Geldpolitik der US-Zentralbank: Vorsichtige Gelassenheit
Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, aus den Anleihenkäufen auszusteigen, ist angemessen. Für die EZB ist es dafür aber noch zu früh.
E s war keine Überraschung: Die US-Notenbank Fed steigt langsam aus ihren Corona-Maßnahmen aus. Momentan kauft sie Anleihen für 120 Milliarden US-Dollar pro Monat; künftig soll es es jeweils 15 Milliarden weniger sein.
Diese Fed-Entscheidung ist richtig, weil sich die US-Wirtschaft erholt. Allein im Oktober hat die Privatwirtschaft 571.000 Jobs geschaffen. Vollbeschäftigung ist fast erreicht, so dass es kontraproduktiv wäre, wenn die Fed weiter Geld in die Banken pumpen würde.
Trotzdem bleibt die Fed vorsichtig: Die Leitzinsen verharren bei 0 bis 0,25 Prozent. Die Notenbank reagiert also nicht darauf, dass die Inflation derzeit 5,4 Prozent beträgt. Denn die Fed erwartet, dass die Geldentwertung bald nachlässt, weil vor allem Energie und Nahrungsmittel teurer wurden.
Diese Gelassenheit würde man auch jenen deutschen Ökonomen wünschen, die jetzt Panik schieben, weil die Geldentwertung hierzulande bei 4,5 Prozent liegt – und die daher die Europäische Zentralbank (EZB) bedrängen, doch die Zinsen anzuheben. Dabei ist die Lage hier nicht anders als in den USA: Es sind vor allem die Preise für Energie und Nahrungsmittel, die die Inflation treiben.
Bei jeder Fed-Entscheidung stellt sich sofort die Frage: Und was macht die EZB? Vorerst nichts. Ihr Corona-Programm läuft noch mindestens bis März 2022, weil die Wirtschaft in der Eurozone längst nicht so stabil ist wie in den USA.
Dort haben die Präsidenten Trump und Biden massive Konjunkturpakete angeschoben, so dass die US-Wirtschaft 2020 nur um 3,5 Prozent eingebrochen ist – und in diesem Jahr um 6 Prozent wächst. Vielen Euro-Ländern hingegen fehlte das nötige Geld. Also ging es 2020 in der Eurozone um 6,6 Prozent abwärts, und für 2021 ist ein Plus von nur 5 Prozent prognostiziert.
Die Lektion ist: Wer weniger EZB-Politik will, muss sich von der „Schwarzen Null“ verabschieden und europäische Konjunkturpakete auflegen. FDP-Chef Lindner und Möchte-Gern-Finanzminister sollte also schnellstens in die USA reisen. Das bildet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“