piwik no script img

Gauland bei „FAZ“-FeierAlte weiße Zeitung

Peter Weissenburger
Kommentar von Peter Weissenburger

An ihrem 70. Geburtstag lud die „FAZ“ zu einer Feier ein. Auch Alexander Gauland war dabei. Praktisch, dass die Zeitung ihr wahres Gesicht zeigt.

Dort wurde am Donnerstagabend mit Gauland gefeiert: im Edelrestaurant Borchardt Foto: dpa

D a waren wir drauf und dran, die Fehde mal ruhen zu lassen. Fast ohne Seitenhiebe hat die taz diese Woche der FAZ zum 70. Geburtstag gratuliert. Dass wir der Frank­furter Allgemeinen im Allgemeinen gar nicht so feindselig gegenüberstehen, wie man denken mag, haben wir geschrieben.

Nun ja. Zurechtgeruckelt haben sie uns über Nacht, die Frankfurter Kol­le­g*in­nen. Denn bei der großen FAZ-Jubiläumssause im Berliner Edelrestaurant Borchardt am Donnerstagabend durfte offenbar auch Alexander Gauland mitfeiern. Sie wissen schon, der AfD-­Polterer, der die Erinnerung an die deutsche Geschichte gern stärker zum Positiven und weg vom Massenmord lenken möchte.

Die FAZ-Familie heißt also auch Völkische und Geschichtsrevisionisten willkommen. Gauland im Borchardt zeigen mehrere Fotos, die Gäste am Abend über die sozialen Medien schickten. Sie wurden gleich weitergereicht, auch von Bild-Chef Julian Reichelt (Kommentar: „Bei @BILD wäre das undenkbar“) und CDU-Twitter­könig Ruprecht Polenz.

Kann natürlich sein, dass Gauland sich reingeschlichen hat und man zu höflich war, ihn hinauszukomplimentieren. Wir haben sicherheitshalber bei der FAZ nachgefragt, man möchte das dort nicht kommentieren. Möglich ist, dass Gauland als AfD-Parteichef eingeladen war, so wie auch FDP-Chef Christian Lindner. Oder als Autor, immerhin schreibt Gauland auch mal Gastbeiträge in der FAZ, wo er den antiglobalistischen Klassenkampf beschwört. Oder er war als Ex-Herausgeber der Märkischen Allgemeinen geladen, die damals noch zur FAZ-Gruppe gehörte.

Aus der Instagram-Story des Galeristen Johann König: Gauland bei der „FAZ“-Party Foto: Instagram/Johann Koenig

In jedem Fall hat uns die Frankfurter Allgemeine wieder wachgerüttelt. Fast hätten wir uns mit dem altehrwürdigen Blatt in dieser bürgerlichen Mitte einkuscheln wollen, die gerade ständig beschworen wird. Aber nun sind wir uns wieder sicher, dass wir auf eine Mitte verzichten können, zu der der rechte Rand selbstverständlich dazugehört.

Werner D’Inka, Mitherausgeber und Geschäftsführer, war übrigens kürzlich zu Besuch in der Frankfurter Börse, um dort den neuen Slogan der FAZ zu bewerben. „Freiheit beginnt mit F. Genau wie Frühstück“, witzelte er. Wir möchten hinzufügen: Mit F beginnt noch Anderes. Faschismus zum Beispiel. Oder Fresse halten. Was ist Ihnen lieber, geschätzte FAZ?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Matussek hat es vorgemacht, erst ein Nazi bringt die richtige Würze in die Party.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Liggers. Das bot sich a faz&Ffm doch an.



      Schon&Schonn. Die (hessische FuldaDreggertown) Stahlhelmfraktion:



      “ Gauland war von 1973 bis 2013 Mitglied der CDU. Er war im Laufe seiner Parteikarriere im Frankfurter Magistrat und im Bundesumweltministerium tätig und leitete von 1987 bis 1991 die Hessische Staatskanzlei unter Ministerpräsident Walter Wallmann, der sein Mentor war“



      de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Gauland



      & Däh - ward einstmals -



      Der Gauleiter sine land - mal so bekannt



      “ Die Affäre Gauland war eine politische Affäre im Bundesland Hessen, die durch eine umstrittene Versetzungsentscheidung des damaligen Staatssekretärs der CDU und jetzigen AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland ausgelöst wurde. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung begleitete die Affäre im Zeitraum von 1988 bis 1992 ausführlich. Der Schriftsteller Martin Walser verarbeitete später die Vorgänge in seinem im Suhrkamp Verlag erschienenen Schlüsselroman Finks Krieg (1996) …



      … & Däh - natürlich -



      Ein Briefverkehr der 5. Kammer des Hessischen Verwaltungsgerichts von 2000 belegt: „Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Angabe [die Versicherung an Eides statt durch Alexander Gauland] unrichtig war.“



      de.wikipedia.org/w...ff%C3%A4re_Gauland

      kurz - Was ein Ffm-Gespann - “Mann kennt sich - Mann stützt sich.“ 👹



      (~ Ol Conny)



      Gelle. Stahlhelmer ausgemendelt zu Arschlöcher für Deutschland 🇩🇪!

      Na Mahlzeit

  • Ich finde die Tatsache, dass dieser "Leut" Gauland dort bei der FAZ-Feier dabei war, durchaus ausreichend, um die FAZ weiterhin als erzkonservative und rechts-zündelnde Zeitung zu schmähen.

  • Gnade für alte weiße Männer!



    Besser die FAZ als den Völkischen Beobachter.



    Die FAZ sollte aber ´mal reflektieren, daß diese Klientel demnächst ausstirbt.

    • @Jürgen aus Nürnberg:

      Besser die BDS Antisemiten in der Linkspartei-Fraktion als die FAZ

      Gnade für die linken alten Männer und Frauen!

      • @Rudolf Fissner:

        Hat jetzt mit dem Inhalt hier nicht so viel zu tun.

      • @Rudolf Fissner:

        Das mögen Sie als Nichtjude ja vielleicht so sehen.

        • @grenzgängerin:

          Sollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass man im eigenen Lager mit äußerstem Wohlwollen arbeitet und über die Verwandtschaft gerne böse tuschelt.

    • @Jürgen aus Nürnberg:

      Das Schlimme ist doch: Jüngere wachsen jedoch nach.

  • "Alte weiße Zeitung?" Wie bunt und divers ist denn die Leserschaft der taz, wenn ich mal fragen darf? Jede Wette: Mindestens 95 Prozent sind weiß. Migranten lesen keine taz...

    • @Roger Z:

      Haha....den Nagel auf den Kopf getroffen. :)

      • @grenzgängerin:

        Guter Punkt,

        aber die taz bringt mehr Artikel über das Ausland und die Situation von Migranten in Deutschland als die meisten anderen Zeitungen.

        • @shashikant:

          Ist dem so?

          • @BluesBrothers:

            Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Welche verbreitetere Zeitung fällt Ihnen ein?

  • Man erkennt die Lage der populären Diskussionskultur auch daran, dass sich Herr König (von dem der Instagram-Post stammt) nicht etwa einer Diskussion stellen wollte und lieber undercover ein Foto schießt und postet, nur um dann messiasartig jede einzelne Antwort auf ebendieses Foto in seine Story zu posten (lässt man seine Follower nicht wissen, wie viel Beifall man doch erhält, würde sich das Foto ja im worst case scenario als der WhatsApp-Gruppen-Beitrag an die Mädels-Clique entlarven, das es hätte sein sollen).

    • @sputnik98:

      Schon mal was von Geschlossener Gesellschaft gehört? Wer bemerkt, dass eine FAZ mit einem Rechtsextremisten feiert, muss wohl auch nicht das Gespräch suchen. Das spricht für sich. Bei se wäy: Wer bei ebensolchen Rechtsextremisten von Diskussionskultur spricht, hat entweder etwas ganz Grundsätzliches nicht verstanden oder versucht absichtlich unter dem Deckmäntelchen der Toleranz die Feinde der Toleranz hoffähig zu machen. Gauland ärgerte sich kürzlich über ein Zuviel an Meinungsfreiheit, weil man den Faschisten Höcke einen Faschisten nennen darf.

  • Naja, nicht sehr überzeugend, dieser - äh - Kommentar. Kein Hintergrund und keine Info, wie und warum dieser Polit-Widerling bei der Party auftauchte, aber zumindest eine starke Meinung.

  • FAZ - dahinter steckt immer ein Kopf in einem Arsch.

    • @Rainer B.:

      Ich bin froh, dass es die FAZ gibt. Ich schätze sie, weil sie regelmäßig über den Niedergang des deutschen Schulsystems berichtet.

      • @Altgrüne:

        Dabei dürfte man nach 70 Jahren den Niedergang des deutschen Schulsystems ja nun eigentlich endlich mal als abgeschlossene Geschichte eines Untergangs ansehen können. (;-))

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das kann doch nicht alles gewesen sein, taz?

    Ich vermisse noch eine Laudatio von Anja Maier. Werde ich wieder einmal schmählich enttäuscht? Da ungebetene Ratschläge zu meinen - gleichermaßen geliebten wie gefürchteten - Spezialitäten gehören, hätte ich schon eine Headline passend zur aktuellen 'Geschäftspolitik' dieses Hauses anzubieten:

    "Themen, die keine sind."