschland ist das Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit seiner Bürger ja schon traditionell sehr niedrig.

  • Eine schöne Sache.



    Es ist wichtig, dass Mäzene die Hochkultur fördern, diese ist Tradition und Teil der Demokratie unseres Landes. Dass sich die Stadt Hamburg daran beteiligt, wir auch am HVV, der Elbphilharmonie , dem Hafen und Sportstätten ist logisch und gut. Freuen wir uns auf diesen Bau für alle und einen weiteren Hotspot der Kultur. Dies generiert Touristen und macht die Stadt und Region noch bekannter.

    • @Zonen Gabi:

      Für alle? Da gibt es dann bestimmt auch gratis Tickets für Obdachlose und Menschen die es sich nicht leisten können.

      Das wird man aber nicht wollen, aber dann wäre es für alle. So bezahlen es nur alle für eine kleine Gruppe an Menschen die sich über Opernbesuche definieren oder einen Zugang zu Opernaufführungen haben.

      • @Hitchhiker:

        Ihre Aussage ist populistisch, da es in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, üblich ist, auch ärmeren Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Kultur zu ermöglichen. Es gibt fast überall einige günstige Plätze, die durch die teuren subventioniert werden.

      • @Hitchhiker:

        Zumindest in der Elbphilharmonie ist das durchaus der Fall. Nicht gratis, aber zu Spottpreisen.

  • Vielleicht sollten Kühne und die Stadt sich erstmal um die Fertigstellung des „Kurzen Olaf“ kümmern, bevor der Bau der Oper in Betracht gezogen wird.



    Besser wäre es in meinen Augen allemal, Kühne würde das Geld der Stadt für den Kulturetat spenden, dann könnte man es auch für weniger prestigeträchtige, aber vielleicht sinnvollere Projekte verwenden. Sich selbst ein Denkmal setzen zu wollen und damit gleichzeitig einen Ablaßhandel für das im Dritten Reich zumindest zweifelhaft erworbene Vermögen zu betreiben, ist eh widerwärtig und keiner Unterstützung durch die Politik würdig.

  • Die zusätzlichen Kosten können keinen überraschen, der die Pressemitteilung gründlich gelesen hat. Dass Herr Zuschlag damit kokettiert, dass er das nicht getan hat, ist für einen Journalisten schon etwas seltsam, aber zugleich zu suggerieren, die Stadt betreibe Heimlichtuerei, und dafür auch noch das notorische Bild vom Hinterzimmer zu bemühen, ist dann doch zuviel des Guten, finde ich.

  • Der Kühne sollte einfach seine Steuern zahlen, die u.a. Hamburger Hafenarbeiter ganz normal zahlen, während sie seinen Schwerreichtum erarbeiten.

    Dann wäre (oder auch beim Erbfall ohne Tricks) die Oper auch so drin, ohne wahrheitswidrigen Almosencharakter. Wer sich seine Pyramide bauen will, soll das, aber ohne Abwälzung auf die Allgemeinheit, bitte.

  • Natürlich ist es ein Geschenk. Was denn sonst? Er müsste es ja nicht. Wenn die Hamburger Bürger das unter den Bedingungen nicht annehmen möchten, sollten sie halt sagen (können). Dann bleibt die Kohle halt im Schweizer Kanton und es gibt keine (neue) Oper.

  • Der Asterixkenner weiß: "Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes."

    • @Nansen:

      Mit "T" wie "Tragicomix"?

  • Kultur, gemeint ist immer die Kunst und nicht die Agrikultur oder das Toilettenpapier, sei ja so wichtig für die Demokratie, da können Staat und Gesellschaft schon mal ein paar Milliarden pro Jahr springen lassen. Kunst- und Kulturförderung ist nach dem Grundgesetz in Deutschland in erster Linie Sache der Länder und Gemeinden, der Bund spielt aber auch mit. Was dem demokratischen Miteinander dienen soll, ist zum einen Teil von öffentlichem Standortmarketing, zum anderen Teil willkommene Subventionierung von Kulturschaffenden und auch ganz viel Selbstdarstellung von Stiftern und Sponsoren. Die Mächtigen und Vermögenden setzen schon lange Prunkarchitektur, Opernspektakel, kuriose Sammlungen, aber auch Sport und Militärparaden als Hilfsmittel der Machtpräsentation ein. Daran hat sich mit Umstellung auf liberale Demokratie nichts geändert. Im Gegenteil: So viel Kulturangebote wie heute, gab es nie. Eliten aus Politik und Wirtschaft wollen sich weiterhin repräsentieren und bitten dafür auch die Allgemeinheit zur Kasse.